Emotionaler Missbrauch

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MariaGabriella

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Liebe Maria!


Danke für diesen Beitrag!

Ich habe vor ein paar Wochen die Liebe meines Lebens geheiratet und werde nie vergessen was der Standesbeamte gesagt hat:

"Sie sind jetzt eine eigene kleine Familie"


Also auch wenn wir keine Kinder haben sind wir sozusagen "vollwertig" als Familie - das finde ich wichtig.


So und jetzt, warum ich dankbar für das Thema bin:


Seit ich meinen Mann als Ehemann habe und er immer sagt: "Gemeinsam sind wir stark, wir schaffen das" und solche ganz lieben Dinge eben ( wenn es im Alltag Hürden gibt ) fange ich endlich an, mich von meiner Mutter loszueisen ( emotional !! ) die mir 30 Jahre lang Schuldgefühle suggeriert hat und somit mein Leben mir teilweise unheimlich schwer gemacht hat !!!


Ich bin in einem hochakademischen "ordentlichen" Haushalt aufgewachsen - Vater immer in der Uni am dozieren und meine Mutter hat sich an mich geklammert - aus Einsamkeit weil mein Vater so gut wie nie zu Hause war.

Wenn man als Kind mehr Freiraum wollte war die arme Mutti ja ganz traurig....:mad:!

Und das böse Kind hat ja gar kein Verständnis für die arme Mutti...:mad:!

Je älter und reifer man wird wird der Druck durch die Mutter natürlich auch "anspruchsvoller" --> sie äussert nun ihr Missfallen über ihre Einsamkeit viel deutlicher und stellt deutlich andere Ansprüche an einen und was ich in meinem Leben eigentlich will ist sekundär - es sei denn, es passt in ihr Konzept!

Ist es auch ungefähr die Ebene über die Du schreiben möchtest?

Ich wollte deshalb erst einmal nur ganz kurz umreissen um was es in etwa bei mir geht.


Liebe Grüsse

Häschen :)
 
Ein sehr vernachlässigtes Thema, wie ich finde,
Ich auch - und ich glaube, es liegt daran, dass sich viele Menschen überhaupt nicht bewusst sind, dass sie in ihrer Kindheit emotional misshandelt wurden. Schliesslich haben sie den Zustand als dermassen normal empfunden, dass sie ihn im Erwachsenenalter überhaupt nicht hinterfragt haben. Ausserdem ist der Konzept verhältnismässig neu. Sexuelle und körperliche Misshandlung sind altbekannte Begriffe, aber "emotionale Misshandlung" kenne ich erst seit einigen Jahren und habe erst dann erkannt, dass ich selbst betroffen bin.

Es is viel davon die Rede, dass man mit seinem "inneren Kind" zusammenarbeiten soll, aber es ist gar nicht so einfach, zu diesem inneren Kind Zugang zu finden.

Ich habe viel zu diesem Thema recherchiert. Einen Vortrag von Franz Ruppert über die Mutter-Kind-Bindung fand ich recht interessant:

"Die fundamentale Bedeutung der Mutter-Kind-Bindung für die seelische Gesundheit"

www.franz-ruppert.de/Vortrag_Idstein.pdf

Amy
 
Hallo Maria,

ein sehr eindrucksvoller Artikel. Vielen Dank!

Gruss,
Uta
 
Die Bindungstheorie von Bolby kenne ich, danke aber für den link.:)

Hallo Häschen, das, was du beschreibst, ist nicht so selten, ich kenne es von meiner Freundin. Sie wurde auch von ihrer Mutter völlig vereinnahmt und eigentlich emotional missbraucht, für Arbeit, Erziehung der jüngeren Geschwister, etc pp.

