Stärkung der emotionalen Intelligenz

Das Zurückkommen und Umstellen auf den Arbeitsalltag ist wohl eine Fähigkeit, die ich noch üben kann und möchte. Seit ich es als Fähigkeit ansehe, geht es mir besser. Doch der Arbeitstag heute war anstrengend für mich.
Begonnen hat er eigentlich mit dem Anruf des Roten Kreuzes, dass meine Schwiegermutter den Notfallknopf betätigt hatte heute früh und dass die Sanität sie mit ins Krankenhaus genommen hat. Heute Mittag erfuhren wir dann, dass sie eine Infektion hat und im Krankenhaus bleibt, denn wenn sie mit Erbrechen oder Durchfall auf das Antibiotikum reagiert, braucht sie Hilfe, die wir ihr nicht geben können.

Nachher fuhr ich dann zur Schule und richtete alles Material für meine neue Projektgruppe. Ich startete heute mit einem Projekt "Fliegen".

Zuerst hatte ich aber noch in einer anderen Klasse zu arbeiten. Ein Junge löste ein altes Muster in mir aus. Da er sich aber wirklich regelmässig sehr unangemessen verhält, habe ich mich aber entschieden, mit ihm mit "Sit-ins" zu arbeiten. Das hatte ich ihm am vergangenen Freitag sehr klar mitgeteilt. Heute machte er sich über einen Mitschüler lustig, also gab es ein erstes Sit-in nach der Schule.

Leider bezog ich sein Verhalten zuerst auf mich selber, das löste einen schlechten inneren Zustand (eine Stressschleife) aus. Doch bis am Mittag zum Gesprächstermin erinnerte ich mich an eine Übung, die ich gestern gemacht habe:

1. Notiere dir drei Menschen, deren Gesellschaft du bewusst versuchst zu meiden.
2. Schreibe hinter jeden Namen den Grund, warum. Was stört dich konkret an dieser Person, ihrer Art oder ihren Handlungen?
3. Frage dich: „Wann habe ich das letzte Mal ähnlich gehandelt?“
4. Welche Gründe könnte es geben, dass diese Person sich so verhält, wie sie es tut? Versetze dich einmal in die Lage des Anderen. Vielleicht erinnerst du dich auch, was bei dir damals der Grund war.
5. Entscheide dich nun, ob dein Ärger und dein Verletztsein wirklich berechtigt ist. Erkenne dieses Gefühl an, verdränge es nicht. Aber erkenne es als das an, was es ist: Ein Hinweis auf den Unfrieden in dir selbst und alte verurteilende Glaubenssätze. Kein Fehler von dir oder deinem Gegenüber.

Es hat mir geholfen, Verständnis zu entwickeln, mich einfühlen zu können. Trotzdem blieb ich sehr klar und forderte einiges ein, was ich auch bekam. Ich werde jetzt öfters mit ihm arbeiten, wenn immer möglich aber anspruchsvolle Spiele mit ihm spielen oder anspruchsvolle Aufgaben mit ihm lösen. Ich möchte ihm Aufmerksamkeit geben, aber positiv und mit positiver Qualität.

Mal sehen.

Mittags war ich dann sehr müde und gönnte mir deshalb eine Entspannungszeit, die mir auch wirklich sehr half, mich wieder gut zu spüren. Anstatt mich dann sofort an die Arbeit zu setzen, ging ich mit der Enkelin und einem Nachbarskind spazieren.

Trotzdem habe ich mein Soll noch erfüllt und bin eben fertig geworden mit den Vorbereitungsarbeiten für den Freitag.
 
Fein und zart zeigen sich immer wieder und vor allem immer häufiger kleine, neue Blitzlichter.

Gestern spürte ich das klare Gefühl, sehr neugierig im Leben zu stehen, offen für das, was kommt (ohne Kontrolle haben zu wollen).

Was ich bei der kürzeren Krise nach meinem so schönen Urlaub merkte: Sie ist viiiiiel schneller weg. Sie ist nicht so schlimm. Ich weiss IN der Krise (Depri), dass sie bald wieder vorbei geht.

Vollautomatisch atme ich jetzt in solchen Situationen tief ein und durch den Mund aus, schalte auf Bauchatmung um, die mir sehr gut tut und auch entspannt.

Die schlechten oder vielmehr für mich schwierigen Gefühle kann ich besser annehmen, fühlen und loslassen.

Auch die Depri als gesamtes: Ich kann sie wahrnehmen, ihr Raum geben und erkennen, dass sie nicht meine ganze Wahrheit ist. Sie ist zu einem kleinen Teil in meinem Leben geworden.

Wenn ich das so aufschreibe, atme ich ganz spontan anders, entspanne mich, spüre diese wunderbare Energie in mir.

ABER - auch diese wunderbare Energie, diese Lebendigkeit und Lebensfreude kann ich immer öfter einfach fühlen, ihr Raum geben, wahrnehmen, annehmen, akzeptieren - ohne sie festhalten zu müssen.

Wunderbar ist für mich, zu merken: Es kommt nicht so sehr auf meinen Zustand an, der ändert sich nämlich immer wieder und ganz schnell. Hochs und Tiefs gehören zum Leben. Es hilft mir nichts, dagegen zu kämpfen.

UND - mehr und mehr kann ich mir vorstellen, leistungsfähiger und leistungsbereiter zu werden. - Ich habe entdeckt, dass "Bequemlichkeit" und "Ausweichen" zu einem Muster geworden sind. :eek:) - Doch auch das kann ich akzeptieren, wahrnehmen und loslassen.

Mehr und mehr lerne ich meinem "inneren Team" zu vertrauen, wenn die Schritte Angst machen und die alten Muster sich vehement wehren und ich fast zu verzweifeln beginne... - Auch hier erlebe ich "Loslassen" als wunderschön und entspannend.

