HvB Fasten

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Fasten ist ein Heilmittel. Es ist eine einfache Methode, den Körper und den Geist zu reinigen.

Inhaltsverzeichnis

Das einfache Hildegardfasten

Fasten ist ein Heilmittel. Es ist eine einfache Methode, den Körper und den Geist zu reinigen. Gift- und Schlackenstoffe zu entleeren und die Seele von ihren Belastungen zu befreien. Fasten wirkt als psychotherapeutisches Universalmittel bei manchen seelischen Krankheiten. Grundregeln:

  • Fasten muß man wollen.
  • Der Fastende muß ein klares Ziel vor Augen haben.
  • Fasten ohne Seele ist sinnlos.
  • Fasten sucht den Dialog mit dem Leib, mit fast allen Organen.
  • Nicht gefastet werden darf:

Bei schweren und akuten Krankheiten, nach Operationen, bei schweren Störungen im Stoffwechsel, bei allen chronischen Krankheiten, bei Depressionen, ansteckenden Krankheiten, organischen Schäden von Herz, Nieren, Leber und in der Schwangerschaft. Kinder unter 12 Jahren dürfen noch nicht fasten und alte Menschen ab 70 auch nicht mehr. Auch bei sieben seelischen Gemütszuständen, Weltliebe, Schwermut, Maßlosigkeit, Hochmut, Unglauben, Unbeständigkeit und Weltschmerz, darf nicht gefastet werden.

Wir halten uns an die hl. Hildegard. Ihr Programm ist ganz klar und durchsichtig, sowohl zeitlich, örtlich als auch geschmacklich:

  • morgens: nur trinken (Fencheltee, Magen-Darmtee, Blutreinigungstee, dazu Basica und Isomol.):
  • Mittags: Dinkel-Fastenbrühe ohne feste Bestandteile.
  • Abends: nur Fastensuppe wie mittags, Fencheltee mit etwas Apfelsaft. Oberstes Gebot: trinken, trinken, trinken.

Fasten verlangt zunächst eine bedeutsame Hinführung zum Wesentlichen. Essen und Nichtessen sind wie Wachen und Schlafen, Spannung und Entspannung, sind wie zwei Pole zwischen denen sich Leben entfalten kann. Essen am Tag, Fasten in der Nacht, das ist ein normaler Rhythmus ein Lebensrhythmus.

Wenn wir abends zu spät oder zu viel gegessen haben, fehlt uns am Morgen der Appetit. Das ist ein Zeichen dafür, daß die Fastenzeit der Nacht noch nicht beendet ist. Die Engländer sagen zum Frühstück „breakfast“ das heißt Fastenbrecher .

Die „Gezeiten“ lebender Körper

12 – 16 Stunden braucht der Mensch fürs Wachsein, für die Nahrungs-aufnahme, für das Arbeiten, für die Freizeit und vor allem für den sozialen Kontakt. 8 – 12 Stunden bleiben ihm für die Nachtruhe, für den Stoffwechsel für den Abbau und Umbau von Körpersubstanzen aller Art. Die Energie für diese Arbeit kommt aus seinen Depots. (Hier sind schon die 6 res non naturalis zu erkennen, die wir ordnen müssen um unsere Gesundheit zu erhalten.)

In der Fastenzeit der Nacht beschäftigt sich der Mensch mit sich selber: er hält still, liegt, er entspannt sich, er schläft, er träumt, es geschieht auch ein Aufarbeiten des vergangenen Tages, der Mensch gibt Ruhe, er empfindet Geborgenheit. Träume helfen ihm, allein aus sich selbst heraus zu leben. So wichtig ist der Schlaf, um wieder zu Lebenskraft zu kommen.

Auch in der Küche kehrt in der Fastenzeit Ruhe ein. Das Kochen beschränkt sich auf die Zubereitung der Fastensuppe und des Tees.