Ich wollte eigentlich allgemein über Emotionalen Missbrauch schreiben.
Primär wäre wohl wichtig zu wissen, wie man sich dessen bewusst wird, fällt mir gerade auf ...:eek:)

Ich habe es erst vor ca einem Jahr erkannt, durch ein Buch. Ich musste emotionalen Missbrauch in der Kindheit erfahren, von beiden Elternteilen, und darauf baute sich ein völlig falsches Leben auf bei mir, inclusive falscher, nicht passender, langjähriger Partner, den ich auch viel zu lange ertragen habe - und danach habe ich erst hinterfragt, wieso und warum das bei mir alles so gekommen ist... wieso ich mit 43 Jahren völlig neu angefangen habe, aus der Ehe ausgebrochen bin, wieso ich in diese Ehe überhaupt rein geraten binetc pp.. .. woher mein Übergewicht kam, meine Depressionen,ich war faktisch nie depressionsfrei. Alles Folge eines fehlgeleiteten Energie"stroms" - meines Lebens. Ich durfte nie ICH sein.

Ich glaube mittlerweile fest, dass das alles auf Kindheitsmustern/prägung/erlernter Hilflosigkeit/emotionalem Missbrauch und dem daraus entstehenden Anpassungsdruck (ein Kind will überleben, wie auch immer und deshalb passt es sich an)passiert ist, daraus, nie anerkannt worden zu sein, es sei denn, ich bringe Leistung, die dann aber auch oft nicht ausreichend war... so war das bei mir.

Erkennen kam, wie gesagt, bei mir erst durch intensives Nachdenken, durch vieles Lesen von psychologischen Büchern, zuletzt das Buch von dem Hans-Peter Röhr: "Emotionaler und sexueller Missbrauch", aber wie weit solche Bindungs- und Handlungsmuster ins eigentliche erwachsene Leben hinein greifen, weiß ich bis heute nicht.

Ich habe bis heute Probleme zu erkennen, ob ein Wunsch, den ich verspüre, wirklich mein Wunsch, mein Wille ist.
Ich habe bis heute emotionale Probleme, mich abzugrenzen, nein zu sagen.

Ich weiß nur, dass ich immer zurück gesteckt habe, aus Angst, was zu wollen, bzw. aus Angst, wenn ich was will, alleine gelassen zu werden (Verlustangst); ich weiß nur, dass ich (meine Schwester auch) durch Leistungsdenken geprägt wurde, wenn ich nichts "brachte", war ich bei meinen Eltern unten durch.
Was gut und richtig war, bestimmten die Eltern. Danach diverse andere Leute. Aber nie ICH.
Diese Muster übernimmt man dann automatisch, denn anders meint man, keine Anerkennung von anderen zu bekommen.
So war es bei mir, und kenne es bis jetzt auch kaum anders.

Darüber möchte ich mich gerne unterhalten.

Gruß, MariaG
 
Hallo Maria,


dann habe ich es "richtig" verstanden - wollte nur wie eben geschrieben fragen, ob meine Vergangenheit da rein passt......und sie passt.


Leistung musste ich nicht zwangsweise erbringen - komischerweise, denn mein Vater ist bis heute Professer an der Uni ( er geht auf die 70 zu ! ).


Nein - es war eher das immer da sein für Mutti - ich musste ihr nicht helfen oder so - diese Anforderungen gab es nicht - das ist wohl anders als bei vielen anderen.


Ich war der seelische Mülleimer - ich musste nix tun ausser anwesend zu sein.

Und natürlich keine Probleme meinerseits auf den Tisch bringen - denn Mutters Probleme als einsame Professorenehefrau waren ja schlimm genug.


Ich sollte nur immer brav da sein.


Das endete ähnlich wie bei Dir in vielen Problemen später in der Pubertät, im Berufsleben, im Alltag.


Ich mochte fast jahrelang nicht essen - nichts mit Magerwahn oder so.

Es entwickelte sich ein chronisches Magenleiden - stressbedingt sagen die Ärzte - emotionaler Stress kann ich ergänzen.


Irgendwann wog ich nur noch 40 kg - kein Grund für irgendjemanden mich in eine Klinik zu stecken - nein - so eine intelligente hübsche Frau kriegt das doch schon wieder hin.


Genau wie als Kind - immer alles alleine hinkriegen und brav den anderen helfen.

Und der Mutti natürlich - die ist ja so wichtig - ohne die kann man ja nicht existieren....!!!

Denkste.....sage ich mir heute!


Die Ehe zerbrach und Papa war der Böse --> denn der hatte ja nun eine andere Frau - also musste ich Loyalität meiner Mutter gegenüber zeigen.


