Mobbing

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Eine Ursache für die Entwicklung von körperlichen und psychischen Problemen ist Mobbing. Es geschieht am Arbeitsplatz, in der Schule, in Vereinen und Gruppierungen, zu Hause, eigentlich überall, wo Menschen zusammen leben und arbeiten.

Die 45 Handlungen - was Mobber tun
Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen:
o Der/die Vorgesetzte schränkt die Möglichkeit ein, sich zu äußern
o Man wird ständig unterbrochen
o Kolleginnen und Kollegen schränken die Möglichkeiten ein, sich zu äußern
o Anschreien oder lautes Schimpfen
o Die Arbeitsleistung wird ständig kritisiert
o Das Privatleben wird ständig kritisiert
o Telefonterror
o Mündliche Drohungen
o Schriftliche Drohungen
o Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder Gesten
o Kontaktverweigerung durch Andeutungen, ohne daß man etwas direkt ausspricht

Angriffe auf soziale Beziehungen:
o Man spricht nicht mehr mit dem/der Betroffenen
o Die Kollegen und Kolleginnen lassen sich nicht ansprechen
o Versetzung in einen Raum weitab von den Kolleginnen und Kollegen
o Arbeitskolleginnen und -kollegen wird verboten, den/die Betroffene/n anzusprechen
o Man wird wie Luft behandelt Angriffe auf das soziale Ansehen:
o Es wird schlecht über die Betroffenen gesprochen
o Gerüchte werden verbreitet o Die Gemobbten werden lächerlich gemacht
o Man verdächtigt jemanden, psychisch krank zu sein
o Man will jemanden zu einer psychiatrischen Untersuchung zwingen
o Über eine Behinderung wird gespottet
o Gang, Stimme oder Gesten werden imitiert, um jemanden lächerlich zu machen
o Die politische oder religiöse Einstellung wird angegriffen
o Man macht sich über das Privatleben lustig
o Man macht sich über die Nationalität lustig
o Die Betroffenen werden gezwungen, Arbeiten auszuführen, die das Selbstbewußtsein verletzen
o Der Arbeitseinsatz wird in falscher und kränkender Weise beurteilt
o Entscheidungen werden in Frage gestellt
o Man ruft ihm/ihr obszöne Schimpfworte oder andere entwürdigende Ausdrücke nach
o Sexuelle Annäherungen oder verbale sexuelle Angebote Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation:
o Es werden keine Arbeitsaufgaben zugewiesen
o Man nimmt ihm/ihr jede Beschäftigung am Arbeitsplatz, so daß er/sie sich nicht einmal selbst Aufgaben ausdenken kann
o Sinnlose Arbeitsaufgaben werden erteilt
o Man gibt ihm/ihr Aufgaben weit unter dem eigentlichen Können
o Es werden ständig neue Aufgaben zugewiesen
o Man gibt ihr/ihm "kränkende" Arbeitsaufgaben
o Man gibt ihr/ihm Arbeitsaufgaben, die die Qualifikation übersteigen, um den Betroffenen/ die Betroffene bloßzustellen

Angriffe auf die Gesundheit:
o Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten
o Androhung körperlicher Gewalt
o Anwendung leichter Gewalt, um jemandem einen Denkzettel zu verpassen
o Körperliche Mißhandlung
o Man verursacht Kosten, um den Betroffenen zu schaden
o Es wird zu Hause oder am Arbeitsplatz materieller Schaden angerichtet
o Sexuelle Handgreiflichkeiten
Quelle: Mobbingbroschüre der IG Metall
Mobbing (=Psychoterror-Schikane-Bosheit-Kleinkrieg) am Arbeitsplatz

Als Folge von Mobbing können zahlreiche psychische Probleme beim Gemobbten entstehen:
Die häufigsten psychischen Beschwerden von Gemobbten:
- Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen, Schlaflosigkeit
- Selbstzweifel, Selbstunsicherheit
- Depressionen, Antriebslosigkeit, Weinkrämpfe
- Gefühle der Verzweiflung, Selbsttötungsgedanken
- paranoide Zustände, Verfolgungswahn
- Übersensibilität (Empfindlichkeit)
- gereizte, aggressive Stimmungen
- Hektik, Rastlosigkeit
- Alpträume
Mobbing (=Psychoterror-Schikane-Bosheit-Kleinkrieg) am Arbeitsplatz

Aus diesen Beschwerden entstehen meistens dann auch noch massive körperliche Beschwerden. Folge davon ist, daß diese Menschen sozial isoliert sind und werden, daß die Familie und Freunde sich oft abwenden usw. usw.

