Kein Orgasmus mehr

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22.07.11
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45
Hi.

Ich spreche das Thema eigentlich nur sehr ungern an, weil es doch etwas sehr intimes ist.

Seit wenigen Monaten komme ich bei Selbstbefriedigung nicht mehr zum Orgasmus. Der Höhepunkt an sich ist schon da, aber das "explodierende" Gefühl dabei nicht mehr. Bei meiner Frauenärztin habe ich meine Hormone testen lassen, da ist alles einwandfrei in bester Ordnung. Ich dachte, vielleicht liegts an Stress, aber den habe ich nicht. Auch über- oder untergewicht habe ich nicht. Ich bin ausgeglichen und habe genügend Bewegung. Auch mache ich die Selbstbefriedigung nicht allzu oft, vielleicht ungefähr einmal im Monat, grob geschätzt. Das Lustgefühl ist auch da, nur eben das "explodierende" Gefühl bei Höhepunkt ist weg. In den ganzen Jahren zuvor hatte ich damit jedoch keinerlei Probleme.

Hat jemand von euch eine Idee, was eine Ursache sein könnte? Grüße, Krow.
 
Hi. Ich bin 21. Medikamente nehme ich keinerlei, habe ich in letzer Zeit auch keine genommen. Am Geschlechtsverkehr hat sich nichts geändert, dreht sich ja um "selbst ist die Frau" ;) Danke dir für deine Antwort, lg Krow.
 
wie sieht es denn aus, wenn dich dein Partner fingert oder oral verwöhnt? Ist es da auch wie bei der Selbstbefriedigung?
 
Medikamente nehme ich keinerlei, habe ich in letzer Zeit auch keine genommen.

Pille ?

Anhand Deiner anderen Beiträge scheinst Du ja irgendwelche Stoffwechselproblem (im weitesten Sinne) zu haben. Da ist es durchaus denkbar, dass sich die auch in der Hinsicht auswirken.

Du könntest mal versuchen, etwas "kürzer zu treten", dann baut sich vielleicht wieder mehr Lust auf. Aber wenn es nicht allzu dramatisch für Dich ist, würde ich das erstmal so hinnehmen und mich um die anderen Probleme kümmern.

LG
Frank
 
Hi

wenn dich dein Partner fingert oder oral verwöhnt

Kann ich dir gegenwärtig nicht sagen, da ich keinen Partner habe ;)
Via Selbstbefriedigung müsste es aber eigentlich eh am Besten klappen, war bisher immer so.


Nein, rein gar nichts, was unter den Begriff "Medikamente" fällt. Auch nichts pflanzliches, homöopatisches, nichts dergleichen.

Du könntest mal versuchen, etwas "kürzer zu treten", dann baut sich vielleicht wieder mehr Lust auf.

Na grob geschätzt 1x im Monat finde ich nun nicht besonders häufig. Lust funktioniert, Stimulation auch. Es liegt nur am Höhepunkt.
 
Ach so, ich hatte irgendwie verstanden, dass Du einen Partner hast.

Ja, sicher, 1x im Monat ist natürlich wirklich nicht viel. Dann kann ich Dir eigentlich nur Geduld mit Dir selbst wünschen :wave:

Wird schon, wenn Du Deine anderen Problem in den Griff bekommst, dann wird das bsetimmt auch wieder besser ...

LG
Frank
 
gab es vor kurzem sonst irgendwelche Besonderheiten?
ärztliche Untersuchungen oder Behandlungen, Ernährungsänderung,...?
 
Hi.

gab es vor kurzem sonst irgendwelche Besonderheiten?

Sagen wir mal so, da wo es angefangen hat, war sonst nichts Besonderes. Alles andere war entweder schon lange vorher, wo ich das Problem noch nicht hatte, oder Dinge die erst neu waren, nachdem das Problem schon bestand. Aber ich hab im September eh meine jährliche Untersuchung beim FA (Frauenarzt, nicht Finanzamt) da sprech ich sie auf jeden Fall mal drauf an.