Ich bin heute nach Aussen hin sehr selbstbewusst, bin sprachlich für viele ein Talent ( also wie ich in Erzählungen mit der dt. Sprache umgehe ) und hübsch und wieder normal schlank.....und - das empfindet fast jeder - ich sehe ja gar nicht nach Problemen aus....:mad: :mad:...!


Aber innen drinnen sieht es anders aus.


Ich habe oft das Gefühl ich darf nicht glücklich sein ohne dafür zu Kreuze zu kriechen.

Das versuche ich nun über meinen Mann zu lernen --> ich bin es wert, ich darf glücklich sein - ohne wenn und aber.

Auch er wurde emotional misshandelt.

Typisch für Jungen ist ja der Satz von den Eltern:

"Ach - halte doch den Mund".

So ist er auch letztlich ein gebildeter Mann mit Uni Abschluss und gutem Job aber auch er kann nicht NEIN sagen.

Er versucht "überall lieb Kind zu machen" - sich Anerkennung zu holen.


Er hat eben Deinen Link gelesen --> er ist beeindruckt.

Wir haben schon seit Wochen nun genau die Muster unserer Eltern unter die Lupe genommen und darüber geredet --> Weihnachten kam da etwas auf den Tisch.

Unser beider Eltern sind - wie in dem Text beschrieben - an keiner Besserung ihres Verhaltens interessiert.

Dank Deines Linkes wollen wir nun endgültig gemeinsam unsere Interessen vertreten und uns aufbauen und stärken !!!

Ich bin 37, er ist 38 --> es wird Zeit!

Wir dürfen nicht mehr die kriechenden Opfer spielen.

Ein Glück können wir da so offen reden.

Ich will nicht mehr hungern müssen vor psychischem Druck oder gar fast Selbsthass haben...bezgl. der Rolle die meine Mutter mir zugeordnet hat...!


LG

Häschen
 
Puh, ja, das ist ja heftig, was du da schreibst.
Schön finde ich, dass du einen Partner gefunden hast, bei dem du du selbst sein darfst, und der dich so aufbaut.

Ich kann mich auch vage an Zeiten erinnern, da war ich noch sehr jung, 5, 6 Jahre alt, während derer ich nichts essen wollte. Auch an Zeiten mit vom Arzt nicht erklärbaren "nervösen Magenbeschwerden" u.v. mehr. An Psyche hat man damals natürlich nicht gedacht. Mein Gewicht ging dann rapide rauf, als ich von zuhause weg war, und alles essen konnte, was ich durfte, keiner mehr mir Vorhaltungen machte. Folge: starkes Übergewicht, über die Jahrzehnte erworben.
Das bin ich jetzt los. Werde aber immer irgendwie eine "Suchtpersönlichkeit" bleiben.

Ich habe oft das Gefühl ich darf nicht glücklich sein ohne dafür zu Kreuze zu kriechen.

Genau das ist es! Oder ich bemühe mich ohne Ende, und werde doch nicht glücklich (falsche Partnerwahl). Oder ich bemühe mich beruflich, und stelle mir selbst dabei ein Bein - Möglichkeiten gibts immer, habe da im Sommer sowas ähnliches erlebt, da war ich einfach zu gutmütig anderen gegenüber, habe anderen, die schlechter waren, einfach aus Gutmütigkeit den Vortritt gelassen. Die anderen haben natürlich was verkauft - ich nicht, ich hab dann die Veranstaltung abgesagt.
Ich hab mich einfach nicht mehr getraut.

Ich habe dieses Muster, nicht nein sagen können, sich überall lieb Kind machen, auch bei vielen anderen Menschen erkannt, leider. Bei einem guten Freund war es so offensichtlich, dass ich es direkt erkannte und da erst anfing, darüber nachzudenken, wie ich so bin... und da erst kam ich auf die Themen "erlernte Hilflosigkeit", Bindungsstile, emotionaler Missbrauch, sich nicht abgrenzen können, nicht nein sagen können, Verlustangst etc.
Das ist ein wahnsinnig schwieriges, komplexes, allumfassendes Thema.