Mahlzeiten beim Fasten

Das Dinkel-Fasten-Süppchen (Zutaten für zwei Personen):

1.300 g Gemüse, Fenchelknollen, grüne Bohnen, Sellerie, Karotten, Petersilienwurzel, (eventuell auch eine Kartoffel die Hildegard zwar noch nicht gekannt hat, die aber heute nicht mehr wegzudenken ist aus dem Ernährungsplan, dagegen sind Kohlarten nicht geeignet) Gehackte Kräuter: Petersilie, Beifuß, Gundelrebe, Liebstöckl, je nach Geschmack. Gewürze vor allem aus der „physica Hildegardis“. Die wichtigsten Gewürze sind: Bertram, Quendel, Galgant, Diptam und etwas Muskat. Je nach Geschmack können auch die üblichen Gewürze mit verwendet werden, wie z.B. Ackerminze, Bachminze, Melde, Ysop, Pfeffer, Knoblauch und Zwiebeln. Etwas Kräutersalz. Das ist voller Enzyme, Mineralien und Spurenelemente. Es ist das kostbarste Salz!

Zubereitung: Das Gemüse fein schneiden und in wenig Wasser dünsten, dann pürieren. Das ist die beste Art der Zubereitung. Am Ende noch einmal alles kurz aufkochen, würzen und mit Salz und Galgant abschmecken. Nicht zu stark würzen, denn Gewürze regen den Hunger an und den Appetit.

Ausleitung

Die Ausleitungskekse mit Ingwer und Wolfsmilch kann man in Aus-nahmefällen verwenden, wir tun es lieber nicht, weil Wolfsmilch giftig ist.

Wir essen also nichts Festes, auch keine ganzen Früchte. Wir können daraus aber Obstsäfte zubereiten und diese dann stark verdünnt zu uns nehmen. Damit unser Mineralienhaushalt stimmt, trinken wir täglich zwei Gläser Wasser, in denen 1-2 Teelöffel Basicagranulat aufgelöst ist. Am besten trinkt man das 1. Glas Flüssigkeit am Morgen, das 2. Glas am Spätnachmittag. Tees, die die Ausleitung fördern sind: Magen-Darm-Tee, Nieren-Tee, Leber-Tee und alle blutreinigenden Tees. Wichtig ist es für eine gelungene Fastenwoche, auch den seelischen Müll loszuwerden: Meditieren, Beten, wenig Gespräche. Auch beich-ten oder mit einem Psychoanalytiker sprechen. Wer fastet, soll sich nach Hildegard in sein Zimmer zurückziehen und er soll nicht prahlen, über die Fastenstärke und Ausdauer. Verzichten lernen, Fernseher abschalten, keine Zeit mit zu viel reden verbringen. Verzichten können auf rein äußerliche Tätigkeiten, die nur vom Wesentlichen ablenken. Was allen gut tut ist: Entspannen, Spannungen lösen, einmal wieder ganz ruhig spazieren gehen, ein Buch lesen, Gedanken pflegen, Ideen mit anderen austauschen.

Wer fastet, wird üble Gerüche an sich feststellen, das sind die Ausdünstungen der Gifte aus dem Inneren. Wer fastet, muß sich besonders gut pflegen, daß er sich selber riechen kann und sich weiterhin selber mag.

Formen des Fastens

Eintägiges Fasten

Das eintägige Fasten ist gut, wenn man bereits gefastet hat, es ist em-pfehlenswert quasi als Schnupperfasten, als Vorübung zu einem Fastenkurs oder zu einer Fastenkur. Aus der Erfahrung vieler Fastender haben wir praktische Erkenntnisse für das eintägige Fasten bekommen. Wenn wir einen Tag in der Woche als Fasttag festlegen, dann gilt ein einziges Gebot: Nur trinken, und zwar circa 2-3 Liter Flüssigkeit von den entsprechenden und bevorzugten Tees.

Obstfasten

Eine andere Möglichkeit ist, nur Früchte zu essen, das ist aber nicht Hildegardfasten: morgens, mittags, abends einen oder mehrere Äpfel, gedünstet oder als Bratäpfel. Ein solches Fasten kann man mehrere Wochen nacheinander wiederholen, es ist angenehm zu halten. Es ist ein Vortraining auf ein längeres Fasten, man lernt dabei mit seinem Körper besser umzugehen und wer es regelmäßig tut, fühlt sich wohler und gesünder und geht seltenes zum Arzt, denn kleine Zipperlein die sonst zum Therapeuten führen, mahnen immer an ein Fasten.

