TK erstattet pharmakogenetische Untersuchung zur Optimierung der medikamentösen Therapie bei schweren depressiven Episoden

Kate

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... ohne psychotische Syndrome (F32.2)

Hallo zusammen,

darauf stieß ich im Zusammenhang mit einer Recherche zur Pharmakogenetik und fand es interessant für Betroffene.

Offenbar sind die Hürden auch nicht so hoch:
Wird ein nicht zufriedenstellender Therapieverlauf der Erstmedikation mit einem von 16 häufig verordneten Wirkstoffen beobachtet, kann als Unterstützung für die weitere Medikationsplanung ein Labortest (Genotypisierung) der humatrix AG kostenfrei angewendet werden. Mit dem Ergebnis der Untersuchung sollen weitere nicht zufriedenstellende Therapieverläufe der Folgemedikation vermieden und somit Patientinnen und Patienten möglichst schnell aus der Depression geführt werden.

D.h. es müssen nicht erst etliche oder gar sämtliche verfügbaren Medikamente durchprobiert werden. Ich vermute, so kann viel Leid verhindert werden, auch dadurch, dass Betroffene ggf. schneller zu dem Schluss kommen, dass Ihnen Antidepressiva nicht helfen (was soweit ich weiß nicht selten der Fall ist).

Ob andere Krankenkassen das auch anbieten, weiß ich nicht. Bezüglich privater Krankenversicherungen fand ich den Hinweis, dass diese oftmals solche Untersuchungen erstatten (aber bitte ggf. selbst überprüfen/nachfragen).

Gruß
Kate
 
Interessant. Ich habe mich entlanggegraben:
Durch eine einmalige genetische Analyse (ca. 100 Variationen in über 30 Genen) wird Ihr individuelles Stoffwechsel- und Wirkprofil bestimmt. Wenn sich aus diesem Profil Hinweise daraus ergeben, dass ein Wirkstoff bei Ihnen nicht optimal wirken kann oder voraussichtlich starke Nebenwirkungen verursacht, kann Ihr Arzt mit STRATIPHARM eine passende Therapieoption oder Dosisanpassung finden. Und falls Ihr Arzt selbst noch nicht STRATIPHARM nutzt, wird er von Ihrem Apotheker umfassend über die möglichen Probleme informiert.
Damit Ihr genetisches Profil zur Optimierung Ihrer medikamentösen Therapien verwendet werden kann, muss von Ihnen einmalig eine Probe in unserem Labor analysiert werden. Ihr Apotheker oder Arzt erfasst dazu Ihre Daten und entnimmt eine Probe aus der Mundhöhle, die zur Analyse an unser Labor eingesendet wird.

Das Ergebnis der Laboranalyse enthält eine Liste aller Wirkstoffe, für die nach aktuellem Stand der STRATIPHARM Datenbank Hinweise und Empfehlungen verfügbar sind. Damit kann einfach festgestellt werden, ob Medikamente, die Sie bereits einnehmen oder in Kürze einnehmen sollen, optimiert werden können.
Nachdem die Laboranalyse durchgeführt ist, erhalten Sie per Post eine Kundenkarte mit Ihrem persönlichen STRATIPHARM Schlüssel. Mit diesem Schlüssel können Sie Ihre STRATIPHARM Apotheke oder Arztpraxis autorisieren, Ihr genetisches Profil aus unserer sicheren Datenbank temporär abzurufen.

Wenn Sie in Zukunft ein neues Medikament verordnet bekommen sollen, kann somit sehr einfach geprüft werden, ob Sie dieses normal einnehmen können oder eine Empfehlung zur Optimierung der Therapie besteht.
LeistungWie oft erforderlich?Kosten
Laboranalyseeinmalig195,00 €*
Wirkstoffprüfungje Wirkstoff einmal75,00 €*
oder einmalig290,00 €*

Die vier Warnstufen

Normal

Keine Warnung vorhanden. Wirkstoff kann ohne individuelle Anpassung verordnet werden.

Hinweis

Ein Problem könnte auftreten. Wirkstoff zunächst normal verordnen, Problem beobachten.

Verdacht

Das Problem wird sehr wahrscheinlich auftreten. Dosisanpassung oder Alternativmedikation empfohlen.

