Zwangserkrankungen - Unterschiede zwischen Neurose und Psychose

Hallo shelley,
Eine Neurose ist meines Wissens keine charakteristische Veranlagung, sondern wie wenn jemand die ganze Zeit krumm auf dem Stuhl sitzt - also nicht angeboren - und mit der Zeit einen Rückenschaden hat, eine sog. funktionelle, also "antrainierte", entwickelte Erkrankung. Sowas kann meiner Ansicht nach nur bei älteren Menschen vorkommen. Jeder Mensch hat charakteristische Veranlagungen. Wären diese "krank", so wäre der Mensch behindert, z.B. mongoloid.

Was Lori betrifft, so denke ich, dass ihr Ex vernachlässigbar ist. Ich glaube nicht, dass Liebeskummer eine Psychose mit Stimmen hören etc. auslösen kann. Dann schon eher eine Intrige oder Mobbing oder Prüfungsangst mit der Vorstellung, dass eine Intrige und Mobbing dahintersteckt, also Stressoren. Falls diese Probleme zum erstenmal aufgetreten sind, kann man ihr sicher nicht vorwerfen, dass sie nach einer Zeit in der sie sich gut fühlte nicht zum Arzt ging....hääää.
 
Was versteht man unter einer Neurose?

Unter einer Neurose versteht man eine seelische bzw. psychosozial bedingte Gesundheitsstörung ohne nachweisbare organische (körperliche) Grundlage.

Es handelt sich also um eine krankhafte Störung der Erlebnisverarbeitung. Oder etwas ausführlicher: Es gab bzw. gibt offenbar in diesem Leben bisher nicht gelöste Konflikte (die bis in die Kindheit zurückreichen können), die später wieder zum Problem werden und sich in seelischen, psychosozialen oder körperlichen (dann meist psychosomatischen) Krankheitszeichen äußern.

Das Verhalten des Betroffenen kann zwar stark beeinträchtigt sein, bleibt aber im Allgemeinen innerhalb sozial akzeptierter Grenzen. Auch die Persönlichkeit bleibt erhalten (was nicht bei jeder seelischen Störung zu erwarten ist, man denke nur an die Schizophrenien).

Wichtig: Die neurotischen Krankheitszeichen sind unmittelbare Folge oder sogar symbolischer Ausdruck (z. B. Herzneurose) des krankmachenden seelischen Konfliktes, der aber unbewusst bleibt.

Aufgrund der vielfältigen Theorien und Konzepte lässt sich jedoch keine einheitliche Definition geben, die für alle verbindlich wäre. Im Gegenteil, es irritiert letztlich eine Vielzahl von Definitions-Vorschläge, je nach Beschwerdebild, Ursache und Verlauf sowie eine z. T. verwirrende Einteilung je nach akademischer Schulrichtung.

Das hat letztlich auch dazu geführt, dass der Begriff "Neurose" in den neuen, weltweit tonangebenden Klassifikationen bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur noch angedeutet sowie bei der Psychiatrischen Amerikanischen Vereinigung (APA) völlig gestrichen bzw. durch andere Begriffe ersetzt wurde.

Quelle: DIE NEUROSEN - EINST UND HEUTE

Ich denke, z. B. starke Minderwertigkeitskomplexe sind "neurotisch", vielleicht in der Form, dass Frauen sich nicht mehr trauen ungeschminkt unter Menschen zu gehen und deshalb permanent in den Spiegel gucken müssen.

Bei einer schweren Psychose verändert sich die Persönlichkeit. Ebenso ist sie in der Regel mit Intelligenzverlust verbunden. M. E. ist dies ein entscheidendes Kriterium zur Unterscheidung.

Viele Grüße
 
Hallo flowerpower,
Neurose = funktionell, Psychose = strukturell. Das sind klinische Begriffe, die ausdrücken, dass eine chronisch-psychische Erkrankung (Neurose) von einer akut-traumatisierten (Psychose) zu unterscheiden ist. Eine Psychose führt nicht zu Intelligenzverlust. Das ist völliger Unsinn. Minderwertigkeitskomplexe, die neurotisch, also pathologisch, werden, kann ich mir bei einer jüngeren Person wirklich nicht vorstellen. Kindheitsprägungen und Persönlichkeit spielen bei einer Psychose eine Rolle. Aber nicht als Auslöser, sondern in der Art und Weise wie der Psychotiker sich selbst erklärt.
 