Schalttage

Der Tierpfleger eines großen Zoos sagte: Einen Tag in der Woche bekommen die Raubtiere kein Futter, weil Tiere in der Wildnis auch nicht täglich etwas jagen. Erfolg: Futterkosten, Tierarztkosten und der Medikamentenbedarf werden geringer und die Tiere werden widerstandsfähiger und gesünder.

Eine altindische Tradition verlangt, monatlich zweimal einen Tag zu fasten, zwecks allgemeiner Reinigung des Körpers.

Am Tag des Vollmondes, am Tag des Neumonds, sagt eine andere alte Regel soll nur gegessen werden, wenn der Hunger dazu zwingt. Aber vor der Sättigung soll man aufhören zu essen.

In einer 3500 Jahre alten Pyramide steht geschrieben: Von einem Drittel von dem was wir essen leben wir, von den restlichen Dritteln leben die Ärzte.

Heilfasten

Hildegard gibt uns eine gute praktische Übung zur Hand, es ist ein sensibles Nachdenken, ein Meditieren über den ganzen Menschen, der Leib Seele und Geist ist.

Mit dem autogenen Training kommen wir dem hildegardischen Denken ganz nahe. Ich führe nur die 6 Stichworte des autogenen Trainings kurz an.

  • 1. Ruhe-Tönung

Als Vorübung gilt die Ruhe-Tönung, zum Organeinstieg. Welch wunderbare Kräfte, die dem hektischen Menschen Ruhe- und Stillwerden bringen, erleben wir im autogenen Training. Diese Übung können wir auch zwischendurch mehrmals am Tag machen.

  • Die Übungsschritte zum autogenen Training:
  • Ich bin ganz ruhig
  • Mein rechter Arm ist ganz schwer,
  • Mein rechter Arm ist ganz warm,
  • Es atmet mich.
  • Sonnengeflecht strömend warm,
  • Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig,
  • Stirn kühl und frisch.
  • Mein linker Arm: dito.
  • Später kommen dann noch die Beine dazu.
  • 2. Atmung

Das Wichtigste, was wir überhaupt tun müssen ist, richtig zu atmen. Goethe hat uns ein edles Gedicht geschenkt:

  • Im Atemholen sind zweierlei Gnaden,
  • die Luft einziehen, sich ihrer entladen.
  • Jenes bedrängt, dieses erfrischt,
  • so wunderbar ist das Leben gemischt.
  • Du danke Gott, wenn er Dich preßt
  • und danke ihm, wenn er Dich wieder entläßt.

Ruhiger Atem braucht drei Helfer: den Mund, der geschlossen ist, die Nase die geöffnet ist, das Zwerchfell, das alles beim Atmen in Schwung hält. Jede einzelne Zelle soll mitatmen. Falsches Atmen macht sauer, es hemmt das „Rad“ (Hildegard kannte schon den Kreislauf) beim Umlaufen, dabei kann nur ganz schwer die nötige Grünkraft hergestellt werden. Atem ist Leben, durch das Atmen drückt sich die Seele aus. Jeder sollte sich einmal die Stellen durchlesen, die Hildegard über die Schwarzgalle in Causae et curae geschrieben hat, es könnte sein, daß wir hier die Erklärung der modernen „Freien Radikalen“ vor uns haben, die sogenannten „Sauerstoffradikalen“, die in der modernen Heilkunde jetzt eine beachtliche Rolle spielen. Diese Reststoffe können immer weniger gut ausgeschieden werden und sind doch so schädlich für Herz-Kreislauf und Gefäße.