Dankeschön. Krow.
 
Hallo, vielleicht nimmst du den O zu Ernst. Vielleicht hat es einmal aus irgendwelchen Gründen nicht so geklappt wie sonst und schon hast du ein Problem gewittert. Und dann ist man in so einem Fall beim nächsten Mal etwas ängstlich und wartet gespannt darauf, was nun folgt. Bei Männern, die an Impotenz leiden, kommt so etwas recht häufig vor. Ein einmaliges Versagen kann so viel Druck ausüben, dass man das nächste Mal wieder nichts fertig bringt. Und schon hat sich ein Muster entwickelt.

Aber das ist natürlich auch nur eine Vermutung von mir. Es kann auch was anderes bei dir vorliegen. Trotzdem sollte man alle Möglichkeiten mal durchdenken.

Zu Bedenken wäre auch noch, dass jeder Mensch den O anders erlebt. Ein Rezept oder eine feste Regel läßt sich hier nicht so leicht aufstellen. Nicht jeder Mensch erlebt ein expolsionsartiges Erlebnis. Bei manchen ist es ganz ruhig und entspannend. Mit anderen Worten: Es könnte sein, dass dein "explosionsartiger O " zwar schön und befriedigend war, dass jedoch ein etwas ruhiger O auch schön und befriedigend sein kann.
Fühlst du dich denn hinterher noch unbefriedigt? Ist dein Verlangen abgebaut? In diesen Falle hattest du wahrscheinlich einen O, jedoch nicht so stark, wie du es gewohnt bist.

Versuche doch mal, über dieses Problem nicht allzu viel nachzudenken. Nimm das, was du hast und frage nicht danach, ob oder wie es noch besser werden sollte. Ich vermute fast, dass du dich zu viel unter Druck setzt und dann nicht genug entspannt bist. Geh das alles mal ein wenig lockerer an und ich bin fast sicher, dass du mit der Zeit mit dir selbst auch wieder ganz zufrieden sein kannst.
Wir sind ja keine Maschine, die auf Knopfdruck funktioniert.

Liebe Grüße und viel Erfolg bei deinem Problem
 
hallo fremder,

vielen dank für deinen längeren und gut gemeinten beitrag.
leider aber nichts neues für mich..und von wegen "lockerer und ruhiger angehen" habe das alles schon versucht in den 22 jahren mit diesem problem, sogar mal zwischendurch jahre auf sex und selbstbefriedigung verzichtet..
 
Hallo Bürodrehstuhl

Ich habe eigentlich mehr Krow mit meinem Posting angesprochen. Aber für dich hätte die Antwort auch passen können. Nun schreibst du, dass es nichts Neues ist. Vielleicht hilft es jedoch der Themengestalterin doch etwas. Mal sehen, ob sie antwortet.

Hallo Krow
Falls du noch mitliest, hier noch eine kleine Ergänzung für dich.
Es scheint mir, dass Frauen eine größere Variationsbreite von O erleben als Männer. Meistens jedenfalls. Das kommt daher, dass beim Mann der O immer mit der Ejakulation verbunden ist. Allerdings können auch Männer lernen, eine sehr große Variationsbreite zu erleben. Aber das braucht etwas Zeit und auch Geduld. Auch kann ein Mann sich mit einer guten Partnerin auf andere Weisen der Befriedigung einstimmen. Dasselbe könnte auch bei Frauen der Fall sein. Aber diese Dinge setzen eine lange Partnerschaft voraus.

