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https://www.bundestag.de/dasparlament/2005/03/Thema/016.html....Die Genforschung verhalf im letzten Jahrzehnt zudem dem so genannten "Alkohol-Gen" zu seinem zweifelhaften medialen Aufstieg. Sicher ist, dass Kinder mit alkoholkranken Eltern gefährdeter sind. Ob dies allerdings genetisch bedingt ist oder auf das elterliche Vorbild und das Lernverhalten der Kinder zurückzuführen ist, kann nicht abschließend beurteilt werden. Zeigen lässt sich immerhin, so Andreas Heinz von der Klinik für Psychiatrie der Berliner Charité, "dass bestimmte Gene dazu beitragen, dass man gegenüber den Alkoholwirkungen weniger empfindlich ist". "Trinkfest" zu sein, sei also ein Risikofaktor, der dazu führe, mehr zu trinken. Je länger die beruhigende oder euphorisierende Wirkung anhält, "je länger man also was davon hat und je später die unangenehmen Begleiterscheinungen einsetzen", so Heinz' Schlussfolgerung, "desto höher ist das Risiko, dass man eben gern trinkt".
Das Suchtgeschehen ist allerdings ein viel zu komplizierter Prozess, um ihn einseitig auf genetische oder neurophysiologische Bedingtheiten zu reduzieren. Die Frauengesundheitsbewegung beispielsweise, die mittlerweile vielfältige, spezifisch zugeschnittene Therapieangebote bereitstellt, hat dafür sensibiliert, dass Frauen oft aus anderen Gründen zur Flasche greifen als Männer. "Depressionen, Borderline-Syndrom oder Angstzustände", so Rita Wessels von der Berliner Frauensuchtberatungsstelle FAM (Frauen Alkohol Medikamente) seien häufig der Ausgangspunkt der Alkoholsucht. Dies werde oft aber weder von den Patientinnen, noch von den Ärzten wahrgenommen. Nicht selten gehe der Alkoholkonsum auch mit Medikamentenmissbrauch einher. In vielen Therapieangeboten fallen solche Probleme jedoch oft unter den Tisch, zumal sich auch dort geschlechtsspezifische Kommunikationsmuster durchsetzen und die Frauen den zuhörenden Part übernehmen.
Doch auch in sozialer Hinsicht unterscheiden sich die Sucht- und Abhängigkeitsmuster von Männern und Frauen. Sind Frauen erst einmal süchtig, ist die Gefahr, dass sie von ihrem Partner verlassen werden, viel größer als umgekehrt. ....