"Narzissmus - die Wiederkehr"

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In einem noch nicht lange erschienenen Buch wird über den heutigen Narzissmus berichtet und festgestellt, daß es immer mehr narzisstische Menschen gibt: - Männer und Frauen. -

Sie sind aufgeschlossen, durchsetzungsstark und leistungsorientiert. Für Narzissten scheint die berufliche Karriere vorprogrammiert. Das Problem: Sie steigern ihren Selbstwert gern auf Kosten anderer. Narzissmus breitet sich aus wie eine Epidemie.
...

Narzissten übernehmen wesentlich leichter Eigenverantwortung als soziale Verantwortung. Eigenverantwortung hängt eng mit Kompetenz und Leistungsstreben, Durchsetzungsfähigkeit und Offenheit für Ideen zusammen - Eigenschaften, die für das Arbeitsleben förderlich sind. Dem gegenüber steht das fehlende soziale Verantwortungsgefühl, was zu interpersonellen Konflikten führen kann und damit zur sozialen Falle für den Narzissten wird. Ein Ausweg ist nur möglich, wenn sich narzisstische Selbstliebe in eine positive Selbstidentität wandeln kann. Beispiele prominenter Persönlichkeiten werden angeführt und auch die Politik kommt zu Wort: Die "generation me" kann ihren Erfolg steigern und ihr persönliches Glück vergrößern, wenn sie menschliche Pflichten in ihren Lebensplan einbezieht (Barack Obama, Rede zur Amtseinführung).....

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Ein wichtiges Thema, denke ich.

Gruss,
Uta
 
In einem noch nicht lange erschienenen Buch wird über den heutigen Narzissmus berichtet und festgestellt, daß es immer mehr narzisstische Menschen gibt: - Männer und Frauen. -
Ein wichtiges Thema, denke ich. Gruss, Uta

Es gibt noch ein Thema der Entwicklungspsychologie, daß diesem Thema in nichts nachsteht: Die diffuse Identität ! Normalerweise entwickelt ein Mensch in der Pubertät seine eigene Persönlichkeit / Identität. So ist er entweder Deutscher oder Franzose, er ist Weißer oder Schwarzer, Kapitalist oder Sozialist, Christ oder Moslem, usw.

In unserer Gesellschaft wird ihm so ein konservatives Denken jedoch schon früh abgewöhnt. Er wird "offen" oder multikulturell oder eben liberal erzogen, was nichts anderes heißt wie: "Lege Dich blos nicht fest !"
Aus diesem Grund entwickelt der Mensch keine soziale Identität mehr, er läßt sich nicht mehr festlegen, fühlt sich für keine Gruppe mehr verantwortlich und bleibt in seiner Identität diffus.

Sein Vorteil besteht nun darin, daß er mit Hilfe dieser schwammigen Identität nirgendwo mehr aneckt, sich für keine sozialen Belange mehr verantwortlich fühlen muß und sich voll und ganz auf seine eigenen Interessen konzentrieren kann. Nennt man das nun Narzißmus ? Wenn ja, dann ist es das Produkt seiner Erziehung ... So wollten es doch die Pädagogen haben.

Gefällt ihnen das nun schon wieder nicht mehr ? Verstehen die nun nicht mehr, warum ein Manager sich seiner Belegschaft gegenüber nicht mehr verpflichtet fühlt. Daß er keine Bedenken hat einen Betrieb in den Konkurs zu steuern und sich dafür noch 100 Millionen an Abfindung auszahlen zu lassen ? Wenn ja, dann stellt sich die Psychologie ein Armutszeugnis aus und man sollte deren Bücher ungelesen in den Papierkorb kloppen.
 
Hallo Manno,

die Erziehung macht in verschiedenen Zeiten verschiedene Wandlungen durch. Nach einer eher diktatorischen Zeit kommt eine Zeit, in der Unabhängigkeit, Freiheit Schlagwörter und Sehnsüchte sind. Ich denke da gerade an die Zeit der 68iger, die alles anders und besser machen wollten als sie es von ihrer Elterngeneration gesehen hatten. DAdurch, daß dann auch "konservative, aber durchaus positive " Werte erst einmal auch gleich abgelehnt wurden, ist meiner Meinung nach dann eine Generation aufgewachsen, die zu viel Freiheit und zu wenig Richtlinien mitbekam: das war eine Generation der "diffusen Identität" oder auch des "Narzissmus": die Orientierung an Werten fiel schwer, die eigene "Persönlichkeit" stand im Mittelpunkt.
Ich kann mir gut vorstellen, daß diese Generation dann wiederum eine Generation heranwachsen hat sehen und lassen, die eher zu konservativen und gleichzeitig aber Ego-bezogenen Richtlinien tendiert. Wobei man natürlich nie verallgemeinern kann: es kommt auf das Individuum an. Und alles nur auf Erziehung zu reduzieren, scheint mir zu einfach. Da spielen andere Faktoren auch noch hinein.

Aber in dem Moment, in dem sich ein Mensch darüber klar wird, daß er evtl. zum Narzissmus neigt oder zu einer diffusen Identität verwehrt es ihm niemand, genau daran zu arbeiten, um zu einer eigenen Identität zu finden.

Gruss,
Uta
 
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