Wie finde ich die richtige Thyroxindosis bei Hashi?

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WerniMD

Hallöle,

wie findet man generell die optimale Dosis Thyroxin bei einer SD-Unterfunktion infolge Hashimoto? Was ich so gefunden habe ist, dass man niedrig anfängt und sich langsam an eine Zieldosis herantastet. Nur, wie hoch ist diese Dosis, wenn sie von keinem Arzt vorgegeben wurde? Dabei spielen dann die SD-Werte wohl eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist eher das Befinden. Wie erkennt man nun, ob man noch erhöhen sollte oder nicht? Sicher sollten UF-Symptome verschwinden und keine ÜF-Symptome auftreten. Doch sind bei Steigerung auch oft erst mal für kurze Zeit ÜF-Symptome zu spüren, die wieder verschwinden. Wie sind da so die Erfahrungen?

Ich hab im Juli mit 25myg Thyroxin angefangen und war bisher immer nach 1..2 Wochen wieder in einer starken UF, die unerträglich war. Sicher braucht es etwas mehr Geduld, aber wenn sich das schon so abzeichnet, dann wird es wohl nach 4 oder 5 Wochen nicht besser. Bin inzwischen bei 150myg und warte wieder ab. Kann das so weiter gehen oder sollte sich nicht endlich mal sowas wie eine gewisse Stabilität einstellen?

Dank und Gruß
Werni
 
Hallo

Alles nicht so einfach und vor allem auch nicht ganz schnell zu erklären.

Ein guter SD-Arzt kontrolliert die Werte regelmäßig, ganz besonders in der Einstellungszeit.
Und er gibt auch eine vorläufige Zieldosis an, sagen wir 75mcg. Auf dieser Dosis bleibt der Patient 6 (!) Wochen, danach werden die Werte kontrolliert und geben einen ersten Anhalt, ob die Richtung stimmt.

Die Werte spielen sehr wohl eine Rolle, nur muß der Arzt wissen, wie die Werte zu interpretieren sind. In der Schilddrüsen-Rubrik kann man ziemlich viel lesen. Es reicht z.B. nicht, wenn die Werte, TSH, FT4, FT3, im Normbereich sind, weil es einen großen Unterschied machen kann, ob ein Wert ganz unten im Normbereich liegt oder knapp unterhalb des oberen Referenzwertes. Also, man muß die Werte wissen. Ich kann mir kaum vorstellen, daß ein Arzt Dich einfach mehr und mehr nehmen läßt ohne Kontrolle und ohne Anleitung! 150mcg sind ziemlich viel.

Unbedingt zu diskutieren wäre auch, ob Du zu dem Thyroxin Trijodthyronin (T3) brauchst. Sehr viele Menschen mit Hashimoto haben heute eine sog. Umwandlungsstörung, d.h. sie können T4 schlecht in T3 umwandeln. Die Umwandlung passiert hautsächlich in den Organen, Leber, Niere, Gehirn, ect. Nur ein kleiner Teil von T4 wird direkt in der SD zu T3 umgewandelt. Wenn also die Umwandlung in der Peripherie (den Organen) nicht gut funktioniert, leidet der Organismus und man muß zusätzlich eine kleine Menge T3 geben (entweder als Kombipräparat das T4 und T3 enthält (synthetisch z.B. Novothyral, oder naturidentisch aus Schweineschilddrüse z.B. Acella oder Thyroid Erfa), oder man nimmt zum Thyroxin eine kleine Menge Thybon (T3) dazu. Das ist, meiner Meinung nach der einfachere Weg. Aber das kann man erst entscheiden, wenn vernünftige Werte vorliegen, d.h. Werte, die auf 6 Wochen unveränderter Einnahme beruhen.

Es gibt etliche aktuelle Studien, die sagen, daß zusätzliches T3 sehr sinnvoll oder notwendig ist und warum.

Das Befinden ist natürlich mindestens genauso wichtig, denn die Laborwerte sagen nicht alles. Es ist sehr gut, wenn Du in dieser Zeit auf alle feinen Veränderungen, positiv wie negativ, achtest, wie Du es machst. Eine Einstellung mit SD-Hormonen geht nicht von heute auf morgen, da passieren unendlich viele Anpassungsvorgänge. SD-Hormone beeinflussen jede Zelle im Körper!

