Laborwerte rund um die Histamin-Problematik
Hallo Oregano,
was mich nur stutzig macht in deinem Zitat ist die Erwähnung von alpha-Liponsäure und ACC/NAC - beides bei Histaminproblemen außerordentlich kritisch.
Und bei Histaminproblemen ist ja auch immer ausdrücklich die Rede von "Pseudo"allergien im Unterschied zu "echten" Allergien (ebenso wie es im Zusammenhang mit Histamin auch um "Pseudo"entzündungen im Unterschied zu echten Entzündungen geht - erkennt man im Blutbild am Fehlen entsprechender Enzündungswerte wie Erhöhung von CRP).
Daher bin ich nicht sicher, ob die dort aufgeführten Werte jetzt eine Relevanz zur Diagnostik von Histaminintoleranzen haben.
Ich denke, das Thema ist ziemlich komplex und auch verwirrend.
Schon deshalb, weil die Konstellation, die zu einer Histaminintoleranz bzw. zu akuten Histaminproblemen führt, sehr verschieden sein kann.
So, wie ich es bislang sehe, gibt es im wesentlichen folgende Möglichkeiten:
- hohes Histamin (endogen=körpereigenes, exogen=von außen zugeführtes) und normale Aktivität der Abbauenzyme (DAO/HNMT), die jedoch nicht ausreicht, um das hohe Histamin zeitnah abzubauen
- akuter Histaminschub induziert verstärkte Aktivität der Abbauenzyme
- normale Histaminwerte und erniedrigte Aktivität der Abbauenzyme (DAO und/oder HNMT)
- niedrige Histaminwerte und dadurch herabgesetzte Aktivität der Abbauenzyme, erhöhte Sensibilität für Schwankungen im Histaminhaushalt
- Zustand bei Dekompensation/Entgleisung - hohe Menge an Histamin-Abbauprodukten (Methylhistamin) hemmt Enzymaktivität
Man muss also immer mehrere Faktoren in Beziehung setzen:
- die Menge an abgebautem Histamin (Methylhistamin im 24h-Urin)/Histamin im Stuhl
- ggf. die Mastzellaktivitäten (Tryptase im Serum)
- die DAO-Aktivität
- die Menge an Histamin im Serum (stark schwankend, also unzuverlässig)
Daraus resultiert auch automatisch, dass Tests unter Belastung bzw. bei akuter Reaktion andere Ergebnisse zeigen, als Tests unter Diätbedingungen bzw. ohne akutes Problem.
Der Goldstandard sind Untersuchungen vor und nach einer 3-4wöchigen Eliminationsdiät und der dabei diagnostizierte Unterschied von Werten.
Dies betrifft eigentlich alle Untersuchungen - einschließlich des Pricktestes.
avt-osteopathie.de/downloads/nahrungsmittelallergien.pdf
Allgemeine Untersuchungen:
Pricktest
Zunächst einmal ist die einfachste Möglichkeit ein
Pricktest:
bestdoc.org schrieb:
Nach 20 Minuten haben 68,3% der Patienten aus der Histaminintoleranz-Gruppe eine Quaddel und 31,7% der gesunden Patienten. Nach 40 Minuten haben noch 85,2% der histaminintoleranten Patienten eine messbare Quaddel, aber nur noch 14,8% der Gesunden (p< 0,001).
Den Test kann jeder Hautarzt ohne weiteres durchführen, ggf. auch der Hausarzt und er wird auch von der Krankenkasse übernommen.
Eine fehlende Quaddel bedeutet nicht, dass man keine Histaminintoleranz hat, es ist also nicht wirklich ein Ausschluß möglich - aber eine langanhaltende Quaddel ist ein ziemlich eindeutiger Hinweis auf ein Histaminabbauproblem.
(Und einige hier haben ja die Quaddel bis zu einem Tag, ohne dass der Arzt das zu deuten gewußt hätte.)
Hier noch ein Erfahrungsthread zu dem Thema:
https://www.symptome.ch/threads/histaminquaddel-beim-prick-test-auf-allergien.69131/#post-583308
Diagnostik der Histaminmenge:
Methylhistamin im Sammelurin
Methylhistamin (1,4-Methylimidazolessigsäure, Metabolit von Histamin im Urin)
Material: 10 ml des 24 Std.-Urins gesammelt über 5-10 ml Eisessig.
