Instabile HWS aufgrund von genetischer Bindegewebsschwäche (z.B. Ehlers-Danlos-Syndrom/EDS)

Hallo,
noch eine Ergänzung:

In der Präsentation wird auch erwähnt, dass häufig bei EDS eine Gluten-Unverträglichkeit vorliegt. Als Möglichkeit, durch die Ernährung darauf zu reagieren, wird Folgendes erwähnt:

A Potential “Nutrigenetic” Approach
• In vitro nutrition research demonstrates protective effects of certain nutrients against gluten cytotoxicity.
– phytonutrients (lycopene, quercitine, vitamin C, tyrosol) – DHA
• In vivo nutrition research is needed to determine whether additional specific nutrients bolster antioxidant defenses against gluten cytotoxicity.
– long chain unsaturated fatty acids – antioxidant vitamins
– plant polyphenols
– carotenoids

Auch Dysbiose scheint häufig aufzutreten und kann zu unspezifischen Entzündungen führen.

Dafür wird empfohlen:
To address dysbiosis, consider:
• using prebiotics.
– e.g., inulin, FOS, XOS, GOS, lactulose, chicory root, jerusalem artichoke, dandelion greens, garlic, leeks, onion, asparagus, bananas.
• using probiotics.
– e.g. kefir, yogurt, miso, tempeh, kimchi, sauerkraut
• increasing intake of antioxidants and fiber. – fresh or raw greens and vegetables – ancient grains
 buckwheat, amaranth, chia, millet, quinoa, sorghum, taro – beans, peas, chickpeas, lentils, nuts and almonds
– certain fruits
• supplementing vitamin D and omega FAs.
• In some cases, use of broad-spectrum antibiotics (e.g., Rifaximin) in combination with multi-strain probiotics (e.g., VSL#3) is warranted.
In the future, will profound or refractory dysbiosis in EDS be an accepted / approved clinical indication for fecal transplant?

To avoid dysbiosis, also consider:
• avoiding refined carbohydrates.
• limiting daily intake of fructose <25g/day.
• eliminating sugar alcohols (e.g. xylitol, sorbitol).
• eliminating artificial sweeteners (e.g., aspartame).
• minimizing intake of saturated fats.
• avoiding fried, grilled, and toasted food.
• reducing intake of cured meat.
• limiting alcohol consumption.
• eliminating or minimizing casein, gluten, and zein.
• eliminating polypharmacy where possible.

Dies findet sich alles jeweils am Ende der Präsentation. Sehr interessant. Es wird empfohlen, individuell die Ernährung anzupassen. Also, das Lesen der Präsentation lohnt sich.

Hier noch einmal die Quellenangabe aller Zitate in diesem Posting:
Gastrointestinal Complications of Ehlers-Danlos syndrome
The Harvey Institute for Human Genetics
EDNF Physicians Conference September 15, 2014
Heidi A. Collins, MD
https://ednf.org/sites/default/files/Collins.pdf

Viele Grüße,
odyssina
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Abend odyssina
Ich bin zufällig über deinen Thread gestoßen vom 2.2.15. Ich habe bei mir den Verdacht des EDS 3 seit einiger Zeit, auch ich kenne die von dir beschriebenen symptome gut. Nun möchte ich es gerne abklären lassen beim Arzt, aber wie du schon gesagt hast ist es schwer einen zu finden. Ich wollte dich fragen welchen Arzt du empfehlen kannst (Name + wo er praktiziert)?

Ich wünsche einen schönen Tag
LG
 
Hallo Charlopin,

schön, dass Du hierher gefunden hast. Für mich ist der Austausch mit anderen Patienten sehr wichtig; ich habe schon viel dadurch gelernt und freue mich, wenn ich auch ein bisschen weiterhelfen kann.

Ich schreibe Dir mal eine private Nachricht. Ärztenamen schreibe ich nicht so gern öffentlich, ohne zu wissen, ob das den Ärzten recht ist.

