Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

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Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Ich will euch mal den Fall meines Sohnes aufschreiben. Vielleicht ermutigt der Eltern mit kleinen Kindern, die Probleme in der Richtung haben.

Das erste Jahr war extrem anstrengend. Er schlief zwar viel, aber wenn er nicht schlief, schrie er eigentlich fast ständig. Irgendwo mit ihm hin zu gehen, war nahezu unmöglich. Woran das lag, konnte ich nicht feststellen, vielleicht war er doch nicht ganz "reif" als er geboren wurde, da er fast 4 Wochen zu früh kam. Mit einem Jahr wurde es aber besser.

Später auffällig war, dass er bereits mit reichlich einem Jahr sich z.B. fast 2 Stunden mit einer einzigen Blume beschäftigte, die er auseinander nahm und sich jedes Blättchen einzeln betrachtete. Er vergaß bei solchen Beschäftigungen alles um sich rum und war kam ansprechbar in solchen Momenten. Die Kindergärtnerin, die ihn ab dem 1. Lebensjahr betreute empfand das als sehr bemerkenswert.

Zunächst empfand ich es aber noch nicht als auffällig und er hatte auch noch im Kindergarten etwas Kontakt zu anderen Kindern. Allerdings merkte man auch, dass er eigentlich immer lieber allein war. In der körperlichen und sprachlichen Entwicklung war er immer extrem spät, aber es entsprach immer noch halbwegs der Norm. Er ging eigentlich gern in den Kindergarten, sonderte sich aber schnell ab und machte seinen eigenen "Forschungen" Mit reichlich 2,5 Jahren sprach er nicht mehr im Kindergarten. All die vielen Bemühungen der Kindergärtnerin halfen nicht, ihn einzubeziehen. In der Zeit sprach er aber wenigstens noch mit mir, wenn ich ihn abholte. Ich hatte aber das Gefühl, dass es sprachlich abwärts ging. Manches, was er schon konnte, ging auf einmal nicht mehr. Mit reichlich 3,5 Jahren sprach er dann auch mit mir nicht mehr. Inzwischen zog er sich immer mehr zurück, lag am liebsten sowohl im Kindergarten wie auch zu Hause in der Ecke und zählte vor sich hin. Er hatte zu dem Zeitpunkt bereits die Welt der Zahlen für sich entdeckt. Immer wieder versuchte ich an ihn heran zu kommen. Ich versuchte ganz normale Dinge mit ihm zu tun (Backen usw.), die man eben mit Kindern in dem Alter tut, aber es gelang selbst mir immer schwerer auch nur Blickkontakt herzustellen. Es ging für einen Moment, aber bereits nach wenigen Momenten verschwand er wieder in seine Welt.Auch die Kindergärtnerin holte ihn immer wieder aus seiner Ecke und setzte ihn wenigstens mit zu den anderen Kindern, auch wenn er völlig unfähig war, sich auf Basteln o.a. Beschäftigungen einzulassen.
Ich war völlig ratlos. Nach 3 Monaten, in denen er mit mir keine Wort sprach (nur ab und zu geflüstert) fand ich Kontakt zur Familienberatungsstelle und einer Psychologin, die sich ihn in vier Terminen ihn mal ansah. Sie bestätigte mir die Vermutung, dass das mit einer normalen Reaktion Dreijähriger (Bockigsein o.ä. ) nichts zu tun hat. Sie knüpfte Kontakt zur "Frühförderstelle". Dort kam dann die Meinung auf, dass es in die Richtung "Autistische Züge" geht. Die Psychologin schickte uns nun also dort hin, weil sie der Meinung war, dass er eben kein psychologischer Fall ist und unbedingt die Erfahrungen einer Therapeutin mit den behinderten Kindern gebraucht wird.
Es braucht nur vier Stunden dort in der Frühförderstelle, als er auf einmal im Kindergarten wieder sprach. Die Kindergärtnerin weinte vor Freude. Es war das erste mal nach 1,5 Jahren Schweigsamkeit. Natürlich gab es trotzdem noch sehr sehr viel zu tun, um die erheblichen Defizite zu verringern bzw. wenigstens nicht noch größer werden zu lassen, aber eine wichtige innere Blockade hatte sich gelöst.

Die Therapie war eine Kombination aus Körperwahrnehmungsübungen und Konzentrationsübungen. z.B. wurde er am Anfang der Stunde in eine Kinderbadewanne aus Bohnensamen gesetzt (nur im Schlüpfer), damit überschüttet und auch massiert u.ä.. . nach 15 Minuten solcher Behandlungen konnte er sich viel besser auf anderes konzentrieren.(am Anfang war so was aber viel kürzer, er musste sich erst daran gewöhnen) Am Anfang war er noch sehr unsicher mit den körperlichen Reizen aber nach einer Weile gefiel es ihm und es tat ihm gut.

Zur geistigen Entwicklung: Es wurden ihm z.B. Bilder mit Gesichtern gezeigt, wo mal ein Kind lacht oder mal weint. Zusammen wurde besprochen, was das Kind da macht usw. . Er musste solche Beobachtung richtig lernen und üben. Am Anfang war da gar nichts da, es war für ihn völlig unmöglich zu erkennen, dass das Kind weint, weil es vielleicht traurig ist usw.
Am Anfang schaffte er nur ein solches Bild, es wurden dann aber mehr. Vor dem Ansehen solcher Bilder erfolgte immer erst einmal ein Teil zur Körperwahrnehmung s.o.. Zum Beispiel gab es dort auch ein Bällchenbad usw.. Ohne solche "Vorbereitung" war an konzentrazionsaufwendige Dinge nicht zu denken.
Natürlich gab es noch viele anderen Übungen. Falls es jemand interessiert, kann ich versuchen, noch mehr zu beschreiben.

