Väter und Kinder: eine wichtige Beziehung, vor allem für Kids

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Die Position und Bedeutung von Vätern in der Familie haben sich in den letzten Jahren verändert. Es gibt mehr Väter heute, die sich in die Familie einbringen, frühere "Frauenpflichten" übernehmen und so eine wesentlich stärkere Beziehung zum Baby bzw. Kleinkind aufbauen können als früher. Trotzdem gibt es immer noch viele Kinder, die ohne Vater überhaupt aufwachsen oder mit Vätern, die keine Zeit für sie haben.

Dabei ist es so wichtig für die Kinder, mit Vater und Mutter Kontakt zu haben und so das Verhalten von beiden kennen zu lernen bzw. es zu übernehmen.

Das wird in diesem Artikel in der SZ beschrieben:

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"Ob und wie sehr sich der Vater in den ersten Jahren des Kindes emotional einbringt, beeinflusst das Verhalten von Kindern und Jugendlichen ganz ungemein", sagt Charles Opondo von der Universität Oxford. Er hat an mehr als 6000 Kindern untersucht, wie sich die Rolle des Vaters auf ihre spätere Entwicklung auswirkt.

Dabei zeigte sich, dass Kinder im Alter von neun und von elf Jahren seelisch stabiler waren und sich seltener verhaltensauffällig zeigten, wenn ihre Väter sich in ihrer Rolle wohlfühlten, dem Kind zugewandt waren und Verantwortung in der Betreuung übernahmen. Psychische Probleme und soziale Schwierigkeiten traten um immerhin 14 Prozent seltener auf als bei Kindern, deren Väter sich wenig einbrachten und ihrer Rolle unsicher waren.

"Ein Königreich für einen Vater, der für sein Kind da ist, in emotionalem Kontakt mit ihm steht und sich engagiert", sagt Karl Heinz Brisch, Psychiater und Experte für Bindungsstörungen am Haunerschen Kinderspital der Universität München. "Väter haben eine andere Art, mit Kindern umzugehen, sie spielen anders als Mütter, sie füttern und pflegen anders und sind anders sensibel. Das ist genauso wichtig für Jungen wie Mädchen."
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Erziehung - Stark fürs Leben - Politik - Süddeutsche.de

Grüsse,
Oregano
 
Dabei ist es so wichtig für die Kinder, mit Vater und Mutter Kontakt zu haben und so das Verhalten von beiden kennen zu lernen
Hallo Oregano,

eigentlich ist das eine Binsenweisheit, aber es braucht wohl Wissenschaft, um es zu bestätigen ;) und wieder in Erinnerung zu bringen.

Eher als Anekdote: als in den 60er/70ern die Damen BH-schwenkend mit Demos von sich reden machten, lernte ich einige kennen, die zwar Kinder haben wollten, aber keine feste Beziehung oder gar Heirat in Betracht zogen. An ein Kind zu kommen, war ja nicht schwer. Was aus diesen Kindern wohl geworden ist?

Derzeit erlebe ich ein anderes Extrem, verheiratetes Paar, beide interessiert vorrangig ihre berufliche Karriere - haben es auch schon recht weit gebracht, zwei Kinder, schon mit 3 Monaten ganztags in Pflege gegeben. Die Kinder sehen sie nur abends, wenn sie müde nach Hause kommen und am Wochenende. Aber auch das oft nicht, wegen gesellschaftlicher Verpflichtungen oder Geschäftsreisen. Das war von Anfang an so geplant, was ich betonen möchte. Mir deucht, daß es noch mehr solcher Paare gibt...

Es gibt immer wieder Umstände, bei denen nur ein Elternteil vorhanden ist, wegen erforderlicher Berufstätigkeit, dann wenig Zeit für das Kind bleibt. Das war aber nicht so vorgesehen, sondern entstand durch Scheidung, Tod eines Partners oder aus anderen Gründen, die nicht gewollt waren. Meines Erachtens ein großer Unterschied zu o.g. Fall.