Es gibt ein neues Urteil vom Sozialgericht in Hamm, das besagt, daß eine Vorarbeiterin einer durch ihr Mobbing entlassenen Arbeiterin den Verdienstausfall bezahlen muss, bis diese wieder eine neue Stelle gefunden hat (Mobbing (=Psychoterror-Schikane-Bosheit-Kleinkrieg) am Arbeitsplatz).

Im allgemeinen werden gemobbte Leute als Opfer angesehen. Die Behandlung von MObbing läuft meistens auf der psychologischen Schiene über Psychotherapie, teilweise zunächst auch Psychopharmaka.

Die Gemobbten empfinden ihre Situation als Terror-Situation: von außen wird Terror ausgeübt.
Vielleicht gibt es auch Fälle, in denen der Sich-Gemobbt-Fühlende das Außen terrorisiert?

Ich habe persönlich gar keine Mobbing-Erfahrung, denke aber, daß hier im Forum Erfahrungen dazu vorliegen und bitte darum :).

Gruss,
Uta
 
wundermittel
Hallo Uta!

Das Thema Mobbing hab ich persönlich jetzt 10 Jahre lang hinter mir. Eine ältere Arbeitskollegin meinte ich wäre zu perfektionistisch in meiner Arbeit und hat mich einfach wie Luft behandelt, das heisst, mir wichtige Dinge einfach nicht mehr mitgeteilt, nicht mehr mit mir geredet, etc.

Das ist schwierig, denn meine Arbeit lebt von der Teamarbeit, sprich es geht nicht ohne Zusammenarbeit. Die anderen Kolleginnen haben in der Tendenz eher zu ihr gehalten - sie war ja schon so lange in der Abteilung und weil es ihr körperlich nicht so gut ging, hatten alle eher Mitleid mit ihr, statt mit mir :mad:.
Ich hab auch versucht, den direkten Vorgesetzten zu einer Aussprache mit Ihr einzuschalten, den Betriebsrat, und letztendlich den Personalchef über die Problematik informiert, aber geholfen hat es mir nichts. Sprich: ihr wurde gesagt, sie wäre verpflichtet mit mir zusammenzuarbeiten - getan hat sie es dann doch nicht.

Ich hab viele Jahre versucht mit ihr direkt ins Gespräch zu kommen, aber sie war zu keiner Kommunikation mit mir bereit.
Das hat mir wirklich sehr viel Ärger und Probleme gebracht, aber ich hab durchgehalten - und jetzt ist sie in Frührente gegangen :) !

Seitdem macht mir die Arbeit wieder richtig Freude.

Einen direkten Zusammenhang zwischen körperlichen Problemen und dem Mobbing konnte ich allerdings nicht feststellen, aber wahrscheinlich hat das ganze doch auch noch einen Einfluss auf meine eh schon angegriffene Gesundheit gehabt.

Lieber Gruss
Karin
 
Liebe Karin.

Du hast alles richtig gemacht. Gut, dass diese Frau nun (warum eigentlich?) in Frührente ging.

Zum Mobbing:

Ich selbst habe kaum Erfahrungen damit, obwohl ich durch die Erkrankung potentielles Opfer bin.

Ich habe mich aber immer für Menschen - und zwar unmittelbar - eingesetzt, wenn
diese offensichtlich gemobbt wurden oder eine Vorbereitung zum Mobben im Raume stand.

Meine Erfahrung: Menschen suchen Dich nach Deinen Stärken und Schwächen aus.

Wer bei Dir (vermeintliche) Schwächen erkennt und anfängt, darauf rumzutreten, gehört direkt konfrontiert.

Es gibt bei Mobbern keine Kompromisse.

Sie haben vor, zu schädigen.

Hilfe: Verbündete, Vorgesetzte, der weiße Ring.

Ich habe viele Mobber "vernichtet" :), unabhängig von meinem Status.


LG, Bodo
 
naturheilkunde
Hallo Bodo

sehe ich auch so. Wer die Schlechten schont, verletzt die Guten. (Publilius Syrus)

Gruss
Kathy
 
Hier ganz konträre Überlegungen zu diesem Thema, die durchaus zum Nachdenken anregen können:

Sind Mobbing-Opfer vielleicht auch Täter?
Eine ketzerische Betrachtung, für die HPZ mit Sicherheit
gemobbt werden wird...
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Kürzlich hat mir eine Frau erzählt, sie sei aus ihrem letzten Job
"heraus gemobbt" worden. Ich kann mich täuschen, aber ich meine, einen
leicht stolzen Unterton herausgehört zu haben. Die Frau hat sich dann
auch minutenlang über ihre bösen Ex-Kollegen ausgelassen, so dass ich
mir plötzlich nicht mehr sicher war, wer jetzt da wen gemobbt hatte.

