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Salicylat-Unverträglichkeit, Salicylat-Intoleranz, Salicylsäureunverträglichkeit
Oft machen uns Leser darauf aufmerksam, dass sie weitere Lebensmittel nicht vertragen, und führen das irrtümlich auf ihre Histaminose zurück. In fast allen Fällen stellte sich bei weiterer Abklärung aber heraus, dass es sich um stark salicylathaltige Lebensmittel handelt, welche wegen einer zusätzlichen Salicylat-Unverträglichkeit nicht vertragen wurden, ohne dass ein Zusammenhang mit der Histaminose bestehen muss. Die Salicylat-Unverträglichkeit ist noch recht unbekannt. Denken Sie auch an diese Möglichkeit, wenn es Ihnen bisher nicht gelungen ist, mit Eliminationsdiäten alle Auslöser zu eliminieren!
Salicylsäure und deren Salze, die Salicylate, sind normalerweise nicht schädlich oder ungesund, sondern haben sogar positive Eigenschaften (entzündungshemmend, geringeres Herzinfarktrisiko, ...). Es gibt aber anscheinend Menschen, welche auf Salicylate überempfindlich reagieren. Wissenschaftlich ist das noch nicht einwandfrei erwiesen und der Mechanismus ist noch nicht ganz geklärt. Es gibt aber viele Betroffene, die mit dem Meiden von Salicylaten eine ganz markante Besserung ihrer Symptome erfahren. Auch uns sind schon mehrere Fälle bekannt.
Salicylate kommen in allen Pflanzen natürlicherweise in mehr oder weniger grossen Mengen vor (Früchte, Gemüse). Es handelt sich dabei um chemische Abwehrstoffe der Pflanzen, also sozusagen um das pflanzliche "Immunsystem", mit dem sie sich gegen Pilzbefall und andere Krankheiten wehren. Salicylsäure wird von Pflanzen in Stresssituationen (z.B. Schädlingsbefall, Trockenheit) produziert. Der Salicylatgehalt ist folglich nicht nur von der Pflanzenart abhängig, sondern schwankt auch sehr stark je nach Pflanzenteil, Anbaumethode, klimatischen Bedingungen, Lagerung, Zubereitung etc. Salicylate zu meiden ist ähnlich kompliziert wie das Meiden von Histamin und Histaminliberatoren. Sehr vieles muss beachtet werden:
Oft wird in der Schale am meisten Salicylat gebildet. Bei vielen Früchten und Gemüsen lässt sich daher der Salicylatgehalt durch Schälen verringern.
Bio-Früchte und Bio-Gemüse sind nicht für alle gesünder! In ökologisch angebautem Gemüse (Bio-Gemüse), das ohne den Einsatz von Pestiziden angebaut wird, muss sich die Pflanze aus eigener Kraft gegen Krankheiten wehren. Deshalb findet man im Biolandbau um ein Mehrfaches höhere Salicylsäure-Werte als in konventionell angebauten Land*wirtschafts*produkten.
Je stärker man das Gemüse zerkleinert, desto höher steigt der Salicylatgehalt an. Das ist eine Reaktion der Pflanze auf die Verletzungen durch uns "Frassschädlinge". Ebenso ungünstig sind verarbeitete Fertigprodukte. Besser alles eigenhändig frisch zubereiten.
Aber: Durch stundenlanges Einlegen von zerkleinertem Gemüse in Wasser oder durch Kochen in Wasser löst sich ein Teil des Salicylates langsam heraus und kann mit dem Wasser weggeschüttet werden. Je stärker zerkleinert, desto gründlicher wird man das Salicylat durch Wässern los.
Nachteil: So gehen auch wertvolle Vitamine und Mineralstoffe verloren!
Tabellen mit Salicylat*gehalten der Lebensmittel dienen nur als grobe Orientierungshilfe, wo tendenziell eher viel oder wenig Salicylat vorhanden sein könnte. Aus den oben genannten Gründen sind im Einzelfall grosse Abweichungen von den Literaturwerten möglich.
In noch viel grösseren Mengen kommen Salicylate jedoch in bestimmten Arzneimitteln vor (insbesondere die Acetylsalicylsäure in Aspirin, siehe unten stehende Links). Ebenfalls unverträglich ist der Mastzell*stabilisator Cromo*glicinsäure bzw. Natrium*cromoglicat (Nalcrom).
