Vorurteil oder unwissentlich essgestört?

Themenstarter
Beitritt
24.03.09
Beiträge
53
Hallo,

ich weiß nicht ob ich an der richtigen Stelle im Forum bin, bitte verschiebt mich falls es falsch ist.

Im Zusammenhang mit einer längeren Krankengeschichte habe ich mir vor einigen Monaten einen Therapeuten gesucht zu dem ich einen guten Draht habe und durch den ich gute Fortschritte gemacht habe. Ich hatte eine traumatische Kindheit und die arbeite ich z.Zt. auf.

Nun gibt es jedoch einen Punkt an dem wir verschiedene Sichtweisen von meinem Verhalten haben. Nicht unbedingt neu nur denke ich diesmal das es ein Vorurteil meines Therapeuten ist, dass ich als störend empfinde.

Ich bin sehr schlank (170 cm, 54 Kg), bin das als Kind immer gewesen und auch später als Erwachsene. Ich esse gern nur eben ausschließlich wenn ich echten Appetit habe, also nicht aus Langeweile, Frust oder Kummer. Mein Vater und seine Schwestern, denen ich sehr ähnlich sehe, sind ebenfalls ihr ganzes Leben dünn gewesen ohne je was dafür zu tun. Darum habe ich das nie hinterfragt.

Nun habe ich in den letzten beiden Jahren viel gesundheitlichen Stress gehabt, der einige existenzielle Probleme mit sich brachte. Dass hat mehrmals Phasen großer Ängste bei mir ausgelöst und auch eine Angststörung offenbart. Wenn ich Angst habe verschwindet mein Appetit, ich höre auf zu essen. Mein Therapeut meinte das würde jeder Mensch tun und meine Internetrecherche bestätigt das auch. Demnach sind meine Ängste eine Störung und das damit verbundene Nicht-Essen ein Symptom.

Mein Therapeut ist jedoch der Ansicht ich hätte zusätzlich zur Angststörung eine Essstörung was mich arg verunsichert. Ich habe deshalb einiges über Essstörungen gelesen, kann mich darin aber nicht erkennen, weil bei allen die gedankliche Beschäftigung mit Nahrung also z.B. was wieviele Kalorien hat, was dick macht oder was das was man gegessen hat auslöst eine große Rolle spielt. Doch mit diesen Dingen habe ich mich nicht beschäftigt bevor mein Therapeut auf die Idee kam ich könnte damit ein Problem haben.

Ich esse was ich mag wenn ich mag und soviel ich mag. Ich bloßes Dünnsein bereits eine Essstörung?

Ich hoffe ihr findet das nicht zu banal, es verstört mich ziemlich. Denn inzwischen habe ich das Gefühl gegenüber meinem Therapeuten meine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Z.B. schlug er vor kurzem vor ich könnte einen Kochkurs besuchen um den Umgang mit Nahrung als etwas positives zu erfahren. Meine Antwort dass ich sehr gerne koche und esse und für mich Nahrung grundsätzlich was positives ist tat er als Abwehr dagegen ab, mich mit dem Thema bei ihm auseinander zu setzen. Da ich die Therapie jedoch sehr ernst nehme und viele belastende Themen offen angegangen bin um für mich weiter zu kommen, verstehe ich seine Haltung nicht.

Ich möchte ihn darauf ansprechen, habe aber ein mulmiges Gefühl dabei. Leider habe ich auf dem Gebiet sehr negative Erfahrungen gemacht. Mehr als einmal bin ich von Mitschülern und später Kolleginnen für Essgestört gehalten worden weil sich irgendwie alle immer mit ihren Pfunden quälen und nicht damit klar kommen dass ich das nicht tue. Erst wird spekuliert ich würde hungern, dann wenn sie sehen können das ich ganz normal esse, wird vermutet ich würde es kurz darauf wieder erbrechen und wenn sich das auch nicht bestätigt (mir sind tatsächlich schon Menschen auf die Toilette gefolgt!!!) kommt die Idee auf ich würde entsprechende Medikamente nehmen. Spreche ich die Sache dann an, stehe ich sofort im Verdacht mir entsprechende "Ausreden" zurecht gelegt zu haben, um meine Essstörung geheim zu halten. :confused:

Daran bin ich inzwischen gewöhnt und da meine Familie und meine Freunde längst begriffen haben das ich normal esse und mein Körper normal verdaut, stört es mich auch nicht mehr so wenn Fremde komisch reagieren. Doch mein Therapeut ist für mich ein vertrauter und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, nun bei ihm auf das gleiche Vorurteil zu stoßen.

