Steuerung des Eßverhaltens durch Biofeedback?

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Aktives Fettgewebe
Entgegen jahrzehntelanger Annahme dient weißes Fettgewebe dem Körper nicht nur als Energiespeicher, sondern es ist auch aktiv an der Regulation des Stoffwechsels beteiligt. Dies erfolgt durch die Freisetzung einer Vielzahl von Hormonen, die das Gehirn beeinflussen. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Botenstoffe, den sogenannten Adipokinen, zählt Leptin, das das Hungergefühl hemmt. Neben Leptin stellte Prof. Hendrik Lehnert von der Universitätsklinik Schleswig-Holstein, Campus Lübeck in seinem Symposiumsbeitrag Nesfatin-1 und FGF-1 als weitere Adipokine vor, die das Sättigungsgefühl beeinflussen. Aber auch das Insulin hat in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion.

Wie unsere Ernährung das Gehirn beeinflusst
Insulin wirkt nicht nur in Muskel, Leber und Fett, sondern auch im Gehirn. Prof. Andreas Fritsche, vom DZD-Partnerinstitut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen, erklärte in seinem Vortrag „,Insulin senkt nicht nur den Blutzuckerspiegel, es beeinflusst über direkte Effekte auf bestimmte Hirnregionen die Steuerung des Stoffwechsels und auch das menschliche Verhalten.“ Nach dem Essen sendet die erhöhte Konzentration von Insulin dem Körper Gehirn das Signal „satt“ und die Kalorienzufuhr soll so beendet werden. Bei älteren Personen bzw. bei Menschen mit Übergewicht kann das Insulin im Gehirn nicht mehr so gut wirken, man spricht von einer Insulinresistenz. Ursache können genetische Faktoren, aber auch erhöhte Blutfettwerte sein.Diese Erkenntnisse unterstreichen auch die Ergebnisse von Prof. Matthias Tschöp vom DZD-Partnerinstitut Helmholtz Zentrum München. Eine fettreiche Ernährung führt zu Modifikationen in Gehirnregionen, die den Energiehaushalt des Körpers steuern. Bei Mäusen traten in Folge von einer mehrtägigen Fütterung von einem hohen Anteil an Fett entzündliche Prozesse im Hypothalamus auf, die zu einer Veränderung des Nervengewebes in diesen Hirnregionen führten. Körperliche Bewegung führte zu einer Verbesserung. Prof. Tschöp meint „Unsere Entdeckungen werfen ein neues Licht auf den Einfluss unserer Ernährung auf das Gehirn.“

Essverhalten neu erlernt

Ein neuartiges Therapiekonzept für übergewichtige Personen stellte auch der Neurowissenschaftler Prof. Niels Birbaumer von der Universität Tübingen vor. Er zeigte in einem spannenden Vortrag, dass man Hirnareale, die für die Nahrungsaufnahme verantwortlich sind, selbst steuern kann:
Man zeigt den Personen Bilder über den Grad des Blutflusses in bestimmten Gehirnregionen und belohnt sie für Änderungen. So kann fast jeder lernen, die Durchblutung aktiv zu beeinflussen.
Interessanterweise können Übergewichtige ihre Hirnregionen, die Lust auf Essen und ähnliches steuern, besser regulieren als Personen mit normalem Gewicht. Aber sie verbinden (assoziieren) dies nicht mit anderen Hirnregionen, die am Essverhalten beteiligt sind und dadurch haben sie keinen Verhaltenserfolg.
Die intensive Diskussion nach den Vorträgen machte deutlich, wie wichtig und zukunftsweisend dieses Thema für die Diabetesforschung ist.
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Stoffwechselzentrale Gehirn

Grüsse,
Oregano
 
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