Eine Psychose führt nicht zu Intelligenzverlust. Das ist völliger Unsinn.

Hallo ratio,

das ist kein Unsinn. Es gibt verschiedene Psychosen und unterschiedliche Verlaufsformen. Durch den gestörten Gehirnstoffwechsel bedingte Konzentrationsstörungen und Gedächtnisverlust beeinträchtigen letztlich die Intelligenz. Wird der Patient geheilt, was ja wohl eher selten vorkommt, so können die Funktionen wieder hergestellt werden und er erscheint genauso intelligent. Verläuft sie schwer, so verblödet (was für ein gemeines Wort!) derjenige allmählich. Alkohol, Drogen und Nikotin helfen oft dabei.

Übrigens: Intelligenztests sind einem Zeitlimit unterworfen! Verlangsamtes Denken ist oft auch ein Symptom. In diesem Momenten ist man halt nicht besonders intelligent.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Flowerpower,

das ist kein Unsinn. Es gibt verschiedene Psychosen und unterschiedliche Verlaufsformen. Durch den gestörten Gehirnstoffwechsel bedingte Konzentrationsstörungen und Gedächtnisverlust beeinträchtigen letztlich die Intelligenz.
Das sehe ich ganz genau so! - Vielleicht wäre es gut, sich an anderer Stelle mit den verschiedenen Symptomen und Krankheitsbildern/ Verlaufsformen, zu beschäftigen?



Herzliche Grüße von
Leòn
 
Übrigens: Intelligenztests sind einem Zeitlimit unterworfen! Verlangsamtes Denken ist oft auch ein Symptom. In diesem Momenten ist man halt nicht besonders intelligent.


hallo,

hat intelligenz wirklich mit tempo zu tun?
seit wann ist das so?

ich kenne jemanden, der hat auf grund eines unfalle verlangsamte neuropsychiatrische testergebnisse, wie auch ein verlangsamtes eeg, doch im intelligenztest schneidet er mit einem überdurchschnittlichen wert (hochbegabt) ab.
symptomatisch liegen bei demjenigen konzentrations- und aufmerksamstdefizite vor. und andere sachen. ich weiss jetzt nicht alles.

viele liebe grüsse von shelley :wave:
 
Hallo zusammen,
Dass ein Psychotiker unter Stress steht und deswegen nicht voll leistungsfähig ist, sollte einfach nachvollziehbar sein. Es gibt nicht viele verschiedene Formen von Psychosen, sondern verschiedene Diagnosen, die als Psychose gelten. Verlaufsformen sind so individuell wie Menschen. Intelligenzverlust liegt nicht vor, aber Realtitätsverlust oder "erweitertes Bewusstsein" oder wie man dem sagen will. 1% der Weltbevölkerung soll im Leben einmal eine psychotische Phase durchmachen. Betreffend Genesungschancen ist es so, dass eine Psychose meist zwischen 20 - 30 Jahren zum erstenmal auftritt und in 95 - 99% der Fälle nach 2 -3 Jahren wieder vorbei ist. Dass ein Psychotiker sein Leben lang psychotisch bleibt, kommt in etwa 1 - 4% der Fälle vor, Suizid nicht mit eingerechnet.
 
Man kann eine Psychose immer an Hirnveränderungen im MRT erkennen. Wie diese Veränderungen entstehen - darüber sollte man endlich mal nachdenken. Was heißt nachdenken: Es ist längst bekannt!!

Folgendes klingt ziemlich absolut. Bevor es jetzt heftige Diskussionen geben wird, bitte ich zu berücksichtigen, dass dies nur meine Auffassung ist, die ich mir im Laufe meines Lebens aus eigener Betroffenheit erarbeitet habe:

Man kann bereits bei Kindern früh erkennen, also Jahrzehnte früher, wer später wahrscheinlich im Laufe seines Lebens bei Einwirkung von "Stressoren" psychotisch werden oder eine Schizophrenie entwickeln wird. Dazu bedarf es noch nicht einmal großartiger Laboruntersuchungen, sondern ein klein wenig Aufmerksamkeit und eine entsprechende Anamnese unter Berücksichtigung aller krankmachenden Faktoren. Man muss sich vor allem die Menschen in dieser Familie anschauen, insbesondere die Mutter. Aber auch den Vater.