Nach diesem kurzen Abstecher in die Technik des autogenen Trainings wollen wir uns wieder dem Fasten zuwenden. Fasten gilt für alle Lebewesen, auch für Pflanzen, die im Winter ihren Saft entbehren müssen. Aber besonders auch für unsere Tiere: Ähnliches finden wir sowohl beim kranken Menschen als auch bei Tieren, die an verschiedenen Krankheiten leiden. Kranke Menschen brauchen Ruhe, Geborgenheit, Wärme und möchten häufiger mit sich allein sein. Das fiebernde Kind lehnt jede Nahrung ab, es trinkt nur noch. Der kranke Hund verkriecht sich in seine Hütte und frißt tagelang nichts. Kranke Lebewesen tun instinktiv das Richtige, sie fasten.

Bei Hildegard ist fast bei allen Krankheiten das Fasten ein bewährtes Heilmittel. Der kranke Organismus braucht zur Genesung Zeit und viel Kraft für sich selbst. Die Energie für die Wiederherstellung der kranken Zellen gewinnt er aus den körpereigenen Nahrungsdepots. Beim Fasten spart er sich die schwere Verdauungsarbeit, die 30% der gesamten Energie des Körpers beträgt. Die freiwerdende Energie verwendet er für die Heilarbeit. Fasten im Fieber ist eine großartige Selbsthilfe der Natur. Sie zerstört eingedrungene Bakterien, hemmt das Wachstum der Viren, erhöht die Abwehrkraft des Blutes, sie steigert die Ausscheidung von Gift und Krankheitsstoffen.

  • 3. Das Fasten und die körperliche Leistungskraft

Der Fastende kann entgegen der landläufigen Meinung sehr wohl eine normale Leistung erbringen, natürlich zeitlich begrenzt und individuell verschieden.

„Plenus venter non studet libenter“(ein voller Bauch studiert nicht gern). Bergsteiger essen nie vor dem Aufstieg. Kein Spitzensportler ißt vor dem Start. Wir leben nicht von der Hand im Mund, sondern hauptsächlich von unseren Reserven, die uns schneller zur Verfügung stehen, wir können uns quasi selbst verzehren. Nach einer Anstrengung fehlt uns oft jedes Bedürfnis zu essen, zuerst trinken wir, stillen unseren Durst, dann stellt sich der Hunger ein. Bekannt ist das Beispiel von Dr. Aly aus Schweden: 20 Schweden marschierten 10 Tage lang 500 km weit ohne feste Nahrung zu sich zu nehmen, nur etwas Obstsaft (Mineralien) und 3 Liter H2O = Wasser, tranken sie auf dem Marsch. Entgegen jeder Vorhersage, kamen sie nicht erschöpft am Ziel an, sondern bester Laune und mit einem Zuwachs an Kraft und Ausdauer. Im Durchschnitt hatten sie 5-7 kg Gewichtsverlust.

Das Wesen, die Essenz (essentia) des Fastens

Fasten gehört zur 5. Ordnungsregel „von den Ausscheidungen“. Das Fasten ist eine naturgegebene Form menschlichen Lebens. Das Fasten ist Leben aus körpereigenen Nahrungsdepots. Der Mensch hat zwei energieerzeugende Programme in sich.

1. die Aufnahme von Nahrungsmitteln, 2. die Ernährung aus den Körperdepots. Aus den Depots werden Fett und Eiweiß der inneren Verdauung zugeführt das ist der Fastenstoffwechsel. Dabei entstehen Ausscheidungen, Endprodukte und Kraft (Energie) und Wärme. Fasten bedeutet, daß der Organismus durch innere Ernährung und Eigensteuerung weitgehend selbständig ist.

Fasten ist eine Verhaltensweise von selbständigen Menschen, die sich frei entscheiden können. Fasten betrifft den ganzen Menschen, jede einzelne seiner Körperzellen, seine Seele und seinen Geist. Fasten ist die beste Gelegenheit, in Form zu bleiben oder wieder in Form zu kommen. Außerdem hilft es jedem Menschen, seine Lebensweise zu ändern, falls es nötig ist.