Ich habe dann mal versucht, das Thema Mobbing mit Logik anzugehen:

Eine Frau, nennen wir sie Julia, wird gemobbt.
Ich sehe drei Möglichkeiten:

1. Julia ist paranoid. Dann braucht sie psychiatrische Hilfe.

2. Julia wird gemobbt, weil sie keine Team-Playerin ist, weil
sie intrigiert, weil sie unfähig ist. Dann wird sie zu
Recht gemobbt.

3. Julia wird gemobbt, weil in dieser Firma lauter schlechte
Menschen arbeiten.

Dann kann man über Julia sagen
a) sie hat eine ganz schlechte Intuition, sonst hätte
sie das sofort gespürt.
b) sie will offenbar weiter in einer Firma arbeiten,
in der nur schlechte Menschen sind. Was sagt das über
sie aus?
c) sie glaubt, so schlechte Menschen ändern zu
können (Grössenwahn)
d) sie hat eine ganz geringe Selbstsicherheit,
sonst würde sie sich etwas anderes suchen (oder sie
ist tatsächlich unfähig)

Fazit: Ich würde nie jemanden einstellen, der erzählt, er sei gemobbt
worden. Diese Einstellung wird natürlich von den Mobbing-Experten auch
gleich als Mobbing ausgelegt, das ist mir schon klar.
Ihr dürft mich gerne dafür mobben, ich bin mobbing-resistent...
Power-Letter Nr. 131, Hypnose Ausbildung und Therapie Dr.Zimmermann+Partner, Coaching, Hypnosetraining, Hypnoseausbildung, Hypnosetherapie, Phobien, Erfolgstraining, Erfolg, Management, Marketing, Internetmarketing

Gruss,
Uta
 
Wer die Schlechten schont, verletzt die Guten. (Publilius Syrus)

Unendlich weise und gültig und gut, dieser Spruch. Zum an die Wand kloppen.

Ich habe nie ein Dank falsch ausgesprochen, aber dieses kommt aus tiefstem Herzen.

Ganz lieben Dank für diesen wahren Spruch, liebe Kathy !!!


Dein Bodo
 
Wer die Schlechten schont, verletzt die Guten. (Publilius Syrus)

Das ist ein Spruch, der gut formuliert und gedacht ist und sofort einleuchtet. Nur:
Wer definiert, was "gut" und was "schlecht" ist? Da sehe ich gewisse Schwierigkeiten, denn was der eine als "gut" empfindet, mag der andere als "schlecht" empfinden.

Gruss,
Uta
 
Hallo Bodo

freut mich, dass du einen Sinn darin finest. Ich auch.

Hallo Uta

es ist schon richtig, was du in Frage stellst. Ich denke, jeder kann diesen Spruch nur auf sich und seine Situation beziehen, und dann aus Überzeugung handeln. Werde ich gemobbt, schone ich nicht mehr, mache meinen Mund auf und rede Klartext. Kann ich auch machen, wenn ich aus erster Hand sehe, dass anderen dies` geschieht; es sei denn, ich glaubte gar nicht an "Einmischung". Ich selbst würde mich wohl auch erst einmischen, wenn ich zu einer Überzeugung gekommen bin, was in der Situation gut und was schlecht ist.

Gruss
Kathy
 
naturheilkunde
Offenbar hat "Mobbing" verschiedenste Gesichter.

Nur selten erlebe ich, dass Mobbing in einem Betrieb/ einer Einrichtung/ einer Behörde usw., als Problem erkann - bzw. wenn es denn erkannt wurde, bearbeitet wird, zum Beispiel durch Supervision, Moderationstechniken, mediative Verfahren.

Oft bleibt ausgerechnet das Opfer auf der Strecke und "muss gehen". Vor allem, wenn es sich um das sogenannte "Mobbing von Oben" handelt.

Natürlich sind "Mobber", also die Täter, auch in gewisser Weise Opfer. Es gibt Betriebsstrukturen, die das Mobben gleichsam "fördern".
Außerdem sind Täter aus meiner Sicht immer inweit auch Opfer, dass ihre Handlungsweise ja nicht "vom Himmel" gefallen (oder aus der Hölle gekrochen:schock: ;)) sondern Produkt einer individuellen Lebensgeschichte ist. Außerdem sind sich, so fürchte ich, "Mobber" sich ihres Tuns oftmals gar nicht bewusst!

Vielleicht kann es hilfreich sein, das Thema in Teams (Betrieben etc.), gerade auch dann wenn es gut läuft, mal zu thematisieren?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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