Wolfgang Jensen
Gesperrt
Themenstarter
- Beitritt
- 16.03.06
- Beiträge
- 822
Als erstes einer Reihe von Themen möchte ich heute beginnen mit
Glauben und Psyche
Es gibt nicht wenige Gelehrte mit der Auffassung, Glauben könne krank machen; einige behaupten sogar, Glauben sei die Wurzel allen Übels auf der Welt. Wieder andere behaupten: eben darum gäbe es Religion als geistiges Phänomen, um an die Ursache von Leid, Unglück und Krankheit zu gelangen. Hieße das, der Glaube würde nicht krank machen, sondern nur eine im feinstofflichen Innen verborgene Krankheit restimulieren?
Als Einstieg in das Thema wählte ich einen Text aus meinem Fundus. Es geht um "Meister Eckhardt" - meine Notizen stammen aus dem Buch eines Geschichtsphilosophen, Friedrich Heer. Sein Buch heißt
"Abschied von Höllen und Himmeln"
S. 140 9. Kapitel Zwei große Antipoden – Dante und Meister Eckhart
S. 149 – 152 Meister Eckhart
... ist „Neuplatoniker“: Gott ist reiner Geist, ist „Alles in Allem“.
... Jeder Mensch ist eine „hochadelige“ Kreatur, die in ihrer höchsten Spitze ihrer Vernunft in Gott reicht, in ihm geborgen ist.
... Der Mensch ist nicht berufen, Knecht Gottes, sondern Sohn, Mitherrscher, ja – Gott zu werden.
... Gott ist ein Gott der Gegenwart, hebt radikal die alten Himmel und Höllen auf. Dazu muß er dem Menschen die Angst nehmen, die Angst zu leben, die Angst zu lieben, die Angst zu leiden, die Angst vor Gott und den Menschen. Und
... Gott ist hochherzig, generös, er weiß wie schwach der Mensch sein kann. Und
...Wirf alle Heiligen und wirf „Maria“ hinaus aus deiner Seele! Wirf selbst Gott hinaus aus deiner Seele, wenn er dich hindert, “gelassen“, wahrhaft frei zu werden, wenn Gott nur noch ein Gegenstand, ein Kultobjekt geworden ist, das dir den Eingang in die wahre Freiheit verstellt.
Und: Der Mensch muß Himmelreich werden: Der Mensch muß Gott in sich gebären.
Er erneuert ein archaisches Urvertrauen: Wer in Gott lebt, hat keine Angst vor der Hölle.
Und: Die Gerechten stehen so fest in der Gerechtigkeit und haben sich so gänzlich ihrer Selbst entäußert, daß sie weder die Pein der Hölle noch die Freuden des Himmelreiches noch irgend etwas beachten.
Und: „Er“ wird von japanischen Zen-Buddhisten, von Indern, von Afrikanern als „großer Bruder“ erfahren, als geistvoller Mittler jenes Identitätserlebnisses, dessen Ausfall den Menschen schizophren, selbsthassend und aggressiv werden läßt.
S. 148 - Der Kölner Erzbsichof Heinrich von Virneburg – führt den Prozeß gegen Meister Eckhart.
So schön kann eine christliche Welt sein, dachte ich gerade in meiner fast grenzenlosen Naivität. Glauben, wie können wir uns davor schützen? glauben, wie können wir damit heilen? Diese beiden Fragen stehen im Zentrum meines Themas, das, so wünsche ich mir, sehr pragmatisch diskutiert werden sollte - im Sinne kranker Menschen.
Gruß Wolfgang
Glauben und Psyche
Es gibt nicht wenige Gelehrte mit der Auffassung, Glauben könne krank machen; einige behaupten sogar, Glauben sei die Wurzel allen Übels auf der Welt. Wieder andere behaupten: eben darum gäbe es Religion als geistiges Phänomen, um an die Ursache von Leid, Unglück und Krankheit zu gelangen. Hieße das, der Glaube würde nicht krank machen, sondern nur eine im feinstofflichen Innen verborgene Krankheit restimulieren?
Als Einstieg in das Thema wählte ich einen Text aus meinem Fundus. Es geht um "Meister Eckhardt" - meine Notizen stammen aus dem Buch eines Geschichtsphilosophen, Friedrich Heer. Sein Buch heißt
"Abschied von Höllen und Himmeln"
S. 140 9. Kapitel Zwei große Antipoden – Dante und Meister Eckhart
S. 149 – 152 Meister Eckhart
... ist „Neuplatoniker“: Gott ist reiner Geist, ist „Alles in Allem“.
... Jeder Mensch ist eine „hochadelige“ Kreatur, die in ihrer höchsten Spitze ihrer Vernunft in Gott reicht, in ihm geborgen ist.
... Der Mensch ist nicht berufen, Knecht Gottes, sondern Sohn, Mitherrscher, ja – Gott zu werden.
... Gott ist ein Gott der Gegenwart, hebt radikal die alten Himmel und Höllen auf. Dazu muß er dem Menschen die Angst nehmen, die Angst zu leben, die Angst zu lieben, die Angst zu leiden, die Angst vor Gott und den Menschen. Und
... Gott ist hochherzig, generös, er weiß wie schwach der Mensch sein kann. Und
...Wirf alle Heiligen und wirf „Maria“ hinaus aus deiner Seele! Wirf selbst Gott hinaus aus deiner Seele, wenn er dich hindert, “gelassen“, wahrhaft frei zu werden, wenn Gott nur noch ein Gegenstand, ein Kultobjekt geworden ist, das dir den Eingang in die wahre Freiheit verstellt.
Und: Der Mensch muß Himmelreich werden: Der Mensch muß Gott in sich gebären.
Er erneuert ein archaisches Urvertrauen: Wer in Gott lebt, hat keine Angst vor der Hölle.
Und: Die Gerechten stehen so fest in der Gerechtigkeit und haben sich so gänzlich ihrer Selbst entäußert, daß sie weder die Pein der Hölle noch die Freuden des Himmelreiches noch irgend etwas beachten.
Und: „Er“ wird von japanischen Zen-Buddhisten, von Indern, von Afrikanern als „großer Bruder“ erfahren, als geistvoller Mittler jenes Identitätserlebnisses, dessen Ausfall den Menschen schizophren, selbsthassend und aggressiv werden läßt.
S. 148 - Der Kölner Erzbsichof Heinrich von Virneburg – führt den Prozeß gegen Meister Eckhart.
So schön kann eine christliche Welt sein, dachte ich gerade in meiner fast grenzenlosen Naivität. Glauben, wie können wir uns davor schützen? glauben, wie können wir damit heilen? Diese beiden Fragen stehen im Zentrum meines Themas, das, so wünsche ich mir, sehr pragmatisch diskutiert werden sollte - im Sinne kranker Menschen.
Gruß Wolfgang