Wirkliche Schizophrenie oder was anderes?

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Hallo,

vor 2 1/2 Jahren hatte meine Mutter einen Herzinfarkt, und als sie nach Hause kam, war sie teilweise abwesend und reagierte verlangsamt. Teilweise wurden die Medikamente ausgetauscht, um zu sehen, ob es eine Nebenwirkung sein könnte. Nach dem dritten Krankenhausaufenthalt wurde es ganz schlimm, und sie wurde total verwirrt. Seit 2 Jahren bekommt sie Zyprexa, doch ich habe nicht das Gefühl, dass es ihr hilft. Sie hat weiterhin: Angst im Dunklen, allgemeine Angstzustände, Schlafstörungen und Unruhe. Tagsüber ist sie recht normal, braucht aber viel Bestätigung, weil ihr eigenes Denkvermögen nicht richtig funktioniert. Sie war übrigens 59 Jahre alt, als sie den Herzinfarkt hatte, was ein untypisches Alter für eine Schizophrenie sein soll.

Was können wir noch überprüfen lassen? Der KPU-Test war negativ, Entgiftungen kann man sie nicht so leicht, da sie Dialysepatientin ist. Vielen Dank für Eure Ideen und Ratschläge. Momentan ist sie übrigens im Krankenhaus, weil ihr alle Zähne gezogen wurden ( Zahnschmerzen, abgebrochene Zähne und keiner der übrigen Zähne erhaltungswürdig )

Lara
 
Schonmal über eine mögliche Borreliose nachgedacht? Diese Infektion kann unter anderem das Herz angreifen und die Psyche total ruinieren. Demenz und Alzheimer wurden auch schon im Zusammenhang mit Borreliose gesehen:
Demenz verschwand nach Antibiotika-Therapie

Mehr Infos findest du im Einsteigerbeitrag in der Borreliose-Rubrik.

LG, Mungg
 
Hallo Lara,

Du gibst zu den Beschwerden Deiner Mutter u. a. folgendes an:
Sie hat weiterhin: Angst im Dunklen, allgemeine Angstzustände, Schlafstörungen und Unruhe. Tagsüber ist sie recht normal, braucht aber viel Bestätigung, weil ihr eigenes Denkvermögen nicht richtig funktioniert. Sie war übrigens 59 Jahre alt, als sie den Herzinfarkt hatte, was ein untypisches Alter für eine Schizophrenie sein soll.
Bei der Krankheit, die ich habe, kann man alle diese Beschwerden haben bzw. bekommen, wenn die Kranheit nicht rechtzeitig entdeckt wird.
Die Krankheit heißt Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit).

Hier habe ich gerade zur Schizophrenie, der Depression (=Angstzustände) und den kognitiven Störungen (schlechtes Denkvermögen) eine Fundstelle aus den Leitlinien zu dieser Krankheit:
AWMF online - Leitlinie Neurologie: Morbus Wilson
Psychiatrische Symptome sind sehr variabel und umfassen Persönlichkeitsveränderungen, kognitive Störungen und Depression bis zur Schizophrenie.

Die Leber kann bei dieser Krankheit Kupfer nicht ausscheiden und es reichert sich so nach und nach in der Leber an bis sie es nicht mehr speichern kann. Dann geht das Kupfer über das Blut weiter und schädigt so nach und nach die Organe, das Gehirn, die Nieren, die Augen, das Herz, das blutbildende System, die Bauchspeicheldrüse, die Gallenfunktion, etc. etc.
Die Krankheit ist angeblich seltener, wobei die Angaben zur Häufigkeit nicht sehr fundiert sind (wie sollte man auch genau sagen können, wieviele Menschen die Krankheit wirklich haben?).
Man geht von einer sehr hohen Dunkelziffer bei der Krankheit aus, eben weil sie noch nicht so bekannt ist bei den Ärzten. Nur rd. ein Drittel der Betroffenen soll bisher diagnostiziert worden sein, die übrigen 2 Drittel wissen noch nichts von ihrer Krankheit.
Die Krankheit wurde relativ spät entdeckt, die Gene, die sie verursachen fand man erst ca. 1992.
Die Krankheit ist also eine genetische Krankheit und man bekommt sie, wenn man vom Vater und der Mutter je einen Gendefekt für die Krankheit "erbt". Jeder Mensch hat 2 Chromosomensätze und kann daher maximal 2 Gendefekt für die Krankheit haben, d. h. bei 2 Gendefekten hat man die Krankheit. Hat man nur einen Gendefekt ist man Genträger bzw. Überträger und kann dann abgeschwächte Symptome bekommen.

Die Krankheit kann unterschiedliche Formen haben:
-Es gibt Fälle, die eher hepatisch sind, also leberbetonte Probleme haben.
-Dann gibt es Fälle, die hepatisch-neurologisch und/oder hepatisch/psychiatrisch verlaufen und
-schließlich gibt es Fälle, die fast nur neurologisch und/oder psychiatrisch verlaufen.