Ganz wichtig ist das Umschalten von Essen auf Fasten, dies geschieht von selbst, die Programme laufen automatisch ab. Die richtige Umschaltung von Energieprogramm 1 auf Energieprogramm 2 wird bewußt vorbereitet: Durch das Wissen um die Ungefährlichkeit des Fastens, durch das Wissen um die im Menschen vorprogrammierten Fähigkeiten zum Fasten und durch den aus freiem Willen gefaßten Entschluß fasten zu wollen.

Eine Ausleitung über den Darm kann sowohl mit Bittersalz als auch durch viel trinken ermöglicht werden.

Der Erstfaster macht die überraschende Erfahrung, daß er keinen Hunger hat, sich wohl fühlt und leistungsfähig ist, somit wächst das Vertrauen in die automatische Selbststeuerung des Körpers.

  • 1.Wenn das Energieprogramm 1 eingeschaltet ist, dann bedeutet das:

Hunger als Signal des Körpers: Ich warte auf Nahrung. Ich bin auf die Nahrungsaufnahme vorbereitet, ich produziere Speichel und verschiedene Verdauungssäfte. Fehlt die Nahrungszufuhr, dann wird das Signal Hunger zu einem unangenehmen Zustand. Einem Körpergefühl, das wir bohrend in der Magengrube spüren, d.h. wir hungern. Dies kann zu Kreislaufschwäche, Schwindel, Zittern, Übelkeit, Kollaps und Schweißausbruch führen (ein Glas Saft beseitigt dies sofort).

  • 2. Sattsein heißt den körperlichen Hunger gestillt zu haben. Hier gibt es häufig psychosomatische Krankheiten: Fettsucht, Hypertonie, Magersucht, Diabetes, Migräne, Allergien. Appetit oder Hunger muß keineswegs nur ein Verlangen nach Nahrung sein, es kann auch ein Verlangen nach Liebe, Geborgenheit, nach Anerkennung und nach Selbstbestätigung sein. Andere wiederum nehmen zu, sie werden dick oder stoffwechselkrank, weil sie unbewußt versuchen, diese seelischen Bedürfnisse durch Essen und Trinken, oder durch Rauchen und Alkohol zu stillen, das heißt alles zu kompensieren. Merke: Alles was kränkt macht krank.
  • 3. Wenn wir das Energieprogramm 2 eingeschaltet haben, dann fasten wir und spüren keinen Hunger, weil uns die innere Energiequelle versorgt. So lange unser Nahrungsdepots reichen, können wir fasten. Nebenbei schaltet der Körper auf das eigene Nebennierenhormon um und schüttet körpereignes Cortison aus, das gegen alle entzündlichen Zustände hilft. Auch das Hochgefühl beim richtigen Fasten kommt daher.

Alle Organe des Gesunden arbeiten auch beim Fasten, genau so sicher und selbstverständlich wie sonst. Deshalb ist fasten leichter als weniger essen. Denn beim FDH-Programm ist das Energieprogramm 1 eingeschaltet, dabei bekommt der Körper weniger und verspürt den Hunger. Jeder Mensch hat die Fähigkeiten zum Umschalten in sich. Die Umschaltfähigkeit muß nur geübt und neu erfahren werden. Der fastenerfahrene Körper schaltet schneller um sobald Nahrung abge-setzt wird.

  • 4.Dem Fastenerfahrenen gelingt eine Mittelstellung zwischen Energieprogramm 1 und 2, d.h. also mit einer Reduktionskost zu leben. Er kann Energie aus der Nahrung und aus den körpereigenen Depots ziehen und kann so ohne Hunger zu haben, leben: Fasten ist nicht hungern und wer hungert, fastet nicht. daraus folgt, Fasten ist Leben ohne Nahrung auf Zeit und ist ein rein natürlicher Zustand unseres Lebens.

