Schmerzen/Phantomschmerzen/Schmerzgedächtnis

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Phantomschmerzen sind virtuelle Schmerzen in Körperteilen, die nicht mehr vorhanden sind. Betroffene verspüren in amputierte Gliedmaßen projizierte Schmerzen.
Manchmal ist die chirurgische Abtrennung eines Körperteils die einzige Möglichkeit, ein Menschenleben zu retten. Patienten klagen nach einer Operation über Schmerzattacken, die sich gleich oder erst Monate und Jahre später bemerkbar machen. Wie dieser Phantomschmerz entsteht, ist noch nicht wirklich geklärt.

Letztlich sieht es so aus, daß das Gehirn immer noch in seinen reizverarbeitenden Gebieten die alten Reiz-Verbindngen zu dem entfernten Körperteil hat. Die reizverarbeitenden Gebiete im Gehirn müssen sich aufgrund der fehlenden Nerveninformationen reorganisieren. Damit das Gehirn umdenkt, muss das noch bestehende "Körperschema im Kopf" umgebaut bzw. überlistet werden. Mit Elektroprothesen, Elektroden und Medikamenten wurden dabei beachtliche Erfolge erzielt.

Man nimmt heute an, daß die Stärke der Phantomschmerzen davon abhängen, wieviele Schmerzen bzw. wie starke Schmerzen der Patient im später amputierten Körperteil hatte. Die Nervenzellen im Gehirn erinnern sich an Schmerzen, unter denen der Betroffene lange Zeit zu leiden hatte. Durch diese Merkfähigkeit entsteht der sogenannte Phantomschmerz, der nicht mehr von verursachenden Reizen abhängig sind.
Phantomschmerzen können über Jahre anhalten.

gesundheit.de - Was ist ein Phantomschmerz?

Im Wiener AKH wird teilweise erfolgreich mit dem Laser gegen den Phantomschmerz gearbeitet: Man nimmt an, daß die Schmerzen durch Nervenwucherungen der durchtrennten Nerven nach der Operation entstehen.
Die Folge können äußerst schmerzhafte Nerven-Wucherungen sein, die die Chirurgen mit dem Laser blockieren. Die dahinter stehende Theorie geht davon aus, dass das Laserschweißen die Nervenenden in sich selber verschließt.

Waren die Schmerzen vor der Operation schon lange und anhaltend, entwickelt sich das Schmerzgedächtnis, das den Schmerz aufrechterhält, obwohl die Schmerzursache schon entfernt wurde. Die Forschung befaßt sich mit Möglichkeiten, das Schmerzgedächtnis wieder zu löschen.

Auf Grund dieser Forschung bekommen Patienten heute vor Amputationen einen Kreuzstich, der dagegen vorbeugt, dass das Rückenmark überempfindlich reagiert. Auch wenn der Schmerz bereits chronisch ist, gibt es Hoffnung. Das Schmerzgedächtnis kann spontan verschwinden. Starke Schmerzmittel können die Veränderungen im Nervensystem wieder rückgängig machen. Doch die Ursachen für chronische Schmerzen sind sehr vielfältig.
3sat.online

Außerdem bekommen Patienten vor Operationen eine Tablette, die das Schmerzgedächtnis während der Operation inaktivieren soll.

Schwierig ist die Situation für sehr viele Schmerzpatienten, wenn das Schmerzgedächtnis chronisch geworden ist:

Chronifizierungsvorgang

Das «Schmerzgedächtnis» – Die Nerven erinnern sich
Erkrankungen senden Schmerzsignale ans Rückenmark, die dann über unzählige Nervenfasern ans Grosshirn weitergeleitet werden. Beim unbehandelten oder ungenügend behandelten Dauerschmerz werden ständig starke Schmerzreize übermittelt, welche die Nervenfasern früher oder später verändern. Dabei legt das Nervensystem eine hoch komplexe Erinnerungsspur an und es entsteht ein so genanntes Schmerzgedächtnis. Die betroffenen Nerven werden überempfindlich und melden dem Gehirn selbst leichte Reize wie Berührungen oder Wärme, die normalerweise nicht als schmerzhaft empfunden werden, als Schmerz. Als Folge verliert der Schmerz seine Alarmfunktion und wird zu einer eigenständigen Krankheit.
www.citymed.ch/Rheuma/Schmerzen/Artikel1/