Ein sehr guter Anhaltspunkt, ob man noch in der Unterfunktion steckt, ist die sog. Aufwachtemperatur: vor dem Aufstehen an 5 Tagen morgens im Bett gemessen. Es geht nicht um eine Einzelmessung, sondern den Durchschnittswert von, sagen wir, 5 Tagen.

axillar gemessen unter 36.5 = Unterfunktion
gut 36.5 – 36.7
(Quelle: Ärzte: W. Gerz, Jeff Farkas, Dr. Broda Barnes und andere)

oral gemessen unter 37°C = Unterfunktion
(Quelle: Ärzte: Dr. Rind, Dr. Wilson und andere)

Ich hoffe, ich konnte ein bißchen helfen. Eine gute Schilddrüseneinstellung ist Feinarbeit und braucht wirklich Geduld. Und mir scheint, Du brauchst möglicherweise einen anderen Arzt!?

VG, Luft
 
Hallo Luft,

vielen Dank für die Infos. Ja, hilft schon etwas weiter. Zu den Werten von TSH, FT3 und FT4 habe ich bisher noch nichts gefunden. Also wie da so die Verhältnisse zu einander interpretiert werden usw. Du sagst, hier gibts dazu Infos? Kannst Du da mal einen Link hin setzen? Das wär super.

Wenn die 150myg wirklich zu hoch wären, dann müsste ich ja auch ein paar Überfunktionssymptome davon bekommen. Doch bin ich grad schon ziemlich happy, mal nicht mehr so exorbitant müde zu sein. Mir ist aber noch immer ziemlich kalt, das kenne ich von früher überhaupt nicht. Und das sollte meiner Meinung auch bei richtiger Einstellung besser werden.

Ja, ob ich den richtigen Arzt habe bezweifle ich auch. Aber es gibt hier weit und breit keinen oder sie nehmen einen nicht mehr an. Er hat mich mit 25myg Einstiegsdosis anfangen lassen und wollte das in einem halben Jahr erst wieder kontrollieren. Wenn ich da keine Eigeninitiative entwickeln würde, müsste ich wohl noch Jahre dahinvegetieren.

Gruß
Werni
 
Hallo Werni,

für mich sieht es ein bißchen so aus, als zwingst Du gerade T4 in Deinen Körper, aber es funktioniert nicht richtig, da Du schnell wieder UF-Symptome (Frieren) hast. Das aktive Hormon, das, welches die eigentliche Wirkung im Körper tut, ist T3. Das heißt, Du frierst weiter, wenn nicht genug von dem inaktiven Speicherhormon T4 in aktives T3 umgewandelt wird.

In so einer Situation kommst Du mit immer mehr T4 nicht weiter.

Allerdings ist die Spanne, der SD-Hormon-Ersatzdosis, die gebraucht wird, tatsächlich groß. Abhängig von der jeweiligen Situation (z.B. bei Resistenz) gibt es auch Menschen, die eine hohe Dosis T4 brauchen.

Allgemeine Anhaltspunkte:

- Eine gesunde SD sezerniert ungefähr 100mcg T4 und (6-)10mcg T3 pro Tag (91% T4 und 9% T3)

- Dosis kalkulieren: Schlußfolgerung: Für Patienten nach einer SD-Entfernung ist die beste Methode zur Berechnung der Dosis T4, die ersetzt werden muß, das reale Körpergewicht: 1,5 und 1,3 μg/kg pro Tag.
Quelle: Jin J, et al. Levothyroxine replacement dosage determination after thyroidectomy. März 2013
(Es geht hier zwar um Patienten ohne SD, aber für alle anderen gilt ja, daß SD-Hormonersatz von außen den Regelkreis unterdrückt, sodaß die Berechnung nach Körpergewicht auch für diese ein Anhaltspunkt sein kann.)

- Wo die Werte innerhalb des Normbereichs liegen sollten: Die meisten Menschen mit guter Gesundheit haben Werte von FT3, Total T3 und Total T4 in der oberen Hälfte des Normbereichs. FT4 sollte in der Mitte liegen (oder auch geringfügig höher, das ist bei FT4 mehr individuell).

Ich habe nur gerade keine Zeit, die entsprechende Literatur dazu rauszusuchen, auf der diese Aussagen beruhen.

