E-Book: "Mitgefühl in Alltag und Forschung"

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Das E-Book Mitgefühl. In Alltag und Forschung ist aktuell erschienen und kostenfrei zugänglich. Es fasst spannende wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema Mitgefühl zusammen und beschreibt Trainingsprogramme sowie Erfahrungen aus der Praxis. Es bietet somit nicht nur einen Überblick über die aktuelle Mitgefühls- und Empathie-Forschung, sondern für interessierte Leser auch einen alltagsrelevanten, aufschlussreichen Einstieg in die Thematik.
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werden wissenschaftlich untersuchte Mitgefühls-Trainingsprogramme zum Teil erstmalig vorgestellt und praktische Erfahrungen mit ihnen in Schulen, Therapie und Sterbebegleitung beschrieben. Dies bietet interessante, lehrreiche, aber auch berührende Einblicke in die Alltagseffekte von Mitgefühlstraining. So geht aus einem Beitrag hervor, dass Mitgefühlstraining im medizinischen Bereich immer wichtiger wird – nicht nur für den Umgang des klinischen Personals mit Schwerkranken oder Sterbenden sondern auch für die Verarbeitung des täglich Erlebten und damit zur Burnout-Prävention bei Ärzten oder Lehrern.

Das Buch präsentiert auch Theorien und Konzepte von Mitgefühl aus verschiedenen Perspektiven. Aus evolutionsbiologischer Sicht stellt sich Mitgefühl als eine in unserem Fürsorgesystem fest verwurzelte Fähigkeit dar. Aus neurowissenschaftlicher Perspektive basiert Mitgefühl auf kognitiven, sozio-affektiven und Aufmerksamkeitsprozessen, denen jeweils spezielle neuronale Netzwerke zugrunde liegen. Auch eine buddhistische Sichtweise fehlt nicht, die uns nahelegt, dass Mitgefühl mit dem Schritt der Ich-Bezogenheit zur Bezogenheit auf andere beginnt.
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Das E-Book ist als kostenfreier Download erhältlich unter: Compassion - Bridging Practice and Science
Meilenstein des Mitgefühls
Forschung | Aktuelles | 2013 | Meilenstein des Mitgefühls

Eigentlich scheint es selbstverständlich, daß Menschen für Menschen mit Problemen irgendwelche Art Mitgefüh entwickeln und zeigen. Aber offensichtlich ist das nicht der Fall, was u.a. bei der Arbeitssituation von Altenpflegern in Heimen verständlich wird.
Es bleibt zu hoffen, daß solche Angebote wie dieses E-Book dann auch bei den richtigen Empfängern ankommen.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

danke für Deinen Eintrag über Mitgefühl.

Lange denke ich schon nach über dieses Thema und habe mich auch mit Kollegen ausgetauscht darüber.
Meistens bekam ich die sinngemäße Reaktion, daß Mitleid im Beruf des Therapeuten unprofessionell wäre. Mitleid würde die Sicht auf die Ursachen verschleiern und eher Angst davor machen, wirksame Maßnahmen zu ergreifen.

Das andere Wort ist Mitgefühl, der Begriff läßt viele Möglichkeiten zu. Erst einmal verstehe ichdarunter zu reflektieren, nachempfinden, wie es dem Gegenüber gerade geht.
Daraus folgt dann auch Handeln, Planen, Beraten, Mut machen, unterstützen.

Wesentlich finde ich, wäre für jeden Menschen in dem Beruf des Pflegens, daß er sich selber immer wieder klar darüber wird, wo seine Stärken liegen und aber auch seine Schwächen. Ein Pfleger, dem es selber nicht gut geht, der Sorgen hat und der selber unter Beschwerden leidet, kann nicht so gut Mitgefühl rüberbringen. Und doch gibt es Menschen in diesem Beruf, die sich für ihre anvertrauten Menschen kaputtarbeiten, an den Rand der eigenen Existenz bringen oder zumindest in die Arbeitsunfähigkeit manipulieren.

Jetzt ist Wahl und da gibt es viele Versprechen der Parteien, die vielleicht wieder nicht eingehalten werden.

In der Pflege muß ein RUCK passieren.
Mehr Personal, auch Ungelernte zuzulassen, die sich schon einarbeiten mit der Zeit. Frauen, die in der Familie ihren Job gelernt haben, und in die Pflege einsteigen wollen, ohne Bezahlung, nicht überreden einen steuerpflichtigen Anstellungsvertrag abzuschließen, denn vor dem schrecken viele pflegewillige Leute zurück.

Eigentlich scheint es selbstverständlich, daß Menschen für Menschen mit Problemen irgendwelche Art Mitgefühl entwickeln und zeigen. Aber offensichtlich ist das nicht der Fall, was u.a. bei der Arbeitssituation von Altenpflegern in Heimen verständlich wird.