Lange Zeit konnte ich auch mit Menschen, die sich mir gegenüber abgrenzen, nicht umgehen, weil ich mich nicht abgrenzen konnte. Das hatte ich ja nie gelernt. Ich hatte ja als Kind lernen müssen, mich an meiner Umwelt und ihren Stimmungen zu orientieren.

Seitdem ich mich abgrenzen kann, geht das Anerkennen der anderen, die sich ebenfalls abgrenzen, bei mir besser. Man muss die Dinge erst bei sich selbst lernen, dann akzeptiert man sie auch bei anderen.
Ich könnte hier noch ewig darüber weiter schreiben...

Sei froh, dass du deinen Mann hast!

Gruß, MariaG
 
Hallo Maria,

vielen Dank für das Stichwort "Erlernte Hilflosigkeit". - Dadurch ist mir ein Buchtitel wieder eingefallen:
Bücher von Amazon
ISBN: 3407220162
.

Ein Buch, das ich sehr lesenswert finde.

Gruss,
Uta
 
Ich danke Maria Gabriella für dieses Thema und allen die hier mitschreiben :)

Emotionaler Missbrauch, findet meiner Meinung nach, genau wie ihr auch schreibt, auf vielen Ebenen statt, sobald jemand emotional von jemand anderem etwas einfordert, damit er sich selbst besser fühlt.

Ich glaube aber auch, das die meisten Menschen sich ihrer emotionalen Abhängigkeit nicht bewusst sind, bis sie an einen Punkt kommen wo fast nichts mehr geht.

Grüsse von Juliette
 
Hallo,

ich finde das ist ein wirklich sehr interessantes Thema, zu dem ich auch einiges erzählen kann:
Als kleines Mädchen habe ich auch jeden Abend im Bett mein kurzes Gebet gesprochen, aber die Dinge die ich dann erleben musste ließen mich total vom Glauben abkommen.
Als ich zehn war fing mein Vater an mich zu misshandeln (um das mal sehr nett auszudrücken), der Rest der Familie (habe auch noch Geschwister) musste natürlich auch unter ihm leiden, mich traf es aber besonders hart. Zu dieser Zeit war ich in ein Gymnasium gewechselt, was für mich sowieso natürlich eine große Umstellung bedeutete. Und zuhause wurde es immer schlimmer. Meine Mutter war bereits arbeiten wenn ich nach hause kam, mein Vater war leider manchmal da aber im Prinzip war ich ein Schlüsselkind. Für mich war kein Essen gekocht, im Gegenteil, ich musste noch das Geschirr spülen und je nachdem auch saugen, aufräumen, oder sonstwas. Man kann sich vorstellen, dass ich morgens selbstverständlich niemanden gesehen habe. Mein Vater schlief glücklicherweise, meine Mutter war wohl zu faul aufzustehen.
Ich habe das eine ganze Zeit, muss etwa ein Jahr gewesen sein, gut verkaftet, war schon als Kind hart im nehmen, aber dann starb unser Schäferhund, mein Kindheitsgefährte, mit nur neun Jahren. Das war für mich in dieser schwierigen Situation ein riesiger Schock, jetzt hatte ich zuhause niemanden mehr (Geschwister - Altersunterschied!). Ich konnte tagelang nichts essen, nicht zur Schule gehen, nur weinen, weinen, weinen.
So nach und nach resignierte ich und lebte mechanisch. Als ich dreizehn war gab ich im Gymnasium auf und akzeptierte dadurch, dass mein Vater mich zusammengeschlagen und -getreten hat.
Dies ist aus folgendem Thema:
https://www.symptome.ch/threads/spuren-im-sand.13589/

Und über die Beziehung zu meiner Mutter habe ich mal ein Thema gestartet:
https://www.symptome.ch/threads/mutter-und-tochter-beziehungen.29341/#post-198086

Ihr seht also, Ihr seid nicht alleine. Fühlt Euch alle ganz feste
liebe8.gif
.

