Stärkung der emotionalen Intelligenz

In meiner Partnerschaft passiert gerade sehr Wichtiges. Das spüre ich.

Wir haben mehr (emotionale) Konflikte. Ziel- oder Wertekonflikte haben wir sehr, sehr wenig bis keine. Auf dieser Ebene verstehen wir uns sehr gut und sind uns seelenverwandt. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns gegenseitig nicht die "Knöpfe drücken" können...

Ich habe mich immer für persönliche Entwicklung interessiert und habe auch viel daran gearbeitet. In den interdisziplinären Sitzungen, die ich mit grossen Abständen (2-6 Monate) in den letzten fünf Jahren in Anspruch genommen habe, bin ich vor den Sommerferien an einen Punkt gekommen, wo ich mir selber vertrauen will/muss und damit auch meinen Fähigkeiten, mein Leben selber in die Hände zu nehmen. - Das tut mir sehr gut.
Der Therapeut hat in diesem Zusammenhang schon in einer früheren Sitzung meine Partnerschaft angesprochen. Er wusste anscheinend aus Erfahrung oder spürte einfach, dass diese zum Thema werden wird, wenn ich auf eigene Füsse stehe. (Ist ja irgendwie logisch... )

Ja, und das hat dann auch alte und "umgangene" Konflikte hochgeholt.... - In letzter Zeit spürte ich stark, dass ich mit dem Schwarz-Weiss-Denken, nein, eigentlich mit dem Schwarz-Weiss-Reagieren von meinem Mann, wenn ein wunder Punkt von im getroffen oder auch nur gestreift wird, neu umgehen möchte.

Für mich kam die alte Streiterei und Schuldzuweiserei sowie die Vorwurfshaltung nicht mehr in Frage, aber auch nicht das Ganze unter den Teppich zu kehren. - Also habe ich mal bei mir und meinen Gefühlen begonnen...

Zuerst merkte ich, dass ich einiges an Gefühlen für ihn übernommen habe, inkl. die Vorwurfshaltung... Konkret, ich habe mich von seiner notorischen Selbstkritik, wenn er mal schlechte fünf Minuten hat, anstecken lassen. Ich habe es für ihn übernommen. So dass er eine Projektionsfigur im Aussen hatte, auf die er wütend sein konnte...
Dann spürte ich meine tiefe Einsamkeit und meine Sehnsucht nach emotionaler Nähe. - Beidem gab ich Raum und Zuwendung und das, was sie brauchten...

Dann lernte ich "anerkennende Kommunikation" kenne: Einfach "Ja" sagen zur Erfahrung und zum Standpunkt des Gegenübers - und dabei "einfach" ( ) "Ja" sagen zu meiner eigenen Erfahrung und zu meinem Standpunkt. - Ziemlich herausfordernd, aber es ist mir heute Morgen, als mein Mann explodierte, in den Sinn gekommen... - Darüber freue ich mich sehr, denn es hat uns vorwärts gebracht.

Mir ist nämlich in den letzten Tagen und Wochen auch aufgegangen, wie sehr ich meinen Mann mag. Das Wort "Liebe" scheue ich mich in den Mund (resp. in die Tasten) zu nehmen... - Liebe ist wohl oft nicht das, was die landläufige Meinung davon ist. Liebe heisst, ich sorge selber für mich und freue mich an der Zeit mit meinem Partner, geniesse sie aus vollen Zügen... - Er darf so sein, wie er ist. Und darf so reagieren, wie er reagiert...)
Ich merkte auch, dass ich ihm vertraue … dass wir gemeinsam unser Leben schöner gestalten können, ehrlicher schön... -

...*schmunzel*…

...und heute morgen wurde er sowas von wütend auf mich und warf mir "Misstrauen" vor... *schmunzel* - Das Leben bringt doch immer wieder die richtigen Lern- und Übsituationen…

Auf jeden Fall sind wir uns auf eine neue Art näher gekommen. Hier lieber Edam bin ich wahrscheinlich wirklich etwas unsicher, weil es wirklich etwas Neues ist, was ich gerade in der Beziehung übe … - Ich weiss nicht, wie es wird.

