Morphiumpflaster - Wesensveränderung?

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30.11.04
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Hallo zusammen,

ich habe eine Schwester, die Schmerzpatientin ist. Sie trägt seit langer Zeit ein Morphiumpflaster und war schon öfters in der Schmerzklinik.

Letzte Woche habe ich sie zu mir eingeladen, zusammen mit ihrem behinderten Sohn. Ich bin überall mit ihr hingefahren, habe meine Tätigkeit als Übungsleiterin in der Woche eingestellt um nur für sie da zu sein.

Nach einer Woche meinte sie dann, ich wäre der egoistischste Mensch, der ihr begegnet wäre. Sie griff mich verbal schwer an. In der ganzen Woche ihres Hierseins war sie total negativ eingestellt. Sie schimpfte einfach über alles. Mein Bruder sagte, ich hätte ihr auch ein goldenes Schloss hinstellen können und sie wäre unzufriden gewesen.

Hat jemand Erfahrung darin, ob Morphium das Wesen verändert?

Ich hatte ursprünglich unseren 3. gemeinsamen Urlaub mit ihr geplant und möchte jetzt von diesem Urlaub Abstand nehmen, da ich immer wieder versuche, alles zu geben. Aber so wie es jetzt ist, schadet es mir.

LG Helmchen
 
Hallo Helmchen.
Ich habe keine Erfahrung mit diesen Schmerzpflastern, aber die Wesensveränderung deiner Schwester scheint mir nicht logisch im Zusammenhang mit Morphium zu stehn, das doch eher gelassen bis gleichgültig macht.

Ich vermute eher, dass deine Schwester trotz Pflaster immer noch Schmerzen hat und deshalb so " unleidig " ist. Und gerade chronische Schmerzen verändern Menschen sehr stark und das eigentlich nie zum Besseren.

Dies so meine spontanen Gedanken dazu, vielleicht liege ich ja völlig falsch...

Dass du so auf einen gemeinsamen Urlaub verzichtest finde ich übrigens, bei aller Geschwisterliebe, verständlich!
Herzliche Grüsse, Sine
 
Hallo Helmchen,

ich könnte mir auch vorstellen, daß ein Dauerschmerz einfach mißmutig und vielleicht auch mißgünstig macht: "allen anderen geht es gut, nur mir geht es so schlecht. Das ist ungerecht" - so ungefähr.

Wenn dann eine liebevolle Schwester versucht, eine Woche zu organisieren und viel zu unternehmen, ist das vielleicht einfach zu viel. Statt aber ehrlich zu sagen, was Sache ist, hat sie sich vielleicht nicht getraut? Oder wurde wütend, weil sie es eigentlich nicht wirklich schaffte?

Frag sie doch bitte einfach, warum in dieser Woche der Wurm drin war. Es kann ja sein, daß es ihr auch schon sehr leid tut, sie aber das Thema auch nicht anspricht?

Morphium hat viele Wirkungen und Nebenwirkungen. Ein wichtiger Punkt scheint zu sein, daß es nicht immer weiter hilft sondern oft stagniert bei einer bestimmten Dosis.

Gruss,
Uta
 
hallo helmchen,

welche morphinpflaster in welcher dosis bekam sie?
ich hatte eben auch schon verschiedene pflaster in verschiedener dosierung. die nebenwirkungen sind dann auch verschieden.

bekommt sie noch andere medikamente?
zum beispiel kortison?
unter kortison habe ich einfach leute auf der strassee umgefahren und es war mir sowas von egal. kaum habe ich das kortison abgesetzt, konnte ich wieder aufpassen und es ist mir nicht mehr egal, wenn ich leute umfahre.

hat die schwester ms?
es ist bekannt, dass man bei ms unausstehlich wird. die patienten machen das nicht extra.

und wie gesagt; wenn jemandem sehr elend wird, dann kann er auch muffig werden.
gerade, wenn du dann deine schwester so rumstresst und sie würde lieber zu hause im bett liegen. dann geht sie fast drauf vor schmerzen und motzt nur noch rum, weil sie es fast nicht mehr aushält.

viele grüsse; shelley :lolli:
 
Hallo zusammen,

ich danke Euch für Eure Antworten. Meine Schwester hat wohl Bandscheibenvorfälle, aber eigentlich sind die Schmerzen im ganzen Körper nicht auf diese Weise zu erklären.

Sie hat früher sehr hohe Stöckelabsätze getragen. Dadurch verändert sich natürlich das ganze Skelett. Sie hat einen geistig behinderten Sohn, der in die Werkstatt geht und mit 37 Jahren noch zu Hause lebt.

Auch hier gibt es öfters Stress, weil dieser junge Mann gar nicht seine Aggressionen abbauen kann. Wenn er aus der Werkstatt kommt, geht meine Schwester jeden Tag mit ihm in die Stadt und kommt nach 1 bis 2 Stunden wieder nach Hause, damit er auch etwas hat.

