Asperger-Diagn.b.Sohn zurückgen., was tun?

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Etwa 8 Wochen vor der ärztlichen Beurteilung bin ich selbst mit der Vermutung der Diagnose Asperger-Autismus im Sommer 2002 an die Ärzte der Kinderklinik, Fachabteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der mein Sohn für 3 Monate stationär aufgenommen wurde, herangetreten, nachdem ich festgestellt hatte, dass vieles in seinem Verhalten zutrifft....er hat einen IQ von 126, hatte sich selbst beginnend mit fast 5 Jahren das Lesen und Schreiben angeeignet....und ich war einerseits erleichtert, dass ich mir das alles nicht eingebildet hatte, andererseits hatte ich auch Angst vor den Folgen. Eine Therapie wurde jedoch ärztlicherseits nicht vorgeschlagen, und so lief alles mehr oder weniger gut weiter, außer dass er auf Ritalin und Ritalin retard eingestellt wurde. Ich selbst habe ein Autismus-Therapie-Zentrum aufgesucht, da sie dort jedoch nur Kanner-Autisten betreuten, bin ich nur 2 x dort gewesen. Klar hätte ich mich mehr dahinter klemmen können, aber irgendwie war alles so voll auch durch den unruhigen jüngeren Bruder, bei dem erst Jahre später ADHS festgestellt wurde, dass das verblieben ist. Mein älterer war nur einmal zu 5 Probesitzungen bei einem Verhaltenstherapeuten, mehr nicht. Er ist schwierig im Umgang, ich habe es unter seiner Diagnose aber ausgehalten. Nur das Jugendamt hätte ihn zwischendurch 2005 in einer Wohngruppe unterbringen können, als ich ein ärztliches Attest für mich persönlich vorlegte und genau das beantragte, weil meine eigene Erkrankung verschlimmert ist. Wurde abgelehnt, Begründung: "Da müssen Sie jetzt durch". Also: Resignation, weiter ausgehalten. Bestimmt ist es nicht gut, einen autistischen Menschen aus seiner gewohnten Umgebung zu nehmen, das ist mir bewusst. Ich bin jedoch selbst erkrankt und könnte Unterstützung gebrauchen. Die bekomme ich jedoch nicht außer ich bezahle die Hilfskräfte selbst und/ oder meine Ärztin weist mich in die Psychiatrie ein - da werde ich dann voll Tabletten gepumpt, die ich nicht vertragen kann (ist erwiesen, von Psychopharmaka bekam ich Ende 2002 eine manische Phase. Das war als nur seltene Nebenwirkung im Beipackzettel beschrieben. Da meine Mutter (!) die Polizei rief, obwohl die Situation gar nicht so schlimm war, wurden meine Kinder mit dem Polizeiwagen abgeholt und mussten ein Jahr lang in einer Pflegefamilie bleiben...).

