Themenstarter
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also am meisten stresst mich:
steifigkeit im ganzen körper
muskelschmerzen in den beinen aber hallo
etwas kehlkopfdruck
zittern
nackensteife
alle symtome machen mein leben schwierig und ich hoffe es wird besser aber ab wann in etwa?
........QUOTE]
Liebe Jane, ich versuche dir von meiner Entzugszeit zu erzählen, doch bedenke, dass jeder Mensch individuell ist und somit jeder Entzug unterschiedlich.
Du schreibst von einigen Symptomen, manche davon hatte ich, andere dafür nicht.
Meine Erfahrung ist, dass im Entzug das Nervensystem extrem sensibel ist und somit auch die Muskulatur in einer Art leichter Daueranspannung ist. Dies könnte die Muskelschmerzen, die Steifigkeit und das zittern erklären.
Ich selbst hatte lange mit Stimmungsschwankungen, innerer Unruhe, Schweißausbrüchen, Standprobleme (Schwindel), eine Art Blitze im Kopf (schwer zu beschreiben), Hautirritationen (leichtes brennen), Extrasystolen des Herzens und sehr sensiblen Augen zu tun.
Diese Symptome sind ja sehr unangenehm und können natürlich Angst auslösen. Auch wenn du vorher keine Angststörung hattest, so musst du nun trotzdem im Entzug mit Ängsten umgehen können. Wie du ja weißt arbeitet dein Gehirn nicht normal...... Diazepam hat die Angststörung über eine lange Zeit hinweg übernommen. Dein Gehirn ist nun eine Zeitlang ungeschützt und muss den normalen Umgang mit Ängsten erst wieder lernen. Wichtig ist, dass du ein Bewusstsein bekommst, ob deine Symptome reine Entzugssymptome sind und ungefährlich oder ob du in Gefahr bist. Wenn du es schaffst eine innere Überzeugung zu bekommen, dass es lediglich Symptome sind, die du nur aushalten musst und somit nicht in Gefahr bist, dann kannst du im "Symptom-Fall / Angst-Fall" auch eine essentielle Entscheidung treffen, die dich die Symptome ohne Panik und Klinikaufenthalt überstehen lässt. Wenn du dir unsicher bist, ob die Symptome gefährlich sind, dann spreche mit einem Arzt (am besten Psychiater, weil der sich mit den Medikamenten auskennt) oder auch deinem Hausarzt, damit du die Zweifel beseitigen kannst.
Eine klare Entscheidung im Krisenfall hilft dir zu vertrauen und durchzuhalten. Dein Kopf muss dem Entzug folgen können!
Wie lange der Entzug dauert? Das kann wohl Niemand so wirklich sagen.
Ich kann dir von mir sagen, dass ich ca. 3 Monate extrem zu kämpfen hatte, nach ca. einem halben Jahr gingen die körperlichen Symptome stark zurück, was nicht heißt, dass es 6 Monate gleich war - der Verlauf ist wellenförmig. Die Intensität der Symptome verändert sich - es gibt zwar immer noch Spitzen, doch diese liegen in immer größeren Zeitabständen auseinander und sind auch nicht mehr so stark - auch wenn es sich lange Zeit so anfühlt, als wäre es wie am Anfang. DEM IST ABER NCHT SO! Du darfst dich in solchen Phasen nicht verunsichern lassen - ES WIRD BESSER, AUCH WENN ES SICH OFT NICHT SO ANFÜHLT. Ich befürchte, dass so mancher Betroffene in genau solchen Phasen aufgibt, weil er den Glauben an die wirkliche Verbesserung verliert. Ich selbst habe jeden Tag alle Symptome und meine Gefühle, Ängste notiert und konnte meinen Entzugsverlauf sehen und feststellen, dass es sich besserte! Das hat mir sehr geholfen zu vertrauen und durchzustehen.
Die psychische Stabilität hat nach ca. 6 Monaten zugenommen, nach 9-12 Monaten wurde es merklich besser und nach ca. 1 1/2 Jahren fühlte ich immer mehr Normalität und immer öfter wieder Leichtigkeit und innere Ruhe.
Das ist eine lange Zeit, doch es lohnt sich durchzuhalten. Innerhalb der Zeit gab es ja stetig leichte Verbesserungen. Es ist ja auch nicht so, dass du morgens aufwachst und der Spuk ist vorbei..... aber du wirst ab und zu rückblickend feststellen, dass das ein oder andere Symptom verschwunden ist.
Auch wenn du keine Angststörung hattest, könnte dir helfen, sich mit der Bewältigung von Ängsten zu beschäftigen - eine Verhaltenstherapie kann hier wirklich helfen, denn es ist egal, ob du das vorher hattest oder nicht, du musst es ja nun bewältigen können, damit du da wieder raus kommst.
Auch wenn du es dir im Moment vielleicht nicht vorstellen kannst, wie das gehen soll - Entspannungstechniken können dir langfristig helfen. Mir hilft die Meditation mich von Gedanken zu lösen bzw. Klarheit über das ein oder andere Thema, was mich beschäftigt, zu erlangen. Dazu gehörte damals auch die Vorbereitung auf den Entzug und auf die Angstattacken im Entzug usw. Ich mache das heute noch, täglich 20 Minuten. BEDENKE: Das erlenen von Meditation und Entspannungstechniken braucht tägliche Übung bis es sich bemerkbar macht. Du musst dein Gehirn darauf trainieren! Würde es sofort funktionieren, könntest du es ja bereits. Es ist wie ein Instrument lernen, am Anfang nur Misttöne. Tägliches Training bringt dich weiter und mit der Zeit kannst du Lieder spielen!
Wenn du deinen Entzug rum hast, könnte es sich lohnen zu hinterfragen, wie die Abhängigkeit entstehen konnte? Warum du zur Nacht täglich Diazepam genommen hast. Warum konntest du nicht schlafen? Was hielt dich wach? Was ist die Ursache?
Ich hoffe, du kannst irgendetwas von meinem geschriebenen gebrauchen, damit du durchhalten kannst.....
Denke nicht in Monaten. Du brauchst Geduld, das heißt durchhalten und die Überzeugung haben, dass es der richtige Weg ist. Die Zeit spielt hier eine untergeordnete Rolle - denn es braucht so lange, wie es braucht.
LOSLASSEN ist eine Disziplin im Entzug, welche dir später im weiteren Leben hilfreich sein wird.
Herzliche Grüße
BEN
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