Lohnt es sich noch zu leben?

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18.04.09
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Hallo,
Ich bin 18 Jahre alt, männlich und gehe noch zur Schule.
Ich habe starke psychische Probleme und sehr viel Stress Zuhause.
Die psychischen Probleme rühren höchstwahrscheinlich von meiner Kindheit her.
Ich versuche einfach mal die Ausschlaggebenden Ereignisse zusammen zu fassen, denn im Moment spiele ich wirklich mit dem Gedanken, Allem einfach ein Ende zu setzen.

Also:

Mein Vater, meine Mutter, meine Schwester und ich, lebten auf einem Hof.
Ich war 5 Jahre alt und ging in die 1. Klasse. Meine Schwester war ( ist) vier Jahre älter als ich. Sie ging in die 4. Klasse.
Mein Vater war Pilot und nur sehr selten Zuhause.
Er betrog meine Mutter, als ich 3 Jahre alt war ( zu dem Zeitpunkt wusste sie dies noch nicht), mit einer Stewardess. Er zeugte mit ihr ein Kind.
Er brachte es ohne Vorwarnung kackendreist zu meiner Mutter und sagte ihr so, dass er eine Affäre habe.
Meine Mutter erlitt kurze Zeit später einen Nervenzusammenbruch.
Etwa einen Monat später brannte es in unserem Hof, angeblich ein Kabelbrannt, meiner Meinung nach aber eher ein kontrolliertes Feuer gewesen.
Meine Mutter meine Schwester und ich haben dann etwa ein Jahr lang in einem Wohnwagen vor unserem Haus gelebt, da dieses unbewohnbar war nach dem Brand. Unser Vater ließ sich nur noch 1-2 mal im Monat blicken, die restliche Zeit war er bei seiner neuen Familie.
Wir hatten weder fließend Wasser, noch einen Herd oder sonstiges und unserem Vater war das völlig egal.
Nach Abschluss der 1. Klasse, hatte meine Mutter dann genug und wir zogen nach Bayern. Aus Angst von meinem Vater gefunden zu werden, zogen wir alle 4-5 Monate wieder um. So war ich auf insgesamt 5 verschiedenen Grundschulen. Das ironische dabei war, dass mein Vater uns garnicht gesucht hatte, seine Freundin war froh, dass sie uns los war.
Meine Mutter kam mit der ganzen Situation nicht klar, sie brachte immer wieder neue Männer mit nach Hause. Meine Schwester war ein unglaublich verwöhntes Kind, sie war geradezu unerträglich. Meine Mutter hielt es wohl nicht mehr aus und verschwand eines Nachts. Sie ließ uns einfach alleine zurück,mich (9 Jahre alt) und meine Schwester( 13 Jahre alt)
Es lagen nur für jeden ein Abschiedsbrief auf dem Küchentisch.
Wir waren also gezwungen unseren Vater anzurufen, da wir weder Verwandte noch gute Bekannte dort hatten. Wir zogen dann schließlich zu unserem Vater, seiner Freundin und deren Sohn, der mittlerweile 5 Jahre alt war.
Wie sich 3 Jahre später, als meine Mutter wieder Kontakt aufnahm herausstellte, flog sie in die USA zu einem im Internet kennen gelernten Mann und heiratete ihn dort.
Die Zeit bei meinem Vater und seiner "neuen" Familie war der schlimmste überhaupt. Seine Freundin hasste uns. Sie erzählte unserem Vater immerwieder, wir hätten sie beschimpft oder irgendwas angestellt, nur damit er uns ins Waisenhaus schickt. Ihren Sohn hat sie in meiner Gegenwart immer verhätschelt und auch bei unsseren Verwandten hat sie uns immer schlecht gemacht, ich hab mich immer gefragt, warum mich alle so mies behandeln, bis mir jemand gesagt hat, dass Vatters Freundin wohl irgendetwas erzählt hätte.
Irgendwann zog sie dann mit ihrem Sohn wieder weg, weil sie angeblich die Belastung mit uns nicht aushalten würde, in wirklichkeit hat sie gehofft, dass mein Vater mitziehen würde und uns einfach links liegen lassen würde, aber das tat er nicht und das vergesse ich ihm auch nicht.

