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leider muss man viel wissen, um die Fakten von den Mythen zu trennen. Zum Beispiel so viel wie der Virologe Georg Bornkamm, der bis zu seiner Emeritierung Professor am Helmholtz-Zentrum München war.
"Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit Theorien wie denen von Wolfgang Wodarg auseinandergesetzt", sagt Bornkamm. "Es ist gar nicht so einfach, die Fehler in deren Gedankengebäude zu fassen und zu widerlegen, denn sie bauen ein konsistentes Bild auf, für das sie zum Teil richtige Fakten verwenden, zum Teil aber auch völlig falsche." Zum Beispiel: Coronaviren gab es schon immer, sie sind in jeder Grippesaison für einen Teil der Atemwegsinfektionen bis hin zur Lungenentzündung verantwortlich. So viel ist an Wodargs These richtig, sagt Bornkamm. "Aber das neue
Coronavirus ist den bisherigen Viren keineswegs ähnlich." Auch wenn alle Coronaviren zu einer Virenfamilie gehören, können sie sich voneinander unterscheiden wie ein Hai von einem Stichling, die beide Fische sind. Das neue Sars-CoV-2 sei genetisch nur ein entfernter Verwandter der anderen Coronaviren, deshalb könne es beim Testen auch nicht mit den älteren Viren verwechselt werden. Covid-19 komme also zu den üblichen Atemwegserkrankungen hinzu. "Die These, die Pandemie gebe es nur, weil getestet werde, ist absolut nicht haltbar", so Bornkamm.
"Warten und auf ein Wunder hoffen ist keine Option"
Trotz solchen Gegenwinds fühlt sich Wolfgang Wodarg nur bestätigt statt widerlegt, seit er ein Video mit seinen Behauptungen vor einigen Tagen ins Netz gestellt hat. Am Telefon betont er erneut seine Schlussfolgerung, wonach man die Infektionen mit dem neuen Virus gar nicht zur Kenntnis nähme, wenn nicht gezielt danach gesucht würde; die Sterblichkeit sei selbst in Italien nicht höher als in anderen Wintern mit der normalen Grippe. "Wenn wir den Test nicht hätten, würden wir nichts merken."
Wodarg verweist auf einen bekannten Fachmann - John Ioannidis, einen streitlustigen Epidemiologen von der Stanford-Universität. Ioannidis hat in der vergangenen Woche in einem viel beachteten Artikel infrage gestellt, ob es wirklich nötig ist, Millionen Menschen Hausarrest aufzubrummen und die Wirtschaft in eine Baisse zu treiben. Sein Fazit: Man weiß viel zu wenig über das neue Virus, um so drakonische Maßnahmen zu ergreifen. Womöglich würde sich kein Mensch für dieses Virus interessieren, wenn man nicht gezielt danach suchen würde, meinte Ioannidis, womöglich erledige sich die Epidemie sogar von selbst.
Deshalb tue man mit seiner Bekämpfung vielleicht mehr Schlechtes als Gutes. Wenn sich das Virus eines Tages als gar nicht so todbringend erweise wie befürchtet, dann wäre ein Elefant aus Angst vor einer Katze von der Klippe gestürzt. Schließlich haben die gegen die Ausbreitung der Pandemie getroffenen Maßnahmen zweifelsohne auch ungesunde Folgen. Gewiss werden Angsterkrankungen und Depressionen zunehmen, Patienten mit anderen Krankheiten, deren Behandlung jetzt aus Angst vor Corona verschoben werden, werden kränker oder versterben womöglich.
Tatsache ist: Wie gefährlich Sars-CoV-2 ist, weiß momentan niemand. "Das Virus ist womöglich nicht so gefährlich, das mag stimmen", sagt auch Georg Bornkamm. "Die überwiegende Zahl der Infektionen verläuft milde, nur ein kleiner Teil der Betroffenen entwickelt sehr schwere Symptome." Das Problem entstehe vor allem dadurch, dass es bisher keine Immunität gegen das neue Virus gebe. So sei letztlich unklar, wie viele Menschen sterben müssen.
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