Eine spätere Neurose kann ich bei einem Kind durch eine gezielte und geschickte Erziehung verhindern bzw. lindern, indem man es zu einem selbstbewußten Menschen erzieht, so dass am Ende "nur" noch die organischen Ursachen eine Rolle spielen. Dann verläufen Krankheiten mit hirnorganischer Ursache später etwas milder (die lebensnotwendige Einsicht ist vorhanden) und eine Psychose in Form von Wahnerkrankungen tritt seltener auf. Eine psychisch kranke und eventuell neurotische Mutter kann m. E. keine seelisch gesunden Kinder heranziehen. Ein neurotischer Elternteil bringt immer beziehungsgestörte Kinder hervor. Davon bin ich überzeugt. Kommen hirnzerstörerische Gifte hinzu, entwickelt sich unter Umständen eine Psychose, natürlich in Abhängigkeit von der genetischen Disposition.

Neurosen haben m. E. immer etwas mit einem gestörten Selbstbewußtsein zu tun und eine eventuell später auftretende Psychose verläuft parallel dazu, und manifestiert sich genau an diesem Punkt. Es ist kein Widerspruch, dass hier ein Trauma oft der Auslöser ist - ganz im Gegenteil. Bei Analyse desselben, kann man in vielen Fällen Rückschlüsse auf die Psyche des Betroffenen ziehen.

Wie gesagt, dies ist nur meine Meinung, die auf meinen persönlichen Erfahrungen beruht - und ist nirgendwo sonst, als hier, nachzulesen ;) .

Viele Grüße
 
hat intelligenz wirklich mit tempo zu tun?
seit wann ist das so?

ich kenne jemanden, der hat auf grund eines unfalle verlangsamte neuropsychiatrische testergebnisse, wie auch ein verlangsamtes eeg, doch im intelligenztest schneidet er mit einem überdurchschnittlichen wert (hochbegabt) ab.
symptomatisch liegen bei demjenigen konzentrations- und aufmerksamstdefizite vor. und andere sachen. ich weiss jetzt nicht alles.

Hi Shelley, du sprichst hier von einem Unfall. Es ist auch nicht auszuschließen, dass dein Freund nicht schon immer verlangsamt im Denken war. Bei Hirnerkrankungen jedenfalls verläuft der Intelligenzverlust schleichend. Bei diesen Erkrankungen gehen Gehirnzellen zugrunde. Je mehr, umso größer der Intelligenzverlust. Desweiteren werden bei chron. Vergiftungen, zum Beispiel durch Quecksilber und Zinn, wahnsinnig viele Enzyme blockiert, die für die Verarbeitung von Informationen nötig sind. Durch diesen gestörten Hirnstoffwechsel ist auch das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt, was zuerst aus Anpassungsgründen möglicherweise das logischen Denken fördert, sich dann später aber doch ins Gegenteil verkehrt, weil man plötzlich überfordert ist und nicht mehr alles abrufen und miteinander verknüpfen kann. Meine Theorie.

Viele liebe Grüße
 
Hallo flowerpower,
Interessant hier deine Ansätze zu dieser Problematik zu lesen. Man müsste sich vor allem die Menschen anschauen, allerdings m.E. nicht die Kinder und deren Eltern, sondern die Psychotiker selbst. Unsere Gesellschaft ist auf Leistungsdenken aufgebaut. Logisch, dass es da Opfer gibt. Man kann es sich schwer vorstellen, aber die menschliche Psyche kann psychotisch auf Stress reagieren und es können z.B. auf einen Schlag Halluzinationen, wie Stimmen hören etc. ausbrechen. Gifte können haluzinogen wirken, doch wahrscheinlich auch "normale", psychische Belastungen, die einen Menschen an einem "wunden Punkt" überstrapazieren. Die Erziehung spielt meiner Ansicht nach v.a. eine Rolle wie die Psychose sich äussert. Es gibt Menschen, die reagieren, wahrscheinlich zu einem grossen Teil aufgrund ihrer Erziehung/Prägung, im Falle einer Psychose eher manisch-depressiv, andere eher schizophren. Dabei spielen wahrscheinlich die "Ventilfunktionen", welche die Eltern zuliessen, eine grosse Rolle. Wenn ein Kind z.B. etwas angestellt hat und die Eltern es ertappten und das Kind das Vergehen wieder gut machen konnte, wenn es seinen Eltern als Kompensation etwas zuliebe getan hat, so begünstigt das im Falle einer Psychose die manisch-depressive Variante dieser Erkrankung. Wenn die Eltern allerdings erst zufrieden waren nachdem das Kind sich ordentlich geschämt hat, so begünstigt das eher eine schizophrene Reaktion, falls später im Leben irgendwann mal eine Psychose ausbrechen sollte.