Bei dem neuen Job, habe ich mehr Angst vor dem Alten und dass das Neue noch nicht so tragfähig ist... - *lach* - ist wohl irgendwie das selbe aus verschiedenen Blinkwinkeln... Neu ist nicht der Job, sondern dass ich meinen emotionalen Fähigkeiten vertraue...

Mein Leben ist gerade sehr spannend!

Da kommt mir gerade der wunderschöne Sommer unterwegs auf dem Rad und zu Fuss in den Bergen in den Sinn - und mein Wunsch, mit ähnlicher Lebendigkeit und Freude auch im Alltag zu Hause und bei der Arbeit leben zu können... -
Was wäre, wenn ich genau DABEI wäre...?
 
Heute wollte ich mich in einer Sitzung mit «körperzentrierter Herzensarbeit» nach S. Nidiaye meine Gefühle bezüglich der neuen Stelle fühlen. Doch mein körperlicher Zustand war vorrangig:

Ich habe Kopf- und Halsschmerzen, schwere Glieder und auch einen heissen Kopf. Es könnte sein, dass ich leichtes Fieber habe oder aber erhöhte Temperatur.

Nun liess ich mich auf meine Körpergefühle ein, die waren mir aber schon ziemlich klar. Schnell konnte ich zu meinen Gefühlen übergehen und mich denen widmen:

Ärger, genervt sein über meinen Partner, sogar eine seltsame Form von «Ekel», «klebrig», zu anhänglich, aber auch selbstherrlich kamen hoch. - Ich war einigermassen überrascht.

Diese Gefühle brauchten es, wahrgenommen zu werden, dass sie da sind. Sie brauchten auch Erlaubnis, da zu sein, eigentlich eine Daseinsberechtigung. - Diesen Gefühlen das zu geben, tat mir unendlich gut. -

Nun kamen aber Verzweiflung und Trauer über das «genervt sein» hoch, auch Kritik an meinem Partner, eigentlich Wut und Ablehnung. Auch dem öffnete ich mich und sofort tauchten Schmerz und Hoffnungslosigkeit auf und dann nochmals Schmerz. Alles durfte so sein und allem öffnete ich mein Herz. (Für mich ist es eigentlich so, dass ich auf diese Art dem inneren Kind mein Herz öffne. Es darf so sein, wie es ist. Es darf so denken und fühlen, wie es eben denkt und fühlt. Aber ich nehme es doch als Erwachsene wahr, die nicht alles sofort ausleben muss und weiss, dass es Gefühle sind und keine Tatsachen.)

Hinter diesem Schmerz spürte ich also, dass «keine Nähe wollen, zu niemandem!» - und zwar sehr heftig. Nachdem ich auch dem mein Herz geöffnet hatte, tauchte die Erinnerung an meine Mutter auf, die sich in meiner Erinnerung sehr übergriffig verhielt: Sie holte sich von mir als Kleinkind emotionale Nähe, ohne mich wahrzunehmen.

Sofort spürte ich tiefe, lebensbedrohende Angst: Wut ist verboten, sonst liebt sie mich nicht. Gleichzeitig das Gefühl, missbraucht zu werden. - Ein tiefes Dilemma, ohne Möglichkeit für ein kleines Kind, sich zu befreien. Ich fühlte «benutzt werden», «kein Eigenleben haben dürfen», «niemand sein dürfen», «sich aufgeben müssen» - Nur mit meiner Mutter kompatible Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle waren erlaubt. Ok. kein Wunder, dass ich lange, sehr lange und noch länger mich immer wieder gefragt habe, welche Gefühle man oder vielmehr frau in einer bestimmten Situation jetzt wohl haben muss…

Diese Thematik ist mir natürlich schon lange klar und ich habe auch schon viel davon gefühlt. Aber ich fühlte mich nachher trotzdem so sehr beschenkt, weil ich spürte und anerkennen konnte, dass ich diesen Schmerz nicht fühlen möchte, dass da Widerstand ist.
Und DAS BRAUCHTE GANZ EINFACH RAUM. -

