Sinnlose Operationen in Deutschland

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Im NDR kam heute abend eine Sendung über sinnlose Operationen in Deutschland. Am meisten wurde über eine Knie-Operation berichtet in der einstigen Münchner Alpha-Klinik. Dabei wurde auch begründet, warum die oft gemachte "Abrasion" des Knorpels (Restknorpels) im Knie eher schadet als nützt, obwohl die Begründung für die Abrasion genau das Gegenteil ist.

Ebenfalls genannt wurden viel zu viele Entfernungen der Gebärmutter bei der Diagnose "Myom". Auch hier werden in Deutschland wesentlich mehr Gebärmutteroperationen gemacht als in anderen Ländern.

Also: Vorsicht bei Operationen!

Cui bono? Die Frage ist nicht schwierig zu beantworten: all denen, die damit Geld einnehmen.

Nonsens-Operationen sind in Deutschland an der Tagesordnung. Dabei haben wissenschaftliche Studien die medizinische Sinnlosigkeit vieler Eingriffe längst bewiesen, wie zum Beispiel die bekannte Moseley-Studie. Ende der 1990er-Jahre hatte der amerikanische Chirurg Bruce Moseley die Hälfte seiner Patienten mit Knieproblemen operativ mit einer Knorpelglättung und einer Gelenkspülung behandelt, die andere Hälfte erhielten nur zwei kleine Schnitte am Knie, um den endoskopischen Eingriff vorzutäuschen. Nach zwei Jahren ergab sich kein signifikanter Unterschied im Befinden zwischen den wirklich Operierten und den Scheinoperierten.

Die Studie ist in Fachkreisen bestens bekannt und gilt als Muster einer gut durchgeführten Untersuchung. Doch warum wird dieser Eingriff am Knie immer noch zehntausendfach jedes Jahr durchgeführt? Warum weigert sich die zuständige medizinische Fachgesellschaft, die Studie in ihren Leitlinien zu erwähnen? Und müssten nicht die Krankenkassen ein Interesse daran haben, überflüssige oder gar schädliche Operationen aus ihrem Leistungskatalog auszuschließen?

Diesen Fragen wird in der Dokumentation nachgegangen. Bei der Recherche zeigte sich, dass mit derartigen Eingriffen, nicht nur am Knie, auch an der Bandscheibe, am Rücken oder beim Herzkatheter, jedes Jahr gigantische Summen umgesetzt werden.
NDR Fernsehen- Die elektronische Programmzeitung des NDR (EPG)

Gruss,
Uta
 
Deshalb ist es meiner Meinung nach auch ganz wichtig, mit Beschwerden, bei denen eine Operation möglich wäre, zu einem Arzt zu gehen, der nicht selbst operiert. Damit ist die Begeisterung zu schneiden schon mal wesentlich gedämpft.

Und dazu ist es wichtig, daß sich jeder Patient sehr gut erkundigt, welche Operationstechniken und Operationen überhaupt etwas bringen. Gerade das Thema "Knorpel glätten im Knie" hat wahrscheinlich schon viele Menschen früher zu einer Endoprothese gebracht als es gewesen wäre keiner Glättung.

Gruss,
Uta

Gruss,
Uta
 
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