Gesunde Kieferorthopädie: zog Schweden die Konsequenzen?

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Liebe Leser,
eine engagierte Mutter, die sich im bracketverseuchten Amsterdam als Entwicklungshelferin für sanfte Kieferorthopädie betätigt, gab mir interessante Info von einer schwedischen Freundin weiter. Deren 9-jähriger Sohn nutzt eine aktive Platte mit Schraubern.
Während mir vor Jahren ein Dozent sagte, die würden in Skandinavien nur noch (Brackets) kleben, und ich Anfang der 90er Jahre in Dänemark Headgear-Pest sah, hat sich wohl einiges getan.
Denn laut dieser Familie ist „herausnehmbare“ Kieferorthopädie in den staatlichen Polikliniken von Folktandvården (Volkszahnwacht??) mittlerweile die Regel. Kinder mit noch reichlich Milchzähnen bekämen da auch nie feste Spangen.
Man könnte meinen, die Schweden hätten eine ähnliche Studie wie unsere lange https://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta205_bericht_de.pdf gemacht, die keinen Langzeit-Gesundheitsnutzen fester Spangen nachweisen konnte (mit Herausnehmbaren wurde dabei nicht verglichen, denn zu denen gibt es kaum neuere Publikationen online, und die Risiken sind geringer). Und dann hätten sie daraus die Konsequenzen gezogen und die Bracket-Lobbyisten abblitzen lassen.
Nicht dass Länder mit starkem staatlichen Sektor filzfrei wären. Der Filz ist da bloß anders, z.B. hat die schwedische Nomenklatura der Bevölkerung Fluorid (Abfall der Aluminiumherstellung?) im Trinkwasser zwangsverordnet...
In der Wissenschaft haben Schweden allerdings den Ruf, saubere Statistik zu betreiben. Ich erinnere mich hier an an eine kleine Studie, die Kieferdehnungen mit Platte und mit fester Quadhelix verglich, samt unbehandelter (gesunder) Kontrollgruppe. Dort erwiesen sich Platten-Ergebnisse als stabiler (im Rahmen der begrenzten Probandenzahl).

Bracket-lastige KFO-Privatpraxen wird es in Skandinavien sicher geben. Viele Privatärzte hat z.B. Finnland, weil dessen Staatsmedizin zwar recht günstig ist, aber nicht-Akutes dort in Warteschlangen geht (oder Medizintourismus nach Estland).
Jener Anbieter schicker Kurse in Norwegen, z.B. zur Aufrüstung von Frühbehandlungen auf brutale GNE und Außenspange, mag dann auch eine Privatpraxis sein.
Haben sich die Volkszahnärzte an langfristig wirtschaftlichere Methoden zu halten?

Einige Mosaiksteinchen über diesen Teil Europas erscheinen nun in anderem Licht. Die Zugriffe auf meine Seite sind vielleicht nicht aus Desinteresse gering, sondern weil sie dort noch mit Herausnehmbaren Bescheid wissen?
Eine Bekannte beobachtete in einer norwegischen Ferienhaussiedlung, wie Kinder ihre Platten schraubten. 2002 in Oslo sah ich wenig feste Spangen, in Bergen dann leider einige mehr. Ziemlich bracketverseucht zeigte sich die (ansonsten nicht so rostfreie) Fähre nach Island samt ihrer Faröer-Mannschaft, und auf Island selbst zeigte ein kirchliches Plakat Bracket-Schleichwerbung an einem jungen Erwachsenen. Während ich mich hierzulande gelegentlich in Prospekten und auf Plakaten des Deutschen Jugendherbergswerks an Metallmündern von Schülern stoße.

Kürzlich fand ein erwachsener Norweger, der in Oslo Herausnehmbare für sich suchte, dort „für Erwachsene nur Invisalign“ - und demnach für Kinder nicht nur?

Soweit für diesmal, hordeotech
 
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