Angst macht mir noch das "Loslassen" bei der Arbeit. Aber ich kann mir schon besser vorstellen, dass ich das kann und dass ich so sogar leistungsfähiger werde.

Mal sehen! ....
 
Lange Jahre war ich irritiert darüber, wie selbstverständlich es für mich ist, meine Talente zu "vergraben". - Funzt etwas, gibt das in der Regel Selbstvertrauen. Für mich war das regelmässig mit Stress und Angst verbunden. Irgendwann ging es nicht mehr, nein KAUM mehr. Mit riesigem Kraft- und Energieaufwand habe ich viele Dinde TROTZDEM gemacht - mit gutem Erfolg, bei dem ich aber stets nur das Haar in der Suppe gesehen habe.

Wo andere stolz waren, etwas überhaupt angegangen zu haben, war ich selbstkritisch bis zum "geht nicht mehr", obwohl das Ergebnis gut bis sehr gut oder noch besser war...

Gestern habe ich mich diesem Thema gestellt, weil es mich hindert, mein Ziel, entspannt und erfolgreich arbeiten zu können, zu erreichen

Mir wurde emotional (nicht nur rational) klar, dass frau/man nur Talente "vergräbt", wenn es nötig ist zum Überleben - (subjektiv aus der Sicht des kleinen Kindes). Endlich spürte ich das, was bedeutet, dass ich Mitgefühl mit diesem Kind empfinden konnte/kann. - Es ist mir klar, dass dies ein altes Gefühl ist, nicht mehr zeitgemäss.

Weiter ging mir emotional auf (wieder dieses tiefe Nachempfinden des kleinen Kindes), dass mein Verhalten zu diesem Glaubenssatz, dass ich meine Talente besser vergrabe Folgendes ist: Das Scannen der Gefühle meiner Mitmenschen und mich dann zurücknehmen, damit ich sie nicht bedrohe oder damit ich sie "glücklich" machen kann. (WIEDER AUS DER SICHT DES KLEINEN KINDES).

Ich habe mich dann gefragt, ob ich ganz sicher bin, das ich (das kleine Kind) das braucht, um zu überleben. - Klares NEIN!

Wie geht es mir, wenn ich das glaube? - Ich reagiere mit tiefer Verzweiflung, weil es einerseits unmöglich ist für die Gefühle und das Verhalten anderer Menschen die Verantwortung zu übernehmen, aber auch weil ich damit auch auf mich selber verzichten muss. - Und das, obwohl es in Tat und Wahrheit niemandem etwas bringt.... - Scheissmuster! *grmpf* - *fauch*

Wie geht es mir ohne diese Gedanken oder Muster? - Ungewohnt frei... :)


Ui.... doch über Nacht hat es einiges ausgelöst! Genau das, was ich gestern beschrieben habe:
Mehr und mehr lerne ich meinem "inneren Team" zu vertrauen, wenn die Schritte Angst machen und die alten Muster sich vehement wehren und ich fast zu verzweifeln beginne...
j

Jetzt gilt es, mich an den darauf folgenden Satz zu erinnern, den ich gestern als tiefe Wahrheit erlebt habe:
Auch hier erlebe ich "Loslassen" als wunderschön und entspannend.

Und es gilt auch, anzuerkennen, dass ich mich genau dem gestellt habe, das ich gestern so formuliert habe:
Angst macht mir noch das "Loslassen" bei der Arbeit. Aber ich kann mir schon besser vorstellen, dass ich das kann und dass ich so sogar leistungsfähiger werde.

Anzuerkennen und zu akzeptieren, dass mir die ausgelösten Gefühle Angst machen, dass es weh tut, dass ich tiefe Widerstände habe, das sich selber verändern zu lassen, in dem ich mich entspanne und mir (meinem inneren Team) vertraue, braucht sehr viel Mut und Konsequenz. Doch es gelingt mir zu atmen und einfach zu beobachten, was jetzt innerlich geschieht, auch wenn ich mit Panik reagieren möchte und "weglaufen".

Was aber ganz schnell reagiert ist "Liebe" und "Wärme" (innerlich), weil ich Angst haben darf, weil ich dieses Gefühl im Bauch wahrnehmen darf und mir einfach erlaube, mich so zu fühlen, wie ich fühle und so zu denken, wie ich denke.... - UND.... - es folgen neue Gedanken und weitere "neue" Gefühle: Sicherheit (innerlich), Vertrauen (Grundvertrauen), neue Ängste, weil ich an die Visitation des SL denke...

Die ist eine grosse Herausforderung für mich. Ich kann nur arbeiten, so wie es mir entspricht. Wenn ich "schulbuchmässig" arbeiten will, kommen die Kids in keine tieferen Lernprozesse. Mich aber zu zeigen, mit dieser Art zu arbeiten, macht mir Angst. Gesehen zu werden und kritisiert zu werden für etwas, das mir sehr wichtig und wertvoll ist, ist etwas vom Schlimmsten für mich.

Also sehe ich mir das in Ruhe nochmals an, während ich einfach meinen Atem beobachte und NICHTS ZU VERÄNDERN VERSUCHE.

Der Schmerz und die Angst werden grösser, aber ich beobachte den Atem einfach weiter und lass diese Gefühle kommen und gehen...

Ich bin in meinen positiven Gefühlen, wenn ich "ganz bei mir bin" verletzbarer, als wenn mir jemand etwas "Böses" antut. - Dann ist mir klar DER/DIE hat ein Problem. Das hat nichts mit mir zu tun. Ich will und kann mich wehren, muss es sogar. Dafür bin ich mir selbst verpflichtet. Gelingt mir das nicht, habe ich gemacht, was ich konnte - und es liegt wieder nicht an mir. Es geht dann darum, mir selbst und meinen Gefühlen die ganze Aufmerksamkeit zu geben, damit die Verletzung wieder heilen kann.

