Bibel der Psychatrie

Danke für den Link, Dora.

Man könnte ja meinen, daß es hier egal ist, was amerikanische Psychiater festlegen. Ist es aber nicht:

... Auch wenn die Kritiker warnen, für Patienten in Deutschland könnte sich erst verzögert etwas ändern. Nach welchen Kriterien in Deutschland ein Arzt einem Betroffenen etwa eine Depression diagnostizieren kann, regelt ein anderes System. Die International Classification of Diseases in seiner zehnten Auflage, kurz ICD-10, beschäftigt sich in Kapitel V mit psychischen Krankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gibt es heraus.

Warum also die Aufregung? Schüren Lobbygruppen von Psychiatern und Psychotherapeuten nur unnötige Ängste? Nein. Denn DSM-5 wird einen gehörigen Einfluss auf die neue ICD-Auflage haben, die in zwei Jahren veröffentlicht werden soll. Sie ist bindend für deutsche Ärzte und legt die Kriterien fest, nach denen Krankheiten diagnostiziert werden sollen. Und sie orientiert sich im Bereich der psychischen Leiden seit jeher an den Vorgaben des DSM.
...
Diagnose psychischer Störungen: Sogar neue Diagnose-Epidemie unter Kindern? | Wissen | ZEIT ONLINE

Ein Mitglied der APA - David Kupfer - hat geschrieben:

... In the future, we hope to be able to identify disorders using biological and genetic markers that provide precise diagnoses that can be delivered with complete reliability and validity. Yet this promise, which we have anticipated since the 1970s, remains disappointingly distant. We’ve been telling patients for several decades that we are waiting for biomarkers. We’re still waiting. In the absence of such major discoveries, it is clinical experience and evidence, as well as growing empirical research, that have advanced our understanding of disorders such as autism spectrum disorder, bipolar disorder, and schizophrenia.
This progress will soon be recognized in the fifth edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5). The new manual, due for release later this month, represents the strongest system currently available for classifying disorders. It reflects the progress that we have made in several important areas.
...
https://www.symptome.ch/vbboard/newreply.php?do=postreply&t=110865

Übersetzt:
Wir hoffen, daß wir zukünftig psychische Störungen mit biologischen und genetischen Markern identifizieren können , die exakte, zuverlässige und valide Diagnosen ermöglichen. Dieses Vorhaben, das wir schon 1970 angegangen sind, bleibt dennoch recht unklar.
Wir haben unseren Patienten seit Jahrzehnten gesagt, daß wir auf diese Biomarker warten. Und wir warten immer noch.
Obwohl solche großen neuen Erkenntnisse nicht eingetreten sind, haben doch klinische empirische Erfahrungen und Erkenntnisse zu mehr Wissen über psychische Störungen aus dem autistischen Spektrum, Bipolare Störungen und der Schizophrenie geführt.
Dieser Fortschritt wird bald in der 5. Auflage vom "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5)" dokumentiert.
Dieses neue Handbuch, das noch diesen Monat erscheinen wird, beinhaltet zur Zeit das stärkste System zur Klasifizierung von mentalen Störungen.
Es zeigt den Fortschritt, den wir auf verschiedenen Gebieten gemacht haben.


Ich finde ja, daß sich Herr Kupfer da widerspricht: Auf der einen Seite mahnt er an, daß die Suche nach zuverlässigen Biomarkern keinen Erfolg gebracht hat seit 1970. Auf der anderen Seite preist er das neue Manual als Erfolg :confused:.

Grüsse,
Oregano
 
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