Liebe Grüße 👋.
Heather
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich bin mein Leben lang von anderen manipuliert worden, ich kenne das gar nicht anders.
Es hörte erst auf, als ich zögerlich begann, "nein" zu sagen; zögerlich deshalb, weil dann mein schlechtes Gewissen erwachte, ich durfte doch als Kind nicht nein sagen.

Dann kommt die Angst. Ein "nein" grenzt mich ab vom anderen, von vielen anderen/einer Gruppe.
Verlustangst. Ausgestoßen-sein. Nicht konform sein. Angst vor Verlust des Zugehörigkeitsgefühls. Das geht ganz tief, das ist eine Urangst.

Nein sagen heißt, sich mit dieser Angst zu konfrontieren. Sehr schwer ist das. Angst, dass die anderen mich verlassen, weil ich nicht das mitmache, was sie wollen.
Gilt auch für Beziehungen zu Männern.
Ist immer wieder eine Feuerprobe für mich, ich bleibe allerdings lieber beim Nein, und deshalb alleine. Wird sich vielleicht ändern, wenn ich irgendwann bei Neinsagen kein schlechtes Gewissen mehr habe.

gruß MariaG
 
Ich bin mein Leben lang von anderen manipuliert worden, ich kenne das gar nicht anders.
Es hörte erst auf, als ich zögerlich begann, "nein" zu sagen; zögerlich deshalb, weil dann mein schlechtes Gewissen erwachte, ich durfte doch als Kind nicht nein sagen.

Dann kommt die Angst. Ein "nein" grenzt mich ab vom anderen, von vielen anderen/einer Gruppe.
Verlustangst. Ausgestoßen-sein. Nicht konform sein. Angst vor Verlust des Zugehörigkeitsgefühls. Das geht ganz tief, das ist eine Urangst.

Nein sagen heißt, sich mit dieser Angst zu konfrontieren. Sehr schwer ist das. Angst, dass die anderen mich verlassen, weil ich nicht das mitmache, was sie wollen.
Gilt auch für Beziehungen zu Männern.
Ist immer wieder eine Feuerprobe für mich, ich bleibe allerdings lieber beim Nein, und deshalb alleine. Wird sich vielleicht ändern, wenn ich irgendwann bei Neinsagen kein schlechtes Gewissen mehr habe.

gruß MariaG

Schön geschrieben Maria, scheibst du von mir? Mir ging es auch so, und ich mache mich seit 4 Jahren frei.

Ein Buch dazu, vergiftete Kindheit!

Aber letzten Endes, ich habe mir verziehen käuflich zusein. Habe den anderen verziehen, denn sie kannten und wussten es nicht besser. #Meine Eltern waren selbst arme Menschenkinder, und gaben nur das wieder was sie kannten.

Ich durfte deshalb der Mensch sein der ich heute bin, und darauf bin ich mächtig stolz!

Man sagte mir immer, ich sei anders, gott Lob ich bin es wirklich!

Die Verantwortung für die Kindheit liegt bei ihnen. Die Verantwortung für mein Leben liegt bei mir. Ich suche keine Rache, ich suche keine Vergebung, denn ich bin nicht Gott.

Ich lerne mit diesen Wunden zuleben, sie sind ein Teil von mir. Machen mich stark für das gewaltfreie Leben!

Alles gute Pia
 
Danke für die Buchtipps, ich schau mir das mal an.

Ich bin ja auch erst seit einem Jahr dabei, das zu lernen. Ich hab Geduld mit mir.

Gruß, MariaG
 
ich denke, eine riesengroße, wenn nicht die allergrößte hürde dabei ist, die tatsache zu aktzeptieren, dass die eigenen eltern, oder einer davon, diesen mißbrauch begehen.

ob der nun körperlicher oder emotionaler natur ist, oder im schlimmsten fall beides (gut bei ersterem ist fast zwangsläufig nur beides möglich), kann man zur analyse ausser acht lassen.



tatsache ist, dass es scheinbar ein muster gibt, das sich fast immer gleicht.

als betroffenes kind, wenn die mißhandlungen beginnen, dann "erträgt" man dies.
findet meist nach aussen hin eine strategie um dies zu verbergen (jahre oder jahrzente später ist das engste umfeld bei bekanntwerden meistens sehr verblüfft und oft auch eher skeptisch, "da hätte ich ja was bemerken müssen", ist sehr oft das was man zu hören bekommt).