Während des Sammelns sollte der Urin im Kühlschrank aufbewahrt werden.
laborkrone.de/analysenverzeichnis/details.php?id=572
N-Methylhistamin - DocCheck Flexikon
Histamin im Stuhl
Außerdem gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, den Stuhl auf Histamin untersuchen zu lassen. Der Normwert für Histamin im Stuhl ist unterscheidet sich von Labor zu Labor.
Histamin im Serum
Bestimmung des freien Histamins im Natriumheparin-Plasma - das Plasma muss hierbei während des Transports gefroren sein!
Tryptase im Serum
Eine gesteigerte Aktivität von Mastzellen führt ebenfalls zu einem erhöhten Histamin.
Hinweise darauf liefert ein erhöhter Spiegel der Tryptase im Serum.
Die Untersuchung wird aus Serum oder Vollblut durchgeführt und kostet 43,72 €.
Interpretation des Tryptasewertes
Es heißt, dass der Tryptasewert mit dem Anteil der Mastzellen im Körper korreliert. Jedoch scheint es Ausnahmen zu geben.
Die Mastzellen in der Haut behalten den größten Anteil ihrer Tryptase schütten ihn nicht kontinuierlich aus, ebenso bleibt auch fraglich, in wiefern Tryptase von den Mastzellen eines Magen-Darm-Befalls in das Blut abgegeben wird und dort gemessen werden kann. Es gibt einzelne Stimmen, die besagen, dass der Tryptasewert in erster Linie die Anzahl der Mastzellen im Knochenmark widerspiegelt.
Damit wird der Tryptasewert zum relativen Parameter, doch leider wird er in der Praxis gerne zum absoluten Marker erhoben.
Die Höhe des Tryptasewertes besagt auch nichts über die Stärke der Symptome, da er keine Auskunft darüber gibt, wie viele Mediatoren und Zytokine die Mastzelle ansonsten ausschüttet. Der Schluss, dass ein Patient mit niedrigem Tryptasewert kaum Symptome haben kann, dass Patienten mit hohen Tryptasewerten aber notwendigerweise sehr stark erkrankt sein müssen, entbehrt damit jeder Grundlage.
Diagnostik der Enzymaktivität
Messung der DAO
Häufig findet man die Aussage:
"
Eine DAO-Aktivität < 3 U/mL spricht für eine Histaminintoleranz, bei einer Aktivität < 10 U/mL ist sie wahrscheinlich, bei einer Aktivität >10 U/mL eher unwahrscheinlich."
Seltener kennen Ärzte diese Aussage:
"
Bei einigen Patienten mit der eindeutigen Klinik einer Histaminintoleranz wurden jedoch auch normale DAO-Aktivitäten beobachtet, so dass bei ihnen die ergänzende Histaminspiegelbestimmung eine weitere diagnostische Möglichkeit darstellt."
Ebenso
ist auch eine erhöhte DAO-Aktivität möglich als Hinweis auf einen aktuellen Histaminanstieg. Das würde nach der o.g. Einteilung gar nicht als Histaminproblem bewertet.
Die DAO-Bestimmung ist also lediglich
ein Faktor bei der Beurteilung eines Histaminproblems und kann nur im Kontext bewertet werden.
Es kann zum einen die DAO quantitativ gemessen werden, zum anderen ist eine Messung der DAO-Aktivität möglich.
Hier eine Erläuterung:
DAO-Aktivitätstests:
Das am meisten verbreitete Testsystem, welches von Forget et al 1984 und später auch von Herrn Jarisch (Histamin-Intoleranz; Histamin und Seekrankheit) mehrfach beschrieben wurde, ist die Messung der Diaminooxidase-Aktivität mit Hilfe von Radioextraktionsassays (REA).
Hierbei wird ein radioaktiv markiertes Substrat (Putrescin), welches dem Histamin sehr ähnlich ist, von der Diaminooxidase (DAO) umgesetzt. Diese Umsetzung kann anhand von kalibriertem Vergleichsmaterial (Standards) quantifiziert werden. Die Angabe dieser Quantifizierung wird in „U/ml“ angegeben.