Wo ich mich selber, meine Werte, meine Talente leben will, spüre ich aber die grösste Panik - wenigstens jetzt in diesem Moment. Ich habe das klare Gefühl, das nicht zu überleben.

Hmmm.... es ist absolut nachemfindbar für mich, dass ich meine Talente vergraben habe und so grosse Angst vor Erfolg habe, mehr als vor Misserfolg. - Das macht(machte?) mich tief verzweifelt. - Auch das leicht nachzufühlen.

Ok.

Bin ich sicher, dass es mich so tief verletzen würde, wenn ich in meinen positiven Gefühlen verletzt würde, wenn mich jemand kritisiert, wenn ich selber etwas als "tief stimmig und positiv" erlebe, wenn etwas tief meinen Wünschen und Werten/Talenten entspricht? - JA!

Bin ich absolut - 100%ig - sicher? - Nein, es gibt einige Menschen, die mir genau in diesen Situationen, in denen ich mich getraut habe, rückmeldet haben, dass es ihnen sehr viel gebracht hat. (eine Teilnehmerin eines meiner Weiterbildungskurse, mehrere Kinder, mit denen ich gearbeitet habe, mein Mann, meine Tochter, mein Sohn, Eltern, ... - In diesem Moment spüre ich tiefen Schmerz und Tränen in den Augen. Dem gebe ich Raum und Zeit.

Wie reagiere ich, wenn ich glaube, dass ich in diesen Situationen tief verletzt würde? - Panisch, verzweifelt, mit dem Gefühl von Sinnlosigkeit

Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken nicht hätte? - Mutig, lernlustig - Meine kleine Enkelin kommt mir in den Sinn, die freudig und neugierig neue Erfahrungen macht, die immer wieder das macht, was sie freut: Purzelbäume, singen, helfen, springen, Wörter wiederholen und und ...

Neue Glaubenssätze:
Es kann vielen Menschen helfen, wenn ich meine Werte und Talente lebe.
Ich fühle mich grossartig, wenn ich meine Talente und Werte lebe und ganz bei mir bin.
Ich muss niemandem etwas beweisen.

Der Schmerz ist noch da, aber ich spüre, dass sich in mir etwas bewegt.
 
Ich habe einige motivierende neue Erfahrungen gemacht:

Gefühle - positive wie negative - konnte ich anerkennen und loslassen. So werde ich offen für das Hier und Jetzt.

Ängste wirklich anzuerkennen, nicht gegen sie zu kämpfen, sie aber nicht als Wahrheit zu sehen sondern als Gefühl, ist sehr befreiend. - Sogar an der Teamsitzung konnte ich locker und entspannt bleiben und merken, dass da zwar viel Unterschwelliges da ist, dass das aber nichts mit mir persönlich zu tun hat. Unlust kann ich wahrnehmen und merke dann sehr oft, dass das Erleben der Situation dann in Tat und Wahrheit gar nicht so schlimm bis sogar sehr angenehme sein kann! :)

Wo ich das Gefühl habe, mich zu verstellen (Schein statt Sein zu sein), bin ich trotzdem mich selbst. ;)

Vieles, das ich mache, v.a. beruflich ist gut, obwohl es sich nicht so anfühlt.

Viele Menschen denken nicht so schlecht über mich wie ich es phantasiere.

Ich kann sogar Schuld- und Schamgefühle akzeptieren, fühlen, loslassen und es geht mir sogar gut dabei.

Menschenj, die unzufrieden oder sonst irgendwie nicht glücklich zu sei scheinen, sind dies nicht wegen mir! :)

Ja, ganz viele solche Erfahrungen darf ich in dieser Zeit machen!
 
Etwas vom Besten, das ich in den letzten Tagen entdeckt habe:

Ich kann akzeptieren, dass mich nicht alle Menschen mögen. Diesen stressenden Gedanken "musste" ich bis vor kurzem dauernd bekämpfen. Als weitere Strategie "scannte" ich dauernd die Gefühle meiner Mitmenschen und versuchte die Bedürfnisse vorweg zu nehmen. - Ein enormer Dauerstress: Niemals denken und akzeptieren, dass ich mit meiner Art nicht allen Menschen sympathisch bin. Versuchen, es möglichst allen recht zu machen und damit auch immer wieder vor unlösbaren Aufgaben zu stehen, vor allem wenn mehrere Menschen beieinander sind!

Selbstverständlich nehme ich mit diesem Muster auch meine Mitmenschen nicht ernst und mute ihnen nicht zu, selber gut für sich sorgen zu können und sich selber zu melden, wenn etwas für sie nicht stimmt oder sie etwas brauchen oder wünschen.

Oh Wunder :) : ICH KANN ES LOCKER ÜBERLEBEN, WENN MICH NICHT ALLE MÖGEN, WENN ICH MICH "BLAMIERE", WENN ICH NICHT PERFEKT BIN, WENN ICH FEHLER MACHE, WENN ICH NICHT SO BIN, WIE ES ANDERE SICH WÜNSCHEN! :freu: :):)
 
Heute ist grad wieder mal so ein Tag, der schwieriger ist. Ein Tag, an dem ich meine Gedanken und Gefühle nicht einfach ziehen lassen kann und meiner Intuition folgen und meinen Fokus richten.
Seit 5 Uhr bin ich wach.

Deshalb ist heute mein Ziel, diesen Zustand zu akzeptieren und - falls es sein darf - ein weiteres Stückchen der Depri loslassen.
 