Nachtrag: Wenn ein Fussballer einen Kopfball spielt, gehen Gehirnzellen verloren. Wenn der Trainer an der Seitenlinie psychotisch wird nicht.
 
Hallo ratio,

was die seelische Komponente betrifft, so sind wir uns wohl einig. Das Wichtigste überliest du leider immer wieder ;). Psychotiker haben, soweit ich weiß, alle nachweislich Nekroseherde (Schizophrenieherde) im Gehirn. Die meisten Radiologen befunden diese jedoch nicht als solche, es sei denn der Patient kriegt eine Überweisung vom Psychiater oder erzählt ihm von Stimmen, Strahlen oder ähnlich verrückten Dingen. Man soll sogar erkennen können, ob diese Krankheitsherde gerade aktiv oder bereits vernarbt sind. Siehe Forschungsprojekt zur Schizophrenie in Jülich.
 
Hallo flowerpower,
Dass die Halluzinationen vom Gehirn ausgehen, ist ja völlig klar. Man kann daher bei einer Psychose immer von einer hirnorganischen Veränderung sprechen. Ich habe mal in der Neuen Zürcher Zeitung einen Artikel über Schizophrenieforschung gelesen. Da wurden bei Schizophrenie Patienten die Hirnaktivität der einzelnen Hirnregionen gemessen und computertomographisch dargestellt. Man konnte allerdings kein "schizophrenie-typisches" Muster feststellen und nicht einmal ein klarer Unterschied zu Gesunden.
 
Hallo ratio, habe gerade deinen Nachtrag gelesen:

Nachtrag: Wenn ein Fussballer einen Kopfball spielt, gehen Gehirnzellen verloren. Wenn der Trainer an der Seitenlinie psychotisch wird nicht.

Auch der Trainer verliert Hirnzellen, wesentlich mehr sogar als ein Fussballspieler, sonst würde man es auf Röntgenbildern nicht erkennen können. Aber wahrscheinlich geht es ihm auf dem Fussballfeld an der frischen Luft ganz gut, jedenfalls besser als zu Hause. Psychotiker sind nämlich durchweg Allergiker. Auch das ist nicht neu. Die meisten denken bei Allergien jedoch leider immer nur an Heuschnupfen, was mit Psychosen jedoch nicht viel zu tun hat.
 
hallo leute,

so.
jetzt weiss ich, was eine neurose ist und was eine psychose ist und den unterschied kenne ich auch.
und es muss mir gar niemand was sagen, oder mit irgendwelchen theorien kommen.
ich bin mir meiner sache so sicher wie man nur sicher sein kann.

psychose ist also, was ich an hand vom beispiel der lori schiller geschilder habe.

hier:

https://www.symptome.ch/threads/zwa...neurose-und-psychose.10963/page-2#post-102686

und hier:

https://www.symptome.ch/threads/zwa...neurose-und-psychose.10963/page-2#post-102992

und eine neurose ist das da:

Die Beschäftigung mir dem eigenen Körper erweckt ein ganzes Pandämonium von Neurosen zum Leben. Fast alle gravierenden Störungen ("Nerv durchgeblasen" etc.) haben neurotischen Ursprung und sind dementsprechend leider schwerer zu therapieren, als wenn sie tatsächlich objektive Ursachen hätten.
Eine der beliebtesten Störungen in diesem Zusammenhang ist die Zahnneurose: Man stellt beim Spielen ein Knirschen verbunden mit einer Lockerung der Zähne fest. Beim Weiterüben beobachtet man eine Verschlimmerung der Symptome. Dann ist die gesamte Wahrnehmungsfähigkeit übernatürlich aus nur dieses eine Detail konzentriert, wodurch subjektiv die Symptome immer schlimmer werden - objektiv auch, denn wenn man ständig an seinen Zähnen herumwackelt [Anm. von Shelley: beim testen, wie fest die Zähne schon wackeln], ist das die einfachste Methode die Zähne zu verlieren. Wenn also fixe Ideen auftauchen, sollte man sie so schnell wie möglich wieder versenken, indem man sie objektiv beseitigt, also zum Arzt geht!
Um vermeintliche von den Lippen ausgehende Störungen richtig einzuschätzen, sollte man sich immer vergegenwärtigen, dass die Lippen der unwesentlichste Bestandteil beim Spielen von Blechblasinstrumenten sind. Weil die Lippen zwischen Mundstück und Zähnen fixiert sind, ist Spielen selbt mit Gesichtsmuskellähmungen möglich. Das Problem ist nie (oder selten) der tatsächliche Zustand der Lippen, sondern unsere mentale Reaktion darauf.

