Formaldehyd Ausdünstung Laminat - günstige Abdichtung/Sanierung

Hallo,

in Kürze: Ich habe Laminatboden in einer Mietwohnung bzw. einer WG. Der strömt ORDENTLICH Formaldehyd aus, worauf ich laut Labor eine massive immunologische Reaktion habe.

Mein nach Klinghardt behandelnder Arzt meint, es wäre schon gut wenn wenigstens im Schlafraum kein Formaldehyd wäre. Der ist nur 14 qm groß. Trotzdem kann ich mir ein Rausreissen & Neuverlegen von schadstoffarmem, teuren Klickparkett vorerst nicht leisten.

Gibt es irgendwelche Sanierungsmöglichkeiten, z.B. einen Lack, der das abdichtet? Ich habe gehört man könnte Schellack aufsprühen auf Möbel, geht das auch bei Laminat?

irgendwelche Ideen?

viele Grüße und gute Besserung euch allen!

Formaldehyd Ausdünstung Laminat - günstige Abdichtung/Saniern

Hallo Andree,

ich kann gerade keine größere Recherche für Dich, sondern nur ein paar Anmerkungen zu Schellack machen.

Ich habe ein Schellack-Produkt (ein Produkt von Livos, es gibt ein ähnliches oder gleiches Produkt aber auch von Leinos - dort hatten sie seinerzeit auch jemanden, der sich sehr gut auskannte mit Schellack u.a.!) mal benutzt, um eine leichte(!) PAK-Belastung aus einem Grundboden einer Wohnung abzudichten.

Bei Livos kann man ein Prüfgutachten erhalten, das zu dem Ergebnis kam, dass PCP-, Lindan-, DDT- und PCB-Emissionen durch BASKO-Systeme bis zu 98% reduziert werden (Langzeiterfahrungen unter Realbedingungen).

Von einem promovierten Chemiker und Schellack-Fachmann bekam ich die Info, dass unpolare Stoffe durch den polaren Schellack gut zurückgehalten werden. Darunter würden auch die meisten "Giftstoffe" fallen, denn diese hätten meistens einen unpolaren Körper mit polaren chemischen Gruppen. Durch Schellack käme zudem nichts Organisches durch.

Ein anderer Chemiker und Laborleiter wies auch auf diese Zusammenhänge hin, dass Schellack als polarer Stoff unpolare Stoffe absperren kann.

Nun weiß ich nicht genau mit Formaldehyd Bescheid, so dass ich nicht weiß, ob dies übertragbar ist. Ein organischer Stoff ist es jedenfalls. Zur Polarität gibt es evtl. hier einen Hinweis: https://de.wikipedia.org/wiki/Aldehyde. Demnach könnte Formaldehyd als das einfachste Aldehyd (und damit nicht "längerkettig") eher polar sein. Aber frag da lieber einen Chemiker.

Nun aber zu praktischen Problemen, die so eine Beschichtung u.U. ausschließen:

• Sie ist nach meiner Information nicht trittfest. (Bei mir kam noch Trittschalldämmung aus Holzweichfaser und Parkett drüber, so dass ich nicht darauf herumlaufe. Während der Bauphase bin ich nur vorsichtig auf Strumpfsocken darauf herumgeschlichen.)
• Die Durchführung ist laut Livos-Merkblatt eine Sache für einen Fachmann, da eine gewisse minimale Schichtdicke benötigt wird für die Absperrwirkung, die Schichtdicke aber andererseits nicht zu groß sein darf. *)
• Ob es auf einem bereits lackierten Laminat haftet, halte ich für fraglich. Da käme es aber auf einen Test (in einer unauffälligen Ecke z.B.) an. Es gibt auch Testmengen zu kaufen von den Produkten.
• Es ist recht kostenintensiv. Ich habe, wenn ich es recht erinnere, für ca. 35 qm über 400 Euro bezahlt. Allerdings habe ich tw. Flächen doppelt bearbeitet, weil es zu Schwierigkeiten (Blasenbildung beim zweiten Auftrag) kam. Du könntest die Kosten aber leicht berechnen.