Das Orgasmuserlebnis ist jedoch bei den meisten Frau doch etwas anders als beim Mann. Es gibt Frauen, die erbleben einen wilden und - wie du schreibst: explosionsartigen O - und es gibt Frauen, bei denen läuft alles ganz ruhig ab. Manche schreien und stöhnen laut, andere sind ganz still und so weiter.
Vielleicht erwartest du nun immer die Art von O, die du früher erlebt hast. Vielleicht hat sich deine Orgasmusfähigkeit geändert. Erwarte mal nichts Bestimmtes oder das, was du von früher her gewöhnt bist und vielleicht kommt dann doch etwas, das dich befriedigt. Auch wenn es ein wenig anders ist. Sex hat auch viel mit Lernen zu tun. Meistens wird der Sex im Laufe der Zeit besser und nicht schlechter. Aber dies setzt voraus, dass man keine vorgefasste Meinung oder Erwartung hat.

Wünsche dir viel Erfolg.
 
Hallo Krow,

Dein "Problem" ist komplett selbstgebastelt. Du hängst der populärwissenschaftlich verbreiteten aber abwegigen Idee von Sexualität als "natürlicher Funktion" an. (Z.B. haben danach sog. "Orgasmen" angeblich auf ganz bestimmte Weise zu "funktionieren", ungefähr wie Muskelreflexe.) Es ist purer Aberglaube: weil man seit einer Weile manche physiologischen Prozesse bei sexueller Aktivität etwas besser versteht und - der große Fetisch - messen kann, meint man, in diesen sozusagen das "Ding an sich" zu haben, d.h. wir brauchen uns dann nicht mehr von innen zu spüren, unsere Phantasien nicht mehr zu betrachten usw. Tatsächlich ist aber, was man Sexualität nennt ein sehr komplexes Kommunikationssystem - nicht trennbar von all den anderen. Das ist's ja, was menschliche Geschlechtlichkeit so interessant macht - oder so langweilig. Unter vielem anderen hat menschliche Sexualität etwas zu tun mit dem Sinn, den wir ihr geben, der subjektiven Bedeutung, der emotionalen Tönung usw. Wir können uns zwar "tierisch" verhalten (nicht so einfach - probier's mal!), aber der Unterschied zwischen dem lieben Vieh und uns bleibt dabei erhalten.

Machen Dich Deine Beiträge hier, Deine Gedanken zu diesem "Problem" eigentlich nach Deinem Gefühl erotisch anziehend? Erst mal für Dich selber? (Sind sie Ausdruck Deiner Selbstliebe?) Anziehend eventuell für den Menschen, mit dem Du vielleicht einmal zusammensein möchtest? Was für ein Bild von Dir selber entwirfst Du da überhaupt? Mir scheint: das einer sehr gesundheitsbewußten Person, etwas besorgt auch, die einmal im Monat einen vermeintlich wichtigen Reflex testet. Knochentrocken - "intim" finde ich da überhaupt nichts. Was für eine Rolle bietest Du denn da der / dem potentiellen PartnerIn an? Den einer, die bei Dir gefälligst die gewünschten ("normalen") Reflexe auszulösen hat? (Törnt mich persönlich nicht so übermäßig an.) Auch "selbst ist die Frau" - der Feminismus ist sehr viel weiter - ist nicht unbedingt eine Einladung zu einem erotischen Zwiegespräch. Eher ein Spruchband.

Die deprimierende kulturelle Verarmung, die die Beträge hier spiegeln, sind, in anbetracht Deiner 21 Jahre, nicht Deine Schuld. Aber wir haben die Wahl, ob wir sie glauben, uns an ihr orientieren oder nach Lebendigerem suchen. Das könnte ich mir bei Dir vorstellen in einfachen Körperspürübungen, dann in - formeller und informeller - Kontakt-Improvisation. (Alles erst mal und lange ganz nichtsexuell. Obwohl die sexuelle Spürfähigkeit von Frauen unglaublich vielfälig, variabel - machmal fast genial - ist und der supergründlichen Erforschung würdig wäre; nicht der wissenschaftlichen - die nützt niemandem - sondern der erfahrungsbasierten.) Und denkbar wäre es, sich berühren zu lassen von der Frage, was Menschen eigentlich mit "Liebe" meinen. Ein Wort, daß schon seit einer Weile sogar in der Wissenschaft wieder hoffähig ist. Obwohl die Dichter (die richtigen) unglaublich viel mehr darüber wissen.