TSH, das weißt Du, glaube ich, selber, sollte zwischen 1.0 – 1.25 – 1.5 liegen.

Und Du weißt sicher auch, daß Du bei Hashimoto Selen brauchst: kein Selenomethionin, sondern Natriumselenit 200mcg pro Tag.

Laborkontrolle: Grundsätzlich nimmt Dir heute jeder Arzt Blut für die Kontrolle der SD-Werte zu Lasten der GKV ab.

Gute Seite zur Information ist KIT.online

Empfehlenswerte Bücher:

Mary Shomon - Die gesunde Schilddrüse: Was Sie unbedingt wissen sollten
Das Buch ist zwar von 2002, es ist aber immer noch lesenswert, um viele Hintergründe zu verstehen.

von 2013, übersetzt 2015: Izabella Wentz - Hashimoto im Griff

von 2010, übersetzt 2013: Datis Kharrazian - Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln: Wenn Sie sich trotz normaler Blutwerte schlecht fühlen. Die 22 Muster der Schilddrüsenunterfunktion

Viele Grüße, Luft
 
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Hallo Luft,

vielen Dank für Deine Antwort.

Mit der Abschätzung laut Körpergewicht würde ich schon ungefähr hinkommen. Ich kenne jemanden, bei dem hat sich die SD bereits aufgelöst (nicht operiert), der benötigt 225myg Thyroxin. Es gibt da wirklich eine breite Spanne.

Das mit T3/T4 kann durchaus sein. Da komme ich aber allein nicht weiter, brauch aktuelle Blutwerte. Habe mir einen neuen Arzt gesucht, der sich angeblich mit der SD und Hashi auskennt. Wurde zumindest auch in der Therapeutenliste empfohlen. Das Telefonat mit der Schwester war schon mal ein sehr erquickender Anfang. Also schaun mer mal. Ist halt ein Stück von mir weg, aber wenn ich endlich einen kompetenten Arzt hab, ist mir das auch egal.

Ich ergänze mit dem LEF Mix, da ist auch Selen drin.

Die Bücher habe ich auch in meinem Bestand.

Viele Grüße
Werni
 
Habe mir einen neuen Arzt gesucht, der sich angeblich mit der SD und Hashi auskennt. ... Das Telefonat mit der Schwester war schon mal ein sehr erquickender Anfang. Also schaun mer mal.

Das finde ich super, daß Du Dir doch so schnell einen neuen Arzt gesucht hast!
Ich drück Dir die Daumen. :daumendrueck:
 
Von mir auch viel Erfolg und Glück....das kann man als Hashi-Betroffene(r) gut gebrauchen....

:wave:mondvogel
 
Ich danke Euch. Ich hoffe, ich kann bald Positives berichten ;).

Mein inzwischen ehemaliger Endokrinologo bezeichnet die bei mir diagnostizierte Autoimmunthyreopathie als eine harmlose Schilddrüsenerkrankung. Dieser Beweis seines Unwissens und Unverständnisses ist ein weiterer Grund, nicht mehr in seiner Praxis zu erscheinen. Bei jameda konnte ich den Herrn Professor leider nicht gerade positiv bewerten.

Gruß
Werni
 
Hallöle,

war heute beim neuen Spezialisten für die SD, ein Nuklearmediziner. Allein schon der Erstkontakt zwecks Terminvereinbarung war so positiv wie noch bei keinem anderen Arzt. Dann ist es ein Erlebnis, wenn ein Arzt Ahnung von der Materie hat und auch noch über den Tellerrand hinaus schaut. Schon beim Ultraschall hat er sich nicht nur die SD angeschaut, nein er vermutete auch noch, dass ich Probleme mit dem Rücken hätte. Ich sage ja, warum? Ich hätte eine Skoliose, kann man eindeutig erkennen. Boah eh. Ist das etwa die Erklärung, warum ich immer so stark Probleme mit dem ISG habe und wo noch niemand was gefunden hatte? Er ist doch Nuklearmediziner, kein Orthopäde! Dann konnte ich mit ihm über alle meine Sorgen bzgl. der SD reden, er hat mich ernst genommen und mir vieles erklärt und mir mein Wissen nicht übel genommen :). Er hat mich sogar drauf hingewiesen, dass Hashi familiär gehäuft vorkommen kann und ich das evtl. bei meinem Sohn mal bedenken sollte. Vom Blut her checkt er alles bzgl. der SD, auch Vitamin D und Calcium, da ich ihn auf die Probleme mit der Unterzuckerung angesprochen hatte. Er kannte auch meinen bisherigen Endokrinologen und hatte auch eine nicht gerade positive Meinung von ihm. Also, es war die absolut richtige Entscheidung mit dem Wechsel!!! Nach Auswertung des Blutbildes bekomme ich einen Brief von ihm zugeschickt. Schaun mer mal...