trotz aller eingesetzten verdrängungsmechanismen die man sich zulegt, es kommt immer deutlicher zum vorschein und rückt im laufe der jahre immer mehr ins bewußtsein, das die absolut wichtigsten bezugspersonen einem dies antun.

sehr oft berichten betroffene, das nicht der eigentliche mißbrauch, die schläge, die beleidigungen etc., ihnen die größten probleme bereiten, sondern die tatsache das es für sie emotional kaum verkraftbar ist, das es sich bei den "tätern" um die eigenen eltern handelt.

reiner emotionaler mißbrauch macht da keinerlei ausnahme, und ist oder kann für betroffene genau so schmerzhaft sein und ebensolche tiefen spuren hinterlassen.



ich glaube dies ist deshalb nur sehr schwer zu durchbrechen, weil gleichzeitig mehrer faktoren eine rolle spielen. viel mehr als wäre man opfer eines "normalen verbrechens oder mißhandlung", sprich von unbekannten personen.

während sich die eigenen gedanken hier wohl eher darum drehen werden, versuchen zu ergründen was einen menschen dazu bringen kann, was gewesen wäre hätte ich mich in der situation so oder so verhalten, uvm.

wenn eltern "täter" sind, werden die vordergründigsten gedanken sich in dieser richtung bewegen: "warum wurde mir das als eigenes kind angetan?", "wie konnte meine eigene mutter/vater mir/uns das antun".

es entsteht eine fast unüberwindliche irregularität.

auf der einen seite stehen gefühle.
gefühle wie liebe, vertrautheit, bindungsgefühle, abhängigkeitsempfindungen....

dem gegenüber steht das real geschehene.
mißbrauch, gewalt, beleidigungen, ungerechtigkeiten.....


wir lernen aber schon von klein auf, wie im idealfall eine familie auszusehen hat. sehr oft auch wird es gerade von den später handelnden personen uns nahegebracht, aber auch vom gesamten umfeld.

später dann, muß man aber feststellen, das genau die erlernte vorgabe gerade in der eigenen familie nicht gelebt wurde.

schon früh beginnen betroffene deswegen sehr oft dann die schuld bei sich selbst zu suchen. oft lebenslänglich, ohne natürlich jemals zu einem ergebnis zu kommen, wie auch?


die große schwierigkeit ist, man ist in zweifacher hinsicht involviert.


sich von dem einem zu lösen, nämlich der sensitiven gefühlsebene in der man
sich als tochter/sohn gegenüber den eltern befindet, ist kaum möglich.
wäre aber zur bewältigung und zum wirklichen überwinden der psychischen
"wunden" unabdingbar.


aber: die große mehrheit von mörder(innen), gewalttäter, vergewaltiger, soziopathen......, sind oder werden irgendwann mal elternteil.

die begangenen taten sind in keinster weise minderer wenn die opfer nicht angehörige sind. so können sie auch nicht verwerflicher sein wenn es sich um angehörige handelt.

wir empfinden dies aber so und betrachten es als besonders schwerwiegend.

erstens macht es keinen unterschied an der tat an sich und zweitens tut man allen anderen opfer damit unrecht.


unser problem ist es aber, wenn wir auch unmittelbarer angehöriger sind, uns den täter
als menschen vorzustellen und ihn zu beurteilen.
so zu urteilen als wenn wir ihn nicht kennen würden und von seinen taten in der zeitung lesen würden.

diese losgelöste betrachtung, nämlich die fakten der begangenen taten abzuhandeln und danach ein urteil zu fällen und sich auf basis dieser erkenntnisse den eigenen emotionalen problemen zuzuwenden, dies wäre ein direkter weg um möglicherweise
die erlittenen wunden zumindest vernarben zu lassen.

mehr zu erwarten wird wohl kaum realistisch sein.


auch wenn ich kein "betroffener" bin, so weiß ich eines mit sicherheit:

nicht die tat ist das wahre verbrechen was begangen wird, sondern das übermächtige,
tonnenschwere paket dass man in dem moment der tatbegehung einem kind an den
hals hängt. und es dazu verdammt, diesen fast unerträglich schweren müllsack
ein leben lang mit sich rumzuschleppen.



richter
 
diese losgelöste betrachtung, nämlich die fakten der begangenen taten abzuhandeln und danach ein urteil zu fällen und sich auf basis dieser erkenntnisse den eigenen emotionalen problemen zuzuwenden, dies wäre ein direkter weg um möglicherweise
die erlittenen wunden zumindest vernarben zu lassen.

mehr zu erwarten wird wohl kaum realistisch sein.