Gefahr

Es besteht ein akutes Problem. Alternativmedikation oder starke Dosisanpassung dringend empfohlen.
Die Laboranalyse der ca. 100 genetischen Variationen, die für Stratipharm erforderlich ist, muss nur ein einziges Mal durchgeführt werden. Ihr genetischer Code verändert sich nicht mehr, so dass das hinterlegte Profil auch in Jahrzehnten noch verwendet werden kann, insofern Sie eine entsprechend lange Speicherung wünschen (Standard: 10 Jahre). Mit den getesteten Variationen sind aus heutiger Sicht nahezu alle wichtigen pharmakogenetischen Fragestellungen abgedeckt. Sollte die Forschung rasant fortschreiten und weitere relevante Variationen identifizieren, kann es sein, dass zukünftig Erweiterungen des Testumfangs angeboten werden. Diese sind jedoch immer optional und in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

Schließlich hier endlich ein Bruchstück zum Inhalt der Genanalysen:

Bei den Phase-I und Phase-II-Enzymen unterscheidet man vier Metabolisierungstypen.

Die Enzyme der Phase-I- und Phase-II-Metabolisierung – dies sind vor allem die Cytochrom-P450-Isoenzyme (CYPs) und Enzyme wie N-Acetyltransferase (NAT), Thiopurin-Methyltransferase (TPMT), Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPYD) und andere – sind pharmakogenetisch besonders relevant, da sie die Kinetik zahlreicher Medikamente beeinflussen.
Wenn das Einschränkungen der P1 und P2 Entgiftungsenzyme ermittelt und die Verknüpfungen schlägt zu den konkret im Abbau o.ä. betroffenen Arzneimittelwirkstoffen, kann das wirklich nützlich sein. Vor Allem für viele hier im Forum, die diese Genotypen notgedrungen schon selbst bestimmen hatten lassen und immer wieder bei verordnenden Ärzten auf die Notwendigkeit eines aufklärenden Biochemie-Intensivgrundkurs, praktisch aber taube Ohren und Abweisung stoßen. @philia u.a.

Quelle: https://www.stratipharm.de

Der Datenschutz eines so online hinterlegten persönlichen genetischen Profils steht natürlich auf einem anderen Blatt. Mittelfristig ist da schon von EU und Staat wegen nichts privat und nichts sicher.

Peace out.
 
Der Datenschutz eines so online hinterlegten persönlichen genetischen Profils steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Ja. Für mich nicht akzeptabel ist es zudem, dass man selbst offenbar die Ergebnisse nicht ausgehändigt bekommt, siehe die FAQ unter dem Punkt 'Kann ich auch selbst (z.B. von zuhause) auf meine Daten zugreifen?
Diese Option haben wir bewusst nicht vorgesehen. Ein wichtiger Grundsatz von STRATIPHARM ist, dass die Interpretation der genetischen Daten nur durch qualifizierte Fachkräfte erfolgen darf. So stellen wir in Ihrem Sinne sicher, dass die Hinweise nicht fehlinterpretiert werden und zu den richtigen Therapieänderungen führen, die von den behandelnden Ärzten vorgenommen werden.

Somit kann man diese nicht eigenständig für sich nutzen (obwohl sogar selbst bezahlt), z.B. für nicht verschreibungspflichtige Medikamente oder NEM oder auch einfach für eine weiterführende Recherche. Auch Ärzte können wohl nur temporär zugreifen, siehe:
Mit diesem Schlüssel können Sie Ihre STRATIPHARM Apotheke oder Arztpraxis autorisieren, Ihr genetisches Profil aus unserer sicheren Datenbank temporär abzurufen.

... und vermutlich nichts ausdrucken (so dass man dann mit Wohlwollen eine Kopie bekommen könnte). In meinen Augen kollidiert das mit dem Recht des Patienten, seine Befunde zu erhalten.

Übrigens ist das Labor, mit dem die TK zusammen arbeitet, m.E. ein anderes und es geht um eine Kassenleistung. Während das von Dir verlinkte Labor bzw. die Plattform eine Selbstzahlerleistung anbietet und mit bestimmten Ärzten zusammen arbeitet (wo hier in der Nähe z.B. gar keiner wäre, obwohl ich in einer Großstadt lebe).

Gruß
Kate
 
Übrigens ist das Labor, mit dem die TK zusammen arbeitet, m.E. ein anderes und es geht um eine Kassenleistung. Während das von Dir verlinkte Labor bzw. die Plattform eine Selbstzahlerleistung anbietet und mit bestimmten Ärzten zusammen arbeitet (wo hier in der Nähe z.B. gar keiner wäre, obwohl ich in einer Großstadt lebe).
Die in Kooperation mit der TK angebotene Kassenleistund durch "humatrix" verweist auf STRATIPHARM als deren Selbstzahler-Konzept: https://www.humatrix.de/pharmakogenetik.htm
 
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