Ich weiß bis heute nicht, wie genau man die Probleme meines Sohnes von damals einstufen würde, ob das wirklich autistische Züge, oder Asperger Syndrom, ADS oder einfach nur extreme Verträumtheit war. Bei der Therapie wurde auch gar kein Wert drauf gelegt, nun nach einem passenden Schubfach zu suchen. Man stellte fest, welche Defizite er hatte und es wurde versucht, daran zu arbeiten. Er war eben „Andreas“ und nicht „Autist“ o.ä. Demzufolge weiß ich aber nicht so genau, ob das nun so ganz genau, ob meine Schilderungen irgend jemand wirklich nutzen können. Es wurde auch keine bestimmte Therapie mit irgendeinem bestimmten Namen gemacht. Ich gehe davon aus, dass da ganz verschiedene Ideen verknüpft wurden aufbauend auf den Erfahrungen, die man dort mit auffälligeren Kindern gesammelt hat. In dieser Frühförderstelle und dem ebenfalls dort ansässigen integrativen Kindergarten gibt es langjährige Erfahrungen mit Kindern, die ganz verschiedene Behinderungen haben.
Die Förderungen erfolgte hier: Frühförderstelle : Integrative Konzepte in Jena es war lediglich eine Stunde pro Woche aber es hat sehr große Wirkung gehabt.

Mir geht es mit dem Aufschreiben dieses Falls eigentlich nur darum, Mut zu machen, wirklich frühzeitig sich um solche Auffälligkeiten zu kümmern. Ich las mal, dass man etwa bis zum 6.Lebensjahr noch gute Chancen hat, an der "Hardware" des Gehirns noch was zu verändern. Jenseits des 6.Lebensjahres ist das kaum noch möglich. Man wird dann beiweiten nicht mehr die Effekte erzielen können wie bei deinem kleinen Kind. Falls ihr noch Fragen habt zu diesem Fall, kann ich die gern beantworten, ihr braucht aber jetzt keine Hinweise mehr auf eine Therapie geben, weil das Thema für mich eigentlich abgeschlossen ist.

Inzwischen ist das Kind 12 und relativ unauffällig, wenn man das von einem Kind, was lieber rechnet als Fußball spielt sagen kann. Probleme gibts eigentlich hauptsächlich nur wegen seiner etwas anderen Interessen. Da er aber in eine Mathespezialschule gehen kann, ist er dort weniger auffällig als woanders. Er hat auch einige wenige Freunde, mit denen er ein enges Verhältnis hat und zu zweit ist die Beschäftigung mit anderen immer am schönsten. In größeren Gruppen hat er gewisse Probleme, die aber auch ihre Ursachen in Problemen des sprachlichen Ausdrucksvermögens haben, an denen wir immer wieder versuchen zu arbeiten. Ich bin jetzt froh, im Moment davon ausgehen zu können, dass er seinen Weg gehen wird und meine großen Ängste gehören der Vergangenheit an. Klar hat er immer noch Phasen, wo er sich geradezu versenkt in mathematische Überlegungen, Überlegungen zu Schachstrategien o.ä., aber ich würde diese Besonderheit nicht "wegtherapieren" wollen. Es ist eine besondere Begabung, die ihn zu dem macht, was er ist, auch wenn sie kleine Probleme macht, weil manche Menschen das nicht nachvollziehen können.
Er ist aber recht selbstständig, so dass ich mir recht sicher bin, dass er im Leben mal klar kommen wird.
Der Grundstein dazu wurde dazu aber wahrscheinlich zwischen 4 und 6 Jahren gelegt und mir ging es eigentlich nur darum, darauf hinzuweisen, wie eintscheidend das sein kann.

Viele Grüße Anne
 
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Hallo Anne!

Vielen Dank für die Fallschilderung Deines Sohnes!

In den ersten Jahren lagen wohl wirklich autistische Züge im Vordergrund. Wie schön, dass die Frühförderung solch immense Forschritte brachte! Das grenzt ja fast an ein Wunder! Da hat er wirklich total den Knopf aufgemacht!

Dann hab ich das so richtig verstanden: Dein Sohn hat lediglich mit der Frühförderung diese Fortschritte gemacht? Ihr habt sonst keine anderen Therapien gemacht? Keine Entgiftung, keine Kinsiologie, Osteopathie, KISS-/KIDD-Therapie, Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente oder was auch immer?

Eine richtig positive Geschichte! Wie erfreulich! Ich wünsche Deinem Sohn weiterhin alles Gute!
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Dann hab ich das so richtig verstanden: Dein Sohn hat lediglich mit der Frühförderung diese Fortschritte gemacht? Ihr habt sonst keine anderen Therapien gemacht? Keine Entgiftung, keine Kinsiologie, Osteopathie, KISS-/KIDD-Therapie, Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente oder was auch immer?

Hallo Elfe, ja genau so war es. Woher hätte ich auch jemals Infos zu solchen anderen Therapien haben sollen... Außerdem war er eigentlich relativ gesund. Zwar quälten ihn (und uns) zwischen 1,5 und 3 Jahren regelmäßig Pseudokruppanfälle, aber mit der Verdauung usw. gab es keinerlei Probleme. Er hatte einen gesunden Appetit, gedieh ganz normal und vertrug auch alles.
Die ersten 9 Monate habe ich gestillt. Eigentlich wollte ich schon etwas früher umstellen, weil ich sehr abgenommen hatte, aber es war ein ziemlicher Kampf ihn überhaupt zu entwöhnen.