Viele Grüße,
odyssina
 
Hallo Odyssina,

zu meinem großen Erstaunen kam letzte Woche in der Visite (NDR-Gesundheitssendung) etwas zum Ehlers-Danlos-Syndrom, siehe:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendun...-durch-Ehlers-Danlos-Syndrom,visite10902.html (dort wird das Video wohl noch eine zeitlang online sein)

Die dort gezeigten Fälle waren aber wirklich ziemlich schlimm dran, sind das aus Deiner Sicht Extremfälle? Wenn es einen so hart erwischt, sollte das doch eigentlich schon im Kindesalter relativ klar sein, um was es sich handelt?

Ich danke Dir jedenfalls nochmals, dass Du das Thema hier eingebracht hast. Ich überlege auch, 1-3 Sätze in das HWS-Wiki einzuarbeiten, die einen Hinweis auf diese Erkrankung geben - als Quelle könnte z.B. der von Dir veröffentlichte Artikel sein, den Du weiter oben verlinkt hast. Das wird aber sicher ein bisschen dauern...

Grüße :)
Kate
 
Hallo Odyssina,

ich habe mal einige Deiner Beiträge "quer gelesen" und mir ist u. a. das hier aufgefallen:
Meine Neigung zu blauen Flecken, meine schnelle Erschöpfbarkeit nach körperlicher Anstrengung, die schlechte Wirkung von Anästhetika, meine Verdauungsprobleme, meine Phasen autonomer Regulationsstörungen, meine starken Monatsblutungen, meine schlechte Wundheilung mit weiten Narben.
Hier nennst Du einige Symptome, die auf eine Lebererkrankung passen würden:
Blaue Flecken und starke Monatsblutungen sprechen für eine Gerinnungsstörung und die Gerinnung ist bei Leberkrankheiten sehr oft gestört, weil die Gerinnungsfaktoren in der Leber produziert werden.
Schnelle Erschöpfbarkeit nach körperlicher Anstrengung ist auch üblich bei Leberkrankheiten.
Verdauungsprobleme sind ganz typisch für Leberkrankheiten.
Die schlechte Wundheilung deutet auf einen Zinkmangel hin und Zinkmangel ist äußerst häufig bei Leberkranken.

Dass Leberkranke dann auch noch andere Störungen entwickeln wie Bindegewebsprobleme und vieles mehr, will ich nur nebenbei erwähnen.

Daher würde ich auch die Leber mal genauer betrachten, denn vielleicht ist die Leber nicht in Ordnung?

lg
margie
 
Auch so kann EDS aussehen:
https://www.youtube.com/watch?v=1wEjBc8P9hs

@Kate
ein sehr großes Problem ist, das die Symptome einfach nicht ernst genommen werden von Ärztlicher Seite. Wenn dann aber mit Anfang 20 (oder früher) ein Knie zB schon völlig im Eimer ist, dann werden lange Gesichter gemacht. Ausrenkungen Gewebsbrüche, Risse etc..das ist das ist dann halt einfach so.
 
Hallo Emilia,

wenn ich mir speziell die beiden Fälle aus der "Visite" anschaue, ist es schon ein besonderes "Trauerspiel", wenn derart offensichtliche Symptome, sogar regelrechte Körperbehinderung, nicht ernst genommen werden :eek:) Der 15-jährige Junge hatte dabei wohl noch "Glück" im Unglück, die angebotenen Behandlungsoptionen schienen allerdings auch sehr beschränkt zu sein.

Umso besser, wenn wir hier darauf aufmerksam machen können.

An Odyssina: Ich fand gerade den Link zu Deiner Veröffentlichung nicht wieder, könntest Du den bitte nochmal hierher setzen? :)