Gruss,
Uta
 
Hier der Versuch, über ein virtuell dargestelltes Körperglied dem Patienten eine viruelle Ganzheit zu vermitteln, mit der er dann virtuell arbeiten kann.

Der berühmte Neurologe Vilayanur Ramachandran erfand eine Spiegelbox, die dem Gehirn vorgaukelte, dass das fehlende Glied noch existiere und konnte so die Phantomschmerzen seiner Patienten kurieren. Allerdings führte er nie eine kontrollierte Studie durch - seine Ergebnisse blieben anekdotisch.

Virtuelle Realität ersetzt das fehlende Glied
Wissenschafter an der Universität von Manchester hoffen jetzt mit Hilfe einer virtuellen Realität ähnlich der Spiegelbox das fehlende Glied zu ersetzen und die Schmerzen zu kurieren. Die Forscher um den Psychologen Craig Murray und den Computerspezialisten Steve Pettifer wollen auf den Ergebnissen von Ramachandrans Spiegelbox aufbauen. In der von ihnen geschaffenen virtuellen Realität sehen die Amputationspatienten ihren ganzen Körper, das Phantomglied eingeschlossen. In dieser computergeschaffenen Welt müssen die Betroffenen komplexe Bewegungen ausführen, die eine große Konzentration und Koordination verlangen. Die Versuchspersonen müssen mit Stecktafeln umgehen, Tennis spielen und verschiedene Ballspiele durchführen. Die Forscher hoffen, dass so die Phantomschmerzen schwinden und die Patienten ihre Prothesen benutzen. In einer ersten Testserie berichteten alle Versuchspersonen von verminderten Schmerzen. Professor Murray warnt aber, dass dieses positive Ergebnis vielleicht nur darauf zurückzuführen ist, dass die Versuchspersonen sich stark konzentrieren mussten und deswegen ihre Schmerzen vergaßen. Es werden also noch einige Testserien nötig sein, um den Phantomschmerzen endgültig das Phantom auszutreiben.
Schmerzen ausgetrickst: Virtuelle Realität überlistet Phantomschmerzen

Gruss,
Uta
 
Hier werden die zur Zeit bekannten Möglichkeiten der Schmerztherapie aufgezählt:

Phantomschmerztherapie

Es gibt bis heute keinen einheitlichen Therapiansatz. Mögliche therapeutische Optionen sind:

* Opioide
* Antidepressiva (und Neuroleptika)
* Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin, Carbamazepin)
* Calcitonin i.v. (200 IU/die für 2-5 Tage) = Synthetisches Lachs (Salmon)-Calcitonin SCT; Wirkmechanismus: * serotenerges System, * Endorphine, * Schmerzschwelle, - periphere Prostaglandinsynthese
* Lokal Capsaicin-Salbe
* NMDA-Rezeptorantagonisten (Ketamin, Amantadin, Memantine, Dextrometorphan) S-(+)-Ketamin hat neuroprotektiven Effekt durch Schutz vor Ca-Überladung und pathologischer NO-Produktion der Zelle, fraglich sogar neuroregeneratives Potential durch Wiederaussprossen geschädigter Neurone und Expression von Proteinen.
* Serien von Sympathikusblockaden (Brennschmerzen)
* Triggerpunktinfiltrationen und evtl. kontralaterale Infiltrationen
* Gegenirritationsverfahren (TENS, Akupunktur, SCS)
* Physikalische Verfahren (Massagen, Bäder, KG, Prothesenanpassung)
* Psychologische Intervention / Begleitung (Verlustbewältigung, Verhaltenstherapie, Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen)
* Kontinuierliche intrathekale Verfahren mittels Pumpen
* Neurochirurgische Maßnahmen
(heute operatives Vorgehen meist obsolet)
Was kann man gegen Phantomschmerzen (Beinamputation) machen? - Yahoo! Clever

Allerdings fehlen hier die Versuche mit der "virtuellen Realität".