Ja, ich hatte mit der Frühförderung sicher extrem großes Glück gehabt. Ich will auch hinzufügen, dass wir offenbar genau die Therapeutin erwischten, die perfekt zu dem Kind passte.
Sie war wirklich lieb aber auch unheimlich autoritär, hatte im Gegensatz zu mir eine recht kräftige Stimme. Das half sehr. Trotzdem hatte war ich mir nach der ersten Stunde noch keineswegs sicher, ob sie was erreichen würde.
Sie führte uns in den Sportraum, was mich verwunderte, weil ich mein Kind ja eher für verträumt hielt. Dort setzte sie sich mit ihm auf den Fußboden und erklärte ihm, dass sie jetzt mit ihm gemeinsam für Tiere eine Umzäunung bauen wird, damit sie nicht weglaufen. Sie erklärte ihm, dass er jederzeit, wenn er nicht mehr kann, auf das Klettergerüst dort klettern und 2 x rutschen darf. Dann muss er aber wieder kommen und weiter machen. Soweit ich mich erinnere, war nach 10 Minuten aber immer noch kein echter Kontakt zwischen beiden hergestellt, sein Blick wanderte sofort sonstwohin, er saß unter seiner "Glocke" und war kaum ansprechbar. Da sie es merkte, holte sie, wenn ich mich recht erinnere, zum ersten Mal die bewusste Kinderbadewanne mit den Bohnen und er wurde hineingesetzt. Es war ihm zwar noch etwas unheimlich, aber die Therapeutin war am Anfang wirklich vorsichtig, damit er nicht vor der Prozedur erschreckt. Und siehe da. Nach dem Bohnenbad schaltete er wirklich zu für ein paar Minuten, ging dann tatsächlich ab und zu rutschen, da sie ihn aber immer wieder dort abholte und an den Platz zurück brachte, hatten sie es nach 45 Minuten tatsächlich geschafft, die ca 10 Tiere zu umzäunen.
An dem Tag war ich völlig am Ende. Ich hatte ja die Stunde im Hintergrund verfolgt und hatte nun erstmals als Außenstehende mein Kind beobachtet. Vielleicht war mir in dem Moment erst klar geworden, wie extrem sein Zustand in dem Moment war.
In der nächsten Stunde ging es schon sehr viel besser. Er kannte nun schon die Zaunaufgabe und fing bald an, die Bohnenbäder zu mögen.
Die Therapeutin sorgte aber auch immer wieder dafür, dass andere Dinge hinzugefügt worden (Bällchenbad, später sogar auch mal Tennisschläger mit Bällen uva.) bzw. nach ein paar Wochen machte sie ihm klar, dass er es nun schafft länger durchzuhalten und es reicht, wenn er in der Mitte der Stunde mal rutscht und dann am Ende usw. Später erst kamen dann die schwierigeren Aufgaben (Gesicherbilder usw.) .
Nach ca einem Jahr wechselte wegen Schwangerschaft die Therapeutin, was ich sehr schade fand. Die neue war wirklich lieb und ging sehr auf ihn ein. Sie sagte aber z.B. nicht " Wir bauen einen Zaun für die Tiere" sondern "Willst du einen Zaun bauen?", Leider konnte sie so nicht ganz so viel Einfluss auf ihn ausüben, da er ja eigentlich lernen sollte auf andere zu reagieren. Ich würde sagen, dass die fast schon laute Direktheit am Anfang ihm mehr geholfen hat. Nach einem Jahr hatte er aber die schwierigste Zeit schon überstanden, so dass das nicht mehr so wichtig war.

Ein sehr aufregender Moment für mich war auch, als die erste Therapeutin ihm mal eine Art Xylophon bestehend nur aus 2 Tönen mitbrachte und für ihn und für sich solche Stäbe zum Anschlagen. Er fing willkürlich an, mit den Stäben darauf zu klimpern. Sie nahm den gleichen Rhytmus und Tonfolge auf und machte es ihm sozusagen genauso nach. Man spürte, wie aufregend das für das Kind war, das er etwas tut, was Wirkung auf einen anderen hat. Und wie toll das sein kann, mit einem anderen Kontakt herzustellen.

Das Eis war jedenfalls gebrochen und er liebte es, mit einer weiteren Person intensiv etwas zu tun. Das konnte aber recht bald auch die Kindergärtnerin oder natürlich auch ich sein. Von der Frühförderstelle wurde er bis zum Schuleintritt betreut, aber der entscheidende Teil war nach etwa einem halben Jahr getan.

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Ein sehr kritischer Rückfall deutete sich allerdings mit dem Schuleintritt an. Er hatte sich monatelang auf die Schule gefreut, weil er sicher glaubte, dort endlich richtig rechnen zu können.Er beschäftigte sich ja schon lange in höheren Zahlenbereichen. Natürlich hatten wir versucht, ihm zu erklären, dass das so einfach nicht sein würde, weil die anderen Kinder ja noch nicht viel können, aber das kam in seinem Kopf natürlich nicht an.
Nach einer Woche Schule traten wieder heftige Symptome von Weggetretensein auf. Er bekam nicht mal mit, wenn die anderen Kinder zur Pause auf den Schulhof gingen usw.. Die Lehrerin war ratlos und fürchtete, dass er möglichweise in eine Sonderschule müsste. Ich erklärte ihr die Problematik, dass er evtl. unterfordert sein könnte. Durch eine Verkettung sehr glücklicher Umstände fand sich ind er Schule die Lösung, dass er probeweise als Erstklässler am Matheunterricht der 3. Klasse teilnehmen kann. Die Stundenpläne der 1. und 3. Klasse wurden so angepasst, dass das ging. Es dauerte keine 2 Tage des Experiments und er war "voll da". Er war glücklich dort in der dritten Klasse in Mathe und auch in seiner ersten Klasse kam er gut zurecht und die Anzeichen eines eventuellen Zurückfallens in seine Dauertraumwelt waren verflogen. Na bitte.