Hm.
Das ganze Leben läuft aber dann falsch, hat ne Schieflage, zumindest bei mir war das so, bis ich radiikal alles geändert habe - zumindest die äusseren Umstände, Scheidung, Auszug, Aufgabe aller gewohnten sozialen kontakte, in Kauf nehmen von Armut, sozialer Isoliertheit die damit zusammenhängt usw. -

Wenn man so eine kindheit hat,"wird man nichts" im Sinne von: "Man hat nicht die Zukunft, die man gehabt hätte, wäre in der kindheit alles gut gelaufen."

Man stellt dann irgendwann mal in der Lebensmitte oder sogar noch später fest, dass man völlig falsch lebt, völlig unter seinen emotionalen, geistigen, intellektuellen Möglichkeiten lebt...was dann auch oft heißt: Armut, Einsamkeit, wenn man beginnt, nein zu dem "alten, falschen" zu sagen...
die Menschen verlassen einen, wenn man nicht mehr brav ist, wenn man Persönlichkeit, Wille entwickelt... berufliche Chancen sind mit der Lebensmitte oder sogar noch später auch nicht mehr da, es lässt sich dann nichts mehr nachholen, geschweige denn, erfolgreich sein ... sprich: Das Leben ist halb falsch gelebt und kaum noch korrigierbar.

Das ist also alles gar nicht so einfach.

Deshalb bleiben die Wunden immer frisch. Weil ich weiß, was ich hätte erreichen können, wenn es nicht so gewesen wäre, wie es nun mal war. ich kann die "Taten" meiner Eltern abhandeln und ich kann ein Urteil fällen, aber das alleine bringt mich nicht weiter.

gruß MariaG
 
mir ist schon klar das "nicht betroffene" bei heiklen themen sehr oft nicht die
selbe akzeptanz erreichen wie schicksalsgesinnte.

deswegen, und um auch nicht gefahr zu laufen, mißverstanden zu werden oder jemanden nahe zu treten, werde ich keine antwort posten.


nur einen kleinen hinweis vielleicht.

jeder der beiden betrachtungswinkel wird richtiges enthalten.
und wenn du und andere betroffene sich immer das jeweils richtige
heraussuchen, so ist dies bestimmt eine optimierung zur bewältigung
der vielen hürden die für euch errichtet wurden, VON ANDEREN!


richter
 
Wenn man so eine kindheit hat,"wird man nichts" im Sinne von: "Man hat nicht die Zukunft, die man gehabt hätte, wäre in der kindheit alles gut gelaufen."

Das ist eine Hypothese. Insofern höchstens eine Arbeitshypothese, aber keine reale Grundlage. Es gibt ja auch Menschen mit einer ganz normalen Kindheit, die später auch nicht das Leben leben, was man von ihnen angenommen hätte...

Gruss,
Uta
 
für viele dinge ist es dann einfach zu spät im leben.
davon spreche ich, schreibe ich.
das ist unumkehrbar.

ich weiß was ich hätte erreichen können, ich war ein ehrgeiziges mädchen. sie haben mir alles ausgetrieben. mit 16 war ich fix und foxi, nicht mehr fähig, mich zu wehren. mit 18 konnte ich nur noch flüchten, aus dem elternhaus, versteht sich.

aber egal. ist halt vorbei. nur die folgen, die bleiben. und mit fast 50 sind die dinge nicht mehr zu ändern.

MariaG
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist sicher richtig. Und ich schließe mich Rudi an: als Nichtbetroffener ist es schwierig, hier überhaupt mitzureden.

Gruss,
Uta
 
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