Gruss,
Uta
 
Daß Cannabinoide in der Schmerztherapie eine Rolle spielen können, ist schon länger bekannt. Allerdings kamen alle Eigenschaften der Cannabinoide zum Tragen, also auch die Wirkungen auf das Gehirn, die nicht erwünscht waren.

Jetzt sind Fortschritte in der Forschung gemacht worden:

Cannabinoide: Schmerzlinderung ohne Rausch
17.09.08 - Die Wirksamkeit von Cannabinoiden in der Schmerztherapie ist schon lange bekannt. Doch die Nebenwirkungen betreffen auch immer das zentrale Nervensystem (ZNS). Nun haben Forscher einen Mechanismus gefunden, den Schmerz zu lindern, ohne das Gehirn zu beeinflussen.

Während gerauchtes "Gras" an CB1-Rezeptoren andockt, zielen neue Schmerztherapien auf den CB2 ab.
Der Schlüssel liegt offenbar darin, auf welche Cannabinoid-Rezeptoren ein Wirkstoff abzielt. Bislang fokussierten Therapieansätze immer auf den Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1), der sich vorwiegend auf Neuronen des zentralen, aber auch des peripheren Nervensystem befindet.

Der Cannabinoid-Rezeptor 2 (CB2) hingegen wurde bislang vor allem in Immunzellen nachgewiesen. Seine Rolle in der Schmerzempfindung wurde als entsprechend gering eingestuft.
Cannabinoide: Schmerzlinderung ohne Rausch (17.09.08) - aerztlichepraxis.de

Noch ist das ganze in der Versuchsphase. Doch immerhin: ein Hoffnungsschimmer.

Gruss,
Uta
 
Phantomschmerzen sind virtuelle Schmerzen in Körperteilen, die nicht mehr vorhanden sind. Betroffene verspüren in amputierte Gliedmaßen projizierte Schmerzen.
Wie dieser Phantomschmerz entsteht, ist noch nicht wirklich geklärt.

aus der sicht alternativer heilverfahren/methoden befindet sich das gesamte abbild des physischen körpers, sozusagen als feinstoffliches abbild/blaupause, in der aura.
kommt es nun, zb im falle eines lebensrettenden eingriffs oder eines unfalls, etc, zu verlusten von körperteilen/organen so können dadurch, dass sie (die körperteile/organe) in der aura noch vorhanden sind, phantomschmerzen auftreten.

daher ist bei phantomschmerzen immer auch zu empfehlen die aura des betroffenen zu behandeln/heilen.

schöner gruss, zebrafell
 
LEBEN MIT EINER SELTENEN KRANKHEIT
Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, haben viele Probleme mit Menschen gemeinsam, die von einer seltenenen Krankheit betroffen sind: mangelnde Kenntnis bei Ärzten, Behörden und Politikern; unzureichende Behandlung; soziale und kulturelle Stigmatisierung; Auswirkungen auf das Familienleben. Wie auch bei den seltenen Krankheiten gibt es innerhalb der Europäischen Union eine Fülle unterschiedlicher staatlicher Regelungen über Verfügbarkeit von Behandlungen, Preise und Rückerstattung, sowie der Anordnung von Maßnahmen. Einige Therapieverfahren, die sich in einem Land als sicher und wirksam erwiesen, stehen in anderen Ländern entweder nicht zur Verfügung oder werden nicht erstattet.