Oder ist es kein Vorurteil und ich hab ne Esstörung ohne mir dessen bewusst zu sein? Habt ihr da Ideen oder Erfahrungen zu?

LG Lilith
 
Hallo Lilith,

so, wie Du die Lage schilderst, hat der Therapeut da eine fixe Idee und keine Lust/Fähigkeit, davon wegzugehen.
Ich würde ihm einmal ganz genau schildern, wie das bei Dir mit dem Kochen und Essen ist, daß Du gerne ißt, daß Deine Verwandschaft auch schlank bis dünn ist. - Im Grunde kannst Du ihm gleich das Posting von Dir hier ausdrucken und mitbringen.

Wenn er dann immer noch an "Eßstörung" festhält, kannst Du ihn ja bitten, dieses Thema auszuklammern, weil die sonstige Arbeit mit ihm Dir gut tut. Oder Du kannst überlegen, ob Du Dir einen anderen Therapeuten suchst.

Laß Dir ja nichts einreden!

Ich kenne das Thema ganz gut von einer FReundin, die auch ganz schlank ist und immer war. Und sie kann essen, was sie will: sie nimmt kaum zu. Kommt dann eine Aufregung/STress dazu, nimmt sie sofort ab.

Andere fangen an zu futtern, wenn sie Aufregung/Stress haben. - Die Menschen sind nunmal verschieden.

Ist Dein Therapeut evtl. etwas beleibter?

Gruss,
Uta
 
Lilith,

Uta hast es treffend beschrieben, denn es klingt nach einer fixen Idee. Er hat ein Bild und steckt Dich in eine Schublade. Das ist schade. Nicht jeder übergwichtige Mensch und nicht jeder dünne Mensch hat eine Essstörung. Ich finde es schade, dass er Dir da was einreden will. Du schreibst hier sehr offen und das finde ich gut.

Den Vorschlag ihm zu sagen, dass er dieses Thema bitte ausklammern soll finde ich gut. Sage ihm ruhig, dass Du mit den Fortschritten, die Du bis jetzt gemacht hast, sehr zufrieden bist. Allerdings halte ich es für wichtig, dass man auch sagen kann/darf wenn einen etwas stört.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg.

Liebe Grüsse Manuela
 
Danke für eure Antworten. :)

Ich muss gestehen ich habe ein bisschen Angst davor das Thema bei ihm anzusprechen. Dass hat aber wahrscheinlich weniger mit ihm als mit mir selbst zu tun. Wir hatten schon einmal so einen Knackpunkt. Ich hatte einen Bandscheibenvorfall, 15 Jahre lang alle möglichen Behandlungen und trotzdem immer stärkere Schmerzen. Mein Hausarzt meinte auf dem MRT sähe es noch zu geringfügig aus um operativ was machen zu wollen, mein Therapeut meinte es hätte psychische Ursachen und eine OP wäre der falsche Weg. Als ich dann auf eigene Faust zum Neurochirurgen ging und eine Diskographie machen ließ war es auf einmal ein sehr ernste Angelegenheit und eine OP die einzig sinnvolle dauerhafte Lösung, es hatte sich raus gestellt das zwei Bandscheiben vollkommen degeneriert waren, es war nur eine Frage der Zeit bis ich irreparable Nervenschädigungen davon getragen hätte. Gegen die Meinung meines Arztes und meines Therapeuten habe ich die OP machen lassen und es war eines der besten Dinge die ich je getan habe. Ich bin seitdem beschwerdefrei, kann viele Dinge wieder tun die für gesunde Menschen selbstverständlich sind, z.B. schmerzfrei auf dem Rücken liegen, staubsaugen usw.