Im Grund wird in der Diskussion hier menschliche Geschlechtlichkeit kleingeredet. Schade.

Alles Liebe
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Crow,

auch von mir mal ein Paar Worte zum Thema O der Frau..:) er ist niemals gleich und es gibt da viele Feine Unterschiede. Bei mir ist nie ein O wie der andere!

Z.B ist die Intensität auch Zyklusabhängig,je nach Zyklus und Gefühlslage ist es sehr unterschiedlich und mal mehr und mal weniger "explosionsartig"wie Du so schön sagst:D Du bist noch sehr Jung und Du wirst noch sehr viel kennenlernen. Die Tatsache das Du es Dir nur einmal im Monat machst zeigt das Du noch sehr viel vor Dir hast.:)Lass Dir Zeit und setze Dich nicht unter Druck,nur weil Du jetzt mal eine andere Art des O kennengelernt hast....es wird in der Hinsicht noch viel passieren und Du wirst immer wieder neue Erfahrungen machen!!

LG:wave:
 
Das kommt daher, dass beim Mann der O immer mit der Ejakulation verbunden ist.

Kleiner Einspruch: das stimmt so nicht. er kann auch trocken sein.;)
Ich denke dass auch dem Mann eine ähnlich breite Vielfallt an Orgasmen erleben kann wie die Frau....

Das Wichtigste an der ganzen Sache: nichts erwarten, alles ist möglich und jede Art von Höhepunkt ist in Ordnung, es ist sogar in Ordnung wenns keinen Höhepunkt gibt (schön kann es trotzdem sein, oder?)...manchmal ist wow, manchmal WOW und wenns dann ab und zu WOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOW ist es doch toll.
 
Hallo, versammelte OrgasmusexpertInnen,

irgendwie könnt Ihr Euch anscheinend nicht einkriegen.

Mir fiel zu Euerem Diskurs ein Anblick ein, den man an jeder Straßenkreuzung täglich mehrfach haben kann. Frau und Mann (oder wie die Zusammensstellung auch sein mag) verabschieden sich. Wie geht das? Klar, sie umarmen einander. Dabei rubbelt der eine die Schulter- oder Rückenpartie des andern. Und zwar mit einer so maschinenhaften Schnelligkeit und Kraft, daß ein Blinder sofort weiß, daß von den Beiden keiner den anderen als Geliebte, Liebenden, Werbenden, Beglückte usw. spürt. Das ginge viel sanfter, viel langsamer, viel fragender. Wäre ein ganz anderer Korpertext. Hier werden Rubbeleinheiten geliefert. Und, wie zur Bestätigung, Mann hat, in Anbetracht der vorherrschenden Größenverhältnisse, sein Kinn auf des wehrlosen Weibes Schulter (nicht etwa seine Lippen bißchen unterhalb von dessen Ohrläppchen, was ja noch ein wenig Hoffnung machen könnte) und - guckt in der Gegend herum. Abwesender kann man nicht sein. Abwesend von der anderen, abwesend vom eigenen Körper. Der ist gar nicht bewohnt. Bewohnt ist eine kleine Gehirnwindung, die wachfantasiert - über die soundsovielen Os im orgasmischen "WOW" (amerikanisch, ja, cool), über Schreien und Stöhnen und was einem jungen Mädchen so alles bevorstehen kann in diesem poesielosen Leben. Die Abwesenheit vom eigenen Körper ist auch überall zu besichtigen. Etwa an Bahnhöfen, wenn der Zug anfährt. In meiner Kindheit - tja, lang ist's her - winkten die Partner einander zu aus den Schultergelenken mit MWS-Beteiligung. Im Lauf der Zeit waren es zunehmend distalere Gelenke, neuerdings kann man sich auf die beiden Fingerendglieder beschränken. Und in der genannten Gehirnwendung ist die Idee gespeichert, diese unverkörperten Menschen würden dann schon zur rechten Zeit die angesagten Orgasmen bringen, in ausreichender Anzahl, mit genügend (aber bitte nicht allzuvielen Os). Tun sie nicht, zum Glück.