Alles in allem würde ich an Deiner Stelle dazu mal einen Fachmann fragen! Evtl. gibt es inzwischen ja auch trittfestere Varianten?

Alles Gute Dir
Kate

*) Ich habe dies dennoch selbst gemacht, indem ich eine berechnete und abgemessene Menge pro Quadratmeter verteilt habe. Womöglich war ich dabei sogar sorgfältiger als die meisten Handwerker Das größte Problem waren die kurzfristigen Ethanol-Ausdünstungen (enthält ca. 70% Ethanol), es ist unbedingt eine gute Durchlüftung erforderlich und eine Atemschutzmaske (für Gase) angeraten, besonders wenn man empfindlich ist.

Formaldehyd Ausdünstung Laminat - günstige Abdichtung/Saniern

Hallo,
Laminat ist ja nicht lackiert, sondern Kunststoff beschichtet, ich fürchte, Schellack haftet da nicht drauf. Versuch macht kluch?

Datura

Formaldehyd Ausdünstung Laminat - günstige Abdichtung/Saniern

Du hast recht, Datura, das habe ich vertüddelt.

Da hätte ich allerdings noch andere Bedenken: Dass etwas durch das Ethanol angelöst werden könnte. Dies vermute ich nach einer Aussage eines Baubiologen, der sich allerdings auf PVC-Böden bezog. Dies könne zu einer Dauerbelastung mit 2-Ethyl-1-Hexanol (ein Alkohol) führen, der fürchterlich stinke und am Anfang auch hohe Konzentrationen habe. Er habe dies in 30-50% der Fälle von PVC-Versiegelung erlebt. Dabei seien wohl Additive das Problem, nicht das PVC (i.S.d. chem. Verbindung) selbst.

Solche Additive könnten womöglich, denke ich, auch in anderen Kunststoffen drin sein.

Auch hier könnte aber nach meiner Einschätzung ein Versuch auf einer kleinen(!) Fläche u.U. weiter helfen (nach einer Beratung vom Fachmann).

Grüße :wave:
Kate

Bin auch grad beim Thema und habe festgestellt, dass die Belastung und ein gaseliger Geruch zugenommen haben nachdem ich einen Wollteppich von IKEA entfernt habe.

Frage mich, ob man nicht den Laminat mit Alufolie abdecken und einen schadstofffreien Teppich drauf legen könnte, zumindest da wo das Sofa und die Sitzplätze sind, also wo man sich lange aufhält. Was meint ihr, könnte das die Belastung nicht zumindest verringern?

Lg Lealee

Hallo Lealee,

ich gehe davon aus, dass Du den Geruch bzw. die Ausdünstung so verringern könntest. Bei Alufolie wäre ich aber aus zwei Gründen vorsichtig: Mögliche Schimmelbildung darunter (wenn dort Feuchtigkeit ist, z.B. aus dem Untergrund) und die verschiedenen Problematiken, die mit Elektrizität zusammen hängen (bin leider nicht mehr drin im Thema, aber ich meine, ab einer bestimmten Größe von wenigen Quadratmetern müsste das geerdet werden, was je nach Wohnungsstandard u.U. garnicht so einfach ist; auch stellt sich evtl. die Frage nach der Reflektion von elektromagnetischen Strahlen).

Leider kann ich Dir das im Moment nicht mehr sicher und präzise sagen, meine Recherche ist zu lange her. Vielleicht hast Du aber nun ein paar Stichworte, um selbst zu recherchieren.

Liebe Grüße
Kate

Hallo Kate,

vielen Dank für die wichtige Info. Dann sehe ich mich besser nach einer Alternative um. Jedenfalls bin ich nun sicher, dass die Hauptbelastung vom Fußboden herrührt und bestimmte Beschwerden davon kommen.

Liebe Grüße
Lealee

Hallo liebe Interessierte,

ist schon eine Weile her, aber es hat sich zwischenzeitlich einiges getan und ich möchte meine Erfahrungen hier kund tun, falls sie jemandem nützen können.