Zur heutigen Situation, meine Mutter lebt immernoch im Ausland und mein Vater ist beruflich immernoch 180 Tage im Jahr weg.
Mein Problem ist einfach, dass ich mit meiner verwöhnten Schwesternicht klar komme, ich mache im Moment mein Abitur und muss nebenbei noch das komplette Haus sauber halten, meine Wäsche waschen, bügeln, einkaufen kochen etc. Es wird einfach etwas viel und dann kommt meine Schwester noch an und provoziert mich wo es nur geht. Mein Vater kritisiert mich in jeglicher Hinsicht. Ich schreibe wirklich relativ gute Note, aber alles was er sagt, wenn ich 15 Punkte in eine Klausur erreiche ist : Du hast aber ne Sauklaue. Seinen anderen Sohn lobt er schon wenn er nur ne 4 Schreibt.
Ich kann mit niemandem reden, da ich befürchte, dass meine Freunde mich einfach nicht verstehen, schließlich ist es schwierig sich so eine Situation vorzustellen. Ich komme auch nicht wirklich gut mit anderen Menschen klar, ich rede immer so verdammt leise und traue mich nicht auf Menschen zuzugehen, ich bin verschlossen und einfach nur eigenartig und obwohl mir dies alles auffällt, kann ich es einfach nicht ändern.

Ich bitte daher um etwas Hilfe!!!
Wer auch immer sich die Mühe machen würde, dem wäre ich unglaublich dankbar!!
 
Hallo "Hatte",:)

ich habe alles gelesen und danke dir für deinen ehrlichen Bericht.

Du hast kein einfaches Leben gehabt und ich bewundere dich, dass du jetzt trotzdem Abitur machst. :)s

Du bist jetzt achtzehn Jahre alt und hast einiges zu tragen, was es für einen einzigen zuviel ist. Es ist schade das deine Schwester dich nicht unterstützt. Was hat sie denn für Vorstellungen, Gründe, warum sie so provokant ist.
Schön wäre es, wenn ich euch die Arbeit teilen könntet.;)

Ich kann mit niemandem reden, da ich befürchte, dass meine Freunde mich einfach nicht verstehen, schließlich ist es schwierig sich so eine Situation vorzustellen.
Das kommt auf die Freunde an "Hatte". Wenn sie in deinem Alter sind und auch zuhören können, dann ist das nicht schwer zu verstehen, was du hier geschrieben hast. Es gibt heut zu Tage viele Patchworkfamilien, wo nicht alles "normal" ist.

Ich komme auch nicht wirklich gut mit anderen Menschen klar, ich rede immer so verdammt leise und traue mich nicht auf Menschen zuzugehen, ich bin verschlossen und einfach nur eigenartig und obwohl mir dies alles auffällt, kann ich es einfach nicht ändern.
Das verstehe ich sehr gut, nachdem was du erlebt hast. Aber du hast auch tolles geleistet, das du jetzt so bist wie du bist. Ein junger Mann, der sich sehr gut ausdrücken kann, der intelligent ist und der jetzt an dem Punkt steht endlich etwas für sich zu tun. Denn das solltest du, etwas für dich tun.
Vielleicht wäre eine Familienberatungsstelle etwas wo du Hilfe bekommen könntet. Dort könntest du anrufen und deine Situation schildern. Vielleicht würde deine Schwester mitkommen. Auch wenn das nichts für dich sein sollte, so wirst du dort sicher Adressen bekommen die dir weiterhelfen können.:)

Auch deinem Vater sollte klar werden, dass du ihn nicht ersetzen kannst, während er nicht da ist. Kannst du denn mit ihm reden, über das was im Alltag passiert, von den Noten einmal abgesehen. Habt ihr auch gute Momente zusammen, oder ist es immer nur schlecht?