Doch das Vertrauen zu beiden war mächtig angeknackst. Mein Hausarzt hat es inzwischen durch grobe Fahrlässigkeit endgültig verspielt, zu meinem Therapeuten konnte ich es wieder aufbauen, denn mit dem hatte ich tatsächlich kurz vor der OP die Übereinkunft getroffen das Thema auszuklammern. Nur ist ausklammern keine echte Lösung für mich gewesen. Ich bin kein vertrauensseeliger Mensch, eher das Gegenteil. Um heil zu werden habe ich mir aber fest vorgenommen alles so offen und ehrlich zu sagen und anzugehen wie ich es nur kann.

Wenn ich dabei einem Menschen gegenüber sitze der glaubt ich würde mich gegen etwas sperren das therapeutisch wichtig wäre, fühle ich mich nicht verstanden. Verständnis ist jedoch für mich ein sehr wichtiger Grundpfeiler um mich jemandem anvertrauen zu können. Uff, wird kein Stück leichter, egal wie ich es drehe und wende.

Aber ihr habt recht, ich sollte mit ihm reden, da führt kein Weg dran vorbei. Den direkten Weg schaffe ich aber vermutlich nicht, damit bin ich zu oft auf die Nase gefallen. Frei nach dem Motto "wer sich verteidigt fühlt sich schuldig". :confused:

Danke für den "Rückenwind", den kann ich gut brauchen.

LG Lilith
 
Mit der Erfahrung aus dieser Op kannst Du doch mit stolzem Haupt zu Deinem Therapeuten gehen und ihm sagen, daß Du ein ganz gutes Gefühl für Deinen Körper und Dich hast, auch wenn es da Schwächen gibt?

Ich würde ihn evtl. ganz unschuldig fragen, wie er denn auf die Idee kommt, daß Du Eßstörungen hättest? Und dann tatsächlich genau schildern, was Du z.b. an einem Tag so ißt....

Als Hilfestellung kannst Du ihm ja wirklich diesen Thread ausdrucken :).

Gruss,
Uta
 
Ich hab leider keinen Drucker hab mir aber Notizen gemacht. Die Idee aufzuschreiben was ich normalerweise esse finde ich gut, hab ich auch schon fertig gemacht, hab morgen Nachmittag den nächsten Termin. Aber erst werde ich tatsächlich fragen wie er zu der Idee mit der Essstörung gekommen ist. Vielleicht klärt es sich da dann schon.

Inzwischen habe ich auch drüber nachgedacht wie es mit seiner Figur aussieht. Ich muss gestehen ich habe bislang nicht groß darauf geachtet, er ist für mich so eine Art Neutrum. Ich glaube wenn er seit Beginn der Therapie 5 cm gewachsen oder geschrumpft wäre dann hätte ich es nicht bemerkt.
Ich gehe da rein und genieße es das es ausnahmsweise nur um mich geht und der dafür da ist mir zu zuhören ohne das ich mir im Gegenzug seine Sorgen und Probleme anhören muss. :eek:) Aber ich denke er hat ein paar Wohlfühlpfunde drauf, eben ganz normal. Genau die Sorte Mensch eben neben dem ich tatsächlich recht dünn aussehe. :rolleyes:

Ich bin wirklich ziemlich lange sehr stolz auf die OP gewesen, zumal ich dafür reichlich Mut gebraucht habe und mir noch Wochen vorher nicht zugetraut hätte das anzugehen. Nur ist meine Figur so ein leidiges Dauerthema mit dem ich groß geworden bin, ich denk mal deshalb trifft es einen speziellen Nerv. Ich habe meine halbe Pubertät damit verbracht auf mehr Masse zu hoffen weil ich Angst hatte auch keine weiblichen Proportionen zu bekommen wenn ich nicht zulege, vielleicht sollte ich ihm davon mal was erzählen...

Danke fürs Dasein! Ich berichte danach wie es gelaufen ist.