Der Tag gestern war dann eigentlich sehr "normal". Arbeit war viel. Müdigkeit auch. Aber wenn ich zurück schaue, kann ich so hingucken, dass es ganz ok. ist oder ich kann hingucken und ausschliesslich die Müdigkeit und das blockiert Sein sehen.

Ehrlich geschrieben möchte ich nicht nur das "Positive" sehen, denn für mich war die letzte, nein eigentllich zweitletzte Arbeitsstunde ein wichtiger Denkanstoss. (Zuletzt habe ich noch eine Stunde Menuplan und Wocheneinkauf gamcht... - Immerhin zähle ich das mittlerweile auch zu "Arbeit"...)

In der letzten Lohnarbeitsstunde hatte ich eine junge Klientin in meiner Praxis. Ein tolles, sympathisches Mädchen. - Plötzlich während der Sitzung merkte ich, mit wie viel Schwere ich meine Arbeit mache. - Und ich erinnerte mich auch an die Leichtigkeit und den Spass und die Freude und das "Prickeln", mit denen ich vor 10 - 15 Jahren diese Arbeit gemacht habe.

Ok. die Müdigkeit kenne ich schon lange, auch die Trauer, die dahinter steckt. Trotzdem sehne ich mich nach jener Leichtigkeit, nach jenem Mut, nach jenem Selbstvertrauen, nach jener Zuversicht und Selbstverständlichkeit zurück.

Klar ist mir aber, dass ich früher voll in der Depri gesteckt habe. Heute sind es noch rund 10% davon. Darüber freue ich mich, auch wenn mir eben jene Freude an der Arbeit fehlt. Aber damals fiel es mir schwerer, die "Erfolge" in der Familie zu sehen. In der Familie, auch in meinen Mustern in der Familie, hat sich viel getan. - Ja - und das ist für mich sehr wichtig.

Ok. Aber trotzdem macht mich diese Schwere, diese Trauer und die fehlende Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit in der Arbeit sehr traurig.

Wenn ich sie akzeptiere und annehme und atmend loslasse, atmend entspanne - werde ich noch trauriger und ich habe Angst ins Bodenlose zu fallen.

Trotzdem scheint mir dieser Weg der am meisten versprechendste zu sein. - Ich werde also meinen Mut zusammen nehmen und den Weg des "Loslassens" gehen. - Mal sehen.
 
Ich habe mich kurz damit befasst. - Da ist einfach dieser "Dauerschmerz im Hintergrund". - Was tut da weh und was möchte der Schmerz?

Da hilft wohl "nur", dem Schmerz das Herz zu öffnen und rauszukriegen, was er braucht. Dann zeigen sich vermutlich die tieferen Sehnsüchte oder Ressourcen. - Mal sehen, was mich da ab und zu so schlecht schlafen lässt.
 
Mehr und mehr komme ich in die Tiefe mit Entspannung, Selbstakzeptanz und beobachtend Heilung "geschehen lassen". - Aber schon längere Zeit tut es weh. - Diese Formulierung ist aber nicht wirklich passend für den tiefen Schmerz, mit dem ich mich auseinander setze. - Abspalten, Verdrängen, Überspielen usw. geht nicht, möchte ich nicht.

Regelmässig gehen Morgen wird er stark und hindert mich am Schlafen. Mein "Heilmittel": Atmen, den Atem beobachten, Akzeptieren und die Gedanken und Gefühle ziehen lassen. Je mehr ich das praktiziere, desto schmerzhafter meldet sich etwas in mir.

Das Gefühl, nicht wirklich mein Leben zu leben, tut weh, sehr weh, ist kaum auszuhalten.

Aber ich habe mich entschieden (sehr befreiend, aber trotzdem schmerzhaft), dass ich den inneren Heilungsprozess weiter geschehen lassen werde, dass ich diesem Prozess vertraue. In diesem Sinne vertraue ich auch mir selber - meinem SELBST und dem Leben an sich. (Manche würden dem Gott oder Jesus sagen oder in anderen spirituell-religiösen Richtungen gäbe es noch andere Ausdrücke. Für mich ist es das EINE)

Nochmals, es tut weh, schmerzt so tief, dass ich ab und zu glaube, das nicht mehr auszuhalten. Dann atme ich, lasse los - und warte, bis es sich etwas löst. - Kleine Schritte, aber immerhin Schritte.

Obwohl das so schwierig ist für mich, habe ich trotzdem das Gefühl, dass ich "näher bei mir" bin.

Mich als meine beste Freundin anerkennen, mich wie meine beste Freundin behandeln, mir im Spiegel in die Augen zu schauen und zu sagen: "Hallo Fauna, ich bin da für dich." - oder "Schön, dass es dich gibt!" - löst noch mehr Schmerz aus.

Meine Überlebensstrategie, die Gefühle anderer zu scannen, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, die ist da. Es lohnt sich nicht, gross dagegen zu kämpfen. Ich kann sie ergänzen, mit dem Erfüllen meiner eigenen Bedürfnisse, dem Anerkennen meiner persönlichen Grenzen, mit einer respektvollen Kommunikation.

Kein "entweder du oder ich" - nein, ein miteinander, in dem jede/r selber für sich verantwortlich ist, in dem Offenheit der Grundtenor ist.

Diese "liebevolle Offenheit und Akzeptanz" mir selber gegenüber tut sehr heftig weh. Ich fühle mich wie eine Frau, die aus der Wüste kommt und am Verdursten ist. - Sie braucht Wasser. Das Wasser schmerzt aber auf den ausgetrockneten Schleimhäuten. Sie braucht es zwar, verträgt es aber nur schluckweise.

So sanft möchte ich mit mir umgehen in diesen schwierigen Tagen.
 