Die Verlaufsform wird durch den Gendefekt bestimmt und man kennt mittlerweile fast 400 verschiedene Genmutationen bei dieser Krankheit. Kein Fall soll dem anderen gleichen, sagen einige Experten.


Es gibt ein paar Blutwerte, neben evtl. erhöhten Leberwerten, die bei M. Wilson auffälliger sein können und die Du vielleicht nachsehen kannst:

Alkalische Phosphatase (AP):
Sie ist bei der Krankheit meist im unteren Normbereich.

Alpha-2-Globulin in der Eiweiß-Elektrophorese:
Der Wert kann im unteren Normbereich oder darunter sein.

Harnsäure im Serum:
Sie ist oft niedrig normal oder gar erniedrigt. Wie sich dieser Wert bei Dialysepatienten evtl. verändert, weiß ich allerdings nicht.

Phosphor:
Kann auch niedrig sein.

Zink:
Kann niedrig oder zu niedrig sein.


Hier ein paar Links zu der Krankheit:
AWMF online - Leitlinie Neurologie: Morbus Wilson
www.hc-forum.net/eurowilson/?page=0&sousPage=0&langue=de
MorbusWilsonEV
mit Liste von Fachärzten

Und hier im Forum ist unter "Erbkrankheiten" auch eine Rubrik für die Krankheit.


Wenn Deine Mutter mal ein paar Werte zur Diagnostik bestimmen lassen willst, sollte sie folgende bestimmen:
Kupfer im Serum
Coeruloplasmin im Serum
(aus beiden kann man das sog. freie Kupfer errechnen)
24h-Urinkupfer (ob dies allerdings wegen der Dialyse verfälscht sein kann, weiß ich nicht).

Die Krankheit ist, wenn man sie rechtzeitig findet, gut behandelbar. Im fortgeschrittenen Stadium hilft oft nur eine Lebertransplantion. Diese hat den Vorteil, dass die Patienten danach geheilt sind. Sie müssen aber dann lebenslang die Medikamente nehmen, die eine Abstoßung verhindern.

Gruß
margie


Nachtrag:
Man kann evtl. noch den sog. Kayser-Fleischer-Ring im Auge von einem guten und sehr erfahrenen Augenarzt ausschließen lassen. Dieser Ring bildet sich bei ca. 60 % der Patienten und er ist ein Zeichen des Endstadiums der Krankheit. Wenn der Ring vorhanden wäre, wäre das so gut wie die Diagnose. Ist er aber nicht vorhanden, so kann man die Krankheit dennoch haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Lara,

warum hängt Deine Mutter an der Dialyse?
Hängt der Herzinfarkt damit zusammen?

Bei einer Dialyse verliert der Körper ja auch eine Menge an Spurenelementen und wahrscheinlich auch Vitaminen. Insofern würde ich unbedingt Kalium, Calcium, Eisen, Ferritin, Vitamin B6, Vitamin B12 und andere (?) bestimmen lassen, falls das nicht sowieso im Rahmen der Dialyse gemacht wird.

Es ist natürlich auch schwierig, viel gutes Wasser zu trinken, um alles mögliche auszuschwemmen, wenn man an der Dialyse hängt. Ist schon darüber gesprochen worden, was man in der Beziehung tun könnte?

Gruss,
Uta
 
Danke für die ersten Hinweise. Ich werd mich einlesen.

An der Dialyse ist sie seit 7 Jahren, ach und was ich vergessen hatte, im Entlassungsbericht stand auch, das sie Morbus Waldenström hat. Seltsamerweise wurde ihr dafür, keine Medikamente empfohlen/verabreicht.

Eisen, Vitamin C und eine VitaminB-Komplex bekommt sie.
 
Hallo Lara,

(noch) keine Therapie bei Morbus Waldenström?
Ich befasse mich gerade wegen meiner Mutter mit ähnlichen bösartigen Krankheiten wie dieser und habe gelesen, dass man mit der Chemotherapie erst beginnt, wenn typsiche Symptome auftreten.
Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und den Problemen des Patienten. Anfänglich, wenn nur die Laborwerte auffällig sind und sich ein Paraprotein nachweisen läßt, sollte man gar nichts machen.
siehe
Morbus Waldenstrm

Vom Plasmozytom, einer ähnlichen Krankheit, weiß ich, dass man dialysepflichtig davon werden kann und ich lese gerade, dass auch M. Waldenström einen Ausfall der Nieren nach sich ziehen kann.
Vielleicht ist die Chemotherapie daher wegen der Nieren bzw. der Dialyse bei Deiner Mutter nicht machbar?