Gruß
Kate
 
Hallo Kate,

nein, leider ist oft nicht im Kindesalter klar, um was es sich handelt. Wo auch immer man sich in Foren mit anderen EDS-Patienten austauscht: Die meisten werden erst nach Jahrzehnten diagnostiziert. Es schaut halt doch jeder Mediziner nur auf seine Fachrichtung, EDS wird im Medizin-Studium wohl meist nur nebenbei und vor allem am Beispiel des klassischen Typs, der aufgrund der stark dehnbaren Haut leichter erkennbar ist, behandelt. Hypermobilität wird oft als Normvariante gesehen, und es gibt ja - außer der Hypermobilität und dem marfanoiden Habitus - auch wenig im normalen Arztbetrieb erkennbare Zeichen. In der Reportage fand ich es ehrlich gesagt verwirrend, dass von Gelenkentzündungen die Rede war - das muss nicht sein. Abnutzungen und arthrotische Veränderungen können auch ohne Entzündungen einhergehen. Und dann steht da ein Patient beim Arzt, der jede Menge Beschwerden hat und bei den ganzen üblichen Dingen, nach denen geschaut wird - Bandscheibenvorfälle, Entzündungszeichen etc. - kommt nicht so recht was bei heraus. Das macht die Sache ziemlich schwierig für die betroffenen Patienten. In einem englischsprachigen Forum hat mal jemand in die Runde gefragt, wer zuerst auf die Diagnose gekommen ist. In den wenigsten Fällen war das ein Arzt, sondern die Patienten sind meist selbst auf das Thema aufmerksam geworden, haben sich informiert wo die wenigen Experten sitzen und dann dort die Frage nach EDS abklären lassen. Die diagnostischen Kriterien sollen kommendes Jahr überarbeitet werden und ich hoffe sehr, dass in diesem Rahmen auch mehr auf das Krankheitsbild aufmerksam gemacht wird, mit Publikationen etc.

EDS kann tatsächlich sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Frauen haben oft mehr Probleme als Männer, da die Hormone bei Frauen zu einer Lockerung des Gewebes beitragen und Männer generell mehr stabilisierende Muskeln haben. Bei vielen Frauen werden die Symptome daher auch in der Pubertät heftiger. Insgesamt gibt es EDS-Patienten, die weniger Beschwerden haben und andere, die mehr Beschwerden haben - das kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein.

Was auch erst in den letzten Jahren Beachtung zu finden scheint, sind neurologische Ausprägungen von EDS. Zum einen kommen wohl small fibre Neuropathien und manche Myopathien eher bei EDS vor, zum anderen kann die Instabilität der Gelenke und der Wirbelsäule zu Nervenschäden beitragen.

Das Thema ins wiki aufzunehmen, fände ich klasse. Vielleicht könnte das manchen Patienten weiterhelfen. Außer EDS gibt es übrigens noch verschiedene andere genetische Erkrankungen mit fehlerhaftem Aufbau des Bindegewebes, bei denen es auch zu Instabilitäten der HWS kommen kann, wie z.B. das Marfan-Syndrom oder das Loeys-Dietz-Syndrom.

Der Link zur Publikation zum hypermobilen Typ EDS ist hier - hast Du den gemeint?
Ehlers-Danlos Syndrome, Hypermobility Type: An Underdiagnosed Hereditary Connective Tissue Disorder with Mucocutaneous, Articular, and Systemic Manifestations

Und hier noch ein Link zu einem Abstract zu Kopfschmerzen, HWS-Problemen und EDS:
Connective tissue, Ehlers-Danlos syndrome(s), and head and cervical pain. - PubMed - NCBI

Hallo margie,

danke fürs Mitdenken - Differentialdiagnosen sind immer wichtig, auch für Mitleser. Meine Leberwerte sind allerdings okay, ebenso meine Gerinnungsfaktoren, und die EDS-Diagnose ist bei mir inzwischen bestätigt (ebenso wie ein milder von Willebrand, was bei EDS wohl auch häufig vorkommt). Allerdings weiss man grade beim hypermobilen Typ des EDS noch nicht, wo die Störung - genetisch gesehen - eigentlich liegt. Ich habe erst vor kurzem einen Patientenvortrag eines bekannten Genetikers gesehen, in dem er meinte, er vermutet, dass keines der klassischen Gene, die man im Zusammenhang mit Bindegewebe vermuten würde, betroffen ist, sondern das komplexer ist und die Mutation wohl an irgendeinem anderen Ort liegen wird. Das fand ich sehr interessant. Wer weiss, vielleicht ist ja an dem Gedanken mit einem Zusammenhang zur Leber etwas dran?

