Tschernobyl und die Folgen

Rota

in memoriam
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22.07.08
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Hallo, liebe Freunde
Ich finde, daß die Folgen von Tschernobyl nicht genug offen gelegt werden.
Ich fange jetzt einmal an, meine damaligen Gedanken und Erlebnisse zu schildern.

Der Tag, an dem der Gau passiert ist, war ein ganz normaler Apriltag.

Wenn ich mich recht erinnere, gab es zuerst ganz harmlose Berichte zu diesem Ereignis. Na ja, dachten wir alle, wieder einmal nicht aufgepaßt, dumm gelaufen.
Dann kam die Nachricht, daß die Wolken, die uns Regen bringen sollten dieses Mal über den Norden Europas daher kommen würden. Das war nicht beunruhigend, die Wettereinflüsse im Frühjahr sind halt manchmal so. Dann hörten wir im Radio, wir sollten zur Sicherheit nicht aus dem Haus gehen.
Was leider etwas zu spät kam, denn unsere Kinder waren bereits im Regen von der Schule heim gekommen und hatten nasse Haare gehabt.
Ich hatte damals den dringenden Wunsch, noch einmal Barfuß durch meine Wiese zu gehen, Gott weiß, warum... Das tat ich dann auch.
Die Tageszeitung brachte dann einen Artikel über weitere Erkenntnisse.

In unserem Klinikum mußten die Mitarbeiter der Rhöntgen- und Nuclearmedizinabteilung jeden Tag wenn sie mit ihrer Arbeit fertig waren, sowieso schon durch eine Schleuße gehen, die anzeigen sollte, mit wieviel Bequerell sie belastet wären, wenn es zu viel war, mußten sie pausieren. Sie hatten Arbeitsruhe.

An dem Tag war es anders herum. Es wurden die Mitarbeiter die ins Klinikum hineinkamen schon weit über das Maß hinaus positiv getestet. Man dachte, die Anlage sei gestört.

Mittlerweile waren 3 Tage vergangen seit dem Ereignis in Tschernobyl und immer noch gab es keine ernstzunehmende Warnung, auch keine Verhaltensangaben zum Schutz der Bevölkerung.

Später hat man dann die Kinderspielplätze oberflächlich abgetragen und die Sandkisten geleert, damit das nuklear belastete Zeug entfernt werden konnte.
Man erhielt nach einer Woche erst die Auskunft, daß man die Schuhe ausziehen sollte, wenn man heimkam und die Tüten vom Staubsauger als Giftmüll entsorgen konnte in bereitgestellten Fahrzeugen.

Klimaanlagen in Bürohäusern wurden abgestellt und in den Schulen war die Heizung aus. Fenster durften nicht geöffnet werden und die Kinder mußten vor dem Haus ihre Schuhe ausziehen und ihre Mäntel ausschütteln.

Ach Gott, was waren das für hilflose Maßnahmen und trotzdem hatten wir das Gefühl, wir könnten der Katastrophe dadruch entkommen.

Bis heute habe ich mit meinen Füßen zu tun. Die Nägel wachsen in abenteuerlichen Formen, meine Fußsohlen sind extrem trocken, und sie brennen, wenn ich auf kaltem Boden gehe.

Kein Arzt kann eine Diagnose stellen, die anders lautet als
Chronische Folgen verbrannter Oberhaut.

Die Schilddrüsen unserer Kinder die naß geworden waren haben alle eine Neigung zu Überfunktion und müssen in Beobachtung bleiben.

Jetzt fällt mir nichts mehr ein, es gibt aber bestimmt später noch mal eine Beschreibung. Ich muß auch aufhören weil mir die Erinnerung an damals wieder die Galle hochkommen läßt.

Gruß
Rota
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin schon wieder da.
Irgend etwas treibt mich an, mit meinen Eindrücken von damals weiter zu machen.

Im Mai, einige Tage nach dem Gau fuhren mein Mann und ich an den Bodensee.
Wir kamen auch auf die Mainau. Im Vorüberfahren sah ich einen Lastwagen auf dem Feld stehen, auf den Kisten verladen wurden. Ich nötigte meinen Mann anzuhalten, weil ich wissen wollte, was die da machen.
Es war Salat. Wohin sie denn den Salat liefern würden, fragte ich und bekam zur Antwort"nach München". Auf meine Frage, ob sie denn eine Freigabe hätten für die Lieferungen, erfuhr ich:
Zuerst waren so Studenten aus Stuttgart da, die haben ziemlich hohe Werte gemessen. Dann kamen die Leute von der Regierung die haben dann die richtigen Werte gemessen. :eek:):D:mad::eek:):D:mad:

Na danke, wenn das jetzt bei den nächsten Belastungen auch wieder so geht, können wir uns auf was gefaßt machen. Lügen, über Lügen.

