Hallo Mezzadiva,
das Bild macht mich nachdenklich und ratlos. Insbesondere macht es mich ratlos, daß ein oder mehrere ganzheitliche Zahnärzte keinerlei Auffälligkeiten an dem Bild sehen.
Die erste Frage, die ich gestellt hätte, hast Du schon selber erklärt. Scan – daher die senkrechten Streifenstrukturen insbesondere auf der rechten Seite des jpg. Mein scanner ist nicht so gut – er hat keine Durchlichtmöglichkeit. Ich fotografiere sie am Dachfenster gegen gleichmäßigen Himmel.
Die nächste Frage wäre – was war es für ein Röntgengerät. Es fehlt das, was sonst als Projektion der Halswirbelsäule den unteren Schneidezähnen überlagert ist – das Bild ist hier dunkler – stärker belichtet. Durch Überlagerung der HWS müßte es bei üblicher Projektion dort heller – schwächer belichtet sein. Strukturen im Bereich der UK Schneidezähne erscheinen mir recht gut erkennbar und kaum durch die Halswirbelsäule beeinträchtigt.
Wenn Du nun die Wahl hast zwischen einem, der gar nichts sieht und einem der vermutlich schreibt „MCS – alle Zähne auf Eiter“, dann stellt sich die Frage, wem willst Du glauben. Letztlich bleibt Dir nichts anderes übrig, als selber eine Meinung zu bilden, welche Strukturen im Kiefer normal sein könnten und welche Strukturen Dir im Vergleich mit vielen anderen Bildern auffällig erscheinen. Teilweise kannst Du schon an diesem Bild Unterschiede zwischen rechts und links erkennen. Du siehst also, daß Unterschiede bestehen, die Du selber wahrnehmen kannst. Schon diese Unterschiede müßte ein „Fachmann“ erklären können. Es bleibt dann noch offen, ob diesen Unterschieden irgend ein Befundwert beizumessen ist – es ist aber auf jeden Fall etwas zu erkennen: Auf der linken Seite des jpg ist z. B. eine deutliche untere Begrenzungslinie der Kieferhöhle den Wurzeln von 25 und 26 überlagert. Auf der anderen Seite ist eine solche Linie nicht zu erkennen oder soweit sie zu erahnen ist, ist sie deutlich nach unten ausgebeult.
Alle folgenden Nummerierungen jetzt unter Berücksichtigung der von Dir genannten „Seitenverkehrtheit“ mit Quadranten gegen den Uhrzeigersinn – so als ob Du selber in den Spiegel schauen würdest – und nicht so, wie der ZA Dich anschauen würde, wenn das Bild „richtig rum“ wäre.
OK links 28 27 26 25 24 23 22 21 11 12 13 14 15 16 17 18 OK Rechts
UK links 38 37 36 35 34 33 32 31 41 42 43 44 45 46 47 48 UK Rechts
Meistens ist auf dem Bild ein L drauf. das sollte unten Rechts sein. Dann ist das Bild im üblichen Sinne richtig rum, so wie der ZA auf den Patienten schaut. Dann sind die Quandranten im Uhrzeigersinn nummeriert.
OK Rechts (18) 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 (28) OK links
UK Rechts (48) 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 (38) UK links
Wenn es das war, was Dir seitenverkehrt erschien, dann sind im folgenden meine Nummern falsch rum.
Im wesentlichen hat Anne S. schon die Stellen angemalt, die ich auch gemalt hätte.
Auffällig erscheinen mir 12 und 13: Sie wirken kürzer als die entsprechenden 22 und 23. Es sieht nicht so aus, als ob die kürzeren aus der dargestellten Schicht raus wachsen, sondern eher so als ob die Wurzeln sich dort auflösen oder zurück bilden.
Im Gegensatz zu Anne S würde ich mich nicht ganz so scharf von Nachtjäger distanzieren. Er räumt zumindest ein, daß die 8ter Leerkieferbereiche nicht knochendicht verheilt sein könnten und möglicherweise einer chirurgischen Revison bedürfen. Er berichtet von den Kieferchirurgen und seinen Patienten genau das, was ich auch selbst am eigenen Leib schon erleben mußte, daß nämlich Matsche oder Knochenentzündung zum Vorschein kommt, wenn man anfängt, da zu graben. Das deckt sich auch mit den Darstellungen auf
Radiology of NICO
Stichworte „Hollow Tuberosity“ und „Residual Sockets“ oder „ Subcortical triangles“. Das Ausmaß der Knochenzerstörung ist fast immer größer, als es das Röntgenbild erahnen läßt.