Die Grenzwerte für diese Quantifizierung der Aktivität und eine damit verbundene Wahrscheinlichkeit für eine Histaminintoleranz (HIT) liegen, den Veröffentlichungen von Herrn Jarisch folgend bei:
DAO < 3U/ml: HIT anzunehmen
3 U/ml < DAO < 10 U/ml: HIT wahrscheinlich
DAO > 10: HIT wenig wahrscheinlich
Dieses Testsystem (kurz DAO-REA genannt) wird von 2 Firmen produziert (Fa. Immundiagnostik AG, Fa. Sciotec).
Ein weiteres Messverfahren/Testsystem zur Bestimmung der DAO-Aktivität ist der bereits von Ihnen erwähnte D-HIT Assay der Firma Sciotec (in Deutschland vertrieben über r-Biopharm).
In diesem Test wird das Histamin in der Probe von der DAO in der Probe umgesetzt. In einem zweiten Schritt wird die nicht umgesetzte Histaminmenge quantifiziert. Je mehr DAO in der Probe ist umso weniger Histamin wird bestimmt. Die Histaminmenge in der Patientenprobe ist aber von Patient zu Patient unterschiedlich und kann daher ebenfalls das DAO-Ergebnis beeinflussen. Somit ist das DAO Ergebnis nicht ausschließlich auf die DAO-Aktivität zurückzuführen.
Daher ist es oftmals der Fall, dass die Ergebnisse dieser Art der DAO Bestimmung nichts mit den Ergebnissen der DAO-Aktivitätsbestimmung mittels DAO-REA zu tun haben, weshalb hier eine andere Einheit „HDU/ml“ (histamin degrading units) gewählt wurde um Verwirrungen zu vermeiden. Dies ist auch beschrieben in einer Publikation in „Allergologie“ 8/2008 von Töndury et al.
DAO-Konzentration:
Das letzte zu erwähnende Testsystem ist der DAO-ELISA der Firma Immundiagnostik AG. Dieser Test ist ein klassischer „Sandwich-ELISA“, mit welchem die humane Diaminooxidase quantifiziert wird. Dabei werden hochspezifische Antikörper eingesetzt, welche ausschließlich die DAO im Serum/Plasma erkennen. Darüber hinaus kann mit diesem Test auch in anderen Probenarten wie zum Beispiel Stuhl die Diaminooxidasekonzentration bestimmt werden.
Dieser Test ist weltweit der erste und einzige DAO Test zur echten quantitativen Bestimmung der DAO.
Zur klinischen Evaluierung wurden zum einen Proben von Schwangeren im Vergleich zu Proben von augenscheinlich Gesunden untersucht. Der DAO ELISA zeigt, wie erforderlich und erwartet, bei Schwangeren höhere Werte im Vergleich zu Gesunden. Zum anderen steigt nach der Gabe von Heparin (intravenös) die DAO-Konzentration innerhalb von 30 Minuten im Vergleich zum Basalwert stark an.
https://www.symptome.ch/threads/dia...n-arten-der-dao-bestimmung.83689/#post-596817
Zugleich ist einschränkend zu sagen, dass es eine Vielzahl von HNMT-Mangel-dominierten Histaminproblemen gibt. Das sind durchaus keine Einzelfälle (tippe aus der Beobachtung eher auf die Mehrzahl - auch hier im Forum) und ich kenne derzeit keinen HNMT-Test.
Diagnostik der Cofaktoren der Enzymtätigkeit
Da bei einem (absoluten oder relativen) Mangel an DAO-Aktivität ein Mangel der DAO-Cofaktoren
Kupfer und
Vitamin C vorliegen kann, sollte man ggf. auch diese untersuchen lassen.
Der HNMT-Abbauweg ist abhängig von
Vitamin B12 und
Zink - daher sind auch diese bei Histaminproblemen sinnvoll zu untersuchen.
Hier eine Übersicht zur
Vitamin B12-Diagnostik.
Zink und Kupfer sollten am besten in den Erythrozyten (reiner Speicherwert im Unterschied zu Vollblut) untersucht werden.
rosmarin
Nachtrag:
Hier mal noch eine grafische Übersicht (leider in englischer Sprache) zum Thema
Diagnostik:
Hier noch ein Link auf eine vergrößerte Übersicht:
https://www.ajcn.org/content/85/5/1185/F3.large.jpg