Er hat immer sehr gute Sachen an, z. B. von Lacoste. Meine Schwester glaubt, dass sie ihm so alles geben würde.
Im Urlaub mit Mann und Sohn kommt es immer zu Auseinandersetzungen. Meine Schwester fällt überall durch ihr Aussehen auf. Die Haare sind hochtupiert, hellblond gefärbt, stark geschminkt, viel Schmuck und immer sehr gut gekleidet, oft auch overdressed, z. B. beim Nordic-Walken oder beim Spaziergang am Strand.

Sie ist jetzt 64 Jahre und hat seit 4 Jahren diese Schmerzen. Mit ihrem Mann hatte sie es auch nicht leicht, er trinkt ziemlich viel Alkohl und hat immer Recht.

Bis zur Einschulung des Sohnes wollten beide glauben, dass er überhaupt nicht behindert wäre. Der Sohn wurde eingeschult und konnte am nächsten Tag schon wieder zu Hause bleiben. Er besuchte auch keinen Förderkindergarten, da er ja angeblich gesund wäre und nur ein bisschen zurückgeblieben sei, was er jedoch aufholen würde.

Das ist nur ein kleiner Einblick, meine Schwester lacht sehr viel, auch wenn es ihr manchmal gar nicht danach ist. Sie will nicht, das jemand sieht, wenn es ihr schlecht geht.

Nun muss ich wohl heute das Telefonat führen und mit ihr die Sache noch einmal bereden. Ich habe Angst davor, da meine Schwester ein besseres "Mundwerk" hat wie ich und auch eine ganze andere Lebenseinstellung hat. Sie wird mich kaum verstehen können.

Ich melde mich, wenn ich es hinter mir habe.

Liebe Grüße Euch allen und eine gute Woche wünscht Euch
Helmchen
 
Hallo, da bin ich wieder.

Ich habe mich endlich getraut und habe bei meiner Shwester angerufen. Es war sehr schwer. Wir haben uns Schritt für Schritt angenähert. Nachdem ich erst den Urlaub absagen wollte, haben wir nochmal weiter gesprochen.

Dann hatten wir uns endlich ausgekotzt und geweint und dann ging es besser, der Knoten war gelöst. Habe vor dem Anruf immer zu mir gesagt, dass ich es jetzt lösen wollte, egal wie und dass ich nicht zu feige bin. Das hat geholfen. Bin stolz auf mich. Ich hatte furchtbare Angst vor dem Gespräch.

LG Helmchen
 
Möchte noch etwas hinzufügen.
Habe gestern 2 Std. über einen Brief an meine Schwester gesessen. Habe ihn noch von meinem Bruder durchlesen lassen, er hat noch Kleinigkeiten korrigiert. Dann habe ich entschieden, ihn nicht abzusenden. Das habe ich auch meiner Schwester erzählt. Sie hätte meine Gefühle, die hinter dem Brief stehen, wahrscheinlich nicht verstehen können. So war es besser!
Helmchen
 
Hallo:wave:

wie mir scheint, hast du jetzt alles entsprechend deiner Signatur geklärt...:)

Glückwunsch!:fans:



LG
 
Herzlichen Glückwunsch, Helmchen, daß das Telefongespräch so positiv verlaufen ist.
Wie hat eigentlich Deine Schwester ihr Verhalten erklärt? Oder seid Ihr da nicht direkt darauf eingegangen?

Es ist doch ein gutes Gefühl, wenn man sich ziemlich sicher ist, daß man alles getan hat, um eine Beziehung so klar wie möglich zu machen, die Hand ehrlich gegeben zu haben und auf jemand zugegangen zu sein, obwohl man sich noch nicht einmal schuldig fühlte?

Alles Gute,
Uta
 
Hallo Uta,

meine Schwester hat gesagt, dass sie sich überflüssig gefühlt hat, als hätte ich gedacht, dass ich froh wäre, wenn sie wieder fort wäre. Sie hatte auch gar nicht wahrgenommen, dass ich wegen ihr 6 Kurse (mit Honorarverlust) für sie abgesagt hatte. Da ich Übungsleiterin bin, muss ich immer führen, bin also auch dominant, habe ein fertiges Programm vorgelegt ohne zu fragen, ob es ihr Recht wäre. Sie hat nicht über ihre Wünsche gesprochen. Sie hat mich auch nicht gefragt, wann wir fahren und ich habe ihr nicht gesagt, was ich noch zu tun habe, z. B. im Haushalt. Wir wissen jetzt, dass wir die Dinge früher ansprechen müssen und das wir dem anderen mehr Freiheit lassen müssen. So habe ich ihr gesagt, dass ich im Urlaub nicht die Führungskraft sein möchte. Wenn ich Mittagsschlaf halten will und sie nicht, kann sie selbst etwas unternehmen. Sie soll nicht immer auf micht warten, sondern selbst aktiv werden.

Ich habe gespürt, das etwas nicht stimmt. Meine Art ist es dann ruhig zu werden. Ich weiß eigentlich dann selbst gar nicht, was mit mir los ist. Ich fühle mich nur sehr unwohl. Das spürt der andere dann wiederum. Und wenn man dann nicht darüber spricht, schaukelt sich die Geschichte immer weiter hoch.