Hallo Emillia,

danke für den Link. Den kenne ich noch gar nicht - muss ich auch mal anschauen. :)

Viele Grüße,
odyssina
 
Hallo margie,

danke fürs Mitdenken - Differentialdiagnosen sind immer wichtig, auch für Mitleser. Meine Leberwerte sind allerdings okay, ebenso meine Gerinnungsfaktoren, und die EDS-Diagnose ist bei mir inzwischen bestätigt (ebenso wie ein milder von Willebrand, was bei EDS wohl auch häufig vorkommt).
Ja, den von Willebrand hätte ich gerade noch erwähnt, wenn Du es nicht selbst geschrieben hättest.

Betr. Leberwerte, die okay sind folgendes:
Aus eigener Erfahrung und weil es auch oft so von den Leber-Spezialisten gesagt wird, wollte ich nur noch erwähnen, dass man selbst mit normalen Leberwerten leberkrank sein kann.
Die Leberwerte sind nicht immer und vor allem nicht bei jeder Leberkrankheit erhöht.
Bei meiner Leberkrankheit (M. Wilson) können sie normal sein.
Außerdem können gerade die Transaminasen (=die am häufigsten bestimmten Leberwerte), wenn die Leber so schwer krank ist, dass die Leber diese Transaminasen nicht mehr bilden kann.
Hinzu kommt, dass Leberkrankheiten schubweise verlaufen können und die Leberwerte in solchen Fällen auch immer wieder normal sind.

Aber ich will Dir nun keine Leberkrankheit "andichten". Mir genügt es, wenn ich auf evtl. Zusammenhänge hingewiesen habe.

lg
margie
 
Hallo miteinander,

es gibt eine neue sehr gute Publikation zu Instabilitäten der oberen HWS bei Bindegewebserkrankungen. Hier kann man sie herunterladen:


Craniocervical instability in patients with hypermobility connective tissue disorders


Dabei werden damit verbundene Symptome aufgezählt und in Verbindung zu Hirnstamm und oberem Rückenmark gebracht und diverse radiologische Messungen empfohlen.

Auch ansonsten ist es ganz spannend, was sich in der Forschung in diesem Bereich tut. So wird z.B. auch der "brainfog", also die Benommenheit/Konzentrationsstörungen, unter denen viele von Chiari und/oder Instabilitäten der oberen HWS Betroffene leiden, etwas genauer unter die Lupe genommen, ebenso wie Liquorflussstörungen mit Änderungen des Hirndrucks und neurovegetative Regulationsstörungen. Sehr spannend...

2016 CSF Think Tank Meeting

Viele Grüße,
odyssita
 
Ein sehr interessantes Thema; ich bin zufällig drauf gestoßen, habe mich eingelesen und kann mich in vielem erkennen.

- schon in Kindheit schnelle Ermüdung bei vielen Tätigkeiten
- in der Schule Probleme wenn viel Schreibarbeit zu verrichten war
- hypermobile Gelenke (Knie, Arme, Finger)
- Rückbeschwerden
- bestimmte Sportübungen ermüden mich auch jetzt noch ungewöhnlich schnell, obwohl ich mich schon als sportlich bezeichnen würde
- sehr flexible Haut (Test am Hals und Handrücken)
- Neigung zu Blutergüssen (hat aber abgenommen)
- Langens Stehen oder Sitzen bereitet Probleme
- Magen/Darmprobleme früher häufig, nun keine großartige Problematik mehr
- Schlechte Wundheilung im Mund

Was ich allerdings nicht habe:

- Großartige Schmerzen in den Gelenken; zumindest ist mir das nie aufgefallen
- Anhaltende Muskelschmerzen habe ich eigentlich auch nicht; gerade derzeit laufe (Sport) ich wirklich sehr viel und teilweise 50 km die Woche (6 oder 7 Einheiten)
- Große Erholungszeiten brauche ich diesbezüglich auch nicht
- Narben verwachsen bei mir gut
- Wundheilung würde ich als normal bezeichnen

Das wäre ja fast wieder Punkte welche gegen eine Diagnose sprechen würden.