Wir mussten schon ziemlich flexibel sein, für dieses Kind immer individuelle Lösungen zu suchen und zu finden, aber es hat sich gelohnt.

Für alle, die bis hierher durchgehalten haben sollten, vielen Dank fürs Lesen.

Viele Grüße Anne
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Hallo Anne

Ich habe problemlos durchgehalten, ist ja sehr spannend zu lesen :) .
Ich weiß bis heute nicht, wie genau man die Probleme meines Sohnes von damals einstufen würde, ob das wirklich autistische Züge, oder Asperger Syndrom, ADS oder einfach nur extreme Verträumtheit war. Bei der Therapie wurde auch gar kein Wert drauf gelegt, nun nach einem passenden Schubfach zu suchen. Man stellte fest, welche Defizite er hatte und es wurde versucht, daran zu arbeiten. Er war eben „Andreas“ und nicht „Autist“ o.ä.
Das ist ja prima! Ohne einen Stempel aufgedrückt zu bekommen wurde ihm geholfen. Da war eine verständnisvolle Kindergärtnerin und eine tolle, für ihn wohl DIE richtige Therapeutin :) . Das Bohnenbad und die Xylophon-Musiktherapie gefällt mir sehr gut. Auch scheint es für ihn absolut richtig gewesen zu sein, dass er laut und direkt angesprochen wurde, denn mit säuselndem "möchtest du...".

Jetzt ist er ein gesunder Junge mit einer speziellen Begabung, der nicht oder kaum mehr auffällt.

Der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi forderte ja, "dass mit dem Kopf zugleich Herz und Hand gebildet werden müsse". Wie sieht es denn diesbezüglich bei Deinem Sohn aus? Ich finde es wichtig, dass "kopflastige" Kinder unbedingt auch in Märchen und Geschichten eintauchen, ein Musikinstrument spielen, stricken, Holz schnitzen, usw., usw.

Liebe Grüsse
pita
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Hallo Anne

Vielen Dank für die genaue Schilderung der Therapie! Wirklich fantastisch, was die Therapeutin da vollbracht hat! :klatschen

Wie war Dein Sohn eigentlich sonst so, zu Hause? War er gut führbar? Hatte er keine Wutanfälle? Keine Schlafstörungen etc.?
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Ich finde es wichtig, dass "kopflastige" Kinder unbedingt auch in Märchen und Geschichten eintauchen, ein Musikinstrument spielen, stricken, Holz schnitzen, usw., usw.

Hallo Pita, das sind sehr verschiedene Fragen und ich werde versuchen, sie differenziert zu beantworten.

Märchen und Geschichten: Klar gab es auch die klassischen Kinderbücher,z.B. der Maulwurf der anderen hilft uva. .Und ich musste sie auch immer wieder vorlesen. Seltsamerweise wollte er die gleichen immer wieder vorgelesen haben. Studierte sie dann auch selber, wenn ich nicht dabei war. Er hatte eigentlich gar nicht viel Interesse, an zu viel neuen Büchern sondern viel mehr an Wiederholungen. Als er 5 war, wusste ich auch warum. Er konnte von einem Tag auf den anderen lesen. Er hatte die ganze Zeit die Form von Buchstaben studiert und war endlich hinter das Geheimnis gekommen, wie daraus Wörter werden. Dann las er alles mögliche, aber Inhalte interessierten nicht übermäßig. Geschichten usw. waren also eher Mittel zum Zweck. Was inhaltlich später sehr viel besser ging, waren Bücher, die konkret von Kindern handelten und nicht verschlüsselt über Tiere usw. Botschaften zu vermitteln versuchten. "Alfons Zitterbacke" wurde von ihm geliebt und verschlungen, da geht es ganz einfach um ein Kind, was immer so viel Pech hat. Solche Botschaften waren von ihm gut zu verstehen. Märchen enthalten ja meist verschlüsselte Botschaften. Diese Botschaften kommen aber bei einem Kind, was zweitweilig Mühe hatte, überhaupt erst mal zu erkennen, wie und warum ein anderes Kind auf welche Weise reagiert kaum so wirklich zu verstehen. Es hat nicht viel Sinn, solchen Kindern gar zu viel derart verschlüsselte Kost zu verschaffen, da sind klarere Botschaften (Alfons Zitterbacke) besser.

Musikinstrument: Natürlich habe ich versucht, ihn dafür zu begeistern und er hat auch tapfer ein Jahr Flöte geübt. Als er aber halbwegs die Töne rausbrachte, mochte er es nicht mehr. Da ich zum Klavierspielen in meiner Kindheit genötigt wurde, wusste ich, dass das Bedürfnis von innen heraus kommen muss, weil es sonst nichts wird.Er liebte es aber sehr, gute Musik (Flöte, Vivaldi usw.) zu hören und kann darin fast so versinken, wie in Zahlen.

Stricken: Naja, haben wir nicht probiert. Probieren würde er es sicher, aber bald wieder weg legen, wenn er weiß, wie es geht.