LG Lilith
 
Hallo Lilith,

wünsche Dir eine erfolgreiche Sitzung. Was mir direkt aufgefallen ist, dass Du erst mal überlegen musstest wie Dein Therapeut eigentlich aussieht. Daran merkt man, dass für Dich solche Dinge nicht im Vordergrund stehen, dass Du Dich ständig damit beschäftigst. Ich kenne wirklich Essgestörte, die dann aber auch häufig die Figur von anderen beurteilen.

Ich finde Du bist auf einem guten Weg, das zeigt schon Deine Einstellung, dass Du selbst sagst, dass Du Fortschritte gemacht hast. Weiter so. :wave:

Liebe Grüße Manuela
 
Hallo :wave:

Etwas erstaunliches ist passiert. Ich kam nicht dazu mit meinem Therapeuten über die vermeintliche Essstörung zu sprechen. Wir hatten schon länger geplant mit Hypnose zu versuchen etwas verdrängtes aufzuspüren und am Freitag schlug er vor die erste Hypnose zu machen. Ich war Feuer und Flamme und als wir damit fertig waren war auch die Stunde schon rum. Mir fiel erst zu Hause als ich die Zettel auspackte wieder ein das ich es ganz vergessen hatte.

Ich glaube es ist für mich tatsächlich belangloser geworden weil ich mit euch darüber sprechen konnte. Vorher ist es innerlich Dauerthema gewesen, jetzt ist es nahezu verschwunden. Ich frag mich nicht mehr ob was nicht stimmt sondern kann wieder völlig unbefangen essen was ich mag ohne drüber nachzudenken.

Ich denke ich werde die Zettel zukünftig einfach dabei haben falls es nochmal wichtig wird und das Thema ansonsten zu den Akten legen. Es hat mir total geholfen mit euch darüber sprechen zu können, schön dass es euch gibt! :)

LG Lilith
 
Das freut mich sehr für Dich. Lilith :).

Ich bin ja gar nicht neugierig ;)..., aber mich würde interessieren, ob bei Dir irgendwelche alten Geschichten in der Hypnose aufgetaucht sind?
Oder hast Du erst einmal den Platz gefunden, an dem Du sicher, geborgen und wohl bist?

Grüsse,
Uta
 
Es scheint eher um letzteres zu gehen, zumindest am Anfang. Die Hypnose sollte mich zu meiner inneren Kraftquelle führen und während er sagt es könne sein das ich eine Farbe sehe, ein Symbol oder was höre, tauchte ein Davidstern vor meinen Augen auf. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet, aber es schien mir etwas zu bedeuten denn als er ankündigte nun rückwärts zu zählen und ich sei bei eins wieder "da" und würde die Augen öffenen, da empfand ich Bedauern, wollte nicht von "meinem" Stern weg.

Ich glaube mein Unterbewusstsein sperrt sich noch, ich habe Türen zuknallen gehört und hatte auch das Gefühl nicht "rein gelassen" zu werden. Aber mittels der Kraftquelle und weiterer Übungen könnte ich mir schon vorstellen da voran zu kommen. Ich hatte hinterher den intensiven Eindruck wenn ich bei oder in dem Stern bin kann mir nichts passieren und damit lässt sich bestimmt gut weiter arbeiten. :)
 
Hallo Lilith,

schön wieder von Dir zu lesen. Dann ist nun vielleicht Dein Stern aus der Hypnose Dein geheimer Wohlfühlort, wenn Du mal Entspannung usw. suchst. Ich bin gespannt wenn Du uns wieder berichtest.

Bis dahin alles Gute. :wave:

Liebe Grüße Manuela
 
Das klingt sehr gut www.fluesterstern.de/mirror/eshare/files/images/star.gif,und ich bin sicher, daß Du die nächsten Male noch weitere Hilfen finden wirst.

Grüsse,
Uta
 
Hallo,

ich weiß nicht ob ich an der richtigen Stelle im Forum bin, bitte verschiebt mich falls es falsch ist.