Frauen, die unbezahlt arbeiten sind nicht so oft überarbeitet, weil sie aufhören können, wenn sie ihre Kräfte schwinden spüren.

Frauen die unbezahlt arbeiten können die Arbeiten übernehmen, die Zeit kosten, die bezahltes Personal nicht hat. Mitgefühl wird z.B. im Gespräch mit den Patienten deutlich und bei der Verabreichung von Mahlzeiten.

Die Arbeiten von Frauen die unbezahlt arbeiten, dürfen auf keinen Fall in der Abrechnung für die Kassen auftauchen, das tötet jedes Mitgefühl, weil die Bürokratie die heute in den Einrichtungen gepflegt wird, kaum Mitgefühl erlaubt. Ich mußte auch einmal "Kreuzerl machen" von Arbeiten die gar nicht geleistet worden waren. Da habe ich einen solchen Zorn bekommen, daß ich dieses Haus nicht mehr betreten habe. Vielleicht haben damals einige Menschen mein Mitgefühl schmerzlich vermißt.

Auf die Gefahr hin, daß meine Ausführung etwas :eek:fftopic: ist, das mußte ich jetzt schreiben, weil ich mehrmals in Heimen "mitarbeiten" wollte, aber die Bürokratie dagegen stand.

Schöne Grüße
Rota
 
Meilenstein des Mitgefühls
Forschung | Aktuelles | 2013 | Meilenstein des Mitgefühls

Eigentlich scheint es selbstverständlich, daß Menschen für Menschen mit Problemen irgendwelche Art Mitgefüh entwickeln und zeigen. Aber offensichtlich ist das nicht der Fall, was u.a. bei der Arbeitssituation von Altenpflegern in Heimen verständlich wird.
Es bleibt zu hoffen, daß solche Angebote wie dieses E-Book dann auch bei den richtigen Empfängern ankommen.

Grüsse,
Oregano

Hallo Oregano,

!Danke! da hast Du mir ja etwas sehr schönes für die Wochenenden eingestellt.:fans:

Allein durch die Mitwirkung von Prof. Dr. Tania Singer in diesem Buch, die den Buddhismus nicht so sehr abgehoben, sondern eher pragmatisch auf diese Themen zugeht, ist für mich schon ein Garantie dafür, dass es sich lohnt, diese Übungen näher anzuschauen. Wer diese Frau mal in einem Interview erlebt hat, erkennt, dass ihr sehr daran gelegen, das wertvollste in einem Menschen anzuregen, das Thema Mitgefühl und dieses auf eine nicht allzu ernste;) aber spannende Weise.



Lieben, lieben Dank von Kayen
 
Guten Tag,

Mitgefühl ist das zentrale Konzept - eigentlich das Ziel - buddhistischer Praxis. Es ist so einfach, daß es allein dadurch für uns schon wieder schwierig wird.

Es gibt eine gleichfalls sehr einfache, uralte Übungspraxis, tibetisch Tong-Len genannt (wörtlich Nehmen-Geben). Die widerspricht so diametral den Gewohnheitsmustern unserer Gesellschaft (der Austauschtheorie) und geht uns so fundamental gegen den Strich, daß kaum einer sie macht (trotz theoretischem Interesse, trotz Anleitung). Unsere Egos wehren sich - mit großer Energie und Raffinesse. U.a. gerne mit Theoretisieren.

Pema Chödrön hat viel darüber geschrieben, aus dem Herzen ihrer Erfahrung. Ebenso Thich Nhat Hanh, der bekannte vietnamesische Zen-Meister. Auch Matthieu Richard - ein genuin Praktizierender -, mit dem Tania Singer zeitweise zusammengearbeitet hat.

Singer ist übrigens ganz primär - extrem produktive - Neuropsychologin, nicht primär Praktizierende. Daß Mitgefühl trainierbar ist, weiß man seit Jahrtausenden. Neuerdings kann man nachweisen, daß dieses Training mit meßbaren Veränderungen im Gehirn einhergeht. Interessant, ja - aber ob dieses Wissen die Praxis fördert, ob es zur faktischen Steigerung des Mitgefühls führt, würde ich eher bezweifeln. (Auch über Liebe gibt es eine Menge von Forschung - aber ob jemand durch deren Studium eine Liebende, ein Liebender wird . . .?)

Viele Verwechslungen (z.B. mit Mitleid, Empathie, Emotionalität), viele Mißverständnisse (z.B. als Altruismus, Sweetness, Moral). Eine der Gefahren: daß man bewegende Erfahrungen macht - und sich dann großartig vorkommt. Man braucht - auch ganz traditionell - einen kundigen Anleiter, der dann, freundlich und nüchtern, sagt: "Vergiß es!"