Ich versuche einfach mal die Ausschlaggebenden Ereignisse zusammen zu fassen, denn im Moment spiele ich wirklich mit dem Gedanken, Allem einfach ein Ende zu setzen.
Dem ein Ende zu setzen finde ich gut, aber nicht indem du aus dem Leben scheidest, sondern indem du tätig wirst und dir Hilfe holst. Du bist ein sehr wertvoller Mensch und ich möchte gerne mehr von dir hören.

Grüsse von Juliette
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo hatte

ich bin nicht so gut im Trost spenden...

ich wollt dir nur sagen das es mir leid tut, um deine verkorkste Kindheit ..

ich weis aus eigener Erfahrung wie nachhaltig das Einen beeinflusst..

Aber, ganz sicher lohnt es sich noch zu leben

du bist noch so jung, hast das ganze Leben noch vor dir...

und diese unliebsamen Sachen (deine Schwester, dein vater ect..)

denen wirst du aus dem Weg gehen können, wenn du dein eigenes Leben leben kannst...

dann werden die negativen Erlebnisse, die dir jetzt noch wie ein unüberwindbarer Berg vorkommt, sich in ein Tal verwandeln..

und du wirst dem Leben ganz neue Seiten abgewinnen können..

Seiten, für dich es sich lohnt zu leben...


ich schick dir viel Kraft und Zuversicht..

du wirst es schaffen...:)

liebe grüße darleen:)
 
Hallo 'hatte',

was für eine Kindheit. Ich finde es um so erstaunlicher, wie bereit Du bist, Verantwortung zu übernehmen. Daß Dein Vater das einfach so annimmt und Dich auch noch schlecht dabei behandelt, finde ich schlimm.

Deine Schwester ist älter als Du, aber immer noch "zu Hause"?
Du bist jetzt 18 und kannst damit selbst bestimmen, wo Du leben möchtest. Hast Du schon mal überlegt, ob es Dir nicht gut tun würde, auszuziehen und allein oder in einer WG zu leben?

Ich finde auch, Du solltest Dir in einer Beratungsstelle Hilfe suchen! Unbedingt!

Gruss,
Uta
 
Ich danke euch allen für eure Antworten. Man trifft selten Menschen, die für ein derartiges Anliegen sich Zeit nehmen und Verständnis zeigen. Es war wohl eher aus einem Impuls heraus, "Allem ein Ende zu setzten". Ich bin momentan Psychisch einfach etwas angeschlagen. Ich werde das mit der Beratungsstelle einmal versuchen.
Und nochmals vielen Dank für eure mitfühlenden Worte!!
 
Hallo Hatte,:)

du kannst jeder Zeit hier berichten, wie es dir geht.

Man trifft selten Menschen, die für ein derartiges Anliegen sich Zeit nehmen und Verständnis zeigen.

Wenn du jetzt die ersten Schritte machst, dann werden dir sicher noch mehr Menschen begegnen, die dir helfen werden und Verständnis für dich haben.

Ich wünsche dir alles Gute und schau wieder hier vorbei, wenn du möchtest :)

Grüsse von Juliette
 
Hallo hatte,

interessante Geschichte, ich kann das sehr gut nachempfinden.

Wie geht es dir?
 
Hallo hatte

Deine Kindheitsbeschreibung klingt ja wirklich nicht gerade prächtig, trotzdem bin ich stolz auf dich dass du es so weit geschafft hast :)

Vielleicht kannst du dich auch ein wenig davon abgrenzen, ich weiß klingt vielleicht blöd...
Aber du hast sicher auch Menschen mit denen du darüber reden kannst.