Für viele Menschen ist es unfaßbar ohne Nahrung zu leben und zu arbeiten. Sie befürchten Krankheit und Tod. In der Tierwelt ist Fasten die Möglichkeit zu überleben, wenn es nichts gibt. Das Hochgebirgswild, Gemse, Steinbock, Hirsch, Murmeltier, alle fressen sich im Herbst eine gute Schicht Winterspeck an, und überleben den harten Winter mit Eis und Schnee ohne weitere Nahrung. Bei den Fischen und Vögeln ist es so ähnlich

Die Bärenmutter und ihre Jungen fasten monatelang in ihrer Höhle. Der Lachs nimmt in der anstrengenden Flußaufwärtswanderung keine Nahrung zu sich. Zugvögel haben vor dem Abflug in den Süden das doppelte Gewicht. Mit dem Kraftstoff Fett bewältigen sie Nonstoppflüge bis zu 5000 km Länge, dann ist ihr Gewicht wieder normal.

Durch Fasten entsteht eine biologische Fähigkeit des Überlebens. Ganze Völker wären ohne diese Fähigkeit schon längst ausgestorben. Der Weg zu Verhungern ist lang. Bei den Naturvölkern Afrikas und den Aborigines in Australien gibt es noch die alten Naturgesetze: Zeiten des Vorrats und Zeiten des Abbruchs. Die Geschichte der Hunzas ist besonders dramatisch. Die Hunzas sind ein altes Kulturvolk und leben in einem Hochtal des Himalaja. Sie sind ein Beispiel dafür, daß Fasten mehr sein kann als nur ein nacktes Überlebensprogramm. Der Boden gab wenig Ertrag, so mußten alle Menschen 1-2 Monate lang fasten. Sie waren trotzdem zufrieden, fröhlich, und sie arbeiteten und besserten die zerstörten Bewässerungsgräben wieder aus. Jetzt ist das Tal der westlichen Zivilisation zugänglich geworden. Haltbare Nahrungsmittel wurden eingeführt, Weißmehl, Zucker, Konserven. Jetzt braucht das Volk nicht mehr zu hungern, denn es fastet nicht mehr. Konsequenz: die natürliche Ordnung ist gestört. Es gibt nun auch dort die typischen Zivilisationskrankheiten wie Zahnfäule, Gallenleiden, Übergewicht, Diabetes und viele chronische Krankheiten. Die Menschen brauchen jetzt nicht nur den Arzt, sondern auch den Polizisten. Die Gesundheit ihres Körpers, ihres Verhaltens, ihres Denkens, ihrer Emotionen ist zerstört. Das Schlimmste ist dabei die Zerstörung der ethischen Werte.

Die Wurzeln des religiösen Fastens

Der Mensch dankt Gott für die Möglichkeit zu überleben und satt zu werden. Fasten wird als Weg zu innerer Ordnung als Wegfindung zum Ziel und wird als Individuation erlebt. Alle großen Religionsstifter wie Buddha, Moses, Christus, Mohamed, haben durch Fasten zu Grundordnungen des Daseins gefunden. Fasten muß freiwillig sein, wenn es erzwungen wird, ruft fasten Hunger und Widerstand hervor. In den Kirchen heute werden die Fastenaufrufe durchlöchert. Es bleiben nur erstarrte sinnentleerte Formeln zurück.

Fasten heute

Wir sollten den Wert des Fastens neu entdecken. Der beste Weg dazu ist: Fasten selbst erleben. Es geht darum, aufgeschlossen für Neues zu sein, die Bereitschaft zu haben, es auszuprobieren und den festen Entschluß zu fassen, es durchzuhalten.

Die 4 plus 1 Grundregeln des Fastens

  • 1. Nichts essen für 1, 2, 3 Wochen, nur trinken: Tee, Gemüsebrühe, Obst- Gemüse-Säfte und Wasser, so viel der Durst verlangt.
  • 2. Alles weglassen was nicht lebensnotwendig ist: d.h. alles was uns zur Gewohnheit geworden ist und uns schaden kann, besonders während des Fastens: Nikotin, Kaffee, Alkohol, Süßigkeiten, Medikamente, soweit entbehrlich, Abführmittel, Appetitzügler, Entwässerungstabletten.
  • 3. Sich vom Alltag lösen: Weg vom Terminkalender und Telefon, heraus aus beruflichen und familiären Bindungen. Verzicht auf Illustrierte, Radio, Fernseher, Computer, Internet. Statt Reizüberflutung von außen, Begegnung mit sich selbst. Statt Außensteuerung, sich der Innensteuerung überlassen.
  • 4. Sich natürlich verhalten. All das tun, was dem Köroper gut tut und wonach der Körper verlangt. Der Erschöpfte soll sich ausschlafen, der Bewegung liebende soll wandern, Sport treiben, Schwimmen, Langlaufen,
  • plus: Das tun was Spaß macht, lesen, tanzen, Musik hören, bummeln, Hobbys pflegen.

