Stress verstärkt Gewohnheiten - und verhindert bessere Lösungen

Christiane22

Eine hochinteressante Erkenntnis, und sehr leicht anzuwenden auf Menschen:
FTD.de - Biologie: Stress macht Ratten zu Gewohnheitstieren - Forschung
Biologie
Stress macht Ratten zu Gewohnheitstieren

Wer Stress hat, handelt eher nach Schema F, als sich mit der Suche nach besseren Lösungen aufzuhalten. Versuche mit Ratten zeigen, dass dauerhafte Anspannung sogar die Struktur des Gehirns verändert und unkreativ macht.


Ständiger Stress beeinträchtigt die Entscheidungsfähigkeit von Ratten und lässt sie häufiger die bekannte statt die gerade beste Lösung wählen, berichten portugiesische Biologen im amerikanischen Fachjournal "Science" vom Freitag. Zudem verändere die wiederholte Anspannung die Gehirnstruktur.
Eduardo Dias-Frerreira und Nuno Sousa von der Universität Braga hatten 28 männliche Ratten gestresst, indem sie die Nager über drei Wochen einmal täglich unvorhersehbar ins Wasser warfen, ihren Bewegungsraum einengten oder sie für zehn Minuten mit einem stärkeren Männchen zusammensteckten. Gleichzeitig beobachteten Sie, ob die Tiere in Futterexperimenten, bei denen der wiederholte Druck auf den richtigen Knopf mit einem Nachtisch belohnt wurde, genauso gut abschnitten wie ungestresste Ratten.


Dumm durch Dauerstress

Das Ergebnis zeigte einen deutlichen Unterschied, so die Forscher: Die Ratten im Dauerstress schnitten bei den Tests zunehmend schlechter ab als ihre ungestressten Artgenossen. Sie lernten schlechter aus ihren Misserfolgen und drückten oft weiterhin die falschen Tasten, die bei früheren Experimenten zum Ziel geführt hatten. Auch im Gehirn zeigten sich Unterschiede. Bei den Ratten waren Hirnbereiche zurückgebildet, von denen bekannt ist, dass sie an zielgerichtetem Denken und logischen Entscheidungen beteiligt sind. Dagegen hatte sich eine Hirnregion vergrößert, die typisch ist für die Ausbildung von Gewohnheiten und mechanischem Verhalten.

Interessant, weil dieses Verhalten auch in der Soziologie bekannt ist und u.a. erklärt, warum in Krisenzeiten die Rückkehr zu Konservatismus ungeahnte Blüten erlebt. Die europaweiten Tendenzen zu konservativen Parteien (was wird da eigentlich konserviert, wäre die nächste logische Frage) bei der diesjährigen Europawahl sprechen hier Bände.

Wobei Stress nun wieder relativ ist. Was den einen anregt mag den anderen schon längst überfordern.

Kann der Mensch also nicht - oder selten - alleine aufgrund seiner Biologie unter Stress richtige Entscheidungen treffen?


LG
Christiane
 
Wobei Stress nun wieder relativ ist. Was den einen anregt mag den anderen schon längst überfordern.

Das scheint mir ein sehr richtiger Satz zu sein:
Jeder Mensch reagiert verschieden auf Stress. Eines scheint mir klar zu sein:
Jemand, der auf Stress mit Angst und Nervosität reagiert, wird wahrscheinlich nicht sonderlich positiv agieren können. Dadurch verstärkt sich der Stress erst recht - das ganze wird zum Teufelskreis.

Andere Menschen entwickeln sich in Stresssituationen zur Höchstform, können entsprechend "hochformig" reagieren und dadurch wieder Eu-STress entwickeln - ein erfreulicher Kreis.

Also ist es bestimmt wichtig zu lernen, Stress zu erkennen, vor allem die Mechanismen, die zu Stress führen (auch körperliche) und dann möglichst einen Weg zu finden, den Stress positiv zu nutzen.

Gruss,
Uta
 
Hier noch zwei (dank einem link in einem anderen Thread, der hier super hin passt):

3sat.online
[FONT=Arial,Helvetica]Stress macht vergesslich[/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica]Wie Cortisol unser Erinnerungsvermögen beeinflusst [/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica][...] Die wissenschaftliche Erklärung, warum man manchmal unter Prüfungsstress bestens Gelerntes nicht mehr wiedergeben kann, haben Schweizer Forscher nun herausgefunden. Eine akute Stresssituation aktiviert das sympathische Nervensystem, stimuliert das Nebennierenmark und es kommt zur unmittelbaren Freisetzung von Adrenalin. Weil das Gedächtnis sofort nach dem Stress noch gut funktioniert und dreißig Minuten später gestört ist, vermuteten die Wissenschaftler, dass das Hormon Cortisol eine wichtige Rolle spielt. Stress stimuliert aber auch andere Gehirnregionen, es kommt zur Ausschüttung von Substanzen, die über die Blutbahn in die Nebennierenrinden gelangen und das Cortisol freisetzen. [/FONT][...]

[FONT=Arial, Helvetica]Das eindeutige Ergebnis bestätigte den Verdacht der Forscher: Verglichen mit dem Scheinpräparat verringerte Cortisol die Anzahl erinnerter Wörter um durchschnittlich 35 Prozent. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Nach einem Stressereignis steigt der Adrenalinspiegel sekundenschnell an, während Cortisol erst nach dreißig Minuten seine höchste Blutkonzentration aufweist. [/FONT][...]

[FONT=Arial, Helvetica]Und was ist mit Krankheiten, die mit erhöhten Blutcortisolwerten einhergehen? Sowohl die Depression als auch die Alzheimer-Krankheit sind Zustände, in denen das Cortisol chronisch erhöht ist. Bei beiden Krankheiten kommt es zu Gedächtnisproblemen. Es könnte also durchaus sein, dass auch bei diesen Krankheiten zumindest ein Teil der Gedächtnisprobleme durch eine cortisolinduzierte Abrufblockade zustande kommt. [...][/FONT]

3sat.online
[FONT=Arial,Helvetica]Gorillas im Stress vernachlässigen Babys
[/FONT][FONT=Arial,Helvetica]Stressnachweis durch Urintest [/FONT]
[...] Die Gründe für den Stress der Gorillaweibchen seien individuell verschieden, erklärte Bahr. Allen Zootieren gemeinsam sei jedoch, dass sie sich einer Stresssituation nicht, wie dies in freier Wildbahn möglich sei, durch einen Gruppenwechsel entziehen könnten. Bahr hatte bei ihrer Studie Urinproben genommen, um festzustellen wie gestresst die Gorilladamen waren.
[...]

Stress macht also nicht nur

konservativ,

behindert also kreative Lösungen und fortschreitende Entwicklung, sondern macht nebenbei auch

vergesslich

und

stört erheblich fürsorgliche Jungenaufzucht?


:schock:


Wer also macht dann Stress - und warum, wenn´s doch so offensichtlich nicht zu Erstrebenswertem führt, frag ich mich.


LG
Christiane
 

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