Was bedeutet für mich persönlich "psychische Gesundheit"?
Das Gefühl, das was mir wichtig ist im Leben zu kennen und mehr und mehr zu leben: Meine Werte, meine Talente. - In diesen Situationen fühle ich mich mit mir SELBST verbunden, spüre Liebe und Lebendigkeit. In diesen Situationen bin ich zufrieden, fühle mich grundsätzlich wohl.
Auch ein Gefühl von Zugehörigkeit gehört für ich dazu. - Einen Platz zu haben, "meinen" Platz zu haben. Eigentlich ein Grundgefühl von "Daheim sein" - in mir selbst, wo immer ich mich befinde.
Eine sinnvolle, für mich sinnspendende Tätigkeit ist mir auch wichtig. Das kann Lohnarbeit sein oder auch anderes, für das ich kein Geld verdiene. Am liebsten etwas, das mir Freude macht.
Wichtig scheint mir auch eine realistische Einschätzung des menschlichen Lebens. Das bedeutet für mich, dass ich das anerkenne und das akzeptiere, was in meinem Leben ist - im Gegensatz zu dem, was ich mir wünsche oder was ich mir ausdenke, wie das Leben zu sein hat oder sein sollte:
- In meinem Leben läuft nicht alles rund. Das tut es in keinem.
- Vielleicht ist in meinem Leben, vor allem in den ersten 18 Jahren einiges überhaupt nicht rund gelaufen, aber es ist so wie es ist.
- Mein Mann, meine Kinder, meine Arbeitskolleg/innen, meine Nachbar/innen und auch alle anderen Menschen in meinem Leben, sind nicht immer so, wie ich sie mir wünsche. Aber meine perfektionistischen Ansprüche hindern mich nur an einem gesunden Leben.
- Mein Körper schmerzt ab und zu, ich kann nicht schlafen. Auch diesbezüglich läuft nicht alles nur so am Schnürchen.
- In der Arbeit bin ich ab und zu frustriert oder auch überfordert von Situationen oder von den Ansprüchen anderer Menschen.
- Mein Bruder ist für mich ein äusserst schwieriger Mensch.
- In meinem Haushalt gibt es immer wieder Dinge zu tun, die ich nicht gerne mache.
- *lach* - und dann habe ich erst noch ein paar Schwächen, die mir gar nicht passen: Ich hätte gern 10kg weniger, manchmal erlebe ich mich als stur, manchmal kann ich etwas nicht, das ich gerne könnte, manchmal finde ich, dass ich zu wenig erreicht habe in meinem Leben und dass ich zu wenig Freundinnen habe. Manchmal mag ich es nicht, wenn ich mich ärgere über einen anderen Menschen oder wenn ich mich bei sehr unhöflichen Gedanken und Wünschen erwische.
Ich bin sicher, dass zu psychischer Gesundheit ein realistischer Umgang mit solchen Alltagsherausforderungen gehört, ohne allzu viel darüber nachzudenken und sich Sorgen zu machen, auch ohne sich mit allzu vielen Scham- und Schuldgefühlen zu plagen.
Gesundheit zu analysieren erscheint mir anspruchsvoller und herausfordernder als über Schwächen und Krankheitssymptome nachzudenken, sicher ungewohnter.
Ich merke auch gerade, dass ich je nach meinem Fokus, mich selber als gesund oder krank definieren kann. - Es ist eine Frage meines inneren Dialoges, damit meines inneren Zustandes. Ich habe aber die Freiheit zu wählen. - Wähle ich doch Gesundheit!