Im Zusammenhang mit einer längeren Krankengeschichte habe ich mir vor einigen Monaten einen Therapeuten gesucht zu dem ich einen guten Draht habe und durch den ich gute Fortschritte gemacht habe. Ich hatte eine traumatische Kindheit und die arbeite ich z.Zt. auf.

Nun gibt es jedoch einen Punkt an dem wir verschiedene Sichtweisen von meinem Verhalten haben. Nicht unbedingt neu nur denke ich diesmal das es ein Vorurteil meines Therapeuten ist, dass ich als störend empfinde.

Ich bin sehr schlank (170 cm, 54 Kg), bin das als Kind immer gewesen und auch später als Erwachsene. Ich esse gern nur eben ausschließlich wenn ich echten Appetit habe, also nicht aus Langeweile, Frust oder Kummer. Mein Vater und seine Schwestern, denen ich sehr ähnlich sehe, sind ebenfalls ihr ganzes Leben dünn gewesen ohne je was dafür zu tun. Darum habe ich das nie hinterfragt.

Nun habe ich in den letzten beiden Jahren viel gesundheitlichen Stress gehabt, der einige existenzielle Probleme mit sich brachte. Dass hat mehrmals Phasen großer Ängste bei mir ausgelöst und auch eine Angststörung offenbart. Wenn ich Angst habe verschwindet mein Appetit, ich höre auf zu essen. Mein Therapeut meinte das würde jeder Mensch tun und meine Internetrecherche bestätigt das auch. Demnach sind meine Ängste eine Störung und das damit verbundene Nicht-Essen ein Symptom.

Mein Therapeut ist jedoch der Ansicht ich hätte zusätzlich zur Angststörung eine Essstörung was mich arg verunsichert. Ich habe deshalb einiges über Essstörungen gelesen, kann mich darin aber nicht erkennen, weil bei allen die gedankliche Beschäftigung mit Nahrung also z.B. was wieviele Kalorien hat, was dick macht oder was das was man gegessen hat auslöst eine große Rolle spielt. Doch mit diesen Dingen habe ich mich nicht beschäftigt bevor mein Therapeut auf die Idee kam ich könnte damit ein Problem haben.

Ich esse was ich mag wenn ich mag und soviel ich mag. Ich bloßes Dünnsein bereits eine Essstörung?

Ich hoffe ihr findet das nicht zu banal, es verstört mich ziemlich. Denn inzwischen habe ich das Gefühl gegenüber meinem Therapeuten meine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Z.B. schlug er vor kurzem vor ich könnte einen Kochkurs besuchen um den Umgang mit Nahrung als etwas positives zu erfahren. Meine Antwort dass ich sehr gerne koche und esse und für mich Nahrung grundsätzlich was positives ist tat er als Abwehr dagegen ab, mich mit dem Thema bei ihm auseinander zu setzen. Da ich die Therapie jedoch sehr ernst nehme und viele belastende Themen offen angegangen bin um für mich weiter zu kommen, verstehe ich seine Haltung nicht.

Ich möchte ihn darauf ansprechen, habe aber ein mulmiges Gefühl dabei. Leider habe ich auf dem Gebiet sehr negative Erfahrungen gemacht. Mehr als einmal bin ich von Mitschülern und später Kolleginnen für Essgestört gehalten worden weil sich irgendwie alle immer mit ihren Pfunden quälen und nicht damit klar kommen dass ich das nicht tue. Erst wird spekuliert ich würde hungern, dann wenn sie sehen können das ich ganz normal esse, wird vermutet ich würde es kurz darauf wieder erbrechen und wenn sich das auch nicht bestätigt (mir sind tatsächlich schon Menschen auf die Toilette gefolgt!!!) kommt die Idee auf ich würde entsprechende Medikamente nehmen. Spreche ich die Sache dann an, stehe ich sofort im Verdacht mir entsprechende "Ausreden" zurecht gelegt zu haben, um meine Essstörung geheim zu halten. :confused:

Daran bin ich inzwischen gewöhnt und da meine Familie und meine Freunde längst begriffen haben das ich normal esse und mein Körper normal verdaut, stört es mich auch nicht mehr so wenn Fremde komisch reagieren. Doch mein Therapeut ist für mich ein vertrauter und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, nun bei ihm auf das gleiche Vorurteil zu stoßen.