Es fällt mir schwer, einen neuen Beitrag zu schreiben. Ich würde mich lieber verkriechen. Trotzdem habe ich mich dazu entschieden. Es geht mir in erster Linie darum, ehrlich zu mir zu stehen, vor allem vor mir selber.

Jeden Tag ein paar kleine Entscheidungen, die ich durchziehe. Es bewährt sich, aber es ist oft auch hart. Irgendwo habe ich letzte Woche gelesen, dass es im Gehirn so etwas wie einen "Entscheidungsmuskel" gäbe. Ich stelle mir eher eine Gewohnheit, ein Muster vor, das in breiteren oder weniger breiten Bahnen abläuft. Übe ich mich im Entscheiden, werden diese Entscheidungsbahnen "ausgebaut" - mit der Zeit auf jeden Fall.

Eigentlich enttäuscht mich diese Depri, an der ich gerade sehr leide. Ich habe mir vorgemacht, dass mich ein solches Tief nie mehr erreicht. Anscheinend gibt es da noch etwas sehr Wichtiges, das mir die Depri zeigt:

Je mehr ich mich anerkenne, desto mehr zeigen sich alte depressive Gewohnheiten:

>wie negative Gedankenspiralen: "Ich bin überfordert." "Das schaffe ich eh nicht." "Alles ist wie ein Berg." "Ich kriege keinen echten Kontakt zu meinen Mitmenschen." "Ich bin nicht gut genug." "Die sprechen über mich."

>Gefühle von Einsamkeit und Ausgeschlossensein

>keinen echten Sinn im Leben zu kennen, überhaupt meine Ziele nicht zu kennen

>Antriebslosigkeit

>eben diese Schwierigkeiten zu entscheiden

> Schlafstörungen

> Pessimismus, Freudlosigkeit

> rasch Schuldgefühle, wenn ich etwas für mich selber mache, resp. wenn ich anderen nein, mir selber aber ja sage...

Wie wäre es, wenn ich jetzt einfach Klein-Fauna, die ja in erster Linie diese Gefühle und Gedanken kreiert und gewohnheitsmässig an sie glaubt, anstatt an die eigene Kraft und die eigenen Möglichkeiten, auf die Knie nehmen würde?
Wie wäre es, wenn sie gewohnheitsmässig von mir selber Zuwendung und Verständnis bekäme, wenn sie da drin hockt? Und wenn sie nachher von mir echt und ehrlich ausgedrückt bekäme, dass ich an sie glaube, dass sie das schafft, dass tatsächlich der Berg nicht so gross ist, dass sie nur mal einen kleinen Schritt machen muss. Auch dass sie meine volle Akzeptanz hat?

Es tut mir gut, so zu denken, auch wenn der depressive Zustand noch anhält.

Hmm.... vielleicht ist die wichtige Botschaft der Depri: Du bist auf dem richtigen Weg! Halte durch! Rückschläge sind normal! Guck hin, was du schon erreicht hast! Glaub an dich! Mach weiter so: Schau dich im Spiegel an und sag dir, dass es schön ist, dass es dich gibt!

Dass das den tiefen alten Schmerz bis in jede Ecke "rausputzt" ist eigentlich logisch und nachvollziehbar.

Ja, ich werde weiter machen und offen sein, für das, was sich in mir und um mich herum entwickelt. Ehrlich geschrieben habe ich keine Ahnung, wie ein Leben ohne diesen tiefen Schmerz, ohne diese innere Hetze, dieses "mich selber runtermachen", ohne diesen gnadenlosen Pessimismus und Perfektionismus, ohne diese absolut schrecklichen Ansprüche an mich selber und ohne dieses dauernde Fehler suchen bei mir selber (oder dieses Haar in der Suppe, wenn ich etwas gemacht habe). - Ja, obwohl es mir schlecht geht, glaube ich, dass ich weit gekommen bin. Einfach ist es nicht in dieser Zeit und ich bin gespannt, ob das tatsächlich bleibend weg geht, sich verzieht.

Mal sehen!
 
Fühlen kann ich nur im Jetzt. - Da ich mich so sehr entspannen gelernt habe, auch so entspannte Herbstferien verbringen durfte, beginne ich mehr und mehr zu fühlen.

All die oben beschriebenen Gewohnheiten sind Gewohnheiten "des Geistes" oder des "Verstandes". - Und der lebt ja nicht wirklich im Hier und Jetzt. Meiner hat oft gewohnheitsmässig Angst vor der Zukunft - und auch da "nur" vor Gefühlen, die ich ev. haben werde. Aber die Angst, die ich zu vermeiden suche, wird gross und grösser und wird zur Panik
Manchmal bin ich auch gewohnheitsmässig in der Vergangenheit, fühle mich noch immer von etwas verletzt, das mir meine Nachbarin vor einem Jahr gesagt hat, das ich als unfair und verletzend erlebt hatte. - Wenn ich entspanne kommen diese Ängste und Verletzungen mit den dazugehörenden Gefühlen hoch und für kurze Zeit in die Gegenwart - dann ziehen sie weiter.

Ja, ich habe das sehr geübt, immer mit dem Ziel, frei zu werden. - Das funzt nicht. Einmal mehr erkenne ich das. - Nein, ich kann nur DAS LEBEN leben, das ich JETZT erlebe. - In der Gegenwart. - Sage ich zu dem, was jetzt ist, nicht JA, lebe ich nicht. Das bedeutet aber, dass ich auch JA zu einem inneren NEIN leben kann / muss / will. -

Meine Depri erlebe ich schon nicht mehr ganz so schlimm, sondern ich meine, dass ich mich durch diese Depri wieder mehr und besser spüren lerne.

Ja... mal sehen...
 
Die jetzige Trauer legt mich fast lahm. - Denken ist schwierig, Konzentration natürlich auch.