Holzschnitzen: Man könnte es auf einen Versuch ankommen lassen. Ich wette, dass er die Ziffern von 0-9 schnitzt ;)

Wir haben allerdings monatelang, fast schon jahrelang dauernd Plätzchen gebacken, als wir endlich miteinander was tun konnten. Das ist eine tolle Beschäftigung: Man kann Rezepte umsetzen, Abwiegen u.ä. (das erfreut den zahlenliebenden Teil in ihm), aber das Ausrollen oder einfach nur Formen ist fast schon so gut wie Modelieren mit Knete. Da wir das nicht alles essen konnten, es aber wirklich geradezu eine geniale Beschäftigung war, bekamen meine Kolleginnen monatelang immer frische Plätzchen von mir montags zu essen.

So ein Kind wird in sich drin trotzdem immer bleiben wie er ist. Ihn dauernd anders machen zu wollen , wäre eher zusätzlich frustrierend. Natürlich freut er sich auch über die Aussicht von den Gipfeln, wenn wir im Urlaub sind, aber sehr viel mehr freut er sich darüber, dass er sich Stempel in den Hütten holen kann und die dann wiederrum Wanderpunkte ergeben. Den ganzen Urlaub wird natürlich ständig begeistert von Wanderpunkten und nicht den Schönheiten der Natur geredet. Aber er ist glücklich, warum soll ich ihm die Freude nehmen und ihm immer wieder erklären, dass man sich eigentlich mehr über die Aussicht freuen soll....

Oder Vogelstimmen. Er hat sich mit einer VogelstimmenCD ganz toll beigebracht, wie welcher Vogel singt und erkennt sofort draußen, wenn es die Nummer 67 ist. Die 67 heißt übrigens z.B. Amsel usw.

Oder Bastelorgien. Ein halbes Jahr hat er ununterbrochen Papierdinge aus einem Bastelbuch gebastelt. Die Freude bestand darin, zählen zu können, wie viele es sind.Oder Schnecken sammeln siehe https://www.symptome.ch/threads/was-sammelt-ihr.7045/#post-73998
Wenn wir am Wochende wandern findet er es toll, wenn der Wind gut bläst, da kann er den Windmesser mitnehmen und messen, wie viel es ist.

Anleitungsbücher und Gebrauchsanweisungen aller Art waren immer gut. Dabei fiel auch oft mal was praktisches dabei ab.

Ich empfinde ihn als sehr gefühlvolles Kind, der sich noch so richtig freuen kann. Irgendwie spielen Zahlen dann immer auch eine Rolle, auch wenn so einen Zusammenhang ein Außenstehender kaum sehen würde. Ich kann das aber eigentlich nicht (mehr) schlimm finden, da er seinen normalen Weg ja irgendwie geht.

Übrigens geht er auch begeistert einmal pro Woche zum Schwimmtraining.

Wie war Dein Sohn eigentlich sonst so, zu Hause? War er gut führbar? Hatte er keine Wutanfälle? Keine Schlafstörungen etc.?

Zwischen 2 und 3 war es natürlich schwierig wie mit jedem Kind seines Alters. Dann war es auf andere Weise schwierig, weil er ja für mich kaum erreichbar war. Nach den ersten Monaten der Therapie wurde er aber extrem anhänglich und anlehnungsbedürftig. Auch heute braucht er noch viele Streicheleinheiten, auch wenn er im normalen Leben durchaus recht selbständig ist. Ich würde fast sagen, dass er fast schon ungewöhnlich lieb ist. Ein wenig sehe ich das aber auch als Gefühl von Unsicherheit. Wenn er es schon manchmal schwer hat in Gruppen, will er es mit den Eltern nun wirklich offenbar nicht verderben und ist extrem harmoniesüchtig.
Geschlafen hat er immer prima.

Viele Grüße Anne
 
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Hallo Anne

Du beschreibst das alles wirklich sehr gut und differenziert. Hast Du das alles schon mal aufgeschrieben? Wenn nein, wäre dies hier ein guter Grundstock dafür. Sicher interessiert ihn später mal "seine Geschichte". Vor allem schreibst Du positiv und nicht problemlastig.

Die meisten Kinder lieben Wiederholungen, das gibt auch Sicherheit. Man braucht sie gar nicht ständig mit neuen Reizen zu füttern. Allerdings hat er sich da wohl nicht nur für den Inhalt, sondern auch für die Buchstabenbilder interessiert und sich so das Lesen beigebracht. Meine Tochter war mit Zahlen und Buchstaben auch sehr früh sehr weit. Mein Vater ist leidenschaftlicher Kreuzwort-Rätsler. Sie sass daneben und hat sich so Buchstaben-Worte-Lesen beigebracht.

Betreffend Märchen halte ich es da mit Bruno Bettelheim: "Kinder brauchen Märchen". Ich halte Märchen und Fabeln für Seelennahrung.

Ein Musikinstrument sollte man nicht spielen "müssen", da hast Du recht. Sicher soll man nicht gleich aufgeben, wenn der Durchhaltewille mal ein bisschen eingeschlafen ist, aber "Zwang" bringt gar nichts. Aktives Musik-Hören ist auch was Feines!

Stricken war nur ein Beispiel für Arbeit mit den Händen - aber da könnte er ja prima Maschen zählen dabei ;) . Schnitzen würde er 0-9? :D .
Das Backen war bestimmt eine ideale Beschäftigung!

Dass er sich so richtig freuen kann und begeistert schwimmen geht - das freut mich :) .

Liebe Grüsse
pita
 
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Hallo Anne!

Ich finde Du machst das wirklich ganz wunderbar mit Deinem Sohn! Jedenfalls liest es sich sehr positiv, einfühlsam und harmonisch an. Das find ich total schön.

