Hallo.
Seit über 10 Jahren nehme ich Benzos. Ausschließlich wegen Einschlafprobleme. Also nicht tagsüber. Zunächst begann es vor stressigen Tagen auf der Arbeit, dann vor stressigen Tagen, dann wann immer ich nicht einschlafen konnte.
Ich nahm Noctamid 0,5 mg und konnte auch immer problemlos aufhören.
Seit 4 Jahren habe ich im Winter immer massive Probleme. Einmal mit dem Schlafen und dann vielleicht, weil ich dann Benzo nehme, mit der Psyche. Da es Noctamid nicht mehr gibt, bekam ich Oxazepam und das kann ich nicht so problemlos absetzen. Ich nehme es seit 3 Monaten täglich und eigentlich wäre jetzt die Zeit, wo ich es nicht mehr bräuchte.
Mein Problem mit der Schlaflosigkeit hängt wohl mit der Schilddrüse zusammen. Hashimoto wurde letzte Woche diagnostziert. Aber die Werte sind jetzt, anders als im Winter wieder o.k.. Mir geht es auch viel besser. Nur Schlafen kann ich nicht.
Seit letzter Woche fiel mir die Benzoabhängigkeit wie Schuppen von den Augen. Wie sehr hat sich in den letzten Jahren doch mein Leben verändert. Schlaf ist das zentrale Thema meines Lebens geworden. Ich gehe abends nicht mehr aus. Reisen ist Stress pur. Auch meine Arbeit konnte ich nicht mehr bewältigen.
Ich wurde krankgeschrieben. 1 Jahr. In der Zeit psychosomatische Reha. Diagnose Belastungssyndrom. Benzo waren ein großes Thema, aber für mich waren sie Retter und ich sah meine Persönlichkeitsveränderung nicht. D.h. ich sah sie schon, aber sah keinen Zusammenhang zu Benzo.
Letzte Woche mit der Hashimoto Diagnose hat es Klick gemacht. Es ist meine 2. Autoimmunerkrankung. Ich mache auch seit 3 Monaten Therapie und auch dort merke ich, wie viel Angst ich doch habe. In meiner Biographie gibt es auch eine Magersucht und eine Zwangserkrankung. Beides in sehr großen Stresssituationen. Gott sei Dank recht kurze Episoden von je 2 Jahren.
Ich habe mich ziemlich schonungslos mit mir, den Benzo und der Abhängigkeit beschäftigt. Was ich vor 3 Wochen noch geleugnet hätte, liegt nun auf dem Tisch. Ich bin abhängig.
Ich war beim Hausarzt, der mir die Tabletten verschreibt, und sagte ihm, dass ich davon loskommen will. Er war nicht begeistert. Diese Menge macht doch nichts, meinte er. Aber ich spüre, dass es eine Menge mit mir macht. Unterstützung bekam ich nicht unbedingt. Atosil, ein Neuroleptika, wenn es mal schlimm wird. Wäre aber nicht zu erwarten.
Ich habe nun das Buch von Ben Diaz gelesen. DANKE DANKE DANKE. Wie oft fand ich mich wieder. Nicht unbedingt in den Panikattacken tagsüber, aber seit 1 Jahr habe ich sie nachts. Mit Benzo.
Ich mache eigentlich schon einiges, was Ben beschreibt. Ich meditiere täglich, kein Stress mehr (bin seit Oktober mit 61 in Rente - ich hatte auch ein Angebot- von der Rentenversicherung). Tja. Kein Grund mehr Benzo zu nehmen, bis auf die Schilddrüse, die im Winter immer austickt. Aber nun ist Frühling und mir geht's eigentlich nicht schlecht und ich ahne, dass es mit Oxazepam schwierig wird.
Die größte Angst ist, wie wird es mit dem Schlafen. Es geht mir total schlecht, wenn ich nicht geschlafen habe. Der Schlaf hat die Bedeutung eines heiligen Grals bekommen.
Aber ich will mein Leben zurück. Ich will wieder Ausgehen können, Freunde haben (habe alles gecancelt in den letzten Jahren, würde mein Mann nicht Freundschaften pflegen wäre ich total isoliert und es war mir früher egal). Ich will meinen Sohn besuchen fahren, ohne, dass die 500 km zum Gewaltakt werden (habe viele Besuche kurzfristig abgesetzt, weil ich Tage nicht schlief vor der Fahrt). Ich will wieder Essen gehen können. Tanzen, Sommerabende genießen. Das alles geht z.Z. nicht. Wenn ich nicht um 10 Uhr im Bett liege, schlafe ich nicht (mein Glaubenssatz).
Wie Ben Diaz führe ich seit Jahren genau Buch über die Tabletten. Wann Einnahme und warum. Irgendwie ist alles kontrolliert und dennoch habe ich keine Kontrolle. Vieles davon ist mir in den letzten Monaten klar geworden (aber nicht der Zusammenhang mit Benzo) ich versuche auch meine Gefühle anzunehmen. Aber nachts gelingt es mir gar nicht. Tagsüber schon besser. Vor 1 Jahr hatte ich überhaupt keinen Kontakt zu meinen Gefühlen aber es ist, wie Ben schreibt die negativen sind präsent, wo sind die Positiven ??
So und nun ist der Moment, wo ich nicht mehr Tabletten abhängig sein will. Die äußeren Bedingungen sind topp (Rente). Es wird gerade klar, dass die Schilddrüse mich im Winter extrem ärgert, also kenne ich meinen Gegner nun und werde im nächsten Winter sofort reagieren. Ich bin in Therapie und die läuft strukturiert (Ben hätte an meiner Therapeutin Freude gehabt). Also der Zeitpunkt ist ideal. Und das Wichtigste: ICH WILL.
Und ich will es alleine schaffen. Ich werde sanft entziehen. Im 2 Wochen auf Null traue ich mir alleine nicht zu. Ich habe in den letzten 4 Wochen von 17,5 mg auf 12,5 mg reduziert. 1 Woche auf 10 mg, aber da bekam ich so Schlafprobleme. Aber das war kein Entzug, sondern ich wollte reduzieren. Also vor meinem Entschluss und ich habe die Schlafprobleme auch nicht als Folge vom Benzoentzug gesehen. Ich glaub, jetzt bin ich besser vorbereitet.
Schade finde ich, dass es keine Gleichgesinnten gibt. Keinen, den man in der Krise ansprechen kann. Ben hat es ja auch beschrieben und das ist fast 10 Jahr her. Hat sich nichts geändert.
So. Nun drückt mir die Daumen, dass alles klappt morgen muss ich mir noch das o.k. bzw. Tipps vom Rheumatologen holen, damit ich nicht in einen Schub geraten.
Viele Grüße
Mondlaub