Tonglen hat als Voraussetzung ein gewisses Maß an Achtsamkeit und Gewahrsein, die auch geübt werden wollen. All das ist gar nicht "spirituell" sondern ganz praktisch, irdisch, geerdet . . . Ein Handwerk

Und, so einfach die Methode ist - die Anleitung hat auf einer halben Seite Platz -, ich kenne niemanden, der sie tatsächlich regelmäßig übt, ohne Beziehung zu einem Lehrer und Zugehörigkeit zu einer Gruppe.

Beste Grüße
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Singer ist übrigens ganz primär - extrem produktive - Neuropsychologin, nicht primär Praktizierende. Daß Mitgefühl trainierbar ist, weiß man seit Jahrtausenden. Neuerdings kann man nachweisen, daß dieses Training mit meßbaren Veränderungen im Gehirn einhergeht. Interessant, ja - aber ob dieses Wissen die Praxis fördert, ob es zur faktischen Steigerung des Mitgefühls führt, würde ich eher bezweifeln. (Auch über Liebe gibt es eine Menge von Forschung - aber ob jemand durch deren Studium eine Liebende, ein Liebender wird . . .?)

Beste Grüße
Windpferd


Hallo Windpferd,

ich habe, wohl eher rein zufällig, die Anfänge von Tania Singer, die Zusammenhänge körperliches Wohlbefinden/Stressreduktion durch Mitgefühl neurowissentschaftlich zu beweisen, mitbekommen.
Damals hatte ich das Gefühl, dass sie eher belächelt, und zunächst nicht wirklich ernst genommen wurde. Ich persönlich war sofort von ihrer produktiven Ausstrahlung fasziniert und wusste, dass mir diese Frau immer mal wieder begegnen wird.

Heute hat sie das geschafft, was sich damals noch kaum jemand vorstellen konnte, das Praktizieren von Mitgefühl und das daraus resultierende Wohlbefinden messbar zu belegen, d.h., Beweise zu erschaffen.
Ansonsten würden viele Menschen sicherlich immer noch die Meditation oder das Ausüben von Mitgefühl/Achtsamkeitsübungen als irgendeinen Buddhismuströdel abtun.

Durch diese Beweislage, kann sie jetzt verstärkt an die Schulen gehen, was ich auch für sehr sinnvoll erachte, und die Schüler quasi, von klein auf, für mehr Mitgefühl sensibiliseren.
Die Resultate, ob es tatsächlich zu kleinen Erfolgen führt oder sogar vielleicht für mehr Frieden auf der Welt sorgt, werden wir wohl erst in einigen Jahren wieder erfahren.
Den Grundstein, die Anerkennung dessen, haben wir ihr zu verdanken. Dies hat wohl noch kein Praktizierender geschafft;)

Grüsse von Kayen
 
Zuletzt bearbeitet:
Selbst Mitgefühl in einer schwierigen Lage zu erfahren, dürfte selten Probleme bereiten. Wenigstens, wenn es dezent rüber gebracht wird und aus einem verständigen Herzen kommt. Woher die Fähigkeit zum Mitgefühl kommt, die - so scheint es mir - manchen Menschen gegeben ist, weiß ich nicht. Aber es scheint manchmal angeboren, manchmal durch eigenes Erleben erlernt.

Dabei scheint es mir eigentlich einfach und logisch, Mitgefühl zu entwickeln und zu haben: so, wie es mir gut tut, so wird es auch einem anderen Menschen gut tun. - So, wie ich in meiner Situation wahr und Ernst genommen werden möchte oder auch nur einfach in den Arm genommen werden möchte, wird so gut wie jeder Mitmensch das auch wollen und wünschen.

Grüsse,
Oregano
 
Selbst Mitgefühl in einer schwierigen Lage zu erfahren, dürfte selten Probleme bereiten. Wenigstens, wenn es dezent rüber gebracht wird und aus einem verständigen Herzen kommt. Woher die Fähigkeit zum Mitgefühl kommt, die - so scheint es mir - manchen Menschen gegeben ist, weiß ich nicht. Aber es scheint manchmal angeboren, manchmal durch eigenes Erleben erlernt.

Dabei scheint es mir eigentlich einfach und logisch, Mitgefühl zu entwickeln und zu haben: so, wie es mir gut tut, so wird es auch einem anderen Menschen gut tun. - So, wie ich in meiner Situation wahr und Ernst genommen werden möchte oder auch nur einfach in den Arm genommen werden möchte, wird so gut wie jeder Mitmensch das auch wollen und wünschen.

Grüsse,
Oregano



Die Kunst ist wohl, ebenso Mitgefühl Menschen zu zeigen, denen man nicht so wohlgesonnen ist. :cool:

Beispiel:
Jemand wird von einem Menschen um sein Geld betrogen und auch sonst kommen noch unschöne Dinge wie z.B. Vertrauensbrüche zutage.
Diesem Jemand passiert nun ein Unglück. Während Frauen hier messbar sogar noch Mitgefühl aufbringen, reagieren hier die Männen, messbar, bereits zu einem großen Teil mit Schadenfreude.
 
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