Unglücklicherweise bin ich mit meinem Sohn Ende 2009 nochmal in der bereits 2002 aufgesuchten Klinik gewesen, um meinem Sohn bessere Chancen bei der zukünftigen Ausbildungssuche zu verschaffen. Der neue Facharzt (kommt aus Marburg, war selbst an der Ausarbeitung der Fragebögen für Asperger-Autisten beteiligt und darum glaubte ich, er könnte und würde hilfreich zur Seite stehen) hat die Diagnose zurückgenommen (!) - und seitdem weigert sich mein Sohn, der inzwischen 19 ist, auch nur irgendeinen Arzt aufzusuchen. Sein Verhalten ist weiter äußerst merkwürdig. Eine Kinder- und Jugendpsychiaterin ist mit mir der Meinung, Autismus ist entweder da oder eben nicht, die Diagnose kann nicht einfach wieder aufgehoben werden.
Da sich die schulischen Leistungen aufgrund eines Lehrers, der mit dem teilweise skurrilen Verhalten meines Sohnes überhaupt nicht klar kam, im mathematischen Bereich sehr verschlechtert haben, weist sein Zeugnis nun ein "mangelhaft" dort auf, obwohl er kein schlechter Mathematiker ist. Sein Interesse an Schule im allgemeinen hat sich ebenfalls dadurch auf inzwischen Null reduziert. Nach der 10. Klasse hatte er 2009 das Gymnasium auf eigenen Wunsch verlassen, ist auf seinen Wunsch aufs Wirtschaftsgymnasium gegangen, hat dieses dann aber abgebrochen 6 Wochen nach seinem 18. Geburtstag am 28.01.2010. Er war darauf monatelang zuhause, hat sich dann widerwillig bei einer ausbildungsfördernden Massnahme angemeldet. Sie hatte zum Ziel, dass die Teilnehmer sich dort Praktikumsstellen suchen und darüber eine Ausbildungsstelle finden sollten. Freiwillig suchte mein Sohn sich jedoch keine Stelle - also wurde ihm schulischerseits eine Bürostelle im sozialen Bereich "verordnet". Trotz gegenteiliger Anordnung von mehreren Seiten surfte er dann dort im Internet "auf teilweise dubiosen Seiten". Eine 2. Praktikumsstelle als Großhandelskaufmann in einer Firma, deren Inhaberin die Tochter einer Freundin meiner Mutter ist, sollte er in zwei Abschnitten besuchen - vor und nach den Osterferien. Den 2. Abschnitt brauchte er nicht wahrnehmen...
Es ist in der Maßnahme und bei der Arbeitsagentur erkannt worden, dass mein Sohn mehr Wissen hat, als das Zeugnis hergibt. Er liest sehr gerne und viel auch in nicht altersgerechten Fachbüchern, seit er 5 ist.
Seit Mai 2010 (!) ist mein Sohn bei einer Fahrschule angemeldet. Der Führerschein ist schon im voraus bezahlt, wir haben alle zusammengelegt und das Geld auf das Konto der Fahrschule überwiesen. Zweimal war mein Sohn bereits vor Monaten zur schriftlichen Prüfung angemeldet - er ist nicht hingegangen und macht jetzt gar nicht mehr weiter. Argument für die Nichtteilnahme an der Prüfung war, er hätte kein Geld für die Prüfungsgebühr gehabt. Zu dem Zeitpunkt bekam er aus der ausbildungsfördernden Maßnahme 250 € monatlich, die er auch behalten durfte. Ich habe mit der Fahrschule ausgehandelt, dass mein Sohn sich die Prüfungsgebühr aus dem Guthaben auszahlen lassen dürfe, sollte er sich nochmals anmelden. Das macht er aber nicht. Obwohl nur ein kleines bisschen noch fehlt und er bestimmt ein umsichtiger Fahrer wäre, macht er nicht weiter....

Auf die ausbildungsfördernde Maßnahme ist dann nichts weiter geschehen, die Maßnahme wurde Anfang Juli beendet, und er hängt seitdem nur noch zuhause. Verläßt sein Zimmer kaum noch, gibt keine Wäsche heraus, duscht sich tagelang nicht usw....nun hat er sich nach den 2 praktischen kaufmännischen Versuchen in den Kopf gesetzt, unbedingt IT-Systemelektroniker zu werden, was aufgrund seiner Mathezensur eher unwahrscheinlich ist. Zu etwas anderem ist er aber überhaupt nicht bereit. Ich habe den Eindruck, dass er immer ein "Haar in der Suppe" finden wird, um nichts machen zu "müssen". Mir macht er Vorwürfe, dass ich nichts gebacken bekomme und andere Mütter schaffen es doch auch usw....
Dazu sage ich, ich mache zur Zeit wegen eigener Erkrankung (ich bin seit 2001 als Nachwirkung von meiner Hirn-OP 1985 frühpensioniert und habe linksseitig seit mehreren Monaten sehr schlimme Kopfschmerzen) ein Ärztehopping. Ich würde lieber arbeiten gehen statt meine Beeinträchtigungen und Schmerzen zu haben. Trotz der schlimmen Kopfschmerzen habe ich von Mai bis Ende Juni einen Nebenjob als Volkszähler angenommen, und ich war auch schon für ein Zugunternehmen Fahrgastzähler.

Es bereitet mir große Probleme zu sehen, dass meine Wohnung immer schlimmer aussieht, weil ich durch die Kopfschmerzen nicht viel schaffe. Er setzt sich auf seinen Stuhl und schaut zu, wie ich mich abquäle. Und hält mir meine Unordnung vor. Aus seinem Zimmer kommt auch ein merkwürdiger Geruch - von schmutziger Wäsche (er gibt seit Wochen nichts mehr zum Waschen heraus - ich würde ihm auch zeigen, wie er die Waschmaschine selbst bedienen kann, aber es fehlt an jeglichem Interesse, ausser Computerspielen macht er fast nichts), von schmutzigem Geschirr, vom nicht Lüften, aus den Bergen, die er dort angehäuft hat...

Im Moment kann ich nur sagen: Ich weiss nicht weiter und ich kann die Mutter verstehen, die im Forum geschrieben hat, sie verstände ihr Kind nicht (diagnostiziertes Asperger-Syndrom). Bei uns ist es halt schlimm, dass mein Sohn jegliches Störungsbild von sich weist. Ich bin kein Arzt, aber meiner Meinung nach weist er Symptome einer schizoiden und/ oder dissozialen Persönlichkeitsstörung auf. Was soll ich nun machen, wenn er Arztbesuche ganz ablehnt und auch keine Einsicht zeigt, nachdem der Asperger-Facharzt die Diagnose zurückgenommen hat? In seinen Augen hat er nichts, er verstünde nichtmal, wie jemand auf die Diagnose ADS (das war die 1. Diagnose 1999 von einem Kinderhospital, aufgesucht aufgrund seiner so anderen Verhaltensweisen) gekommen sein kann.