das zitat ist entnommen aus:

Malte Burba: Brass Master Class - Methode für Blechbläser - Der logische Weg uz grenzenloser Sicherheit, Ausdauer und Höhe

alles klar?

mir ist es nun klar.
ohne, dass ich eure beiträge verstehen muss.
für mich sind die dinge an hand von beispielen am besten verständlich.

ich erinnerte mich plötzlich an diese sache.
ich verstehe sie um so besser, weil ich auch schon nahe an einer neurose, wie oben beschrieben, stand.

ich hatte auch schon angst, dass ich beim üben meine zähne verliere, wenn sie so fest wackeln. da habe ich auch immer noch mehr daran gewackelt, um zu kucken, ob sie noch halten.
nachdem ich aber diese beschreibung von mate burba las, da wusste ich, dass mir die zähne nicht ausfallen werden, wenn ich nicht daran wackele.
ich nahm es als grad-messer und fand es voll toll, je mehr sie wackelten. weil das war zeichen für mich, dass ich fest geübt und somit viel, viel gelernt habe und bald ganz gut sein werde.
ich war von malte burba's beitrag so überzeugt, weil ich selbst wegen einem pfusch bei der weisheitszahnoperation ein gelähmtes müskelchen bei der lippe habe und trotzdem einen ansatz wie im gilderbuch besitze, weil ich gelernt habe, mit den anderen müskelchen zu kompensieren. das zeigte mir immer, dass ich keine angst haben muss, mir meinen ansatz zu verhauen. trotzdem muss man natürlich täglich daran arbeiten.

eine andere sache ist nun, dass ich vielleicht hier im forum schon geschrieben habe, dass ich nicht mehr spielen kann, weil meine lippe so doll aufreisst und blutet und weh tut.
ich weiss aber, dass ich mit dem üben nix verschlimmere.
es ist also nicht eine neurotische sache, weil man kann ja das blut wirklich sehen. und ich weiss, dass die risse nicht vom hornspielen kommen.
zudem weiss ich, dass man eigentlich mit solchen verletzungen trotzdem spielen könnte. doch habe ich erfahren, dass das anscheinend nur funktioniert, wenn sie auf der unterlippe sind.
ich denke wirklich, dass ich da nicht neurosegefährdet bin.

eine neurose hatte ich aber. das muss ich gestehen.
und zwar diese, dass ich immer angst hatte, beim hoch spielen den hals zu fest zuzumachen.
ich war fest berzeugt, dass mein hals nicht frei ist und habe mich richtig reingesteigert, bis ich nicht mehr hoch spielen getraute, weil ich angst hatte, edn hals zu zu machen.
folge dieser neurose war aber nicht, dass ich wie andere mit musikerneurosen mit dem spielen aufhören musste, weil die angst vor dem hohen spielen so gross geworden wäre, dass ich gar nicht mehr hätte spielen können, schliesslich auch nicht mehr mittel- oder tieflage.
bei mir war es viel mehr so, dass ich mich voll bemüht habe, den ansatz zu perfektionnieren, damit ich auch so hoch komme, ohne beschummelnderweise einfach den hals zu schliessen und mir somit eine falsche technik anzueignen. folge meiner neurose war also, dass ich einen perfekten ansatz ohne bruch bekam. eine sache, welche es weltweit vielleicht bei vier hornisten gibt. leider habe ich es aber nicht an die spitze der anderen drei geschafft... weil der ansatz alleine auch nicht alles ist... (vielleicht gibt es noch mehr hornisten, welche ohne bruch spielen, doch sind sie unter den bekannten hornisten wie vlatkovic, baumann, penzel und co. unbekannt.
heute ist es ja so; durch meine schwäche schaffe ich es nicht mehr immer, mit dem ansatz alleine hoch zu kommen, weil ja alle meine muskeln weg sind.
da merke ich dann schon manchmal, dass ich in der höhe den hals zu mache.
ich höre dann manchmal auf und sage meinem lehrer unsicher, dass ich den hals schliesse und was ich machen soll. doch er beruhigt mich immer, und findet, dass ich einfach mehr luft geben soll, weil ich ja mit dem minimalsten minimum an luft blase, und dass ich mir keine sorgen machen muss, weil wenn ich wieder gesünder bin, würde das automatisch weg gehen, dass ich mit hals zu machen beschummle.
aus der neurose heraus denke ich aber manchmal, dass mein lehrer die sache hinunterspielt und zu wenig ernst nimmt.
ja, genau!
das ist eine neurose. jetzt weiss ich es!
zum glück bin ich mir aber sicher, dass sie bei mir nicht ausarten kann, weil so lange ich fast nicht spielen kann, werde ich eh nicht so fest damit konfrontiert und wenn ich wieder spielen werden könne, werde ich die neurose auch los sein, weil ich dann genug kraft habe, um diese falsche beschummeltechnik mir nix, dir nix, abzulegen.