Ich würde jetzt mal vom Schiff aus behaupten, dass Dein Sohn keine ADS hat, sondern wirklich eine Autismusform. Aber egal, für Dich ist das heute völlig unwichtig, was ich auch verstehe!

Bei uns läuft das schon ganz anders ab, mein ADHS-Sohn ist völlig anders. Einfach so kurz zum Vergleich: er ist wirblig, laut, unberechenbar, chaotisch, impulsiv, quengelig, schwierig zu führen, schläft schlecht, isst wenig, hat Schwierigkeiten mit Stehlen und Lügen usw. tja, die ganze ADHS-Symptom-Palette eigentlich!;)

Ich wünsch Euch weiterhin alles Gute!
 
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Hallo Anne

Ein kleines wunder was mit nur einer intervention erreicht wurde. Ich kann es immer noch kaum glauben. Wirklich nichts anderes? Nahrung, Wohungswechsel, Gebete, etc etc?

Hast Du mir einen Link zu diesen Bohnentherapie?
 
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Hallo Elfe

Empfehle Dir noch das Neurostressprofil und den Einsatz von Melatonin wegen dem schlafen
 
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Hallo Beat,

erstmal aus Zeitmangel nur eine ganz kurze Antwort. Wie genau die Therapie hieß, kann ich nicht sagen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass dort einfach die Erfahrung gemacht wurde, dass solchen Kindern so was gut tut und deshalb bei Bedarf gemacht wurde, ohne dass die Therapie einen bestimmten Namen haben muss. Ich versuche aber mal noch genaueres raus zu bekommen.

Ich kann dir erstmal den Link zu den Angeboten dieser Frühförderstelle geben Frühförderstelle : Für welche Kinder? , wo ganz allgemein beschrieben wird, wie den Kindern versucht wird zu helfen. Wahrscheinlich wird dir das aber nicht viel nützen, weil es zu allgemein beschrieben ist.
Frühförderstellen müsste es in D eigentlich in den meisten größeren Städten geben. Ich weiß aber, dass auch dort inzwischen Gelder gestrichen werden und die Aufgabe zurück zu den Krankenkassen verlagert werden sollten. Den aktuellen Stand kenne ich aber nicht. Ich würde es ungünstig finden, weil ich eigentlich nur hier ein so gutes Zusammenspiel von körperlicher und geistiger Anregung vor fand.

Viele Grüße Anne


Hallo Pita und Elfe,

danke für eure Beiträge, ich schreibe später noch dazu.

Viele Grüße Anne
 
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Hallo Pita, den ersten Beitrag hatte ich vor ein paar Wochen mal an Beat per PN geschickt,als wir über spezielle Fragen solcher Kinder hier mal diskutierten, den Rest jetzt aber erst geschrieben. Ob er es später mal lesen wird, weiß ich noch nicht so recht. Ich will aber nicht, dass er sich im Nachhinein als Belastung empfindet, er konnte ja nichts dafür.

Jetzt mit dem Abstand kann ich positiv und auch "nicht problemlastig" schreiben, weil ich es auch so empfinde. Ich bin wirklich jeden Morgen aufs Neue glücklich, dass er so ist wie er jetzt geworden ist. Ich weiß, dass klingt hochtrabend, aber doch ist es so, weil ich weiß, dass das keineswegs selbstverständlich ist. Es hätte durchaus zum heutigen Zeitpunkt mit ihm ganz anders aussehen können. Jeder, der einen solchen Tiefpunkt erlebt hat, kann die Erleichterung sicher nachvollziehen.

Damals hätte ich kaum darüber reden können. Es gab Zeiten völliger Hilflosigkeit und Selbstvorwürfe, weil ich das Gefühl hatte, als Mutter völlig zu versagen. Schließlich ging es ja mit ihm abwärts und ich wusste einfach nicht, was ich tun soll. Hinzu kamen Tausend Ängste, was denn da auf mich zukommen könnte. Dass es nicht so wurde, empfinde ich immer wieder als sehr kostbares Geschenk. Die Probleme, die es jetzt ab und zu noch gibt, übersteigen keineswegs mehr den Umfang anderer Kinder, auch wenn sie anders sind. Andere Probleme habe ich dafür überhaupt nicht.

Vielen Dank auch für deine interessanten Berichte über deine Tochter. Warum aber gerade Märchen so wichtig sein sollen und nicht unverschlüsselte Geschichten auch Seelennahrung sein können, habe ich nicht noch so recht verstanden.

Hallo Elfe,

ich habe in Elternnachmittagen dort auch Eltern mit ADHS-Kindern kennengelernt und mir ist deshalb klar, dass dir meine Schilderungen wahrscheinlich absolut nichts nützen, weil deine Probleme völlig anders sind. Ich glaube gut nachvollziehen zu können, wie extrem anstrengend es für die Eltern von ADHS-Kindern ist. Vielleicht geben dir meine Zeilen aber etwas Mut, nicht aufzuhören, nach neuen Wegen zu suchen. Ich hoffe sehr, dass du Kontakt haben kannst zu anderen betroffenen Eltern, mit denen du dich austauschen kannst. Das empfinde ich als sehr wichtig.
Ich wünsche Dir und deinem Kind alles Gute.

Liebe Grüße von Anne
 
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Hallo Anne

Vielen Dank für Deine einfühlsamen und lieben Worte!