Oder ist es kein Vorurteil und ich hab ne Esstörung ohne mir dessen bewusst zu sein? Habt ihr da Ideen oder Erfahrungen zu?

LG Lilith

Hallo,
es gab zwar schon einige gute Ratschläge, aber ich wollte auch nur etwas zusätzlich schreiben.
Wir haben in unserer Familie einen Fall von Magersucht, einen Jungen, er ist in einer Klinik und wird dort behandelt.
Er hat fast 30 Kilo abgenommen, aber was das wesentliche der Esstörung (Anorexie)ausmacht, dass er nichts anderes mehr im Kopf hat, wie Kalorien zählen, Angst zuzunehmen, eigentlich auch Hunger, aber nicht essen können, kurz der ganze Tag dreht sich nur um Nahrung. Natürlich hat er sich sehr verändert, aber eben nicht nur äusserlich, innerhalb eines halben Jahres ging es steil bergab.
So lange solche Dinge nicht vorliegen, kann man nicht von Esstörung sprechen, es gibt dünne Menschen und auch mein Freund vergisst unter Stress einfach das essen und nimmt dann ab, sieht man halt sofort, weil er von Haus auf sehr dünn ist, versteht jemand nciht, der normal essen kann oder auch aufpassen muss , dass er nicht zunimmt, aber es ist nun mal so.
Mit manchen Therapeuten kann man nicht, anpsrechen, bleibt er dabei, wechseln.
LG
Freitag
 
Hallo Freitag,

danke für den Bericht. So langsam festigt sich in mir die Überzeugung dass ich definitiv nicht anorektisch bin. Gerade diese fortwährende Beschäftigung mit dem Thema Nahrung geht mir ab, bzw. hat es getan bis mein Therapeut davon anfing. Was du beschreibst weckt in mir ganz deutlich das Gefühl sehr weit von Magersucht entfernt zu sein. Ich habe zwar während der Therapie zweimal recht schnell fünf bis sechs Kilo verloren, hatte aber beide Male großen Stress und das verlorene Gewicht kam nach dem Stress von allein wieder.

Hört sich heftig an was deinem Verwandten passiert ist, ich hoffe sie bekommen das in der Klinik in den Griff.

Bei meinem Therapeuten warte ich ab wie es sich entwickelt. Fürs Erste ist bei mir wieder alles okay. Ich habe nicht mehr das Gefühl mit meinem Essverhalten könnte irgendwas nicht stimmen dass mir nicht bewusst ist.

Sollte das später mal zum konkreten Thema werden, hab ich nun zwei Sachen "auf der Hinterhand". Zum einen Notizen und Anregungen aus diesem Thread und zum anderen den Kommentar meines Neurochirurgen nach der OP. Er bat mich inständig keinesfalls zuzunehmen *staun*, dass war echt neu für mich. Es sieht so aus als sei mein ziemlich feingliedriger Knochenbau und insbesondere mein Rücken nicht dafür geschaffen viel Gewicht zu tragen. Laut dem Chirurgen habe ich mein persönliches Idealgewicht. :)

Gut zu wissen dass mein Körper sich das selbst aussucht und ich da keine unbemerkte Magersucht entwickelt habe. Wenn ich jetzt ans Essen denke konzentriert sich das wieder auf "was mach ich zum Abendbrot" und "muss ich dafür noch was einkaufen". ;)

Edit: Ich glaub zu Hypnose guck ich hier mal ob ich was finde, bzw. nen neuen Thread aufmache. Dass ist soooo interessant, glaub da wird mir das Plaudern richtig Spaß machen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Freitag,

danke für den Bericht. So langsam festigt sich in mir die Überzeugung dass ich definitiv nicht anorektisch bin. Gerade diese fortwährende Beschäftigung mit dem Thema Nahrung geht mir ab, bzw. hat es getan bis mein Therapeut davon anfing. Was du beschreibst weckt in mir ganz deutlich das Gefühl sehr weit von Magersucht entfernt zu sein. Ich habe zwar während der Therapie zweimal recht schnell fünf bis sechs Kilo verloren, hatte aber beide Male großen Stress und das verlorene Gewicht kam nach dem Stress von allein wieder.