Ich wusste lange nicht, was mich so sehr traurig macht. Woher diese abgrundtiefe Trauer kommt, was dieses Meer von Tränen, das ich "hinter den Augen" spüre auslöst.

Heute meine ich, dass es in mir dämmert: Ich bin tieftraurig darüber, wie schlecht ich mich selber über all diese letzten Jahre und auch schon früher behandelt habe. Niemand ausser mir selbst hat mich so schlecht behandelt nach 20 Jahren. (Obwohl es durchaus Menschen gibt, die sich mir gegenüber daneben verhalten haben. Aber das ist im Verhältnis zu dem, was ich mir selber vollautomatisch antue, nur wenig. Und bei diesen Menschen ist mir absolut klar, dass ich es weder verdiene noch dass es etwas mit mir selber zu tun hat...)

Aber bei dem Druck, den ich mir mache, bei der Selbstkritik, der ich mich selber aussetze, bei dem dauernden Vergleichen mit anderen Menschen, die so vieles so viel besser machen als ich selber, bei dem vielen Ausblenden all dessen, womit ich - wenn ich einigermassen fair mir gegenüber wäre oder offen oder wohlwollend oder wertschätzend oder respektvoll etc. - zufrieden mit mir selber sein könnte, eigentlich müsste, verletzte ich mich währende mehrerer Stunden täglich.

Ich habe echt und ehrlich begonnen, mich selber zu würdigen, wertzuschätzen, mir das auch wirklich auszudrücken, mich zu entspannen, mir Gutes zu tun - und jetzt wird mir bewusst, was ich mir selber angetan habe...

Wenn ich das schreibe, löst das ganz viel aus in mir, Tränen kommen hoch, die Trauer zeigt sich ganz klar auch dieser so abgrundtiefe Schmerz. Das zeigt mir, dass die Spur stimmt.

Aber jetzt kann ich nichts anderes tun, als das wahrnehmen, auch die Trauer und den Schmerz darüber. Dann kann ich mich erinnern, dass ich echt und ehrlich dabei bin, damit aufzuhören und umzulernen - und mir dafür dankbar zu sein. - Ich bin auch wirklich dankbar darüber, aber die Trauer wird grösser und noch schmerzhafter...

Es wird mir mit grosser Deutlichkeit bewusst, wie sehr ich mich in diesem "Vollautomat", in dieser absolut unbewussten Gewohnheit, in diesem Muster verfangen habe. Der Trauer darüber will ich Raum geben und die nötige Aufmerksamkeit. Das löst in mir wieder diese kritischen und abwertenden Stimmen aus, die mir vorwerfen in Selbstmitleid zu versinken und von mir fordern, mich nicht so anzustellen.

Wenn ich genau hinhöre, meine ich den Tonfall meiner Mutter zu hören, der Gefühle wie Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Wertlosigkeit usw. so unangenehm waren, dass sie zum Tabu wurden. - Ich hatte glücklich zu sein und ihr Sonnenschein in all dem alltäglichen Elend, das in meiner Familie herrschte: Abwertung, Beschimpfung, Verletzung usw.

Ich war als Kind tatsächlich überfordert. -

Auch Wut spüre ich, Wut auf mich selber, weil ich mich selber hetze, kritisiere, alles, was ich mache minderwertig erlebe, weil ich mir selber einrede, "niemals gut genug" zu sein.

Trotz diesem Schmerz fühle ich mich in der Depression gesund, weil ich mich mir selber nahe fühle, weil ich oft den Mut habe, mich selber so zu akzeptieren, weil ich einige schwierige Gefühle annehmen und fühlen kann, die ich mir bis jetzt verboten habe: Angst, vor Kritik, vor Versagen, vor Unsicherheit, vor Müdigkeit, vor Schlaflosigkeit, vor Ungenügen, Einsamkeit, Verletzbarkeit ...

Ok. - Jetzt gehe ich erstmal nach draussen, mache in der kalten Novemberluft einen Spaziergang, bewege mich.
 
Liebe fauna, :)
als stille und treue Mitleserin wünsche ich Dir alles, alles Liebe.

Danke für Dein Vertrauen und Dein Teilen.

liebe Grüße
flower4O
 
Danke liebe Flower! :):):)
:wave:


Heute bin ich gerade am Weiterlernen - *lach* - wie jeden Tag... :rolleyes: :)

Ich bin dabei herauszufinden, was meine Arbeitszufriedenheit ausmacht. - Eigentlich, was meine Kriterien für die persönliche Zufriedenheit mit meiner Arbeit.

Wichtig ist mir, in Ruhe und mit Klarheit zu arbeiten. Klarheit bedeutet für mich, dass ich klare Entscheidungen treffe, was ich JETZT mache - und dass ich mich an Entscheidungen halte, generell.

Klar sind auch Erfolge wichtig, aber die kommen, wenn ich mich entscheide etwas in Ruhe zu tun und das auch umsetze.

Ich merke gerade, dass dies beruflich, im Haushalt und auch in innerer Arbeit oder im Garten oder auf meinen Bergtouren gilt.


Eine dieser Entscheidungen heute war: Ich akzeptiere, dass ich diesen selbstruntermachenden inneren Dialog habe und dass ich ihn nicht stoppen kann, also kann ich auch aufhören, mich dagegen zu wehren. Es stimmt nicht, was diese Stimme sagt, aber ich kann sie auch nicht zwingen ruhig zu sein. - Also entscheide ich mich einfach zu tun, wozu ich mich entschieden habe. - Das war definitiv eine gute Entscheidung heute!
 
Heute habe ich mich mit meinen beiden Schwestern getroffen. Unsere Männer waren auch dabei. -

Es war so weit ein schöner Tag. Wir haben uns in Schaffhausen getroffen und haben dann in der Altstadt gegessen. Ein kleiner Spaziergang auf den Munot und an den Rheinfall, danach Kaffee trinken im Schloss Laufen. - So weit ein schöner Tag.