Die Luftblasentheorie von Nachtjäger würde ich gerne weiter vertiefen – eventuell auch mit Bildmaterial. Pasler, Friedrich Anton „Zahnärztliche Radiologie“ 5. Aufl. 2008 Thieme, Seite 107 ff, „Abzeichnung lufthaltiger Räume“ beschreibt in Abb 103 eine typische Strukturauslöschung im oberen Frontzahnbereich des Oberkiefers durch falsche Zungenlage bei der Aufnahme. Leider wird sonst kaum mal erwähnt daß für die Aufnahme eine besondere Zungenlage (nach oben an den Gaumen) wünschenswert sein könnte. Ich freue mich also über jede „Aufhellung“, die wir als Luftblase wegdiskutieren können sehr. Aufhellung bedeutet dann in Negativdarstellung wie immer - und für den Laien schwer nachvollziehbar: dunklere Stelle im Bild, reduzierte Knochen- oder Gewebedichte, mehr Röntgenstrahlung kommt bis zum Film oder Detektor durch. Bei Abb 104 wäre meine Deutung natürlich eine andere. Hier wird ein Bild gezeigt, daß mich an mulleworld erinnert.
Im Gegensatz zu den Aufhellungen sind große Teile der im Bild schwarz erwarteten, eigentlich lufthaltigen Kieferhöhle von mezzadiva verschattet.
Ich teile die Einschätzung von Nachtjäger, daß typische apikale Aufhellungen an den Wurzelspitzen akut wurzelentzündeter Zähne bei mezzadivas Bild nicht in aller Deutlichkeit zu sehen sind. Ich denke aber, daß die Strukturen rund um die UK 7'er, zwischen den UK 7'ern und UK 6'ern sowie zwischen den Wurzelspitzen der UK 6'er eben wegen der sichtbaren Struktur nicht als reine Luftblasen gedeutet werden können. Die Knochenschäden oder Verluste an Knochendichte reichen dann möglicherweise bis zum Mandibularnervenkanal, dessen obere Begrenzung hier nicht mehr durchgehend erkennbar ist. Wenn ich die mit „Canal Damage“, „Osteonecrosis“ oder „radiolucencies“ von der oben zitierten Seite vergleiche, dann scheint mir hier die Deutung „normale Spongiosazeichnung“ eher abwegig zu sein, auch wenn ich mezzadiva sehr wünschen würde, daß es Luftblasen wären.
Am ehesten würde ich noch über Luftblasen nachdenken bei 35 32 42, obwohl meine Befürchtung auch hier eine andere ist. Es fällt mir auch schwer zu erklären, warum 35 eine Luftblase überlagert sein soll und 45 nicht? Oder an 27 in Richtung 28 und an 17 viel weniger?
Wenn mezzadiva zu der Überzeugung kommt, daß ihre MCS nichts mit den Zähnen zu tun haben kann, dann wird sie jeden Eingriff in diesem Bereich entrüstet zurückweisen. Wenn sie ahnt, daß es vielleicht doch an den Zähnen liegen könnte, dann wird sie noch einen langen schweren Weg zu gehen haben, der damit anfängt, einen geeigneten ZA zu finden. Und es wird ihr keiner garantieren können, daß es besser wird. Im Gegenteil – es sind schon manche erst mal noch empfindlicher geworden. Und je mehr Baustellen es gibt, desto unwahrscheinlicher wird es, gleich beim ersten Schritt eine spürbare Verbesserung zu erleben. Bei mulleworld und bei mir waren die Verbesserungen oder Veränderungen nach dem ersten Schritt so heftig, daß es dann zumindest unzweifelhaft klar war, daß es etwas mit den Zähnen zu tun haben muß.
Fragen würde ich noch, aus welchen Materialien die Füllungen sind und ob das Hg wirklich raus ist. Wenn es einer ohne Schutzmaßnahmen gemacht hat, dann fehlt mir auch das Vertrauen, daß er es aus Überzeugung und gründlich gemacht hat. Hast Du Allergieteste gemacht?
Liebe Grüße von zorro