so.
jetzt könnt ihr miir noch alle so viel sagen wollen, dies und das sei neurose und jenes psychose.
ihr könnt mich nicht beeindrucken, wenn ihr noch so viele studien und beweise und theorien und fallberichte bringt.
obwohl ich nicht in jeder sache hinter malte burba stehe, ist er ein genialer typ! er hat mir alles so einleuchtend und praktisch erklärt, so dass ich es gleich umsetzen kann!

so gesehen weiss ich jetzt auch, was eine psychose ist.
ich habe zum beispiel eine freundin, welche sich wegen einer posttraumatischen belastungsstörung zu schneiden begann.
immer, wenn sie in diesem zustand war, in dem sie sich geschnitten hat, dann war das eine psychotische krise oder ein psychotischer anfall. ich weiss nicht, wie man dem sagt.
sie hat die krankheit aber überwunden, weil sie den kerl angezeigt hat und den prozess gewonnen hat und weil sie gute psychotherapie bekam.
ihre psychose war also heilbar. wie leicht kann ich nicht einschätzen.

ich komme nochmals auf das malte burba zitat zu sprechen:
er erwähnt ja, dass eine neurose nicht so leicht zu therapieren ist. ich denke, es ist sehr schwer bis unmöglich, sie los zu bekommen, wenn man nicht rechtzeitig den rank kriegt, davon weg zu kommen. ich habe ihn zum glück gerade noch erwischt.
ich weiss aber von vielen, vielen musikern - besodners blechbläsern - welche sogar ihre ganze karriere wegen einer plötzlich auftretenden neurose beenden mussten. ich hatte sogar einmal einen lehrer, welcher aus dem orchester frühpangsioniert wurde, weil er im alter eine neurose entwickelte, weil man da ja seine zähne verliert und so. das ist auch eine schwere zeit, da keine neurose zu bekommen. dieser lehrer hat also eigentlich praktisch nicht mehr gespielt. ich mag mich erinnern, dass er vielleicht höchstens ein oder zweimal mein horn nahm, um etwas vorzuzeigen. seines nahm er schon gar nicht mehr mit.

viele liebe grüsse von shelley 👋
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
sorry; das war viel.
ich schrieb halt beispielhafte theorie und dann noch ein paar beispiele.
 
hallo,

ich wollte noch was anmerken.
wenn sich also jemand in etwas über der norm reinsteigert und dadurch ängste, ob nun bewusste oder unterbewusste entwickelt, dann ist das eine neurose. er ist dann sehr auf diese sache fixiert.
wenn aber jemand in so einen "zustand" kommt, in dem er sich an schlimme dinge erinnert oder eben auch nicht daran erinnert, sondern vielleicht ein wenig "weg vom fenster" ist, dann ist das eine psychose.

sehe ich das richtig so?

viele liebe grüsse; shelley :wave:
 
ich wollte noch was anmerken.
wenn sich also jemand in etwas über der norm reinsteigert und dadurch ängste, ob nun bewusste oder unterbewusste entwickelt, dann ist das eine neurose. er ist dann sehr auf diese sache fixiert.
wenn aber jemand in so einen "zustand" kommt, in dem er sich an schlimme dinge erinnert oder eben auch nicht daran erinnert, sondern vielleicht ein wenig "weg vom fenster" ist, dann ist das eine psychose.

sehe ich das richtig so?