"Laß mich nicht allein und komm mit nicht zu nah".

Übrigens kann man verhaltenstherapeutisch das normgerechte sexuelle Verhalten so ziemlich hinkriegen. Da kann man wunderschön forschen und messen. Kontinuierlich z.B. die vaginale Lubrikation und den Penisumfang ("Penometer" lästerten die Studis). Dann weiß man schließlich alles, klar. Von Wissenschaft kann man ja vieles lernen, unter anderem Unfähigkeit zur Scham. Damit gibt es auch kein Spiel mehr, keinen Zauber, nur noch zweckorientertes distales Rubbeln. Das Beeindruckende, Bewegende daran: sobald Orgasmen verläßlich herstellbar sind, interessieren sich die Paare nicht mehr für diese Synthetics. Das hat die Forschung zur Paartherapie vielfach gezeigt. Nun "leiden" Paare nicht mehr an Anorgasmie sondern - sie haben schlicht keine Lust mehr. Gibt längst ein süßes Kürzel dafür: LSDS (Low Sexual Desire Syndrome). Dieses Syndrom könnte einen tatsächlich befallen, wenn dieser Thread noch länger so weitergeht.

Na, vielleicht suchen wir schwer belehrbare Menschen doch noch ein bißchen anderes als diese merkwürdigen Gipfelerlebnisse, Höhepunkte, was auch immer. Von denen übrigens - die Wissenschaft ist gründlich - ein nennenswerter Teil vorgetäuscht ist. Hab die Zahlen vergessen. Klar: wenn ich den großen Ausbruck des Vesuv spiele, dann zeige ich, was für ein toller Kerl ich bin; und wenn meine "Geliebte" nicht auf ihre "Rechnung" gekommen ist, liegt das offenkundig an ihr. "Sexual Politics" nennt das die Sexualtherapie - faktisch geht es nicht um Liebe sondern um Macht. Uns - wem sonst?

Tja . . .

Auch nach Jahren
sind wir uns unbekannt.
Deshalb erkennen wir uns.
Deshalb Zärtlichkeit und ihr Wortlaut.
Deshalb Hände und
Lippen voller Gedächtnis.
Nichts sonst taugt
gegen Tod und Verderbnis.
(Walter Helmut Fritz)​
Wer es könnte

Wer es könnte
die Welt
hochwerfen
daß der Wind
hindurchfährt

(Hilde Domin)​
Macht's gut!
Windpferd
 
Hallo Windpferd

Du hast im Prinzip schon Recht. Nur denkst du nun auch wieder zu einseitig, wie mir scheint. Denn in der Öffentlichkeit würde ich meine Frau auch nicht zärtlich umarmen. Ich kann verstehen, dass manche Paare in dieser Situation gehemmt sind und sich nicht so zeigen, wie sie wirklich sind. Ich würde nicht gleich von solchen Situationen auf das private Verhalten schliessen.

Wie gesagt, im Prinzip hast du Recht. Sexualität hat heute bei vielen Menschen nichts mehr mit Liebe zu tun. Sie meinen sogar, dass Sex Liebe sei. Ja, das ist schon sehr traurig. Aber unsere Welt ist oberflächlich geworden, nicht nur im Sex, sondern in allen Bereichen. Die Musik ist laut und schreiend, wo sind die zarten Töne? Wo ist das Gefühl? Ist auch das Gefühl laut und schreiend geworden? Die Malerei ist bunt und plakathaft. Wo ist die Romantik? Ja, man lächelt über dieses Wort. Es ist "altmodisch" und ein Überbleibsel aus einer vermeintlich rückständigen Zeit.