Derzeit habe ich allerdings einige Probleme mit dem Ohr/Kopf und bin dabei ggf. ein Upright MRT meines HWS machen zu lassen. Fraglich ist allerdings, ob dies nicht kontraproduktiv ist.

Zu mir; bin m und fast 37

@odyssina

Was meinst du? Machst es Sinn eine Diagnostik zu machen und wenn ja, wer machst sowas?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Vineyard,

schön, dass Du uns gefunden hast, auch wenn der Anlass natürlich kein schöner ist.

Ob Du EDS hast oder nicht, kann ich als Laie Dir natürlich nicht beantworten. Aber für ganz unwahrscheinlich/ausgeschlossen halte ich es nicht. Was vielleicht interessant zu wissen ist:

Bei EDS machen die Hormone oft einen Unterschied. Frauen sind oft stärker betroffen, weil Männer - auch bedingt durch Testosteron - besser Muskeln aufbauen und den mangelnden Halt der Gelenke muskulär ausgleichen können.

Das würde dazu passen, dass Du in der Kindheit mehr Beschwerden hattest.

Ganz generell ist es so, dass EDS-Betroffene sehr schnell dekonditionieren. Auch ich hatte Phasen, in denen ich recht fit war. Wenn dann aber eine Verletzung dazu kommt, die einen zum Pausieren zwingt, geht es für viele erst einmal bergab. Training bei EDS ist auch nicht so ohne weiteres nach den normalen Trainingsprinzipien durchführbar; man sagt: "start low, go slow".

Es gibt neben EDS noch andere, ähnliche Erkrankungen, bei denen teilweise ähnliche Symptome auftreten können, wie z.B. Marfan-Syndrom, Stickler-Syndrom, Loeys-Dietz-Syndrom etc.

Eine wichtige Frage ist vor allem die, ob es in der Familie ähnliche Fälle gibt. Jetzt nicht mit haargenau denselben Symptomen - denn die Ausprägung ist bei jedem anders - aber eben doch mit einer auffälligen Häufung von Gesundheitsproblemen, die nicht so recht ins Schema F passen. Diese Erkrankungen sind genetische Erkrankungen und folgen entsprechenden Vererbungsmustern. Allerdings ist natürlich auch immer ein Neuauftreten einer Erkrankung, im Sinne eine neuen Mutation, möglich.

Das hypermobile EDS ist eine klinische Diagnose, die Mutation(en) dahinter sind also noch nicht bekannt. Aktuell werden die diagnostischen Kriterien überarbeitet; daher ist es vielleicht nicht der einfachste Zeitpunkt, um eine Diagnose zu bekommen. Im Verlauf des Jahres werden einige größere interdisziplinäre Publikationen dazu erwartet.

Ich habe eben kurz bei Deinen Beiträgen quergelesen. Wenn Du in Richtung HIT denkst, solltest Du alternativ das Mastzellaktivierungssyndrom im Hinterkopf behalten. Das kann bei EDS ebenfalls vermehrt auftreten und gastrointestinale, allergieähnliche und vegetative Beschwerden verursachen; außerdem auch eine Hemmung der Blutgerinnung. Mögliche Trigger sind verschiedene Lebensmittel, Zusatzstoffe in Medikamenten, Duftstoffe, Schlafmangel, Stress, körperliche Anstrengung, heisse und kalte Temperaturen, Reibung auf der Haut etc. In Deutschland wird an der Uniklinik Bonn dazu geforscht.

In Sachen EDS-Diagnostik kann ich Dir von zwei Humangenetikerinnen die Kontaktdaten zukommen lassen, die mit EDS Erfahrung haben. Ich mache das per PN, weil ich nicht weiss, ob es den Ärzten recht ist, wenn ich sie hier öffentlich erwähne. Gut ist, wenn Du vorab Deine Unterlagen etwas sortierst und mitbringst, und wenn Du in Deiner Familie Erkundigungen einholst nach Erkrankungen, häufigen Verletzungen etc.

