Stellenwert von Neuraminidase-
Hemmern in der Prophylaxe und
Therapie der Influenza
...
In Übereinstimmung mit einem aktuellen Review (e8)
der Cochrane Collaboration, das auch in Lancet publiziert
wurde (24), lässt die gegenwärtige Datenlage folgende
Schlüsse zu:
Die Evidenzbasis für die Verwendung
von Neuraminidase-Hemmern im Pandemiefall ist
gering. Das Studiendesign der publizierten klinischen
Untersuchungen folgt oft den Zwängen von Zulassungsstudien.
Es gibt bisher keine Untersuchungen zur
Mortalitätssenkung. In allen publizierten Fällen von mit
aviären H5N1 infizierten Patienten fehlt ein erfolgreicher
Behandlungsnachweis. Interaktionen mit anderen
Arzneimitteln sind kaum untersucht. Die bekannte Interaktion
von Oseltamivir mit Clopidogrel ist bedenklich.
Eine Routineanwendung während üblicher „Grippewellen“
birgt wegen der Resistenzproblematik nicht
unerhebliche Risiken. Neuraminidase-Hemmer verhindern
nicht, dass von infizierten Personen Viren über die
Nase ausgeschieden werden und auf andere Personen
übertragen werden können.
Der wirksame Einsatz im
Pandemiefall und die Anlage von großen staatlichen
Depots dieser Arzneistoffe ist zu hinterfragen – eine
Einschätzung, die auch zunehmend international geteilt
wird (25).
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Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Stellenwert von Neuraminidase-Hemmern in der Prophylaxe und Therapie der Influenza" (25.12.2006)