Ich habe übrigens noch eine Baustelle, die möchte ich nun auch bald angehen.
Im letzten Urlaub haben wir unsere ältere Schwester mit Mann getroffen. Ich hatte das Gefühl, das die ältere Schwester eifersüchtig auf uns beide ist. Unseren Schwager mögen wir nicht besonders.
Nun hatten wir uns für einen Nachmittag verabredet, aber meine ältere Schwester E. betonte "aber nicht, wenn es regnet". Nun fing es an zu regnen. Wir schauten aus dem Fenster und ich sagte zu meiner Schwester U. "ich glaube, wir legen uns besser hin, es regnet". U. war einverstanden und ich rief E. an, hatte auch schon damit gerechnet, dass sie das Treffen absagte. Sie rief dann U. an und frug sie, wer von uns eigentlich so müde wäre. U. sagte: "weiß ich auch nicht, wir haben uns nie mittags hingelegt", was nicht stimmte. Ich ahnte von diesem Telefonat nichts und rief sie abends an, wo sie denn jetzt mit ihrem Mann wäre. Sie sage, sie wären gerade beim Abendessen, sie wüsste nicht, wie das Restaurant hieß. U. sagte, das E. sauer wäre, ich wusste aber gar nicht, warum.

Daraufhin schaukelte sich auch diese Geschichte immer weiter nach oben, so dass wir nach 4 Tagen im Streit auseinander gingen.

Hätte meine Schwester E. beim Telefonat U. gesagt, dass sie traurig wäre, weil sie ihr doch so gerne das Ostland zeigen möchte, damit U. weiß, wie E. immer Urlaub macht, hätten wir gemeinsam bestimmt eine bessere Lösung finden können. Sie kann jedoch nicht gut über ihre Gefühle reden.

Nach 2 Monaten rief ich dann meine Schwester E. wieder an und besucht sie ein paar Wochen später. Wir sprachen dann noch einmal darüber. Sie war sich keiner Schuld bewusst, wir hätten uns ihr gegenüber ablehnend verhalten. Wir hätten sie nicht dabei haben wollen.

So ist das mit den Gefühlen. Ich habe dann mit E. und mit U. telefoniert und versucht, nichts vom anderen zu erzählen.

Dann kam das Thema Geld und Grabpflege. Wir mussten meiner Schwester E. im März 31,60 € überweisen. U. wusste es nicht mehr genau und überwies 30,00 €. Nun nahm die Spirale wieder seinen Lauf. E. rief bei mir an (weil sie ja nicht mit U. sprach) und beschwerte sich bei mir. Auf meine Frage, was ich damit zu tun hätte, meinte sie, dass ich ja Schuld wäre an unserem gemeinsamen Streit.

Ich sagte es U. und diese rief sofort E. an und erzählte ihre Version. Das war im März. Seitdem herrscht bei uns Funkstille, obwohl wir uns geschworen hatten, dass dieses bei uns nicht vorkommt.

Jetzt möchte ich diesen Streit beenden. Weiß auch noch nicht, wie ich es anfangen soll. Auf jeden Fall müssen wir 3 Schwestern zusammen kommen. Wie kann es Frieden in der Welt geben, wenn wir es noch nicht mal in unserem unmittelbaren Umfeld schaffen.

Ihr kennt bestimmt ähnliche Geschichten. Es sind meist Kleinigkeiten, die eigentlich nicht der Rede wert sind.

LG Helmchen
 
Hallo Helmchen,
ja , ich kenne ähnliche Geschichten. Wo Menschen zusammen sind, menschelt es nun mal, aber bei Geschwistern (meiner Erfahrung nach vor allem bei Schwestern) menschelt es oft ganz besonders.
Ich denke, das liegt daran, daß Schwestern oft schon von Kleinauf durch die Geschwisterfolge und das Verhalten der Eltern ganz besonders aufeinander eingestellt bzw. eingespielt sind. Manchmal entstehen so lebenslange gute Beziehungen.
Manchmal bleiben aber die eher unterbewußten Vorbehalte, vermeintlichen Verletzungen, Benachteiligungen, "Wüte" bestehen, werden nie ins Bewußtsein geholt, rühren sich aber natürlich trotzdem immer wieder. Ich kenne eine Frau, die inzwischen 65 ist. Kaum kommt sie mit ihrer Schwester zusammen, entsteht Krisenstimmung und STreit. Inzwischen haben sie kaum mehr Kontakt (es sei denn, es geht um die Grabpflege ...), weil es offensichtlich nicht möglich war, hier zu einem normalen oder sogar erfreulichen Verhältnis zu kommen.

Ich wünsche Dir viel Glück beim Annähern. Es ist vielleicht trotzdem gut zu wissen, daß Dich niemand zwingt, hier vermittelnd aufzutreten und daß Du die Wahl hast, im FAll der Fälle, den/die Kontakt/e abzubrechen.

Alles Gute und viel Glück,
Uta
 
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