Wirf auf keinen Fall dein kostbares Leben weg und lass dich auch mal gründlich medizinisch durchchecken, geh danach vielleicht auch noch zu einem Umweltmediziner, vielleicht hat deine Depression ja auch noch biologische Mitverursacher, die vielseitig sein können (Schilddrüsenprobleme,Nahrungsmittelintoleranzen,cerebrale Allergien,KPU,Umweltgifte,...um nur einige davon zu nennen.)

Dann kannst auch besser an die ganze Sache rangehen und dir eventuell auch noch einen guten Therapeuten suchen.

Viel Glück
Mara :)
 
hallo hatte,

weisst du; ich wollte dir was sagen.

in zehn jahren.
aber auch schon vorher.

weisst du?

also ich sags dir!

du wirst der bessere junge als viele andere sein!
du weisst, wie es ist, wenn man schlimmes erlebt oder erlebt hat.
und deswegen wirst du viele andere menschen besser verstehen als leute, welche nicht erlebt haben, was du erlebt hast.

klar; du kannst deiner verangenheit nachweinen und ein trauerndes jammerbündel werden.

aber ich denke nicht, dass du so wirst.
weil du bist innerlich sehr stark.
das beweist die tatsache, was du trotz allem auf die beine stellst.
ich meine; du führst neben dem abi nen ganzen haushalt, etc.

auf alle fälle kommt es nicht darauf an, was du erlebt hast, sondern darauf, was du daraus machst.
je mehr leid du erfahren konntest, um so besser weisst du, was es bedeutet, das beste daraus zu machen.

und ich sag dir eins:
du wirst einmal ein voll guter kerl werden!

bzw. bist du es schon.

und deswegen meine antwort auf deine frage:

"Lohnt es sich noch zu leben?"

ja!
für dich lohnt es sich alle mal!

du hast die chance bekommen, schon früh einen reifen geist zu bekommen.
gerade für dich lont es sich um so mehr, weil du schon so viel an dir und deiner situation gearbeitet hast, dass es schade wäre, all dein bis jetzt erreichtes aufzugeben.

klar; es ist nicht einfach für dich und auch du darfst deine tiefs haben.
das ist ganz normal.
gerade in deiner situation ist es schwerer, immer auf der höhe zu bleiben.
doch ich sag dir eins:
es lohnt sich!

alles gute und viel kraft weiterhin.

du packst das, mein junge!

und wenn du auf der kippe stehst:
wie schon von anderen gesagt:
hol dir ruhig unterstützung.
suche dir freunde, mit denen du reden kannst.
wenn dich deine schwester nervt:
du bist ja volljährig:
es ist zwar nicht lobenswert, wenn du schlechte eigenschaften deiner eltern übernimmst.
aber im alleräussersten notfall, wenn du wirklich nicht mehr klar kommst und du dein abi auf das spiel setzen tust:
hau doch auch einfach ab.

du bist fähig, ein selbstständiges leben zu führen.
das hast du in der praxis bewiesen.

so schau doch, ob du in einem studentenwohnheim oder so einen platz bekommst.
natürlich mit stipendien und das alles auf die beine zu stellen braucht auch zeit und kraft.
weil das neben dem abi wohl zu viel ist:
rede doch mal mit einem vertrauenslehrer darüber?
hast du lehrer, denen du vertraun kannst?
vielleicht kannst du zu einer familie leben gehen, bis du dein abi in der tasche hast?
such dir menschen, die dir helfen können.
oft sind sie näher als man denkt.

liebe grüsse von shelley :wave:
 
@shelley

Super Posting,das baut einem wirklich doll auf !! :lob::bang:

@hatte

Vielleicht hast du auch die Möglichkeit bei einem Freund/Bekannten oder Verwandten zu wohnen?

Ich will auch oft weg von daheim,hab zwar nicht wirklich was Schlimmes erlebt aber ich komm auch nicht gut klar mit denen....

Muss aber auch bei mir selber was tun und mein Leben in Griff kriegen, dann kann ich auch mal ausziehen...

Viel Glück :)
 
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