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Hallo zusammen,
mit freundlicher Genehmigung des Autors darf ich hier eine PN an mich zum Thema veröffentlichen:
Ich finde, das ist eine klare und interessante Darstellung und bedanke mich bei Herrn Wintgens für die Mühe, dies für uns aufzuschreiben Auch bei mir in der Nitrostress-Rubrik gab es schon Diskussionen und Verwirrung, gerade wegen der verschiedenen DAO-Bestimmungsmethoden. Nun kann jeder bei seinem Labor nachfragen, um welche Methode es sich handelt und das Ergebnis besser einschätzen. Außerdem ist hier eine systematische Vorgehensweise angegeben, die auch die Untersuchung der Cofaktoren der DAO als Einflussfaktoren auf deren Aktivität mit einbezieht.
mit freundlicher Genehmigung des Autors darf ich hier eine PN an mich zum Thema veröffentlichen:
Hallo!
Mit großem Interesse verfolge ich Ihre Diskussion zum Thema Histaminintoleranz im Forum www.symptome.ch.
Hierbei ist mir aufgefallen, dass es scheinbar etwas Verwirrungen über die unterschiedlichen existierenden Messverfahren/Testsysteme der Diaminooxidase gibt.
DAO-Aktivitätstests:
Das am meisten verbreitete Testsystem, welches von Forget et al 1984 und später auch von Herrn Jarisch (Histamin-Intoleranz; Histamin und Seekrankheit) mehrfach beschrieben wurde, ist die Messung der Diaminooxidase-Aktivität mit Hilfe von Radioextraktionsassays (REA).
Hierbei wird ein radioaktiv markiertes Substrat (Putrescin), welches dem Histamin sehr ähnlich ist, von der Diaminooxidase (DAO) umgesetzt. Diese Umsetzung kann anhand von kalibriertem Vergleichsmaterial (Standards) quantifiziert werden. Die Angabe dieser Quantifizierung wird in „U/ml“ angegeben.
Die Grenzwerte für diese Quantifizierung der Aktivität und eine damit verbundene Wahrscheinlichkeit für eine Histaminintoleranz (HIT) liegen, den Veröffentlichungen von Herrn Jarisch folgend bei:
DAO < 3U/ml: HIT anzunehmen
3 U/ml < DAO < 10 U/ml: HIT wahrscheinlich
DAO > 10: HIT wenig wahrscheinlich
Dieses Testsystem (kurz DAO-REA genannt) wird von 2 Firmen produziert (Fa. Immundiagnostik AG, Fa. Sciotec).
Ein weiteres Messverfahren/Testsystem zur Bestimmung der DAO-Aktivität ist der bereits von Ihnen erwähnte D-HIT Assay der Firma Sciotec (in Deutschland vertrieben über r-Biopharm).
In diesem Test wird das Histamin in der Probe von der DAO in der Probe umgesetzt. In einem zweiten Schritt wird die nicht umgesetzte Histaminmenge quantifiziert. Je mehr DAO in der Probe ist umso weniger Histamin wird bestimmt. Die Histaminmenge in der Patientenprobe ist aber von Patient zu Patient unterschiedlich und kann daher ebenfalls das DAO-Ergebnis beeinflussen. Somit ist das DAO Ergebnis nicht ausschließlich auf die DAO-Aktivität zurückzuführen.
Daher ist es oftmals der Fall, dass die Ergebnisse dieser Art der DAO Bestimmung nichts mit den Ergebnissen der DAO-Aktivitätsbestimmung mittels DAO-REA zu tun haben, weshalb hier eine andere Einheit „HDU/ml“ (histamin degrading units) gewählt wurde um Verwirrungen zu vermeiden. Dies ist auch beschrieben in einer Publikation in „Allergologie“ 8/2008 von Töndury et al.
DAO-Konzentration:
Das letzte zu erwähnende Testsystem ist der DAO-ELISA der Firma Immundiagnostik AG. Dieser Test ist ein klassischer „Sandwich-ELISA“, mit welchem die humane Diaminooxidase quantifiziert wird. Dabei werden hochspezifische Antikörper eingesetzt, welche ausschließlich die DAO im Serum/Plasma erkennen. Darüber hinaus kann mit diesem Test auch in anderen Probenarten wie zum Beispiel Stuhl die Diaminooxidasekonzentration bestimmt werden.
Dieser Test ist weltweit der erste und einzige DAO Test zur echten quantitativen Bestimmung der DAO.