Allem voran: im Nachhinein finde ich, ich hätte so früh als möglich die unperfekte, aber wirkungsvolle Formaldehydabsperrung mit Alufolie machen sollen, denn die Auswirkungen waren wirklich gravierend, und ich habe nun auch erfahren, dass eine Formaldehydbelastung sensibilisiert, also umso empfindlicher macht je länger man dem ausgesetzt ist. Mich beschleicht zunehmend der Verdacht, dass 8 Jahre im Formaldehyddunst mitverantwortlich für meine MCS-Verschlimmerung waren.

Entsprechend ist das auch immer schlimmer geworden, und zum Schluss hatte ich nach einer viertel Stunde im Wohnzimmer das Gefühl als würde ich astmathisch werden und bekam verschleimte Bronchien. Zwar nicht dramatisch aber auffällig. Von den sagenhaften Knochen- und Gelenkschmerzen beim Aufstehen vom Sofa will ich erst gar nicht reden. Die Bronchiengeschichte war so auffällig mit dem Wohnzimmeraufenthalt verbunden, dass ich mich endlich genötigt sah, zu handeln.

So lief es:
Meine Überlegungen, mit Katalyse-Teppichboden (katalysiert Formaldehyd) den Boden abzudecken oder alternativ mit Alufolie und oben drauf lauter (unschädlichen) Teppichen scheiterten an den fehlenden finanziellen Mitteln für die Teppiche. Wohnzimmer und angrenzendes Arbeitszimmer (eigentlich als Küche geplant) sind durch einen Mauerdurchbruch verbunden und haben einen durchgehenden Laminatboden - viel zu große Grundfläche, also viel zu teuer alles.

Das Arbeitszimmer musste ich räumen, ich konnte dort überhaupt nicht mehr arbeiten - nach wenigen Minuten war ich vollkommen zerstreut und unstrukturiert. Im Wohnzimmer hielt ich mich nur mit offenen Fenstern auf und hatte sie auch den ganzen Tag über auf solange ich nicht unterwegs war. Sobald ich heim kam: Fenster auf, egal wie kalt es draußen war. Kein Spaß im Winter, und nicht gerade sparsam.

Im Frühjahr 2015 wurde es mir zu blöd und ich hatte etwas Geld übrig, so dass ich mir einen leistungsfähigen Luftreiniger leistete. Den ließ ich laufen wenn ich im Wohnzimmer war und nahm ihn nachts mit ins Schlafzimmer. Die Wirkung war spürbar, die Knochen- und Gelenkschmerzen nach dem Aufenthalt im WZ waren deutlich gelindert, und morgens hatte ich seltener Ödeme um die Augen herum. Bronchienprobleme traten auch keine mehr auf. Aber das Teil schaltet sich automatisch auf die höchste Stufe, wenn die Belastung steigt, und das tat dieses Gerät im Wohnzimmer andauernd. Fernsehen war nur noch mit höchster Lautstärke möglich, und auch sonst war das keine Dauerlösung.

Nachdem mir mein Vermieter die langfristige Weitervermietung zusagte und mitgeteilt hatte, dass er selber hier nicht mehr einziehen werden wird, entschloss ich mich zu einer gescheiten Lösung. Ich sprach meinen Vermieter auf die Böden an und bat um einen Austausch gegen verträgliches und günstiges Fertigparkett, das eine schwer Betroffene MCSlerin bestens verträgt. Der Vermieter quittierte das mit einer Eigenbedarfskündigung, obwohl er drei Wochen vorher noch das Gegenteil kund getan hatte. Deswegen hatte ich mich ja zur Renovierung entschlossen und hätte auch selber dazu beigesteuert. Jede Investiton meinerseits ist ja nun sinnlos geworden.

Dann fand ich beim räumen in meinem Lager einen alten Wollwebteppich wieder, den ich verloren glaubte. Ich bestellte bei einem Händler für Saunabedarf günstig 50 my dicke Alufolie und Aluklebeband und verlegte das komplette Wohnzimmer mit Alufolie, bis über die Fußbodenleisten hinauf und klebte die Stöße und Ränder mit Aluklebeband ab. Um die Möbel habe ich herum gelegt und an den Sockeln mit dem Klebeband abgedichtet. Ein Freund steuerte noch einen weiteren alten Teppich bei und den meinen ließ ich waschen. Zusammen mit ein paar anderen, kleineren Teppichen habe ich nun einen Patchwork-Teppich-Boden, an den Wandsockeln ragen die Aluminiumstreifen heraus. Den Durchgang zum Arbeitszimmer habe ich mit großen Kartonplatten provisorisch verschlossen, die ebenfalls mit Alufolie und Klebeband dicht gemacht wurden. Bei Zugluft gibt das ein hübsches Konzert, wenn die Alufolie wabert, aber das hört sich für mich nun richtig gesund an.