In den Geschäften wurde damals Milch verkauft die noch mit einem Verfalldatum vor dem Gau war, die war so schnell weg, so schnell konte man gar nicht schauen. Alle Milch hatte plötzlich Nur 100 Bq. Das konnte aber nicht sein, denn das hatte die Milch schon bevor der outfall bei uns ankam. Die früheren Fälle hatten da schon ihre Zeichen gesetzt.

Wieder Lügen ohne Ende. Ich habe gerade im Google das Thema aufgeschlagen und unter "Tschernobyl und die Folgen einige Beschreibungen aus der Zeit gefunden. Bitte nachlesen.

Ich muß schon wieder pausieren.
Habt Ihr auch solche Erfahrungen gemacht?

Gruß Rota
 
Zwei kurze Eindrücke zu diesem Thema:

Als das damals mit Tschernobyl geschah, da war gerade ein Onkel von mir aus der DDR bei uns im Westen zu Besuch. Als dann die ersten Berichte über den Gau bei uns im Fernsehen kamen, stammelte mein Onkel, der eigentlich nie glühender Anhänger des Kommunismus war, sinngemäß ungläubig vor sich hin: "Nein, das kann nicht sein. So etwas würde nie geschehen. Die Russen würden uns das nie verschweigen, das sind doch so edle Menschen. Das können nur westliche Lügen sein. Das ist Propaganda! Unsere Atomkraftwerke sind sicher udn auf dem neuesten technischen Stand."

Neulich lief im TV eine Sendung über die Reaktorkatastrophe von 1986. Und da wurde im Studio nachgewiesen, dass gerade viele Pilze aus Bayern bis heute noch stark strahlenbelastet sind. Die verseuchten Wolken zogen ja damals Richtung Westen, so dass Bayern wesentlich mehr Strahlung durch Regen abbekam als z.B. diverse ehemalige Ostblockgebiete. Und gerade Pilze und Schwämme sind ja berüchtigt dafür, dass sie diese Strahlen anziehen wie ein Magnet und in sich speichern. Die Verstrahlung der Pilze ist an sich also nichts Neues, doch die Regierung behauptet, dass die strahlenwerte bereits wieder gesunken und längst nicht mehr gesundheitsschädigend wären. Nun haben die Experten in der Sendung aber etwas ganz anderes gemessen: "Diese Pilze weisen einen Strahlenwert auf, der in der EU nicht zugelassen ist."

Tja, ob West oder Ost - wo man hinsieht nur Lügen, um das eigene Volk nicht in panik zu versetzen.
 
Hallo rote Pille,

Tja, ob West oder Ost - wo man hinsieht nur Lügen, um das eigene Volk nicht in panik zu versetzen.

Die Leute sind aber schlauer.
Ich habe heute eine mail bekommen in der eine gute Idee angeregt ist.

In der Umgebung von Kernkraftwerken sollen ja immer mehr Fälle von Leukämie sein.
Da haben sich mehrere Familien Luftballons besorgt, sie mit Gas gefüllt und sie direkt neben dem Kraftwerk los gelassen.

Das wäre zur Veranschaulichung gedacht, wie weit und vor allem wohin der Wind die Radioaktivität weht, wenn es einmal zu einem richtigen Gau käme. Es gibt dort auch eine Karte, in die man den Ort eintragen kann, wenn man so einen Ballon gesichtet hat. Ich muß mal nachfragen, wo das genau ist.

Danke jedenfalls rote Pille, für Deinen Bericht.
Liebe Grüße
Rota
 
Hallo Rota,

eine Blaubeeren-Biomarmelade der Marke Fior di Frutta aus Italien, wilde Blaubeeren aus Bulgarien, stellte sich nun als mit Tschernobyl-Radioaktivität verseucht heraus. Beim Import nach Japan wurden 5.000 Gläser abgefangen. Blaubeeren sind dafür bekannt, daß sie ähnlich Pilzen, sehr viel Radioaktivität speichern. Diese Marmelade gibt es auch in den USA, GB und weiteren Ländern.

Zu hohe Belastung mit Cäsium 137: 164Bq/kg wurden in Tokio festgestellt. Weder in den USA mit einem Grenzwert von 1200bq/kg noch in der EU mit 600 bq/kg wäre diese Marmelade vom Markt genommen worden.
Cesium-137 In Organic Blueberry Jam - www.WhatIsRadiation.com

Ein anonymer Kommentator behauptet man müsse in einem Jahr 470 kg dieser Marmelade essen, um den pro Person maximal zugelassenen Grenzwert von einem Millisievert in einem Jahr zu erreichen. Doch da wir wissen, daß es keine sicheren Grenzwerte gibt und wohl auch noch so manch andere Nahrungsmittel belastet sind, ist das eine Milchmädchenrechnung - :rolleyes::mad:

Da dies immer noch eine Nachwirkung von Tschernobyl ist, kann man sich wohl ausrechnen, was uns Dank Fukushima noch blühen wird.