Sie sind mir nicht sehr nahe, die eine Schwester etwas mehr als die andere. Den einen Schwager mag ich sehr gut. Ich rede gern mit ihm. Eigentlich ist er mein Lieblingsverwandter aus meinem eigenen Clan, nein auch aus der gesamten Verwandtschaft.

Alle drei können wir nicht mit unserem Bruder Beziehung pflegen. Das ist etwas traurig, doch ist sein verhalten zu schwierig für uns.

Aber ich habe mich entschieden mal ein Treffen für meine Herkunftsfamilie zu organisieren. Es wäre schön, wenn auch die Töchter meines Bruder kommen würden.

Mal sehen...
 
Meine Schwiegermutter hat sich verändert. - Irgendetwas ist anders. -

Sie war im Krankenhaus und fühlte sich dort wohl - unter Menschen halt. Sie hat es genossen, dass sie nachts auf die Toilette begleitet wurde und dass sie mit anderen älteren Menschen reden konnte. Sie bekam auch ganz viel Aufmerksamkeit. Von den Ärzten und der Sozialarbeiterin bekam sie den Auftrag darüber nachzudenken, wann es für sie Zeit ist für das Altersheim.

Sie entschied sich, umzuziehen, sobald ein Platz in den bevorzugten Heimen frei wird. Zuerst möchte sie nochmals in ihre Wohnung. Sie ist übrigens im Sommer 96 Jahre alt geworden. Sie kann sich noch nicht entschliessen.

Die ersten Tage zuhause war sie eher niedergeschlagen und vergesslicher als gewohnt. Ärzte und vor allem die Sozialarbeiterin haben sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie nicht um ihren Mann getrauert hat, als er vor bald vier Jahren nach über 65 gemeinsamen Jahren verstorben ist. - Wahrscheinlich leidet sie an einer Depression. Auch Angst- und Panikgedanken plagten sie. Jetzt hat sie Medikamente bekommen. Jeweils am Morgen und am Abend kommt jetzt neu eine Pflegefachfrau zu ihr und achtet auf das Einnehmen der Medis und hilft ihr beim Anziehen. Abends nimmt sie sich auch etwas Zeit, um zu erzählen.

In der Regel kommt sie jeweils am Sonntagabend zu uns zum Essen. Sie freut sich darauf und nimmt gern an unserem lebendigen Leben teil. Gestern beim Verabreden war sie wieder aufgestellter und wacher. Auch heute war sie anders als vor einer Woche - wieder lebendiger.

Aber irgend etwas hat sich verändert. Ich spüre, dass sie mit irgend etwas abgeschlossen hat, dass sie aber auch trauert, dass sie nicht mehr so viel Pläne umsetzen kann. Sie war immer gerne gereist. Jetzt weiss sie, dass sie das nicht mehr so sehr kann. Kleine Ausflüge gehen noch. Aber Schlafen möchte sie zu Hause, wo sie alles kennt. Ihr Sehvermögen beträgt nur noch ca. 40%. Lesen ist beschwerlicher geworden. Auch Fernsehen ist nicht mehr so spannend, weil sie zu wenig sieht und hört. - Schritt für Schritt geht ihr das Leben verloren. - Und sie lebt doch so gern...

Irgendwie traurig...
 
Ich komme gerade von einer Stunde zügigem Spazieren nach Hause. Das habe ich gebraucht, weil ich einen "Familienanlassmarathon" habe an diesem Wochenende. Mein Stoffwechsel steht Kopf. Das einzige, was ich da gegen Depris und Übelkeit unternehmen kann ist, mich zu bewegen. - Die kalte Luft hat mir gut getan.

Am Freitagabend eine Einladung zu einem Geburtstagsfest eines Bruders meines Mannes. Gestern Abend hat die Partnerin eines anderen Bruders zum Essen eingeladen und in einer Viertelstunde gehen wir zum traditionellen Adventsbrunch mit der ganzen Verwandtschaft meines Mannes. Wir werden gegen vierzig Leute sein, vier Generationen. Gespannt bin ich, wie die jüngsten drei Kinder aufeinander reagieren. - Meine kleine Enkelin wird Gesellschaft von einem Jungen und einem Mädchen kriegen, welche genau eine, resp. zwei Wochen jünger sind als sie. . Drei Kinder von bald zwei Jahren! - Ein obersüsses Alter! - Entdecken, Sprechen, Bewegen, Ausprobieren, Lernen - es ist wunderschön, die kleine Enkelin dabei beobachten zu dürfen, mit ihr zu kochen und zu spielen...

Aber es ist eine sehr hohe Dosis an Familienanlässen dieses Wochenende. Es ist mir zu viel, eindeutig.
 
In mir ist einiges im Prozess.

Ich merke, dass ich nicht darum herum komme, mein Selbstbild neu anzupassen - nämlich meinen neuen Erfahrungen und Wahrnehmungen. Die überhöhten, unrealistischen Erwartungen an mich selber, das einseitige Sehen der Dinge, die ich "nicht erledigt", "nicht erreicht", "nicht erkannt" etc, das Vergleichen und einiges mehr setz(t?)en mich unter massiven Druck.

Langsam, aber sicher erkenne ich noch mehr wie stur ich an dem festhalte. - Ok. Erkennen und erstmal anerkennen, dass es so ist, wie es ist, sind wohl die ersten und wichtigsten Schritte.