Mein jüngerer Sohn - 14 Jahre alt - hat ADHS, ich selber ADS, ich habe die ganzen Jahre immer Verständnis gehabt, weil ich vieles aus meiner eigenen Kindheit und Jugendzeit selber kannte und meine Eltern eben nicht darauf reagiert haben.

Jetzt kann ich langsam nicht mehr, irgendwie ist alles perspektivlos. :eek:
Es ist wahr, außer den selbst Betroffenen denkt scheinbar niemand an die Mütter.
Ich weiss nicht weiter, bitte gebt mir einen Tipp. Damit es mir besser geht, wäre es gut, mein jüngerer Sohn und ich würden uns eine kleinere Wohnung nehmen, ohne meinen älteren Sohn, und mein älterer Sohn nimmt sich eine eigene. Ein Ortswechsel ist nicht gut für Autisten, das weiss ich, aber er soll es lt. Facharzt ja nicht sein. Schlage ich ihm das vor, antwortet er:"Gib' mir Geld, dann mache ich das."...so viel habe ich auch nicht, vor allem weil ab nächstem Monat durch die Untätigkeit meines Sohnes - er nimmt Termine beim Arbeitsamt einfach nicht wahr, weil er dann tätig werden müsste - kein Kindergeld mehr kommt. Lt. Anwältin bin ich ihm nicht unterhaltsverpflichtet, da er selbst arbeiten gehen kann. Weil er ja gesund ist. Ich glaube, er verwahrlost völlig, wenn er eine eigene Wohnung hat, ich brauche meine Kraft jetzt aber für mich....


Ich wünsche Euch Müttern von (evtl.) Aspies viel Kraft. Gebt mir dann bitte etwas davon ab. Ich habe im Moment keine mehr.



Liebe Grüße
TINA1964
 
Hallo Tina,

ich habe gerade Deinen Beitrag gefunden und wollte mal hören wie es Dir inzwischen so geht :)?

Es ist eine traurige Geschichte mit Deinem Großen und ich kann mir gut vorstellen welch tägliche Zerreißprobe das für Dich darstellt. Hat sich denn inzwischen etwas ergeben, verändert, hast Du Dich entschieden vielleicht sogar tatsächlich umzuziehen?

Schwierig ist es halt vor allem weil Dein Sohn nicht erkennen kann, dass sein Leben nicht gerade in "normalen" Bahnen verläuft, das macht die Sache wohl so kompliziert. Vielleicht wäre es tatsächlich gut wenn er mal auf eigenen Füßen stehen müsste, d.h. wenn er die Konsequenzen seines eigenen Handelns bzw. Nichtstun spüren würde.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft für die Zukunft und hoffe Du kannst die für Dich und Deine Söhne richtigen Entscheidungen treffen :daumendrueck:.

Vielleicht liest noch jemand hier mit der Dir gezielte Hinweise geben kann was Du tun könntest :rolleyes:. Jedenfalls ist Dein Thread somit auch wieder aktuell :).


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Hallo Tina

Hast du in der Zwischenzeit eine Lösung finden können wegen deinem Sohn?

Es ist natürlich schon schwierig als Mutter. Einerseits fühlst du dich verpflichtet für deinen Sohn zu schauen, andererseits scheint er keine Hilfe / Ratschläge annehmen zu wollen und macht dir damit viele Mühe. :confused:

Ich schick dir mal ein Paket Kraft und Energie :kraft::kraft::kraft:

Liebe Grüsse
Johanna :wave:
 
hallo tina1964,

ich denke nicht, dass 'sich in schmutziger wäsche vergraben' zum asperger-syndrom gehört.

hast du deinen sohn schon mal gefragt, warum er das tut?

nach dem, was du schreibst, kann ich mir vorstellen, dass dein sohn spielsüchtig (computerspiele) ist. ich weiss nicht, ob da eine sucht-therapie helfen kann. ich weiss auch nicht, ob man die ambulant machen kann, oder ob in fällen wie deinem sohn ein stationärer aufenthalt besser wäre.

klar: computerspielen könnte sein spezialinteresse sein.
doch auch wenn es das wäre, sollte er lernen, daneben sein leben nicht zu vergessen und nicht zu verwahrlosen.
könnte er mit computerspielerei geld verdienen, könnte er die sache vielleicht auch nicht so fest angehen müssen, um sein leben wieder in den griff zu bekommen.

viele grüsse von shelley :wave:
 
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