Grundsätzliches

Fasten hat nichts zu tun mit Entbehrung und Mangel, fasten bedeutet nicht weniger essen, fasten meint nicht Abstinenz von Fleisch am Freitag, das wäre nur Verzicht, fasten hat nichts mit „Schwärmerei“ von Sektierern zu tun, fasten ist auch nicht notwendigerweise mit Religion verbunden. Religion kann allerdings ein starkes Motiv sein.

Nach dem Ausfasten kommen die Aufbauzeiten. Was man jetzt dazu nehmen will, bestimmt man selbst. Wichtig ist, daß die Menge langsam gesteigert wird. Es sollen auch noch nicht zu viele verschiedene Speisen sein. Erst soll man hinspüren, wie es duftet und abwarten, dann erst nehmen. Reagiert der Körper schlecht auf das Neue, sofort wieder weglassen. Nie ist der Körper so sensibel, auf das was er nicht verträgt, wie nach dem Fasten.

Die Tugend des rechten Maßes drückt sich auch in der Eßkultur aus. Daß wir essen dürfen, ist etwas schönes. Zum Essen gehört ein Tisch an dem man im Zeichen des Mahles sitzen und essen kann. Wir sitzen zusammen in Harmonie und freuen uns über die Köstlichkeiten. Zusammen essen macht erst eine Familie, zu der man gehören darf.

Jetzt kann wieder auf normale Kost übergegangen werden. Wer schlau ist, macht die alten Fehler nicht wieder und richtet sich nach dem, was der Körper antwortet.

Der Mensch muß verdauen, ob er will oder nicht, deshalb ist der Darm das Organ, das am schnellsten zeigt, wenn man maßlos gewesen ist. Alles, was der Darm nicht verarbeiten kann, lagert sich als Schlacken im Körper ab, extrem dann, wenn die Körpermaße überlappen.

Womit Sie in der Ernährung nach Hildegard nie etwas falsch machen können, ist mit dem Dinkel.

Hier ist der Platz, an dem das Wort Subtilität erläutert werden soll. Das bedeutet, die Kraft, die aus der Natur kommt, die der Schöpfer in jedes einzelne Geschöpf hineingelegt hat, das was zur Heilung und in der Ernährung zu Grünkraft und Schönheit führen soll.

Wenn der Mensch seine Nahrung erst beschnuppern würde, wie die Tiere das tun, könnte er sehr schnell feststellen, was ihm gut tut. Hier erkennt er was das Kraut oder das Korn für ihn bereit hat, gutes oder böses, Bekömmlichkeit oder Tod. Denn „wo die Frage nicht ist, kann auch die Antwort nicht sein, im heiligen Geiste“. So sagt Hildegard.

In Hildegards Küche gibt es Lebensmittel und Nahrungsmittel. Lebensmittel, sollen Leben erhalten und Nahrungsmittel sollen den Menschen Freude bescheren und gutes Aussehen verleihen. Das Eß-verhalten ist bei Hildegard der Ausdruck eines leib-seelischen Geschehens. Bei Hildegard gibt es ungefähr 100 Lebensmittel und Nahrungsmittel, die für gesunde und kranke Menschen gut zu essen sind. Verschiedene Mittel wirken wie Heilmittel auf die ihnen zugehörigen Organe und Organbereiche.