Gruß,
Clematis
 
eigentlich ist das eine Binsenweisheit

Hallo Clematis,

ja, das könnte man meinen. Aber wenn man sich mal anschaut, welche Nähe Väter zu ihren Kindern über eine lange Zeit hatten, ist es doch keine Binsenwahrheit sondern eher ein Thema, das zur Zeit gute Chancen hat, ins Bewußtsein zu kommen. Vielleicht deshalb auch ein Thema, das gerade erforscht wird. Dazu kommt noch, daß die Studie ja aus England kommt. Da weiß ich nicht, ob dieses Thema evtl. noch aktueller und akuter ist als hier bei uns?

Bis in die 60iger Jahre waren doch die Väter eher als Ernährer der Familie definiert. Es gab doch viele Familien z.B. , wo die Frau den Kindern bei irgendwelchen "Unartigkeiten" ankündigte: "Warte nur, wenn Papa nach Hause kommt heute abend...". Dann war dann der Vater oft der Nichtvorhandene bzw. der Mächtige und Strafende.
Erst in den 60/70igern hat sich dieses Verständnis verändert, und zwar im Zuge der Veränderung der autoritären Familienstruktur durch die Aufarbeitung des 3. Reiches, durch das neue Rollenverständnis von Frauen in der Berufstätigkeit, durch die Pille usw. usw.

Soooo lange ist das noch nicht her.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

hier die Original-Studie und eine weitere Veröffentlichung dazu:

Results 3 factors were identified in the factor analysis:
Factor 1 described fathers’ emotional response to the child;
factor 2 measured the frequency of fathers’ involvement in domestic and childcare activities;
factor 3 characterised fathers’ feelings of security in their role as parent and partner. ...
Factor 2 was not associated with the outcome.
Father involvement in early child-rearing and behavioural outcomes in their pre-adolescent children: evidence from the ALSPAC UK birth cohort -- Opondo et al. 6 (11) -- BMJ Open
Three key factors were shown to have a particularly strong influence on their children's SDQ scores:
  1. The father's emotional response to the newborn and their parenting role
  2. How much time the father spent directly caring for the child
  3. Confidence level - how they adjusted to their role as father.
"The findings of this research study suggest that it is psychological and emotional aspects of paternal involvement in a child's infancy that are most powerful in influencing later child behavior, and not the amount of time that fathers are engaged in childcare or domestic tasks in the household.
"https://www.medicalnewstoday.com/articles/314267.php
Interessant dabei ist, daß die Zeit, die Väter mit den Kindern verbrachten bzw. mit deren direkter Pflege, auf das Ergebnis keinen Einfluß hatte. Das wird in der SZ gar nicht erwähnt.

Ausschlaggebend waren die emotionalen Reaktionen und wie sicher sich der Vater in seiner Rolle fühlte.

Dr. Charles Opondo hat einen internationalen Hintergrund und befaßt sich mit mehreren Aspekten, die Kinder betreffen, u.a. medizinischen, Versorgung und Krankheiten:
Charles Opondo | London School of Hygiene and Tropical Medicine | LSHTM

In England ist das Klassensystem wahrscheinlich, im Vergleich zu Deutschland, noch ausgeprägter, wenn sich dieser Zustand auch in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat. In der High Society war es in den 60ern üblich, daß Jungen mit 5 Jahren nach Eton kamen, Mädchen mit 7-10 in ensprechende Mädchenschulen. Die Verhältnisse in der Middle- und Lower-Class waren völlig andere.

Gruß,
Clematis
 
Hallo,

ich möchte die Petition gerne hier dranhängen:

Kinder haben ein Recht auf Kontakt zu beiden Eltern auch nach einer Trennung. Wir fordern sofortige Umsetzung des BGH Urteils vom 1.2.2017 an den deutschen Familiengerichten
Wir fordern dazu die Abschaffung des schwammigen Begriffes Kindeswohl.
Kindesentfremdung muß als Straftatbestand anerkannt werden.
GG Art. 6 Abs 4 gehört abgeschafft oder zumindest das Wort Mutter ersetzt duch Vater, Mutter und Kinder. (...)

Hier weiterlesen und unterschreiben:

https://www.change.org/p/bundesregi...2017-zum-wechselmodell-an-deutschen-gerichten


Viele Grüsse
Schwester E
 
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