Hört sich heftig an was deinem Verwandten passiert ist, ich hoffe sie bekommen das in der Klinik in den Griff.

Bei meinem Therapeuten warte ich ab wie es sich entwickelt. Fürs Erste ist bei mir wieder alles okay. Ich habe nicht mehr das Gefühl mit meinem Essverhalten könnte irgendwas nicht stimmen dass mir nicht bewusst ist.

Sollte das später mal zum konkreten Thema werden, hab ich nun zwei Sachen "auf der Hinterhand". Zum einen Notizen und Anregungen aus diesem Thread und zum anderen den Kommentar meines Neurochirurgen nach der OP. Er bat mich inständig keinesfalls zuzunehmen *staun*, dass war echt neu für mich. Es sieht so aus als sei mein ziemlich feingliedriger Knochenbau und insbesondere mein Rücken nicht dafür geschaffen viel Gewicht zu tragen. Laut dem Chirurgen habe ich mein persönliches Idealgewicht. :)

Gut zu wissen dass mein Körper sich das selbst aussucht und ich da keine unbemerkte Magersucht entwickelt habe. Wenn ich jetzt ans Essen denke konzentriert sich das wieder auf "was mach ich zum Abendbrot" und "muss ich dafür noch was einkaufen". ;)

Edit: Ich glaub zu Hypnose guck ich hier mal ob ich was finde, bzw. nen neuen Thread aufmache. Dass ist soooo interessant, glaub da wird mir das Plaudern richtig Spaß machen!

Hallo,
verlass Dich auf Dein Gefühl, das sagt Dir schon das richtige. Bei unserem Jungen haben es einige nicht erkannt, dass er magersüchtig ist, weder Arzt, noch ein Psychotherapeut, erst bei einer Untersuchung wurde es klar und uns war es eigentlich bewusst.
Manchmal ist es zum heulen auf was für Ignoraten man stösst, denn dass man einen von Haus auf dünneren Menschen gleich in die Ecke von Magersucht stellt, zeugt auch von wenig wissen über diese schwere Erkrankung.
Alles Gute
Freitag
 
Hallo Freitag,

ja dass war es auch was mich so beunruhigt hat. Ich hatte eine Mitschülerin, die während der Schulzeit immer etwas pummelig war. Nach der Schule haben wir uns aus den Augen verloren und ich hörte sie sei magersüchtig. Sie ist letzten Endes daran gestorben was mich sehr erschüttert hat. Essstörungen sind keine Kleinigkeit sondern lebensgefährlich, darum wollte ich der Sache für mich auf den Grund gehen. Ich denke über alles was mein Therapeut anregt sehr gründlich nach, denn meist hat er recht und bringt mich damit auf neue Wege. Im Vergleich zu dem was ich bis jetzt erfahren habe gibt bei mir aber alles innerlich Entwarnung. :)

Hallo Uta,

danke für die Links. Das Thema ist für mich super spannend, nicht erst seit ich selbst erste Erfahrungen damit sammle.

LG Lilith
 
Hallo Freitag,

ja dass war es auch was mich so beunruhigt hat. Ich hatte eine Mitschülerin, die während der Schulzeit immer etwas pummelig war. Nach der Schule haben wir uns aus den Augen verloren und ich hörte sie sei magersüchtig. Sie ist letzten Endes daran gestorben was mich sehr erschüttert hat. Essstörungen sind keine Kleinigkeit sondern lebensgefährlich, darum wollte ich der Sache für mich auf den Grund gehen. Ich denke über alles was mein Therapeut anregt sehr gründlich nach, denn meist hat er recht und bringt mich damit auf neue Wege. Im Vergleich zu dem was ich bis jetzt erfahren habe gibt bei mir aber alles innerlich Entwarnung. :)



Hallo Uta,

danke für die Links. Das Thema ist für mich super spannend, nicht erst seit ich selbst erste Erfahrungen damit sammle.

