Auswandererhaus Bremerhaven

Themenstarter
Beitritt
19.03.06
Beiträge
9.021
Bereits seit dem Sommer 2005 besteht das "Deutsche Auswandererhaus" in Bremerhaven. Heute war ich zum ersten Mal darin.



Okay, der Eintrittspreis ist nicht gerade gering, aber es lohnt sich wirklich!



Szene mit Auswanderern die im Hafen auf das Schiff warten

Das Deutsche Auswandererhaus ist ein Museum in Bremerhaven das die Geschichte, vor allem die Geschichte und Umstände Deutscher Auswanderer nach den USA dokumentiert. Auf einer etwa 4.000 qm großen Fläche sind viele Stationen der Auswanderer nachgebildet. So sieht man mit lebensgroßen Nachbildungen in Dioramen Hafenszenen oder einen Blick in die oft bescheidenen Kabinen während der Überfahrt. Außerdem erhält man Zugriff auf Datenbanken in denen die Namen von Auswanderern festgehalten wurden. Das Museum erhielt 2007 vom europäische Museumsforum den Titel und Preis "Europäisches Museum des Jahres".
Google-Ergebnis für https://www.online-reisefuehrer-deutschland.de/bilder-tipps/hansestadt-bremen/deutsches-auswandererhaus.jpg

Und das mit Recht, würde ich sagen :)!

Zusammen mit der Magnetkarte, mit der man an verschiedensten Stationen Informationen via Kopfhörer abrufen kann, erhält man eine Karte mit dem Hinweis auf eine spezielle Auswandererin/ einen Auswanderer, aus dem Zeitraum von ca. 1830 - 1974.
So durchstreift man das Museum und wird sowohl in der "Ablegerhalle", auf dem "Schiff" in dem ein Segler und zwei Dampfschiffe, aus drei "Epochen" teilweise nachgebaut sind und in der "Ankunftshalle", die Ellis Island repräsentiert, etwas über das spezielle Schicksal der Person, die man "begleiten darf". Ich finde, das ist eine wahnsinnig gute Idee und es war für mich, wie für meine Tochter, sehr, sehr plastisch!



Bremerhaven hatte den größten Auswandererhafen Deutschlands. In dem Zeitraum von 1830 bis 1974 wanderten 7,2 Millionen Europäer, allein über Bremerhaven, nach Amerika aus. Davon waren rund 3,7 Millionen Deutsche.



Spannend ist es auch, sich mit der Datenbank im "Forum Migration" zu beschäftigen. Außerdem gibt es dort viele Informationen zur aktuellen Migration, weltweit!

"Meine" Auswandererin war übrigens Martha Hüner! Hier ist ein Teil ihrer Geschichte:

Eine junge Frau verlässt 1923 Bremerhaven um in New York gut bezahlte Arbeit zu finden. Martha Hüner wandert aus. Ihre Schwester Hanna hat gerade ein Buch darüber veröffentlicht. Über Martha, die schon ganz früh von einem besseren Leben träumte für sich, und um ihre Familie zu unterstützen.
Hoffnung auf ein besseres Leben

Hanna Wolff: "Martha war 17 Jahre als sie zu meiner Mutter abends beim Wäscherecken sagte: Mutti, ich möchte auch nach Amerika. Es waren schon ein paar Cousinen rübergegangen, und ich möchte Dir helfen. Und da hat meine Mutter gesagt: 'Dou mi dat nich an. Lot mi nich im Stich, wat schall ick ohne dich anfangen?' Und da hat Martha gesagt: Mutti nur für drei Jahre. Ich bin in drei Jahren zurück, dann sind die Kinder etwas größer. Die Inflation ist hart jetzt, und ich kann drüben Geld verdienen."

...Von der Stadt, wo die Weser ins Meer fließt, startete Martha in die Neue Welt. ....

Martha Hüner steht beispielhaft für eine Generation, die die Not des 1. Weltkriegs in Europa erlebte. Briefe von Verwandten aus der Neuen Welt weckten das Ausreisefieber in der armen Heimat.

Briefe von drüben in die Heimat waren verführerisch. Das lag an ihrem Inhalt. Hanna Wolff: "Auch die Briefe meiner Tanten, dass es ihnen gut geht drüben, und dass sie Geld machen können... Sie sagten ja immer: Wir machen unser Geld in Amerika."

USA: Themenbild Einwanderer, Freiheitsstatue, Schwarzweiß-Foto

Und das wollte ihre Schwester Martha auch. Sie verließ Bremerhaven im Winter 1923 mit dem Schiff "München". Die Datenbank im Museum hat fast alle Auswandererschiffe und Passagierlisten zum Nachschlagen parat.

Von ihrem Vater hatte Martha ein besonderes Reisestück eingepackt. Er selbst konnte sich nie ein eigenes Pferd leisten, aber er schenkte seine Tochter vorausschauend schon 'mal eine Pferdebürste - deutsche Wertarbeit für den Wilden Westen.

Hanna Wolff: "Und da hat er gesagt: 'Martha, ick krieg keen Pferd mehr, aber Du kriegst sicher, heiratest sicher in Amerika en Cowboy, un der het en Stall un het 'n Pferd, aber de het keene Bürste. Die is handmook in Deutschland, so eene Bürste gibt's in ganz Amerika nicht."

Geheiratet hat Martha in Amerika dann aber schließlich einen Bäcker aus Hameln. So klein ist die Welt. ....

Viele scheiterten in der Neuen Welt, aber viele schafften es auch. Martha Hüner konnte jahrelang Dollarnoten nach Hause schicken. Sie war erst Kindermädchen, dann Hausangestellte bei einer reichen Industriellenfamilie. Ihre Schwestern haben Martha dort oft besucht.

Hanna Wolff: "Sie glauben nicht, wie diese Frau das genossen hat, und was sie uns geschenkt hat an Erlebnissen in Amerika, was das gekostet hat für sie. Wir durften das nicht bezahlen. Wir haben uns wohl ein Auto gemietet, aber das andere hat sie alles bezahlt. Sie kam immer und hat den Kühlschrank angeguckt... Sieben Personen waren wir drüben und wir hatten noch 'n Schwiegersohn mit."

1987 ist Martha gestorben. Aus drei Jahren Amerika waren 62 geworden.
Google-Ergebnis für https://www3.ndr.de/container/ndr_style_images_default/0,2299,OID1643578,00.jpg

Rund tausend Auswanderergeschichten könnte man in dem Auswandererhaus nachvollziehen, wenn man die Zeit dazu hätte ;)!

Hier noch ein Link zur Homepage des Museums. Ich finde den virtuellen Rundgang durchaus empfehlenswert.Willkommen im DEUTSCHEN AUSWANDERERHAUS! Welcome at the GERMAN EMIGRATION CENTER Bremerhaven!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Leon ich habe selber in Bremerhaven gewohnt und war wie Du auch im Auswandererhaus.Der Preis ist ziemlich hoch aber die Geschichte zu erfahren da lohnt es sich.Die meisten Leute wissen garnicht wie hart es damals für diese menschen war.Ganz toll fand ich wie gut alles nachgestellt wurde.Man fand sich in die damalige Zeit zurückversetzt.Empfehle es immer wieder weiter.
Gruß Rosa79
 
Oben