Auch diverse Kosmetikprodukte können zu Unver*träg*lich*keits*reaktio*nen führen.
Die Symptome einer Salizylat-Sensitivität sind von Fall zu Fall variabel und können den Histaminsymptomen ähnlich sein. Häufig sind z.B. Haut- und Schleimhautreizungen (Ausschlag, Urticaria, Juckreiz), geschwollenes Gesicht/Hände/Füsse, Augenentzündung, erschwerte Atmung, Kopfschmerzen, verstopfte Nase, Magenschmerzen, Übelkeit, Husten, in schweren Fällen sogar anaphylaktoide Reaktionen.
Die Diagnose erfolgt durch genaues Beobachten, welche Produkte welche Symptome auslösen, sowie durch versuchsweises Weglassen der problematischen Produkte. Ein Ernährungstagebuch ist dabei sehr hilfreich. Aussagekräftige Labortests sind uns nicht bekannt.
Beispiele besonders salicylatreicher Lebensmittel:
Gewürze (Paprikapulver, Curcuma, Curry, Anis, Senf, Zimt, Ingwer, schwarzer Pfeffer), Küchenkräuter (Salbei, Basilikum, Oregano), Kleesorten, Oliven, Olivenöl, Datteln, Trauben, Rosinen, Sultaninen, Beeren (Cranberries, Johannisbeere, Cassis, Himbeere, Heidelbeere), Schwarztee, Grüntee, Pfefferminze, Produkte mit Pfefferminz- oder Mentholgeschmack, Aprikose, Ananas, Orangen, Zucchini, Salatgurke.
Beispiele salicylatreicher Kosmetikprodukte:
Bestimmte Zahnpasten, Mundspülungen, Parfums, Duschgels, Shampoos, Lippenstifte, Lotionen, Rasierschaum, Sonnencrèmes.
Die Therapie besteht darin, den Salicylatkonsum zu senken, wobei die unverträglichen Medikamente den grösseren Einfluss haben als das Salicylat aus der Nahrung. Eine salicylatarme Diät nützt nicht viel, solange man noch bestimmte Medikamente nimmt, die sich bei Salicylatunverträglichkeit ungünstig auswirken. Man sollte nicht mehrere salicylatreiche Lebensmittel miteinander kombinieren, sondern darauf achten, dass die Mehrheit der Zutaten salicylatarm ist. Es ist weder möglich noch notwendig, sämtliche salicylathaltigen Lebensmittel zu meiden, sondern man soll bei der Ernährung lediglich darauf achten, dass man den Salicylatkonsum so weit senken kann, wie dies im Einzelfall erforderlich ist. Nicht die in den Tabellen angegebene Konzentration ist dabei relevant, sondern die Salicylatmenge, die sich errechnet aus der Konzentration mal der konsumierten Menge des Lebensmittels. Das heisst, man darf sich durchaus auch mal etwas sehr Salicylatreiches gönnen, wenn man nur ganz wenig davon nimmt. Wenn beispielsweise ein Gewürz eine 100 mal höhere Salicylatkonzentration enthalten würde als ein Gemüse, aber vom Gewürz konsumiert man nur 1 g, vom Gemüse hingegen 100 g, dann führt man sich mit dem "schlimmen" Gewürz dennoch nicht mehr Salicylat zu als mit dem vergleichsweise salicylatarmen Gemüse.
Als weitere Therapieoption soll bei der Salicylatunverträglichkeit eine Desensibilisierung wirksam sein, bei der man sich eine Zeitlang unter ärztlicher Überwachung mit langsam ansteigenden und zum Schluss sehr hohen Salicylatmengen vergiftet, bis sich der Körper daran gewöhnt hat. (Nicht verwechseln: Das gilt nur für Salicylate gegen Salicylat-Unverträglichkeit. Eine Desensibilisierung mit Histamin gegen Histaminose funktioniert nicht, sondern kann gefährlich und schädlich sein!) Informieren Sie sich beim Facharzt oder Ernährungsberater bezüglich Erfolgsquote und Nebenwirkungen.
Weiterführende Informationen:
Ärzteblatt.de: Fachartikel über Salicylat-Unverträglichkeit
salicylatesensitivity.com: Website einer betroffenen Person (Englisch)
Wikipedia: Salicylate sensitivity (Englisch)
hautzone.ch: Website eines Arztes. Liste unverträglicher Produkte (Medikamente, Kosmetika etc.)
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