Ich denke bei dem Unterschied Neurose/Psychose geht es v.a. darum wie ein Psychiater den Patienten einschätzt. Dabei spielt meiner Ansicht nach das Alter der Person eine grosse Rolle. Wenn zum Beispiel eine 45-50 jährige Mutter eines Kindes akute Probleme mit der Mutter-Kind-Beziehung hat, so kann man ihr m.E. schlecht sagen, dass dies psychotisch sei. Grundsätzlich einer älteren Person. Wenn man ihr sagt: Du bist dein ganzes Leben lang ein Idiot gewesen und nun hast du noch alles getoppt und bist psychotisch geworden; so ist das für so eine Person einfach zuviel. Das schafft sie nicht mehr. Ich kannte jemanden aus meinem Bekanntenkreis, der sich aus so einer Situation heraus umgebracht hat. Man würde in so einem Fall wohl besser einen therapeutischen Ansatz über eine Diagnose "Neurose" suchen. Eine ältere Person, die im Leben steht und nicht mehr einfach neu anfangen kann, kann sich mit einer Neurose wohl besser identifizieren. Das ist wie eine "Kriegswunde" oder so. Die Identifikation mit der Problemstellung ist m.E. für die Therapie sehr wichtig.

Es gibt aber auch Beispiele, wo die Diagnose "Neurose" völlig unangebracht ist. Wenn man zum Beispiel einem missbrauchten Mädchen mit bipolarer Störung sagt, es sei neurotisch, so impliziert man ja dadurch, dass es an seinen mentalen Problemen selber schuld sei, was es wohl nur schwer verkraften könnte. Dasselbe gilt meiner Ansicht nach z.B. auch für jüngere Leute mit psychischen Erkrankungen aufgrund von Prüfungsangst, Mobbing-Opfer und ähnliches.
 
Hallo Shelly,
deine Freundin hatte keine Psychose sondern ist an einer Borderline Störung erkrankt, jedenfalls so auf die Schnelle würde ich das sagen:)
Menschen die sich "schneiden" wollen sich spüren..

Gruß Urmel
 
hallo urmel,

zuerst will ich dir sagen, dass leute, welche sich schneiden nicht auch automatisch eine borderline-störung haben.
des weiteren wollte ich sagen, dass ich damit nur gesagt habe, dass die zeitspanne, in welcher der schneideprozess ablauft eine psychotische krise ist.
psychotische zustände kann man habe, ohne gleich 24 stunden im tag eine psychose zu haben.

wenn aber der mister monk immer angst hat, dass er krank wird, wenn ihm jemand die hand gibt und er seine danach nicht abwischen kann, dann ist das eher neurotisch, weil er sich reinsteigert und eine krise bekommen kann, wenn er nicht gleich die möglichkeit hat, seine hand zu putzen.

wenn jemand voll die schmerzen hat und den lärm nicht erträgt, wenn er tagelang nicht schlafen konnte und wirklich am durchdrehen ist, dann kann er in einen zustand kommen, wo er nicht mehr sich ist, rumschreit und alles kurz und klein schlägt. das ist dann ein psychotischer anfall, wobei der betreffende keine psychose haben muss, sondern einfach voll am ende ist und deswegen fast durchdreht.

ich denke nun, dass auch ein kleines kind eine neurose bekommen kann. zum beispiel wenn der lehrer ihm immer reintrichtert: pass auf! du machst dir deine lippen kaputt, wenn du deine trompete so fest dran drückst! wenn das dem kind so lange eingetrichtert wird, bis es angst bekommt und sich nur noch darauf fixiert, dann kann es eine lippenzerdrückneurose bekommen.
zum glück hören solche kinder oft schon vorher auf mit dem instrument, weil es iihnen verleidet, bevor sie eine neurose bekommen, oder was besser ist, wenn sie rechtzeitig lehrer wechseln können.
kinder sind da noch hellhöriger und lassen sich zum glück nicht so leicht kirre machen.
ein erwachsenes schüler bei diesem lehrer würde wahrscheinlich nicht aufhören mit dem instrument, würde nicht den lehrer wechseln, sondern sich schneller fertig machen.

viele liebe grüsse von shelley :wave:
 
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