Einige Menschen nun trifft das Unglück, daß sie beides haben, chronische Schmerzen und eine seltene Krankheit. So geht es Amanda Leighton-Bellichach, sie lebt mit dem Ehlers-Danlos-Syndrom. Im Alter von 8 Jahren folgte Amanda ihren Eltern von England nach Israel. Während ihres zweijährigen Militärdienstes in Israel erlitt sie mehrfach Belastungsfrakturen, immer wiederkehrende Schmerzen und Gelenkluxationen, ein häufiges Symptom des Ehlers-Danlos-Syndroms. Leider wurde ....
...
Zur Zeit ist Amanda extrem durch ihre Arbeit als Vorsitzende des Europäischen Schmerz-Netzwerks (EPN) eingespannt. Es ist dies ein Verband mit 12 europäischen nationalen Schmerz-Organisationen und wurde im Oktober 2004 gegründet, um den Menschen mit Schmerzen in Europa eine Stimme zu verleihen....
Eurordis - Chronische Schmerzen und seltene Krankheiten - Amanda Leighton-Bellichach

Bewundernswert finde ich!
Am Endes des Artikels werden noch weitere Adressen von Organisationen angegeben, die sich mit chronischen Schmerzen befassen.

Gruss,
Uta
 
Opioid blockt Schmerz im Halsknoten
Deutsche Schmerzmediziner testeten den Zeitverlauf einer Schmerztherapie mit Blockade des obersten Nervenknotens im Hals. Hauptergebnis der Arbeit: Ein Langzeiteffekt ist selbst nach Jahren noch nachweisbar.

Der oberste Nervenknoten (Ganglion) im Hals ist in zahlreiche Schmerzprozesse verwickelt, die sich in Kopf und Hals abspielen. Wird dieser Nervenknoten und damit die in seinem Innern verlaufenden Schmerzleitungen - blockiert, ergibt sich eine Schmerztherapie, die auf verschiedenen Wegen erreicht werden kann. Eine Möglichkeit: die Injektion eines am Ort wirksamen Opioids.

Schmerzspezialisten in Köln und Aachen stellten vor kurzem eine Arbeit vor, in der sie Patienten mit Kopf- und Gesichtsschmerzen rückschauend befragt haben. Die Forscher werteten den zeitlichen Verlauf der Therapie aus, wobei sie eine mögliche Langzeitwirksamkeit anhand von Fragebögen ermittelten.

Demnach brachte bereits die erste Injektion eine deutliche Schmerzreduktion (52%), wobei die geschätzte Schmerzstärke innerhalb weniger Minuten von 65 auf 28 Punkte fiel. Fast drei Viertel der Patienten sprachen von einer spürbaren Besserung. Interessant ist hierbei, dass z.B. Patienten mit einer Gürtelrose am Kopf besonders deutliche Besserungen nannten....
Nachrichten - Opioid blockt Schmerz im Halsknoten - Schmerz - Schmerzen und ihre Behandlung
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Hier wird eine Ganglion-stellatum-Blockade und mehr beschrieben:
Sympathikusblockade Hals

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

Über die Ganglion Stellatum Blockade möchte ich doch noch etwas hinzufügen. - Vor einiger Zeit habe ich erwogen so einen Eingriff bei mir machen zu lassen.

Die Schmerzen (im "Ganglion-Stellatum-Bereich") gibt es bei mir sowohl Links als Rechtsseitig, zwar meistens Rechts, aber immer öfter auch Links.

So dachte ich mir, dieser Eingriff könnte DIE Lösung für ein Grosser Teil meiner Schmerzprobleme Sein, ich war in Dem moment auch schon ziemlich verzweifelt. Aber habe dann doch vorher mal recherchiert, um herauszufinden ob's auch effektiv wäre, und was nun das Ganglion Stellatum so tut... Wofür ist das "Ding" da wenn es nur Schmerzen erzeugen/weiterleiten sollte?

Tja und so fand ich heraus wie die Medizin herausgefunden hat dass die Ausschaltung des Ganglion Stellatums auch einen positiven einfluss hat auf Schulter - Nackenschmerzen hat, und zwar bei Herz OP's!