Jedoch muss ich nochmals sagen, dass man das Kind auch mit dem Bade ausschütten kann. Ein wenig Wissen über die Anatomie und biologische Zusammenhänge muss auch sein. Das frühere Unwissen in diesen Dingen hat sehr viel Leid gebracht. Meine Oma heiratete mit 18 Jahren. Sie wusste nicht, was der Unterschied zwischen Mann und Frau ist. Woher die Kinder kamen oder gar, wie sie entstanden sind, wusste sie nicht. Das ist alles nun schon mehr als 100 Jahre her und deshalb können wir uns das kaum mehr vorstellen. Aber gut war das wahrlich nicht!

Also suchen wir lieber nach Kompromissen. Aufklärung und Wissen ist nicht was Schlechtes. Aber lasst uns die Liebe dabei nicht vergessen. Falls wir überhaupt noch wissen, was Liebe ist. Wie man das jedoch erklären könnte in einer Zeit, die von Technik und Computern und virtuellen Welten geprägt ist, das weiss ich auch nicht. Nur darüber reden oder auch schreiben bringt wahrscheinlich auch nicht viel. Auch die Dichter werden nicht mehr verstanden, was mich nicht wundert. Die Sprache der Dichter gibt es nicht mehr. Heute gibt es nur noch Schriftsteller.
Man muss die Liebe vorleben. Aber das ist auch nicht mehr so einfach. Denn alles, was mit Liebe zu tun hat, gehört eigentlich in den Privatbereich. Wenn man das alles an die Öffentlichkeit zerrt, dann wird es tatsächlich "verzerrt". Und leider ist es dann auch nicht mehr echt und kommt nicht mehr aus dem Gefühl. Aber die meisten Menschen wissen ja gar nicht mehr, was Gefühl ist. Oder sie verwechseln Empfindlichkeit mit Gefühl. Und so weiter. Ein langes Thema!

Schöne Grüüße
Werner
 
Hallo Fremder,

es ist seehr einfach. Wie alle wichtigen Dinge.

Zum Beispiel könnte man Musik hören, mit offenen Ohren. Das Zusammensein der Liebenden ist oft komponiert worden. Am bekanntesten wohl im "Bolero" von Maurice Ravel. ("Anatomie" bisher eher noch nicht, da müßt ich nachdenken. Mit etwas Humor dürfte das auch gehen.)

Hör doch einfach mal die ersten Minuten hier, das Vorspiel: das schlanke, in großen Intervallen stürmisch auffahrende Hornmotiv des Jünglings, das sich leidenschaftlich herabsenkende - ungeheuer wandelbare, viel reichere - der reifen Frau. (Sie tauchen später immer wieder auf, zum Teil leitmotivisch.) Zugleich (so steht in der Partitur, 3:00) "die ganze Steigerung ab hier durchaus parodistisch", bis zu der rasch erreichten triumphalen Tompetenfanfare (3:20): der Jüngling ist gerade mal 17. ("Hosenrolle", dargestellt von einem Mezzosopran, wie öfter, etwa bei Mozarts Cherubino.) Es ist eine Komödie, "Komödie für Musik". Die Wandlung der Atmosphäre, von der Nacht zum Morgen, von Wildheit zu immer mehr heiterer Innigkeit. Das entzückte Staunen des Geliebten ("Wie du warst. Wie du bist . . .") Geleitet übrigens vom größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts, Carlos Kleiber, der weniger dirigiert als Musik verkörpert



Eine ganz andere Welt, als die, zu der sich viele verurteilen zu müssen glauben, weil sie sie für die "Realität" halten. Es gibt sie aber.

Ich wünsch Euch was.
Windpferd
 
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