Ach so, dass ich nach Gefühl dosiert habe, hat er verstanden. Er vermutet aber, dass ich da schon etwas zu hoch bin. Das ist wohl wie Doping, man fühlt sich mit leichter Überdosierung wohl besser. Doch ist das auf Dauer nicht gut für den Körper, das Herzinfarktrisiko steigt wohl erheblich. Mal sehen, was die Blutwerte ergeben...

Gruß
Werni
 
Das hört sich doch schon mal ganz gut an....ich bin auch schon auf die Resultate gespannt....
mach's gut, mondvogel
 
Hallöle,

habe heute meinen Befund erhalten. Mein TSH ist mit den 150myg Thyroxin nur leicht supprimiert. Empfehlung ist, tageweise zwischen 125 und 150 zu wechseln. War ich also mit meinem Gefühl doch gar nicht falsch.

Meine SD ist vom Sono her unauffällig. Auch habe ich keine Antikörper. Dennoch wird eine seronegative Autoimmunerkrankung vermutet. Ich bin mir da inzwischen gar nicht mehr so sicher, ob ich wirklich Hashimoto habe oder "nur" eine Hypothyreose. Na ja, die Behandlung ist ja identisch.

Der Referenzbereich des jetzigen Labors für den TSH liegt bei 0,30 - 2,50. Wie hochwohllöblich :fans::cool:!!! Das findet man extrem selten, dass der neue gesenkte Referenzbereich verwendet wird.

Dann habe ich die letzten Tage wohl einen großen Fehler gemacht. Ich dachte, meine aktuellen Symptome deuten auf eine Überfunktion hin und bin daher recht weit runter gegangen mit der Dosis. Nun bin ich aber heftiger in der UF, als noch davor. Ich muss aber zugeben, dass ich auch das Amisulprid (Neuroleptikum) abgesetzt habe. Schon vor einer Weile habe ich am Blutbild erkennen können, dass das Medi den TSH beeinflusst, ihn senkt. Ich bin mit dem Thyroxin runter gegangen, doch hätte ich eigentlich erhöhen müssen, als ich das Amisulprid ausgeschlichen habe. So kann man ganz schnell mal die Symptome falsch einschätzen, grrr. Das muss ich nun die nächsten Tage alles ausbaden. Hoffe, das pendelt sich wieder ein.

Die Symptome waren eklige innere Unruhe und Zittern auch Eiseskälte. Bis auf das Frieren hätte ich dabei eine ÜF vermutet. Falsch, ist eine UF.

LG
Werni
 
Liege in der Klinik in der Endokrinologie. Haben meine SD-Werte geprüft und sich meine Geschichte angesehen. Sie hätten mir damals kein Thyroxin verordnet mit den Werten. Mein Endokrinologe hat das jedoch getan. Und es hat mir geholfen. Dass ich eine UF habe ist also bewiesen, nicht von den Werten her, da die ja in meinen Augen viel zu hoch angesetzt sind. Dass das so ein krasses Dilemma ist, hätte ich niemals vermutet :schock:! Die hier würden mir am liebsten das Thyroxin wieder wegnehmen, wie auch das Hydrocortison. Dann wäre ich innerhalb kürzester Zeit wieder im CFS und wär wieder in der Psychoecke und man stopft mir Psychopharmaka rein, weil ich ja angeblich organisch gesund bin! Ist das nicht der Wahnsinn? Da wird man systematisch krank gemacht vom schulmedizinischen System!!!!

Dass mir Magnesium und Kalium gut tut und die Krämpfe weggehen, wird mir ebenso nicht geglaubt. Ich weiß, ich habe einen Mangel. Hier messen sie beides im Serum und das wäre OK. Kuklinski sagt aber, es müsse intrazellulär gemessen werden. Ich veranlasse das und bin gespannt, was da rauskommt....

Gruß
Werni
 
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