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Die Indios in Südamerika haben früher Kokablätter gekaut, damit sie fähig waren, grosse Strecken in grosser Geschwindigkeit zu Fuss zurückzulegen. Nach so einer Spezialaufgabe war dann aber auch wieder Schluss mit der Einnahme der Droge.
Ich wollte nur nochmal festhalten, dass Koka eine Kulturpflanze ist und nicht mit dem quasi-industriell veredeltem Cocain verkleichbar ist.
Doch der Internationale Suchtstoffkontrollrat (International Narcotics Control Board, INCB)(1) hat in seinem Bericht vom 5. März dieses Jahres Koka abermals als illegal eingestuft. Er appelliert von Neuem an "Bolivien und Peru, ihre nationalen Gesetze zu ändern", um auch "das Kauen der Kokablätter und die Herstellung von Tee" zu verbieten.
Für Präsident Evo Morales ist das ein harter Schlag: Seit er 2005 an die Macht kam, ist er fest entschlossen, der internationalen Gemeinschaft zu zeigen, dass das Kokablatt keine Droge ist. Würden die Länder des Nordens es nicht als Kokain konsumieren, wäre Koka nie so stigmatisiert worden, meint Emilio Caero, Kokabauer in den Yungas, einer anderen großen Anbauregion. "Wir zahlen den Preis für eine Praxis, die unserer Kultur völlig fremd ist."
Quelle: Le Monde diplomatique, deutsche Ausgabe
Das Ganze hat eine brisante Thematik, derer man sich nicht so bewusst ist: Für die Herstellung von Cocain aus Kokablättern braucht man bestimmte Chemikalien in großen Mengen. Eine wirkungsvolle Methode im "War on drugs", wäre es, die Märkte der Hilfs-Chemikalien zu kontrollieren. Aber das geht natürlich nicht, weil ja immer jemand verdienen will. Lieber kriminalisiert man 1000e Indios nur weil sie das machen, was sie seit Jahrhunderten machen (Kokablätter kauen)....
Wie geht es weiter mit unserem Sack Coca? Er gehört jetzt einem kolumbianischen Kartell, und die pasta base ist zu einem schneeweißen Pulver kristallisiert worden. Für diese Prozesse kaufen die Rauschgiftlabors tonnenweise Chemikalien ein und tun dies vorzugsweise bei US-Firmen. Völlig legal. Zur Herstellung von Kokain sind unter anderem Schwefelsäure, Äther und Azeton notwendig. Die Einfuhren dieser Chemikalien nach Kolumbien sind seit 1979/80 sprunghaft gestiegen. Schätzungsweise die Hälfte des Äthers, der in die Andenländer exportiert wird, geht in die Kokain-Produktion. Mit anderen Worten - nordamerikanische und westeuropäische Chemie-Unternehmen verdienen an der Herstellung von Drogen. Die Firma Eastman Kodak beispielsweise konnte vor einigen Jahren nicht nachweisen, wohin eine halbe Tonne ihrer Acet-Anhydrid-Produktion eigentlich geliefert wurde.
Quelle: www.freitag.de/2004/33/04330901.php