Ja, Deine Zeilen sind auf jeden Fall wertvoll und mutmachend, ob nun ADS, Asperger, Autismus oder Mischform, spielt keine Rolle. Ich danke Dir vielmals für die Vorstellung Eurer Geschichte!:kiss: Ich wünsche Euch auch alles Gute auf Eurem weiteren Weg!
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Hallo Anne

Warum aber gerade Märchen so wichtig sein sollen und nicht unverschlüsselte Geschichten auch Seelennahrung sein können, habe ich nicht noch so recht verstanden.
Ich denke, Märchen sprechen mit ihren Ur-Bildern eher die Seele an, moderne, rationale Geschichten eher den Verstand. Die geneigte Leserin beachte das "eher" ;) .
Jede (jedenfalls fast jede) liebevoll erzählte Geschichte ist Zuwendung und das ist Seelennahrung :) .
In seinem Buch "Kinder brauchen Märchen" legte der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim in den 70er-Jahren dar, dass Märchen dem Kind die Möglichkeit geben, innere Konflikte, die es in den Phasen seiner seelischen und geistigen Entwicklung erlebt, zu erfassen und in der Fantasie auszuleben und zu lösen. "Es braucht Anregungen, wie es in seinem Inneren und danach auch in seinem Leben Ordnung schaffen kann" so Bettelheim. Im Märchen würden ihm Vorteile moralischen Verhaltens so nahe gebracht, dass das Richtige greifbar vor Augen trete. Kinder brauchen Märchen
Der pädagogische Wert von Volksmärchen ist umstritten: Gegner wenden sich insbesondere gegen die Darstellung von Grausamkeiten. Dagegen sehen tiefenpsychologische Interpretationen in Märchen die Möglichkeit, Ängste zu bewältigen und den menschlichen Reifungsprozess zu befördern.

Bettelheim beobachtete bei Kindern, „was man mit Märchen alles machen kann“. Jedes Kind entnimmt dieser Erzählform einen anderen Sinn. Und: „Sie bieten (ihnen) Beispiele dafür, wie bedrückende Schwierigkeiten vorübergehend oder dauerhaft gelöst werden können.“ Nach Ansicht von Bettelheim muss eine Geschichte unterhalten und Neugier wecken. Um aber das Leben eine Kindes zu bereichern, muss sie seine Phantasie anregen und ihm helfen, seine Verstandeskräfte zu entwickeln und seine Emotionen zu klären. Sie muss auf seine Ängste und Sehnsüchte abgestimmt sein, seine Schwierigkeiten aufgreifen und zugleich Lösungen für seine Probleme anbieten. Kurz: Sie muss sich auf alle Persönlichkeitsaspekte beziehen. Dabei darf sie die kindlichen Nöte nicht verniedlichen; sie muss sie in ihrer Schwere ernst nehmen und gleichzeitig das Vertrauen des Kindes in sich selbst und in seine Zukunft stärken. In dieser und in manch anderer Hinsicht ist – so Bettelheim – sowohl für Kinder als auch für Erwachsene – von wenigen Ausnahmen abgesehen – in der gesamten Kinderliteratur nichts so fruchtbar und befriedigend wie das Volksmärchen.
ServiceZeit - Familie - 5. September 2001: Märchen gegen Kinderängste? lesenswert!
Liebe Grüsse
pita
 
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Hallo Anne,

warum lese ich deinen Bericht bloß erst jetzt?
Hab deinen Sohnemann grad im TV bewundert... weißt schon was ich meine.
Kannst stolz auf ihn sein und da ist bestimmt nix zu therapieren - sei froh, dass er mit 14 solche Interessen hat und nicht andere.

Bei deinem Bericht konnte ich wieder einige an Parallelen zu uns entdecken.
Ersten weiß ich ja auch nicht in welche "Schublade" unser Sohn mal bekommen wäre, weil er ja auch noch so klein war das ich dies glücklicherweise vorher verhindern konnte.

Weiters hat auch unserer lange nichts gesprochen.. weißt eh... und es kam dazu, dass er sich oft verletzte, aber fast keine Schmerzen spürte. Wir kamen z.B. erst nach einen Tag drauf, dass er sich das Handgelenk gebrochen hatte. Die Psychologen und Neurologin damals sagte uns das "solche Kinder" oft eine Wahrnehmungsstörung haben und sich daher sogar absichtlich verlezten, da sie bei normalen Berührungen nichts spüren.
Heute weiß ich, dass auch das nicht Sprechen einen Wahrnehmungsstörung war... und wie du weißt vermute ich, dass das ganze durch seinen "gestörten Darm" alles verursacht wurde - weil es ja nicht von Anfang an so war.. sondern erst ab ca. 14 Monaten.. da gab es all die neuen Lebensmittel, Impfungen - du kennst die Geschichte ja.

Unserer hat auch sehr auf starke Körperkontakte reagiert... massieren, drücken, mit dem Gartenschauch abbrausen, Kitzelspiele, etc.

Jetzt wo alles vorbei ist, ist er im Gegenteil sogar sensibel. Er ist wehleidig wie ein "Mädchen" und reagiert auf die kleinste Berührung... er liebs nackt unter die Decke zu kuscheln und sich von Papa oder Mama mit den Fingespitzen über den Rücken und die Beine streichen zu lassen....

Auch Samuel spielt bei der Tagesmutter lieber allein als mit den anderen Kindern, aber das liegt wohl auch daran, dass die andern Kinder kleiner sind und er zu Hause seine große 12-jährige Schwester gewohnt ist. Er ist sonst allen Menschen, jedes Alters offen und freundlich eingestellt.