LG Lilith

Hallo,
es fängt oft damit an, dass sich die Mädels oder Jungs zu dick fühlen oder auch sind, bei unserem war es auch so. Dann hören sie nicht mehr auf zu fasten und finden sich selbst mit starkem Untergewicht noch zu dick, der Grund der Anorexie sind eigentlich starke Ängste, ein Druck oft, dem sie sich nicht gewachsen fühlen, aber ohne Behandlung führt das tatäschlich in vielen Fällen zum Tot und selbst mit Behandlung sterben 15%, aber man hat uns gesagt, je früher es erkannt wird, desto besser kann man es therapieren.
Und daran klammere ich mich.
Aber ich bin mir sicher, dass Dich Dein Gefühl nicht trügt! Man kann hier in diesen Forum ja nur von seinen Erfahrungen berichten, denn die meisten sind Laien (denke ich) und jeder der Antworten sucht, muss sie dann für sich finden.
LG
Freitag
 
Hallo Lilith,

ich denke auch, dass Dein Gefühl Dich nicht trügt!

Es ist genau wie Freitag es beschreibt.

aber was das wesentliche der Esstörung (Anorexie)ausmacht, dass er nichts anderes mehr im Kopf hat, wie Kalorien zählen, Angst zuzunehmen, eigentlich auch Hunger, aber nicht essen können, kurz der ganze Tag dreht sich nur um Nahrung. Natürlich hat er sich sehr verändert, aber eben nicht nur äusserlich, innerhalb eines halben Jahres ging es steil bergab


Ich habe sehr viele Jahre unter Essstörungen gelitten. Es fing mit einer Magersucht an, als ich 12 Jahre alt war...

Der Hunger ist grausam, aber man nimmt ihn in Kauf. Selbst beim Aufkleben von Briefmarken, habe ich überlegt, ob ich sie anlecken kann. :eek:
Es drehte sich alles um Kalorien und die Angst zuzunehmen.

Zitat von Freitag: der Grund der Anorexie sind eigentlich starke Ängste, ein Druck oft, dem sie sich nicht gewachsen fühlen,

Ich habe vor ein paar Jahren, einen Artikel über Essstörungen gelesen, er hieß -Der Hunger nach Liebe-. Ich fand diesen Titel damals absolut treffend.

Alles Gute!

Viele Grüße Luki
 
Hallo,

danke für euren Zuspruch. :)

Was ihr schreibt ist wirklich deutlich. Also deutlich im Sinne von "mit dem Verhalten kann ich mich nicht identifizieren also halte ich mich nicht für gefährdet."

In der Pubertät hatte ich eine Phase wo ich mir sehnlichst gewünscht habe mehr Gewicht zu haben und auch versucht habe mich ein wenig zu "päppeln". Denn ich war sehr klein und ohne weibliche Rundungen weshalb ich zwei Jahre jünger aussah was mir natürlich überhaupt nicht gefiel. Es hat nicht funktioniert, wenn mir das Essen keinen Spaß mehr macht werde ich zur Furie, kann mir selbst nicht auf den Pelz gucken, also gab ich es auf da was ändern zu wollen. Gewachsen bin ich dann trotzdem noch. ;)

Ich drück euch beiden die Daumen. Bei allem was ich darüber lese habe ich das Gefühl wer einmal damit zu tun hatte ist sein Leben lang gefährdet, ist das so?

Die Idee mit der Briefmarke finde ich krass, aber nachvollziehbar. Luki du brauchst darauf nicht zu antworten aber ich frag einfach mal. Hast du in dieser Zeit gewusst dass du krank bist, es aber beseite geschoben oder fallen einem solche Dinge erst auf wenn man bereits ein Stück weit da raus kommen konnte?

Ich wünsch euch sonnige Ostertage!
LG Lilith
 
Oben