Nachher fühlte ich tiefe Erleichterung, weil SEIN DURFTE, WAS IST…

… und ich konnte/durfte fühlen, dass es mir «nur» darum geht, dass das sein darf, was ist - und nicht darum, einen «Urschmerz» aufzulösen. Mein Bedürfnis und meine Sehnsucht sind gerade jetzt ausschliesslich, dass in mir sein darf, was ist. - Keine Kritik, keine Ablehnung, kein Vorwurf, kein «Müssen» oder «Sollen». - Nur die Erlaubnis, so zu denken, zu fühlen, wie ich eben jetzt denke und fühle. - Denken und Fühlen sind Ausdrucksformen des menschlichen Lebens und an sich wertvoll. - Ich brauche nicht alles zu glauben, aber es DARF SEIN.
Dadurch fühle ich mich GERADE JETZT UNENDLICH GLÜCKLICH UND ERLEICHTERT. Diese Gefühle will ich pflegen und häufig hochholen. - Gerne will ich sie teilen mit anderen. Denn beides ist eine Form von Licht und Liebe, die sich ja bekanntlich mehren, in dem frau/man sie teilt.

Denke ich jetzt wieder an meine Erkältung oder Grippe, tut es immer noch weh, aber ich bin entspannt. Denke ich an meinen Mann, ist er immer noch so, wie er ist, aber ich bleibe ebenfalls entspannt.
 
Ich freue mich wieder und erlebe meine Tage als … als … erfüllend (?) - ja, eigentlich sind meine Tage erfüllend und gefüllt mit Aktivitäten, die ich mag.

Eigentlich unglaublich! - Meine Tage sind erfüllend und gefüllt mit Aktivitäten, die ich mag! - Ich habe Zeit und viele Ideen, Begegnungen, kleine Aktivitäten - Das genügt eigentlich, vor allem, wenn ich keine finanziellen Existenzängste habe. Mir geht es gut. - Wahrscheinlich geht es mir sogar sehr gut. Ich brauche mich nur mit dem Gros der Menschheit zu vergleichen. In Mitteleuropa, sprich in der Schweiz, geht es den Sozialhilfebeziehenden besser als 90 % der Menschheit (nur eine Schätzung von mir... ohne Anspruch auf faktische Wahrheit. Sicher bin ich aber das es den Sozialhilfebeziehenden bei uns wirklich im Vergleich mit der Menschheit im Allgemeinen noch echt gut geht...)

Und... ich kann eigentlich auch draussen sein und mich bewegen, wenn es kalt ist. - Das ist nur eine Frage, der Entscheidung und ein wenig der Gewöhnung an die Jahreszeit...

Ok. Harnleiter und Atemwege sind noch nicht top, aber … es gibt so viele Menschen hier und auf der ganzen Welt, die ernsthaft krank sind...

Ich habe begonnen, meine Freiheit wieder zu geniessen. Klar bin ich nicht unterwegs zu Fuss oder auf dem Rad, aber ich habe sehr, sehr viel Freiheit - und keinen Zwang in einem Job zu arbeiten, den ich nicht mag. - Das ist ein grosses Privileg unter den Menschen in unseren Breitengraden. - Vermutlich ist es vor allem eine innere Freiheit, die ich mehr und mehr auch im Aussen lebe.

Was mich auch freut: Ich habe eine ganze Liste von Dingen, die ich erledigen möchte. Aber ich brauche mich dabei nicht zu stressen. Wenn ich alles habe - falls das jemals eintritt - bin ich gespannt, was ich dann machen werde... - Es ist schön, mich zu freuen … einfach am Leben gerade jetzt! Es ist eine Leichtigkeit in der Herzgegend und eine ganz leichte Atmung, ein feines Kribbeln im Bauch und Entspannung im Gesicht, fast ein Lächeln.
Ja, es fühlt sich gut an.
 
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