Das Upright-MRT wird von Ärzten sehr unterschiedlich bewertet. Als kontraproduktiv würde ich es nicht bezeichnen; man darf nur vielleicht nicht zu viel davon erwarten. In den USA gibt es inzwischen mehrere Neurochirurgen (auch von Unikliniken), die sich mit neurologischer Symptomatik bei EDS beschäftigen. Upright-MRT in Flexion und Extension gehört zu der Diagnostik, die sie empfehlen. Sie bewerten allerdings andere Messungen, die hier in Deutschland noch nicht so etabliert sind, meines Wissens nach. Ich hoffe aber darauf, dass sich diese Messungen mehr etablieren werden; sie sind nämlich inzwischen in den zu erhebenden Datensatz bei Studien zu Chiari I Malformation aufgenommen (denn auch dabei gibt es öfters Instabilitäten der oberen HWS), Stichwort Common Data Elements der NIH/NINDS.

Aber ich komme von Thema ab... Sorry. Melde Dich, wenn Du noch Fragen hast, ja?

Übrigens, Ende März wird wahrscheinlich ein mit EDS sehr erfahrener Schmerztherapeut aus den USA einen Vortrag in Deutschland halten, Dr. Pradeep Chopra. Hier gibt es ein Video von ihm, mit dem man auch einen kleinen Eindruck in die vielen Facetten der Erkrankung bekommt, mit hilfreichen Tipps für therapeutische Ansätze:

https://www.youtube.com/watch?v=jdGhI2Raqlg&t=273s

Und hier gibt es noch einen guten Vortrag, der sich mit den diagnostischen Kriterien beschäftigt, wie sie aktuell in Italien angewandt werden:

https://www.youtube.com/watch?v=Qf1jy54EFHM

Viele Grüße,
odyssina
 
Vortrag in Frankfurt:

Erkennung und Behandlung von komplexen, multisystemischen Erkrankungen:

Ehlers-Danlos Syndrom und CRPS

Sehr geehrte Damen und Herren,

chronische Schmerzen sind für betroffene Patienten eine belastende Situation, um so mehr, wenn es sich um komplexe Krankheitsbilder handelt, die noch nicht vollständig verstanden werden.

Im Fall des Ehlers-Danlos Syndroms (EDS) bestehen oft schon im Kindesalter Schmerzen und Erschöpfung, die teilweise schwer zuzuordnen sind; oft wird die Diagnose erst verspätet gestellt. Ursache ist ein Kollagenaufbaufehler, der sich in Hypermobilität der Gelenke, höherer Verletzungsanfälligkeit und Wundheilungsstörungen äußern kann; Erschöpfung, Magen-Darm-Beschwerden, Kreislaufprobleme und weitere vegetative Symptome können vermehrt auftreten. Auch für Ärzte und Therapeuten ist die Behandlung dieser Patienten eine Herausforderung; häufig werden Symptome vor Diagnosestellung fälschlicherweise als psychisch bedingt angesehen, was für betroffene Patienten eine zusätzlich belastende Situation darstellt.

Ebenfalls eine Herausforderung ist die Behandlung von Patienten mit dem Complex Regional Pain Syndrom (CRPS), auch als Morbus Sudeck bekannt.

Aktuelles
 
Guten Morgen,

wie schon in der Vorstellung geschrieben, bin ich auf der Suche nach Informationen.

Vieles aus den vorherigen Beschreibungen hier trifft auch auf mich zu. Zudem habe ich einige Diagnosen, die in der Literatur als Komorbiditäten aufgeführt sind. Meiner Einschätzung nach habe ich auch eine positive Familienanamnese (Hypermobilität bei beiden Großmüttern, Blutungsneigung und Arthrose in frühem Alter).

Ich selbst kann bis auf den Test mit den Händen auf den Boden legen die Bewegungen nachmachen. Meinen Arm/Handgelenk kann ich um 540° drehen, auf den Außenseiten der Füße laufen, mit dem rechten Arm hinten rum um den Kopf fassen bis fast ans rechte Ohr.
Meine Haut ist so gut wie gar nicht betroffen (außer dass sie schnell trocken wird und dann reißt).