Das Ganglion Stellatum steht auch in Verbindung mit dem Herz. Ausschalten von einer von Beiden soll nichts Böses bewirken und wird seit Kurzem als Schmerztherapie angeboten, und in meinem Land schon ziemlich Grossflächig.
Tja, und das finde ich dann doch etwas zum Zehnmal Überlegen ob es nun wirklich so eine Gute idee ist den Nervenknoten/eine normale Körperfunktion zu verstummeln: nun stellte sich bei meine Nachforschungen heraus dass wenn man BEIDE Ganglia Stellata ausschaltet der Mensch stribt an Herzstillstand.

Also könnte es auch hier so sein dass sich später herausstellen kann dass diese Behandlung doch nicht das O und A ist, bzw. das Mittel schlimmer als das ursprungliche Übel wäre.

Herzliche Grüsse
Kim
 
Ich hatte mich früher mal auch sehr ausführlich über eine Ganglion stellatum-Blockade erkundigt, habe mich dann aber nicht wirklich getraut.

Damals wurde mir gesagt, daß es Heilpraktiker gibt, die mit langen Akupunkturnadeln an der gleichen Stelle nadeln; daß dabei aber - wenn sie es können - nichts passieren kann. Die eigentliche "klassische" Blockade wird (wurde) unter Röntgensicht gemacht.

Gruss,
Uta
 
Hallo Ihr,
bin ganz neu hier, und durch google auf Eure Beiträge gestoßen.

Könnt Ihr mir vielleicht sagen, ob es möglich ist, das durch das Schmerzgedächtnis hervorgerufene Nervenschmerzen AKUT schlimmer werden können und wenn ja warum?

Bei mir handelt es sich um Nervenschmerzen, Ischias. Ich kann kaum gehen, stehen, sitzen geht gerade wieder kurzzeitig.

Ursache : Bandscheibenvorfall 2003 L 4/5 S1 - Lähmungserscheinung, Fußheberparese, 7 Monate krank, 3 davon fast nur im Bett, sehr starke Schmerzen, konservative Behandlung, Medikamente, Krankengymnastik, Reha.


Der Neurologe und die Neurochirurgin widersprechen sich.

Der Neurologe sagt es sei das Schmerzgedächtnis. Die Neurochirurgin sagt, es sei das ausgetretene Bandscheibenmaterial, das sich ja nicht in Luft auflöse. Mein Gefühl, mein Bauch tendieren zur Aussage des Neurologen.

Ich frage mich und nun auch Euch:
kann es tatsächlich sein, das dem Schmerzgedächtnis plötzlich noch mehr an Schmerzen einfällt?

Warum? Wie ließe sich das umkehren?

freue mich auf Eure Nachricht!
:)
Danke!
Sonne123
 
Hallo Sonne,

ob die Schmerzen schlimmer werden können kann ich leider nicht sagen, das weiß ich nicht. Hier sind zum Thema Schmerzgedächtnis ein paar Links, ich hoffe die können Dir etwas weiterhelfen:
TK - Schmerzreaktion und Schmerzgedächtnis
gesundheit.de - Chronische Schmerzen und das Schmerzgedächtnis
Schmerzgedächtnis
www.wdr.de/radio/wdr4/rat_tat/gesundheitstipp/2004_1103.phtml

Was sagen denn die Ärzte welche Behandlung man starten könnte? Ist es denn möglich das Bandscheibenmaterial irgendwie zu entfernen? Und der Neurologe, was sagt er welche Therapie helfen könnte?


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Phantomschmerzen?
Nun, dann kann doch auch aufgrund der Erklährungen des Phantomschmerzes die Möglichkeit bestehen, dass ein Mensch noch seinen Arm hat, doch ohne die ursprünglichen Beschwerden, doch die Schmerzen bleiben erhalten! Oder nicht?
 
