Kunststoffe
Sowohl beim Zahnersatz wie auch zunehmend in der Füllungstherapie, werden die dentalen Kunststoffe heute sehr dominant eingesetzt. Durch den funktionellen Einsatz im Mund werden die Kunststoffe im Mund freigesetzt durch:
Abrasion (Verschleiß),
Speichel (Milieu),
Einwirkung von Nahrung und Getränken,
Erwärmung,
Alkohol (je hochprozentiger, desto mehr).
Sie gelangen in die Zelle durch Verschlucken und Resorption im Darm. Inhalierte Partikel bis zu 100 µm gelangen zudem über die Lunge in die Blutbahn (Reichel 1994). Dadurch kommt es zu einer allmählichen Anreicherung von Kunststoffbestandteilen in verschiedenen Organen, insbesondere der Niere (Reichl 2003). Wissenschaftlich erwiesen ist, dass die dentalen Kunststoffe verschiedenartig auf den Organismus einwirken:
Es kommt zu einer Schädigung des Zahnnervs durch gelöste Kunststoffbestandteile und chemische Kunststoffzusätze (Buchmann 1992, Berkiten 2000).
Bakterien und Pilze nutzen Kunststoffe als Kohlenstoffquelle für ihren Stoffwechsel (Friedl 1992).
Manche Kunststoffe besitzen eine sehr hohe allergische Potenz, was insbesondere bei Risikopatienten zu beachten ist. Aber gerade auch Zahnärzte und deren Personal befinden sich durch die Anwendung von Kunststoffen in permanenter Sensibilisierungsgefahr (Munksgaard 1996, Lindstrom 2002).
Kunststoffe können von Bakterien zu hochtoxischen Epoxiden und Formaldehyd umgebaut werden (Reichl 2002 u. 2003).
Bestimmte Kunststoffbestandteile (BisGMA, TEGDMA und HEMA) wirken in hoher Konzentration genverändernd (Reichl 2003).
Ein bestimmter Kunststoffbasisstoff (BisGMA) zeigt in Laborversuchen eine hormonähnliche (Östrogene) und krebserzeugende Wirkung (Olea 1996, Reichl 2003).
Nachdem bei der Füllungstherapie mit Kunststoffen diese üblicherweise durch sogenannte „Bonder“ direkt mit dem Zahn verklebt werden, müssen auch diese „Kleber“ umwelt(zahn)medizinisch als Quasi-Bestandteile der Kunststoffe unter die Lupe genommen werden. Summarisch kann diesbezüglich gesagt werden: Durch die physikalisch-chemischen Eigenschaften sind bei Bondern noch heftigere chemisch-toxische Wirkungen vorzufinden als bei Kunststoffen.
Freisetzung von Kunststoffen und Bondern
(nach Schmalz et al. 2006)
- Nahezu alle organischen Komponenten lassen sich mit organischen Lösungsmitteln und Alkohol, die meisten auch mit Wasser, freisetzen
- In Bondern sind wesentlich höhere Freisetzungsraten zu finden als in Füllstoffen.
- Insbesondere die kleinen Co-Monomere EGDMA, DEGTMA und TEGDMA findet man in hoher, potenziell pulpentoxischer Konzentration.
- Von Bedeutung ist auch Formaldehyd, das über einen längeren Zeitraum (bis zu 115 Tage nach der Polymerisation) in die Mundhöhle freigesetzt werden kann.
- Aus den anorganischen Füllern können Substanzen abgegeben werden.
- Auch Lichtinitiatoren Campherquinon und Diphenyliodoniumchlorid sind zu finden.
Umweltmedizinisch sind Kunststoffe somit – und zwar wissenschaftlich mehrfach gesichert – als allergen, toxisch, mutagen und östrogen einzustufen. Für umweltkranke Patienten ist der Gebrauch dieser zahnärztlichen Werkstoffe somit eher ungeeignet.
Systemische Wirkungen von Kunststoffen und Bondern
(nach Schmalz et al. 2006)
1. Allergie
- Kunststoffe und insbesondere Bonder haben eine sehr hohe allergische Potenz.
- Selten Typ-I-Allergie: Urticaria bis hin zum anaphylaktischen Schock.
- Meist Typ-IV-Allergie: z. B. Mundschleimhautentzündung, Kontaktdermatitis; von Bedeutung sind dabei HEMA und TEGDMA.
- Auch Formaldehyd kann Ursache einer allergischen Reaktion auf Composit-Kunststoffe sein.
2. Toxizität
- Sämtliche Bestandteile von Kunststoffen und Bondern sind potenziell toxisch.
- Der Grad der Toxizität steigt, je kleiner die Molekülgröße ist.
- Die Anzahl der gelösten Bestandteile steigt bei Alkohol als Lösungsmittel.
3. Mutagenität
- TEGDMA ist bereits in nichttoxischen Konzentrationen mutagen.
- Glutaraldehyd (z. B. in Dentinadhäsiven) war bei In-vitro-Tests mutagen.
- DMPT (Dimethylparatoluidin), ein weit verbreiteter Co-Initiator induziert numerische Chromosomenveränderungen.
- Bei Methylmethacrylatdämpfen ab 114 ppm sind Chromosomenveränderungen gesichert.
- Der lichthärtende, kunststoffmodifizierte Glasionomerzement „Vitrebond“ rief in In-vitro- und In-vivo- Tests gentoxische Reaktionen hervor.
4. Östrogenitätsrisiko
- Bestandteil des Bis-G(D)MA ist das Bisphenol A. Dieses kann sich an die Östrogenrezeptoren der Zellen binden und damit eine östrogenähnliche Reaktion im Organismus hervorrufen.
Des Weiteren ist neuerdings auch bewiesen, dass Fluoride einen Potenzierungsfaktor toxischer Wirkungen bei Kunststoffen darstellen, was nichts anderes bedeutet, als dass im Zusammenspiel von Kunststoffen und Fluoriden eine Erhöhung der Toxizität von Kunststoffen, also der Giftwirkung, festgestellt wurde. Schon an dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass die labormedizinische Diagnostik zwar mittlerweile über sehr sensible Allergietests auf Kunststoffe verfügt, aber insbesondere die chronisch-toxische Komponente, die nach meinem persönlichen Dafürhalten überwiegt, damit nicht hinreichend erfasst werden kann. Ein reiner Allergietest auf Kunststoffe ist deshalb zur Abklärung der Verträglichkeit bei umweltbelasteten Patienten nicht ausreichend.