Was auch interessant ist. Er hat ja bis 27 Mon. kein Wort gesprochen.
Auch unsere Psychologen wollte ihn in eine Frühfördergrupp geben.. aber bis es soweit war, hatte wir ja selbst das Problem gelöst.
Sobald er dann aber mit Sprechen begann konnte er mit knapp 2,5 Jahren alle Farben, sämtliche Automarken und was ich beachtlich finde.. er konnte innerhalb von wenigen Tagen bis 17 zählen.
Und mit ca. 3 Jahren konnte er schon die Uhrzeit nennen.
Also auf einer analogen Uhr sucht er den Stundenzeiger, zählt bis dort hin.. und kommt und sagt. Mama ich muss schlafen gehen, es ist 8 Uhr!
Das gibt mir zu bedenken, dass das nicht ganz normal ist....

Wie gesagt, ein paar Parallelen zu Deinem Andreas.

Sag ihm liebe Grüße und mir hat sein Aurtritt heute super gut gefallen.
Ein netter, symphatischer Bursche!
 
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Hallo Salima !

Sobald er dann aber mit Sprechen begann konnte er mit knapp 2,5 Jahren alle Farben, sämtliche Automarken und was ich beachtlich finde.. er konnte innerhalb von wenigen Tagen bis 17 zählen.
Und mit ca. 3 Jahren konnte er schon die Uhrzeit nennen.
Also auf einer analogen Uhr sucht er den Stundenzeiger, zählt bis dort hin.. und kommt und sagt. Mama ich muss schlafen gehen, es ist 8 Uhr!
Das gibt mir zu bedenken, dass das nicht ganz normal ist....

Klingt etwas nach Hochbegabung. Vielleicht konnte er die nicht ausleben, weil er durch die Impfungen und Ernährung geschädigt worden war !?

Mich würde interessieren, was ihr unternommen habt, dass es ihm wieder gut ging :).

Lg, Susi
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Anne, bist du dir sicher das dein Kind das Frühkindliche Autismus hat ?
Frühkindlich ist das Kanner Syndrom - und mein Sohn hat das Kanner Syndrom und die Kinder reden meistens von Geburt an nicht.

Die Asberger Autisten ( danach hört sich deine Erklärung an) die Sprechen, sind auch Recht Pfiffig und Clever.

Ich habe jetzt nur das anfangsposting gelesen / Überflogen . . . hast du schon ein Psychologiches Gutachten ? warst du beim Neurologen ?

Wir haben fast 2 Jahr gebraucht bis die Diagnostig stand, vom SPZ zum Psychologen, in die KInderpsychatrie Viersen, zum MRT, EEG,EkG, Neurologen usw usw

jetzt vor kurzem haben wir das Amtlich das unser Sohn ein AD(h)S / Kanner Autist ist mit verdacht auf Epelepsie da das EEG Auffällig war und unser Sohn wohl kleinere Krampfanfälle hat.


Frühförderung steht ihm nicht zu da er in einem Intrigationskindergarten geht wo er Ergo,Logo,Physio usw bekommt.
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Hallo !
jetzt vor kurzem haben wir das Amtlich das unser Sohn ein AD(h)S / Kanner Autist ist mit verdacht auf Epelepsie da das EEG Auffällig war und unser Sohn wohl kleinere Krampfanfälle hat.

Ich dachte, die Diagnose Epilepsie würde ADS ausschließen ?

Lg, Susi
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Hallo !

Ich dachte, die Diagnose Epilepsie würde ADS ausschließen ?

Lg, Susi


Scheinbar nicht - es war ja schon die Folge Untersuchung ! wir haben uns ja immer 2 Meinungen eingeholt hier bei uns in den Kliniken und seperat erneut in Viersen !

Die haben da eine JKinderpsychatrie und haben einen sehr guten Ruf ( Viersen /Süchteln)
 
Fallbeispiel ADS bzw. frühkindlicher Autismus und Therapieversuche

Hallo Bianka,
inzwischen ist mein Sohn fast 15 Jahre alt und ich bin jeden Tag aufs Neue dankbar und glücklich, dass er so ist, wie er JETZT ist.
Die Frühförderung hatte damals die Symptome nahezu zum Verschwinden gebracht. Jetzt ist er ein zumeist fröhliches Kind, was im Wesentlichen nur dadurch auffällig ist, dass er sich extrem für Zahlen und Mathematik statt für Fußball interessiert und somit manche Anknüpfungspunkte mit Gleichaltrigen fehlen. Da er aber inzwischen auch einige "Mathefreunde" hat, ist das jetzt nicht mehr so wesentlich.
Die schwierige Phase des Vorschulalters liegt zum Glück lange hinter und jetzt gibt es meist nur Grund zur Freude.
Somit habe ich jetzt auch kein Bedürfnis mehr, nach einer passenden Schublade zu suchen.

Liebe Salima,
ganz vielen Dank für deine lieben Worte :).
So vieles kommt mir bekannt vor von dem was du über deinen Sohn schreibst. Die Uhr hat meinen natürlich auch sehr fasziniert. Allerdings hat er zwischen 3 und 6 Jahren nur Digitalzeit verstanden, nahm diese aber ebenso als Gesetz hin wie deiner, so dass er täglich völlig problemlos 19.13 Uhr sich ins Bad aufmachte:D.
Es ist oft schwierig für ein etwas schlaueres Kind, immer geeignete Spielpartner zu finden. Wenn sie die Möglichkeit haben, gesellen sie sich gern zu anregenderen älteren Kindern. Altersgemischte Gruppen können eine gute Lösung sind, da ergibt sich sowas oft zwanglos.
Ich bin sehr neugierig, wie sich dein Sohn weiter entwickelt.
 
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