Das muss man sich wirklich mal vorstellen von der Theorie her...Ein Mensch leidet an Gesichtsneurallgien und obwohl eigentlich alles wieder in Ordnung ist...singnalisiert das Gehirn aufgrund von Einspeicherungen als weiter diesen Schmerz...ist doch makaber oder?

liebe Grüße Jogi
 
Dann hätte ein gewisser Prozentsatz von Menschen ohne Amputation weiter Schmerzen, obwohl es im eigentlichem sinne keinen Grund mehr dafür gibt und dies auf allen möglichen Ebenen des Schmerzes?

lg. Jogi
 
Hallo Heather, hallo Jogi!

Danke erstmal.

@Heather - es ging bei meiner Frage für mich darum, nachvollziehen zu können, ob meine akuten und noch schlimmeren Schmerzen wirklich vom Schmerzgedächtnis ausgelöst worden sein können, weil mein Neurologe der festen Überzeugung ist, es handele sich bei mir um Symptome des Schmerzgedächtnisses, also der alten Schmerzen von 2003, die ich zu lange ausgehalten habe.

Deshalb riet er vom CT ab, die Neurochirurgin aber riet dazu. Ich habe mich nun, auch um Sachen auszuschließen, doch für die CT Untersuchung entschieden, die Bilder kommen morgen.

Mein Zweifel aber war halt der, das ich mir nicht richtig vorstellen konnte, das auf einmal dem Gedächtnis einfällt, das ich ja noch viel schlimmere Schmerzen hatte und sie deshalb auf mich loslässt.

Deswegen leuchtete mir der Ansatz der NC eher ein. Aber wir werden sehen.
Eigentlich wollte ich mich ja gerne um diese CT Untersuchung drücken, - ich hab immer ein bisschen Bammel vor sowas und die Strahlenbelastung, sagt mein Neurologe.

Danke Dir für die vielen Links, die ich mir gleich nochmal in Ruhe durchlesen werde.

@Jogi
diese Links sind sicher auch für Dich interessant. Ja es ist wohl in der Tat so,
das sich die Nervenzellen durch zu lange ausgehaltenen Schmerz verändern und die Weiterleitung von Schmerzsignalen weitergeht, auch wenn die Ursache gar nicht mehr da ist.

liebe Grüße
sonne123
:)
 
Hier eine lange Liste mit verschiedenen Schmerzmöglichkeiten:

Chronische Schmerzen durch chronische Verspannungen in Muskulatur und Bindegewebe
Die Ursache dieser Schmerzen wird in der Orthopädie gewöhnlich auf Arthrose, Abnutzungserscheinungen, degenerative Erkrankungen, Bandscheibenschäden, Wirbelsäulenverkrümmungen, Sehnenscheidenentzündung, Carpaltunnelsyndrom, Epicondylitis, Tennisellbogen, eingeklemmte Nerven, Schleimbeutelentzündung (Bursitis) und Ähnliches zurückgeführt, in der Neurologie auf Nervenschäden und in der Psychologie und Psychiatrie auf psychische Probleme.

Hier wird jedoch die Meinung vertreten, dass all diesen chronischen Schmerzen, sofern sie nicht wie in seltenen Fällen durch maligne Prozesse wie Krebs bedingt sind, chronische Verspannungen in Muskulatur und Bindegewebe zugrunde liegen. Selbst auf dem Röntgenbild sichtbare Arthosen sind gewöhnlich nicht die Ursache der Schmerzen. Denn die Arthrose selbst, der Abrieb an den Knorpelflächen der Knochen kann nicht schmerzen, da im Knorpel keine Schmerzrezeptoren sind. Die Schmerzen bei Arthose kommen vielmehr von den Muskel- und Bindegewebsverspannungen rings um das Gelenk. Ähnliches gilt für die anderen „orthopädischen“ Diagnosen. Siehe Artikel

Schmerztherapie ohne Chemie: https://www.koerpertherapie-zentrum...ch/Schmerztherapie_ohne_Chemie.pdf?format=raw

Chronische Schmerzen werden hier auch nicht als Folgen von Nervenschäden verstanden, vielmehr werden Nervenschmerzen selbst als Folge der Einklemmung von Nervenästen durch verspannte Muskeln verstanden, bzw. als Folge des Drucks auf die Nervenendpunkte mit den Schmerzrezeptoren in verspanntem Unterhautbindgewebe.