Im Internet habe ich nichts dazu gefunden, ob bei der Einschätzung des EDS auch die Begleiterkrankungen heran gezogen werden.
Da hätte ich einige zu bieten ... (Arnold Chiari Malformation, Epilepsie, Migräne, Gelenkentzündungen, Wirbelsäulenverkrümmung, Kurzsichtigkeit)
Anhand nur der Einteilunge nach den Major- und Minor-Kriterien fehlt mir wohl etwas zur Diagnose.
Und ich habe solche Angst, dass man mich einfach als verrückt abtut und nicht ernst nimmt.
Macht es überhaupt Sinn, eine Vorstellung in einem Zentrum für seltene Erkrankungen in Angriff zu nehmen?

Der Gedanke, dass man mir sagt "Nö, ist kein EDS", nagt gerade ganz arg an mir. Was hab ich denn dann? :(

LG
 
Hallo
ich kann heute nicht viel schreiben (Nacken). Der sichere EDS Nachweis ist nicht ganz einfach, allein schon weil nicht alle genetischen Mutationen bekannt sind. Es wird zwar inzwischen ein umfassenderer Test angeboten, aber was nicht bekannt ist, kann man nicht testen. Ausserdem ist die AussageKraft bei den einzelnen Test nicht immer besonders hoch. Beim Klassischen Typ liegt sie gerade bei 50%, heisst also 50% falsch negative Tests. Heisst aber genauso gut, das dir keiner sagen kann "nö, ist kein EDS". Naja und das mit dem ernst genommen werden, entschuldige, aber mach dir keine allzu großen Hoffnungen.
 
Guten Morgen :)

Das habe ich befürchtet.
Seit ein paar Tagen lese ich alles, was ich finden kann und es wird immer mehr.
Jetzt wurde mir zumindest in Köln eine Adresse genannt, ich hoffe, dass ich dort zumindest nicht ausgelacht werde. Meine Ärzte hier vor Ort halten mich langsam glaub ich für verrückt.
Das Liquor Leck 2012 habe ich auch schon eigenmächtig behandelt, weil mir niemand geglaubt hat und die Aussage des Orthopäden bei der Arnold Chiari Malformation war "Wie soll das Ihre Beschwerden erklären? Nur weil das Gehirn 2 cm in die Wirbelsäule gerutscht ist? Gehirn tut doch nicht weh."
Ich möchte nicht mehr alles selbst heraus finden und behandeln müssen ... Etwas "schwarz auf weiß" zu haben, ist mir sehr wichtig. Aber ich hab mir ja scheinbar schon wieder etwas ausgesucht, was keiner hat.
Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand gleich 2 dieser "sehr seltenen Krankheiten" auf einmal hat? :(
Ich sollte wohl doch Lotto spielen ...

LG
 
Hallo miteinander,

die Details zur Veranstaltung zu EDS und CRPS sind veröffentlicht. Die Veranstaltung ist am 27.3. in Frankfurt. Nähere Informationen gibt es hier:

Aktuelles

Vielleicht kann der eine oder andere ja teilnehmen, oder die Information an interessierte Ärzte und Therapeuten weiterleiten?

Dr. Chopras Vorträge sind üblicherweise sehr praxisnah, mit vielen praktischen Tipps, welche Therapieansätze es gibt bei Schmerzen, die mit Hypermobilität, Ehlers-Danlos Syndrom und CRPS einhergehen.

Interessant ist vielleicht auch noch, zu erwähnen, dass es einen Overlap zwischen EDS und Chronic Fatigue Syndrom gibt und ebenfalls zu Fibromyalgie (das wird in einer aktuellen Publikation zu EDS erwähnt). Außerdem wird in der Publikation erwähnt, dass gerade das hypermobile EDS vermutlich nicht so selten ist, wie bisher angenommen.

Die Behandlung von EDS ist symptomatisch; insofern ist die Veranstaltung bestimmt auch für Betroffene interessant, die keine EDS-Diagnose haben.

@Kate: Wie findet man den Veranstaltungshinweis denn am besten? Ist der hier richtig, oder hättest Du noch andere Ideen?

Viele Grüße,
odyssina
 
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