Wenn man sich für diese Beschaffenheiten interessiert und sie berücksichtigt in seinem Ernährungsplan, steht man schon viel besser da, als wenn man einfach unbesehen alles in sich hineinschlingt. In der Physica, der Naturkunde Hildegards, findet man bei jedem Mittel, wie es ist. Das ist kein Geheimnis, sondern hat etwas mit Fleiß zu tun, sich das Wissen anzueignen.

Beim Fasten muß man besonders auf die Haut achten. Die Haut ist das Kostüm der Seele. Auf ihr manifestieren sich die psychosomatischen Probleme. Es gibt viele Redewendungen zum Thema Haut: Es geht einem etwas unter die Haut, man spricht von einem dünnhäutigen Menschen oder auch von einem Dickhäuter, jemand hat ein dickes Fell, oder er ist eine ehrliche Haut. Einer muß seine Haut zu Markte tragen oder er errötet vor Scham. Die Haut ist die Grenzfestigung zum Innenleben. Der Hautsinn ist unser 5. Sinn und steht für das Fühlen. Die Pflege der Haut ist beim Fasten etwas ganz Wichtiges. Die Haut vermittelt Kontakt und Zärtlichkeit, aber sie ist auch Organ für Be-rührungsängste. Hautatmung ist so wichtig wie Lungenatmung. Wenn die Haut nicht atmen kann, erstickt der Mensch. Die Haut ist ein Schutzschild, Isolationsschicht bildend, was zum Gefängnis der Seele werden kann. Man kann „aus der Haut fahren können“. Über die Haut kann aber auch menschliche Wärme und Zuwendung vermitteln werden. Ganz sensibel ist die Berührung mit der Haut, ebenso die Wahrnehmung und der hochentwickelte Tastsinn. Die Haut ist Aus-druck von Innen, ist Spiegel der seelischen Innenwelt. Was kann allein die Farbe des Gesichtes ausdrücken! Die Haut des Menschen kann oft zur Klagemauer der Seele werden. Die Haut kann auch richtig zornig werden, das wird sichtbar durch die verschiedenen Hautentzündungen, es brennt wie Feuer.

Dermatitis heißt Grenzen öffnen, verteidigen. Neurodermitis, Schuppenflechte, Blasensucht sind Krankheiten die über die Seele laufen, sie bilden nach Außen hin ein Zeichen, wie Panzer, Feuer oder auch weinen, bei einer seelischen Lage die zum weinen ist, wo aber keine Träne fließen darf. Krebs der Haut ist grenzenlos, wächst ohne Rück-sicht in alles hinein, z.B. das Melanom. Dabei ist das geistig-seelische Wachstum lange unterbrochen und blockiert es, so daß es im Körper nun fulminant losschlägt. Der Mensch ist zu weit von sich selbst weg-gekommen, er zeigt einen großen Mangel an geistigem Wachstum. Es gibt viele Ursachen für Krebs. Der Mensch der an Krebs leidet, ist von seiner eigenen Entwicklungsspur zu weit abgekommen oder es wird von anderen Menschen, von der sozialen Umwelt verursacht, der Mensch findet zu wenig Beachtung und Anerkennung oder zu wenig echte Liebe. Dieser kranke Mensch ist zutiefst einsam und fällt in eine tiefe Depression. Es wäre die Aufgabe zu bewältigen die Ursachen zu finden warum ein Mensch so leiden muß. Jeder Mensch ist anders und die Ursache wird auch anders sein. Können wir etwas tun, daß ein Krebs nicht zum Ausbruch kommt? In der Begleitung eines Krebskranken ohne Scheu und Angst, können wir helfen, daß sein Los erträglicher wird und daß er vielleicht auf die Ursache seines Leidens stößt, das wäre dann im Effekt die Heilung, von der wir immer wieder hören, daß sie plötzlich wie ein Wunder geschehen kann. Hildegard sagt: „freiwillig zu verzichten aber nicht zu hungern ist wie der Klang der Zither. Eine schöne Harmonie bricht die Herzenshärte auf. Speisen sollen maßvoll eingenommen werden und nur so viel, daß die Säfte nicht austrocknen“.


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