Auch gelten Schmerzen hier nicht als rein psychisch, psychosomatisch oder somatoform, denn es lässt sich bei all diesen chronischen Schmerzen eine körperliche Veränderung finden. Diese liegt in Muskulatur und/oder Bindgewebe. .....

Ich finde diese Seite sehr interessant, und mir leuchten die Behandlungsansätze ein.
Das Problem scheint mir zu sein, daß man eben dann auch in dieses Behandlungszentrum in Starnberg gehen müßte...

Gruss,
Uta
 
Da jetzt erst die Kategorie angelegt wurde, ist diese Rubrik wieder zu finden, was mir gut gefällt da ich selbst von Phantomschmerzen betroffen bin. Auslöser war eine MRSA-Infektion, die den Vorfußknochen befallen hatte und nicht therapierbar war, sodass ich (der Dauerschmerz war beträchtlich) mir auf eigenen Wunsch den betroffenen Unterschenkel amputieren lies. Zurück geblieben sind Phantomscherzen, die etwa aller 2 Monate auftreten und einige Stunden anhalten und nur durch starke Schmerzmittel beherrschbar sind. Der Dauerschmerz hat sich damals in das Schmerzgedächtnis eingeprägt und wird durch ein Schmerzpflaster (Buprenorphin 52,5 µg/h) unterdrückt, welches ich nun schon über 20 Jahre benutze. Nicht gerade schön, aber es hilft.
 
Deine Geschichte tut weh, wenn man das so liest, James.
Um so mehr bewundere ich Dich darum, daß Du anscheinend trotzdem Möglichkeiten gefunden hast, Dein Leben zu leben und nicht in Bitterkeit zu trauern.

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Grüsse,
Oregano
 
Um zum Thema zurück zu kommen:
... Aufgrund der Befunde zur Umorganisation der Repräsentanz von Körperteilen in der Tastrinde des Gehirns von Patienten mit Phantomschmerz erscheint es sinnvoll, mit der Schmerztherapie genau hier anzusetzen, d.h. die Umorganisation im Gehirn rückgängig zu machen.

Dies ist mit unterschiedlichen Verfahren möglich:
  • myoelektrische Prothese:
    Durch Tragen der Prothese wird die Hirnregion, die aufgrund der Amputation verändert wurde, wieder aktiviert. Die Funktion der verlorenen Gliedmaße wird zum Teil wiederhergestellt, das Gehirn erhält Reize, die negativen Umbauprozesse werden rückgängig gemacht.
  • sensorisches Wahrnehmungstraining:
    Dabei wird die Reizung des Stumpfes mit bewusster Wahrnehmung der Reize kombiniert, was sowohl den Schmerz als auch die Umbauprozesse günstig beeinflusst.
  • Spiegeltraining: Wenn der Patient die noch vorhandene Gliedmaße vor dem Spiegel bewegt, wird dies durch die Reflexion als Bewegung der amputierten Gliedmaße wahrgenommen. Die Repräsentanz in der Tastrinde normalisiert sich; der Phantomschmerz verringert sich.
  • Visualisierungen:
    Vorstellungsübungen zu Bewegungen der Phantomgliedmaße führen zu ähnlichen Erfolgen. ...

Das hier genannte Spiegeltraining finde ich hoch interessant. Eine Freundin, die durch einen Sturz ihre rechte Hand fast nicht mehr bewegen konnte, hat dadurch fast ihre alte Beweglichkeit wieder erreicht.

Grüsse,
Oregano
 
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