In Japan wird weniger als 10% der Einfuhren getestet, innerhalb der EU wird wahrscheinlich überhaupt nicht getestet, bestenfalls bei Waren von außerhalb der EU, da man davon ausgeht, daß in diesem Falle die Kontrolle in Italien durchgeführt wurde.

Weitere Quellen dazu:
Cesium-137 In Organic Blueberry Jam - www.WhatIsRadiation.com
Long Shadow of Chernobyl (4): Organic Blueberry Spread Imported from Italy Found with 164 Bq/Kg of Cesium-137 | EXSKF

Gruß,
Clematis
 
Liebe Clematis,
Danke für Deinen Eintrag.
Mir wird bei diesen Berichten immer ganz schwummerig.

Da sich diese Gifte ja in den Körpern unserer Kinder und Enkel addieren, haben sie für die Zukunft keine rosigen Aussichten.
Irgendwann ist der Eimer voll und dann....:Nacht:

traurige Grüße
Rota
 
Hallo,

eine Info-Mail des Umweltinstituts berichtet über schwere Waldbrände bei Tschernobyl. Die möglichen Auswirkungen zeigen mal wieder, daß AKWs und ihre Folgen nie beherrschbar sein werden.

Aus der Mail:
in der Sperrzone um den havarierten Reaktor Tschernobyl sind am Dienstagabend heftige Waldbrände ausgebrochen, die schwersten seit mehr als 20 Jahren. Das Feuer wütet, angefacht durch starke Winde, auf einer Fläche von 400 Hektar Wald und hat sich bis auf 20 Kilometer an die Atomruine angenähert.
Weitere Informationen hier:
Newsletter - 30.04.2015
Waldbrände bedrohen TschernobylÂ*|Â*Umweltinstitut München

Gruß,
Clematis
 
Hallo,

die Probleme mit Tschernobyl sind noch lange nicht ausgestanden:
100 Jahre lang soll nun die neue Schutzhülle den Austritt radioaktiver Strahlen verhindern sowie vor Umwelteinflüssen wie Nässe schützen. Das Stahlgerüst darf nicht früher rosten.Die Hülle ergänzt einen Betonsarkophag, der von der Sowjetunion nach der fatalen Kernschmelze am 26. April 1986 eilig errichtet worden war und mittlerweile brüchig ist. Doch der gefährlichere Teil der Sanierung steht erst bevor.
Bestehende Probleme:

  • Der bisherige Sarkophag muss unter der mächtigen Stahlglocke abgebaut werden. Der Müll soll endgelagert werden.
  • Die Finanzierung ist ungewiss.
  • Es gibt Zweifel am Konzept zum Umgang mit 200 Tonnen Uran im Unglücksreaktor. ...
Doch selbst wenn der Abbruch des 1986 erbauten Sarkophags gelingt: Experten vermuten in dem explodierten Reaktor noch etwa 200 Tonnen Uran, dessen Radioaktivität für Menschen tödlich ist. «Für die Räumung gibt es bisher weder Geld, noch ein Konzept. Die endgültige Sanierung der strahlenden Ruine beginnt also vermutlich erst irgendwann in eher ferner Zukunft», schrieb die russische Zeitung «Kommersant» unlängst.
Atomruine verschwindet – Probleme bleiben - News - SRF
Ein Buch zu den Folgen von Tschernobyl
Tschernobyl - Chernobyl Das gefährlichste Element, das entwich, war die Lüge. The most dangerous element that escaped, was a lie (deutsch/englisch) von Alexander Hofmann.
Tschernobyl - Chernobyl (Hofmann, Alexander) - Stämpfli Verlag: Recht und Sachbuch
Aber die ganze Wahrheit durfte Hofmann nicht veröffentlichen, sie würde den Heile-Welt-Berichten z.B. bei YT ja auch nur allzusehr wiedersprechen:
«Bilder von Pferden mit zwei Köpfen wurden zensuriert»
Dienstag, 26. April 2016, 11:40 Uhr Katzen mit vier Ohren und Riesenkarpfen: Auf seiner Reportagereise im Sperrgebiet um Tschernobyl hat der Fotograf Alexander Hofmann viel Eindrückliches gesehen. Veröffentlichen durfte er diese Bilder nicht. Dafür andere.
Bilder aus «Tschernobyl – Chernobyl» von Alexander Hofmann
«Bilder von Pferden mit zwei Köpfen wurden zensuriert» - News - SRF
Gruß,
Clematis
 
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