Gleichzeitig erlebe ich sehr bewusst sehr viel Freude, Dankbarkeit und Geborgenheit, auch Nähe in meinen nächsten Beziehungen: Gerade heute geht mir auf, wie erfüllend und bereichernd die Partnerschaft mit meinem Mann ist, auch die Beziehungen zu Tochter und Sohn sind von gegenseitigem Vertrauen, von Respekt und Wertschätzung geprägt. - Das tut mir mehr als nur gut. Ein wunderbar wohliges Gefühl in mir - vor allem in der Herzgegend - wird ausgelöst. - Ja, es könnte wirklich sein, dass die Entscheidung für unsere Kinder, die beste in meinem - in unserem gemeinsamen Leben war und ist...
 
In den letzten Tagen ist es mir übel. Vermutlich hat es mit dem Stoffwechsel zu tun. Begleitend habe ich depressive Denkmuster und Niedergeschlagenheit. - Es ist aber kein Vergleich zu einer echten Depression.

Mein Verstand arbeitet parallel völlig klar, kann es auch einordnen. Es ist schwierig zu beschreiben, wie dieser angeschlagene Stoffwechsel nicht nur meinen Körper lähmt, sondern auch meinen psychischen Zustand, dass ich aber gleichzeitig gute Schritte mache, mich nicht mehr so sehr unter Druck setze, fokussierter bin, auch klarer entscheide, was ich im Moment mache. - Treibe ich mich innerlich an, wird das zum Zeichen, dass ich mich fokussieren möchte und ganz das tun, wo ich gerade dran bin.

Manchmal ist mir auch klar, dass ich jetzt so denke, mich so fühle, dass das aber nicht die Wahrheit ist, dass das mein Muster ist, das jetzt abläuft, dass das wieder vorbei geht. Es ist mir dann auch bewusst, dass ich das im Moment nicht sofort ändern kann, auch nicht sofort ändern muss. Denn ich kann mich auch entspannen und darauf vertrauen, dass das von ganz allein wieder anders werden wird. - Nur schon das ist eine grosse Verbesserung.

Ich vermute, dass meine Stoffwechselprobleme von Erdnüssen kommen, die ich mehrmals gegessen habe. Also streiche ich die mal.

Ansonsten habe ich Harnleiterprobleme zu einem schönen Teil bei den ersten Anzeichen in den Griff bekommen mit D-Mannose und pflanzlichen Dragees.

Trotzdem - ich bin heute müde und weiss, dass ich den Tag ruhig angehen werden, ganz ohne Hetze. Den morgigen Unterricht habe ich gestern und vorgestern vorbereitet. Dafür bin ich mir selber grad sehr dankbar. - Überhaupt habe ich es hingekriegt, dass ich meine Arbeit anders - für mich sinnvoller und entlastender - organisiere. - So habe ich diese Woche tatsächlich zwei Tage für anderes als die Schule offen.

Ok. - das ist nicht immer möglich. Im November und anfangs Dezember hatten wir viel Weiterbildung und Elterngespräche. Das ist ein grosser zeitlicher Aufwand. Dann funzt meine neue Organisation der Arbeit nicht. Trotzdem hat sich mein Selbstmanagement auch in diesen Zeiten verbessert. - Auch dafür bin ich mir selber dankbar.

Wenn ich schreibe "mir selber dankbar" ist mir rational bewusst, dass ich das selber erreicht habe, emotional ist das noch etwas schwieriger. Aber da nehme ich die obige Strategie und anerkenne, dass mir das jetzt nicht möglich ist, dass es aber trotzdem wahr ist. - Nur schon das verbessert etwas.
 
Gestern hatte ich eine Besprechung mit meinem Chef und den beiden anderen Mitarbeitenden, die vergleichbare Arbeit machen. Es ging um das Arbeitspensum im kommenden Schuljahr.

Fazit: Meine Arbeit wird geschätzt, man/frau wäre froh, wenn ich ein weiteres Jahr bleiben würde. Ich habe viele Möglichkeiten zu wählen und wurde mehrmals gefragt, was ich denn am liebsten möchte. - Eben genau DAS wusste ich nicht...

Dort weiter zu machen ist aber für mich das kleinere von zwei Übeln. Das grössere wäre aufzuhören und zuhause zu sein, ohne Alltagsstruktur durch einen Job oder einen neuen Job zu suchen.

Am Abend habe ich dann mit meinem Mann gesprochen und meinte plötzlich ganz spontan: Wenn du jetzt nach Hause kommen würdest und sagen, dass du auf eine Weltreise möchtest, ich würde sofort mitkommen. Das wäre eigentlich tatsächlich das, was ich mir wünsche.. - Er lachte und meinte, mir geht es genau gleich.

Beide haben wir den Wunsch, einfach mal wegzugehen für längere Zeit, vielleicht ein Jahr, vielleicht ein halbes, vielleicht mehrmals einige Monate...

Auch jetzt beim Schreiben, merke ich, dass ich wirklich längere Zeit einfach weg möchte... - Natur, Bewegen, Trecken, Erleben...

Wir haben dann bei Interteam nachgesehen, ob es irgendwo auf der Welt einen Job gibt für uns. Zur Zeit ist nichts offen, auch wenn ich mit meinem Beruf echte Chancen hätte. - Wenn ich aber an Arbeit im Ausland denke, ist es mir wieder nicht wohl, wieder diese Gefühle von dauernder Überforderung und wenig Motivation. Ich möchte eine Weltreise machen - ohne Job!

Mir ist bewusst geworden, dass hinter vielen meiner Unsicherheiten und Ängsten, das tiefe Bedürfnis nach Anerkennung steckt. Nach Anerkennung dessen, was ich mache und dessen, wer ich bin.

Hinter meinem Wunsch nach einer Weltreise, nach Reisen überhaupt und Unterwegssein steckt das Bedürfnis, mich selber zu spüren und "sein" zu dürfen.

Ok. ich lass das mal wirken.
 
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