Das dahinter liegende Arbeitszimmer, das einen eigenen Eingang hat kann man nun nicht mehr betreten, denn es riecht sehr stark nach dem Formaldehyd. Dort war einmal Wasser aus einem nicht benutzten und vom Vermieter notdürftig verschlossenen Siphon ausgelaufen, und es ist wohl einiges in oder unter den Boden eingesickert. Da Feuchtigkeit Formaldehyd aktiviert kann man sich vorstellen, warum es dort so schlimm ist. Sogar meine unbelasteten Freunde und Verwandten halten sich sofort die Hand vor den Mund wenn ich sie proberiechen lasse in dem Raum.

Mir ist es ehrlich gesagt sch....egal, ob der Boden unter der Alufolie verschimmelt oder sonstwie leidet. Meinem Vermieter ist es auch egal wie es mir geht, und er behauptet, das Problem läge an meiner Empfindlichkeit. Dabei ist es genau umgekehrt. Mir geht es seither viel, viel besser und ich brauchte eine schnelle Lösung für die Zeit bis Anfang nächsten Jahres; im Mai habe ich die Folie verlegt, war ganz einfach.

Ich brauche seither den Luftreiniger nicht mehr und erhole mich zusehends auch von dem MCS. Das ist noch da, aber meine Sensibilität hat sich exorbitant verbessert. Ein seit langem schwer schmerzendes, entzündetes Schultergelenk habe ich mit 3-monatiger Enzymeinnahme weg bekommen und es ist weg geblieben nachdem ich die Enzyme abgesetzt habe. Auch meine ständig brennende Nasenschleimhaut (das rechte Nasenloch) hat sich beruhigt. Wahrscheinlich auch durch die Enzyme. Aber der Punkt ist: es ist so geblieben und seither vertrage ich Parfüm- und Waschmitteldüfte meiner Mitmenschen wieder ohne sofortige Reaktion.

Ein angenehmer Nebeneffekt mit der Alufolie ist, dass ich nicht mehr statisch aufgeladen bin. Vorher konnte ich überhaupt nichts anfassen ohne richtig schmerzhafte Schläge zu bekommen. Sogar beim Fernseher ausschalten oder beim berühren der Türklinke schnalzte und funkte es.

Das Wohnklima im Wohnzimmer ist viel besser als vorher und ich empfinde die Alufolie als absolute Verbesserung. Negative Effekte konnte ich bisher überhaupt keine feststellen. Der "gaselige" und abgestandene Geruch ist weg, selbst wenn ich lange Zeit nicht lüfte und mich den ganzen Abend bei geschlossenem Fenster dort aufgehalten habe.

Ein anderer Effekt ist, dass ich nun den Geruch nicht mehr gewöhnt bin und beim betreten der anderen, mit einem anderen Laminat ausgelegten Räume auch einen leichten Formaldehydgeruch wahrnehme, was vorher nicht der Fall war. Auch diese Räume sind belastet, aber nicht so hoch. Ein schwedisches Möbelstück, das vorletztes Jahr angeschafft wurde und viele Schubladen mit offenen Schnittkanten hat fiel auch meinem neu geeichten Geruchssinn zum Opfer und stinkt nun im Wintergarten vor sich hin. Vermutlich werde ich es entsorgen, denn dass es jemals genug ausgegast hat kann ich mir bei dem intensiven Geruch nicht vorstellen.

Hätte nie gedacht, dass die Böden eine derartig hohe Belastungsquelle mit so gravierenden Folgen darstellen. Sonst hätte ich viel früher gehandelt. Aber später ist man immer klüger.

Hoffe es hilft jemandem, nicht zu lange zu zögern falls dasselbe Problem besteht.

Viele Grüße
Lealee