Kinder misshandeln Tiere

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20.07.07
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384
Hallo Eriophorum,

ich kenne es eher andersherum ... Kinder können grausam sein.

Wer reisst Fröschen lebendig die Beine ab, läßt lebendige Schnecken verschlucken, tritt Tiere tot ... also ich habe so etwas häufiger mitbekommen (meistens Jungs). Die Eltern müssen sich da zum Teil sehr abmühen, den Kindern Mitgefühl beizubringen. In dem einen Fall hat der Junge es getan, um cool zu sein gegenüber seinen Kumpels.

Und je schwieriger die Verhältnisse eines Kindes sind u. dazu kann schon eine Scheidung gehören u. zwei Eltern, die sich nicht verstehen (was es heute leider viel zu häufig gibt), desto mehr Frust, Agressionen u. andere Gefühle stauen sich auf u. müssen sich irgendwo entladen. So ein Tier kann sich nicht wehren, sondern muss es aushalten, genau so wie das Kind. Ein Kind kann noch nicht verstehen, was da in ihm abgeht.

Aber es kommt sicherlich auch auf das Naturell an eines Kindes.

VG
julisa
 
Hallo Eriophorum,

ich kann mich gut in Dich hinein versetzen. Mir geht so etwas auch immer sehr nahe! Neulich habe ich einen älteren Mann beobachtet, der seinen jungen Dackel die ganze Zeit so streng an der Leine geführt hat, dass man den Eindruck hatte, dass er ihn irgendwann damit stranguliert, also der Hund hatte teilweise keinen Bodenkontakt mehr unter den Vorderfüßen... Das war m.E. ein völlig willkürliches Verhalten, wo er einfach mal der Chef sein durfte und dem hilflosen Tier seine Grenzen zeigen konnte. Wahrscheinlich hatte er selbst ansonsten daheim und auch sonst nix zu melden, also stand in der "Rangordnung" ganz unten und jetzt konnte er endlich mal seine unterdrückten Gefühle an dem armen Tier auslassen.

Ich denke, bei Kindern ist das ähnlich: endlich ist mal jemand noch hilfloser als sie selbst und dann denke ich, dass Kinder allgemein gerne Grenzen austesten. Die eigenen und eben die Grenzen von anderen Kindern und eben auch von Tieren. Wenn man sieht, wie sie teilweise auch ihre Spielkameraden und Geschwister behandeln. Ich denke, hier wird, ganz banal gesagt, auch einfach getestet, wie weit kann ich gehen, bis irgendetwas "Schlimmes" passiert.

Das wäre mal mein Versuch zur Analyse solcher doch sehr gestörten Verhaltensweisen. :rolleyes:

Viele Grüße blunsi
 
Meiner Meinung nach gibt es beide extremen Formen. Um ehrlich zu sein kenne ich nur zwei Tierhalter in meiner Umgebung, bei denen ich mich uneingeschränkt wohlfühle.
Bei anderen kommen meist Extreme zu Tage. Tiere haben wollen um jeden Preis, um eine Lücke im Leben zu schließen oder weil sie gar so niedlich sind. Dann darf das Tier nicht mehr Tier sein, sondern wird vermenschlicht oder einfach nur nebenbei gehalten, egal ob es passt oder nicht.
Und dann gibt es die anderen Extreme, die, wie oben beschrieben, selbst keine Liebe im elterlichen Haushalt und/oder im Umfeld erfahren haben, die auch nur nebenbei laufen, sich an Medien und an ebenso misshandelten Vorbildern orientieren. Körperliche Gewalt und Machtausübungen, die man über andere ausübt, zeigt für mich nur die Machtlosigkeit dem eigenen Wesen gegenüber. Das ist für mich wie ein Spiegel.

Mir scheint das ist eher ein Gesellschaftsproblem. Ich bin dafür, dass man nicht einfach aus Lust und Laune heraus Tiere halten darf, sondern dass man die Pflicht hat, zu lernen welche Bedürfnisse Tiere haben und ob sie überhaupt in das eigene Umfeld passen, ob man die Zeit, die Pflege, die Kosten und alles mittragen will und kann. Ein Tier, egal wie groß oder klein, ist wie ein Familienmitglied, mit eigenen Bedürfnissen und nicht nur Etwas, was man streicheln kann, weil man es so niedlich findet. Ich bin da sehr streng inzwischen, denn ich kenne mehrere Paare, die sich einen halben Zoo gehalten haben und als dann die Beziehung in die Brüche gegangen ist, dann waren die Tiere die Leidtragenden gewesen, wurden hin- und hergeschoben, bis dann einige im Tierheim gelandet sind. Mein Verständnis geht hier gegen null. Auch über ein Tier sollte man sich vor der Anschaffung Gedanken machen. Was ist mit ihm, wenn man mal selbst krank ist, keine Zeit hat oder gar eine Trennung ansteht? Bei Kindern hat man aus dem Grund früher Paten genannt, die sich dann um das Kind im Notfall kümmern können. Bei Tieren sollte man das auch bedenken.

Nachdem ich hier die Extreme aufgeführt habe, kenne ich natürlich auch Positivbeispiele, bei denen Verantwortung und ein Bewusstsein für die eigenen Mitbewohner Hand in Hand gehen.

Grüsse von Juliette
 
Zuletzt bearbeitet:
Kinder müssen - wie jeder Mensch - die Chance haben, sich (d.h. ihr Nervensystem) zu regulieren.
Wenn jedoch zunehmend Stress aufgebaut wird (v.a. durch die Eltern, Lehrer) und ihnen Regulationsmöglichkeiten verbaut werden (keine Bewegung, TV und Facebook/smartphone statt Kommunikation, ..,) dann ist das Ventil eben ein schwächeres Lebewesen.
Ein Kind kann nur durch ECHTEN Kontakt mit einem anderen Menschen (mit Vorbildfunktion) lernen, wie es funktioniert sich zu regulieren. Wenn die Eltern jedoch mit (psychischer oder gar körperlicher) Bestrafung oder auch nur Ablehnung auf emotionale Reaktionen des Kindes reagieren, "staut sich der Stress auf". Schliesslich entlädt es ihn auf die Weise, die es selbst "gelernt" hat. (z.B. Eltern schreien mich an wenn sie gestresst sind)
Es kann in einem solchen Moment dann keine Empathie für das Tier spüren, so wie ihm in solchen Situationen keine Empathie entgegengebracht wurde.
 

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