Zur klinischen Evaluierung wurden zum einen Proben von Schwangeren im Vergleich zu Proben von augenscheinlich Gesunden untersucht. Der DAO ELISA zeigt, wie erforderlich und erwartet, bei Schwangeren höhere Werte im Vergleich zu Gesunden. Zum anderen steigt nach der Gabe von Heparin (intravenös) die DAO-Konzentration innerhalb von 30 Minuten im Vergleich zum Basalwert stark an.
Nachdem der DAO-ELISA die Konzentration bestimmt, die herkömmlichen Histaminintoleranztests mit Putrescin oder Histamin als Substrate die DAO-Aktivität bestimmen, ist nicht zwangsläufig eine Korrelation mit einem Koeffizienten r > 0,8 zu erwarten. Dies vor dem Hintergrund, dass die Aktivität nicht nur von der Anzahl der Moleküle abhängt, sondern Kofaktoren wie Vitamin C, Vitamin B12, Kupfer und Manganionen für die DAO Aktivität in vitro und in vivo mitentscheidend sind. Daher empfehlen wir bei der Histaminintoleranz-Diagnostik, wenn sie denn über Aktivitätstests bestimmt wird, zur Verifizierung der Ursache neben der DAO Aktivität auch die genannten Kofaktoren mitzubestimmen. Die Ursache liegt möglicherweise nicht in einer verminderten DAO Konzentration, sondern an einer Mangelsituation der Co-Faktoren und der Patient kann z. B. über eine Vitamin C Gabe von seinem Problem befreit werden.
In der Literatur ist eine Prävalenz für eine Histaminintoleranz von ca. 1% berichtet. Diese Zahl können wir bestätigen anhand der Messung der DAO Konzentration von zahlreichen Blutspender-Proben. Die DAO-Aktivität kann falsch-niedrig ermittelt werden, falls die Probe über längere Zeit bei Raumtemperatur gelagert wurde oder/ und wiederholt eingefroren und aufgetaut wurde. In solchen Proben ist eine Diskrepanz zur DAO-Konzentration zu erwarten.
Zusammenfassend würden wir also empfehlen beim Auftreten von Histaminintoleranzsymptomen zunächst die DAO-Konzentration bestimmen zu lassen. Ist diese ausreichend kann über eine Aktivitätsbestimmung die Histaminintoleranzsymptomatik bestätigt werden. Die Histaminintoleranzsymptomatik kann durch DAO-Aktivitätsmangel hervorgerufen werden weil die oben beschriebenen Cofaktoren in nicht ausreichender Menge vorliegen. Durch die Bestimmung der Cofaktoren kann ermittelt werden welcher der Faktoren supplementiert werden sollte.
Bei weiterem Auftreten der HIT Erscheinungen können Medikamente für den DAO-Aktivitätsmangel sein. Beispiele hierfür sind:
(aus Maintz u. Novak 2007)
Muscle relaxants
Pancuronium, alcuronium,
D-tubocurarine
Narcotics
Thiopental
Analgetics
Morphine, pethidine, nonsteroidal
antiinflammatory drugs,
acetylsalicylic acid, metamizole
Local anesthetics
Prilocaine
Antihypotonics
Dobutamine
Antihypertensive drugs
Verapamil, alprenolol, dihydralazine
Antiarrhythmics
Propafenone
Diuretics
Amiloride
Drugs influencing gut motility
Metoclopramide
Antibiotics
Cefuroxime, cefotiam, isoniazid,
pentamidin, clavulanic acid,
choroquine
Mucolytics
Acetylcysteine, ambroxol
Broncholytics
Aminophylline
H2-receptor antagonists
Cimetidine
Cytostatics
Cyclophosphamide
Antidepressants
Amitriptyline
Bei der Einnahme solcher Medikamente sollte der Arzt kontaktiert werden, ob nicht alternative Medikamente empfohlen werden können und möglicherweise damit die HIT Symptomatik behoben werden kann.
Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.
Dr. Karl Florian Wintgens
Scientific Support
Immundiagnostik AG
Ich finde, das ist eine klare und interessante Darstellung und bedanke mich bei Herrn Wintgens für die Mühe, dies für uns aufzuschreiben Auch bei mir in der Nitrostress-Rubrik gab es schon Diskussionen und Verwirrung, gerade wegen der verschiedenen DAO-Bestimmungsmethoden. Nun kann jeder bei seinem Labor nachfragen, um welche Methode es sich handelt und das Ergebnis besser einschätzen. Außerdem ist hier eine systematische Vorgehensweise angegeben, die auch die Untersuchung der Cofaktoren der DAO als Einflussfaktoren auf deren Aktivität mit einbezieht.
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