Vom Gen-Paar zum Imprinting

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Der Botaniker Gregor Mendel entdeckte im 19.Jahrhundert ein Gesetz, das noch heute jeder im Biologieunterricht lernt: Die meisten Lebewesen besitzen von allen Erbanlagen zwei Kopien – eine vom Vater und eine von der Mutter. Das trägt zu unserer genetischen Vielfalt bei und ist eine Absicherung: Wenn eine Genkopie durch Mutation ausfällt, kann häufig die andere einspringen.

Ein Prozent der Gene sind stillgelegt

Umso rätselhafter ist ein Phänomen, das Forscher erst über 100 Jahre nach Mendel entdeckt haben – das „Imprinting“: Bei einigen Erbanlagen ist eine der beiden Kopien stillgelegt. Bei manchen Genen ist es die Kopie, die ein Mensch von seiner Mutter erhalten hat, bei anderen ist es die vom Vater. „Diese ,genetische Prägung‘ macht den Menschen anfälliger für Krankheiten“, sagt der Genetiker Randy Jirtle von der Duke University in Durham (North Carolina). „Das ist wie ein zweimotoriges Flugzeug, das nur mit einem Motor fliegt – fällt der zweite Motor auch noch aus, stürzt das Flugzeug ab.“
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Beim Imprinting ist der DNA sozusagen ein molekularer Stempel aufgedrückt, die Erbsequenz selber ist aber nicht verändert. In den meisten Fällen besteht die Prägung offenbar darin, dass an DNA-Bausteine eine bestimmte Molekülgruppe gehängt wird. Diese verhindert, dass die Genkopie abgelesen werden kann. Von den meisten neuen geprägten Genen ist die Funktion nicht bekannt. „Das sind Gene, die bisher nicht einmal einen Namen haben“, erklärt Jirtle. Dennoch kann der Forscher etwas über sie sagen: Viele liegen in Regionen des Erbguts, die mit Volkskrankheiten wie Alzheimer oder Diabetes in Zusammenhang gebracht werden. „Etwa 30 Prozent der geprägten Gene könnten bei der Krebsentstehung eine Rolle spielen“, sagt Jirtle. Ist etwa eine Genkopie, die die Tumorbildung unterdrückt, ausgeschaltet, reicht eine Mutation in der zweiten Kopie, um den Krebs zu fördern....
Stillgelegte Gene können krank machen - Nachrichten Wissenschaft - WELT ONLINE
Telepolis - Algorithmus findet 156 neue imprintete Gene

Es ist doch immer wieder phantastisch, wie es eingerichtet ist, daß ein Mensch(lein) so gut wie möglich mit den Lebensbedingungen zurecht kommt. Allerdings eben nur nicht immer.

Gruss,
Uta
 
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