Aber so eine schlimme Krankheit kann natürlich auch viele ihrer Beschwerden erklären, je nachdem welche Organe diese Krankheit befallen hat. Jedenfalls sind Konzentrationsstörungen etc. wohl von dieser Krankheit:
Ein weiteres Problem beim M. Waldenström ist die Tatsache, daß die bösartigen Lymphozyten ("das Lymphom") sich im Körper ausbreiten und verschieden Organe (Knochenmark, Magen-Darm-Trakt, Lunge, Niere, Gehirn) befallen. Das äußert sich in Husten, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Luftnot, Flüssigkeitsansammlungen im Rippenfell, Durchfällen, Störungen in der Nahrungsaufnahme, Hautverändrungen, Konzentrationsstörungen bis zur Verwirrtheit und vielem mehr.
siehe
Morbus Waldenstrm

Ich würde den Ärzten Deiner Mutter über ihre Symptome, die Du bemerkst, berichten, damit diese evtl. rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, die die Beschwerden Deiner Mutter lindern können.

Lese mal die Hinweise in dem oben angegebenen Link. Es ist darin auch eine Blutstammzelltransplantation angesprochen, die evtl. möglich sein soll, aber von bestimmten Voraussetzungen abhängt.

Gruß
margie
 
Hallo Lara,

habe selbst Schizophrenie und sage aus diesem Blickwinkel etwas dazu.
In der Regel erkrankt man daran zwischen 18 und 35 Jahren erstmalig.

Die Diagnose der Schizophrenie ist eher eine pauschale, die Krankheit kann sehr verschieden in Erscheinung treten, sogar bei ein und demselben Patienten sehen zwei verschiedene Schübe verschieden aus.

Symptome einer Schizophrenie können auch durch Vergiftungen und Drogen ausgelöst werden und sich dann wieder zurückbilden.

Schwierig, hier einen Tip zu geben, ich würde auf jeden Fall weitere Untersuchungen machen lassen.
Wurde denn auch ein Computertomogramm vom Kopf gemacht?

Trat denn die Verwirrung plötzlich auf oder hat es eher langsam angefangen?
Inwiefern kannst Du Dich mit Deiner Mutter unterhalten oder ist das schon schwierig geworden?
Dann kann Sie sagen, wie/wann es angefangen hat und wie sie sich mit den Medikamenten fühlt.

Ich habe auch schon von einem Fall gehört, da wurde einem älteren Krankenhauspatienten nicht genügend Flüssigkeit gegeben, auch Wasserverlust führt zu Verwirrung.
Oder gab es Narkosen, die Sie nicht vertragen hat?

Erst würde ich versuchen, die einfachen Sachen abzuklären, wenn da nichts auffällt, ist es vielleicht doch etwas Seltenes.

Gruß,

Nebel71
 
Was mir noch einfällt: nimmt Deine Mutter evtl. ein Psychopharmakum? Das wird gerne verschrieben, damit die PatientInnen etwas ruhiger werden und etwas mehr Abstand von ihren Schmerzen haben können.
Leider wirken die Psychopharmaka nicht immer positiv.

Gruss,
Uta
 
Hallo,

die ersten Anzeichen waren nach dem Herzinfarkt schnell da. Meine Mutter war zwei Wochen da, für mich erschien sie normal, die Ärzte aber fragten, ob sie verwirrt wäre. Sie sollte dann in die Reha könnte aber das Gerät für ihre Bauchfelldialyse nicht bedienen, ich bin zwei Mal hin, um sie anzuschließen und hab gemerkt, dass sie nicht richtig ansprechbar ist. Zuhause war sie fast normal, außer dass sie plötzlich eine Viertel Stunde starr irgendwohin schaute, dann zu sich kam und mich fragte, ob sie gerade abwesend war. Es wurde auch ein Natriummangel und ein leichter Kaliummangel festgestellt.

Beim zweiten Krankenhausaufenhalt wurde sie auf Alzheimer geprüft und ein CT gemacht.Als sie nach Hause kam hatte Psyche verschlimmert und sie begann Unsinn zu erzählen, der vor allem im Zusammenhang mit der nächtlichen Dialyse stand. Sie bekäme ein Kind etc. In einer Nacht riss sie den Dialyseschlauch auseinander. Das örtliche Dialysezentrum erneuerte ihn, aber sie bekam starke Bauchschmerzen. Ich brachte sie dann ins Krankenhaus, weil ich Angst hatte, dass sie eine Bauchfellentzündung hat.

Beim diesem dritten Aufenhalt gab man ihr ungefragt Tavor und Zyprexa, auf Tavor reagiert sie mit totaler Unruhe. Das war Anfang Oktober, also ca. 2-3 Monaten nach dem Herzinfarkt. Meine Mutter hatte vor den Leute auf der Station totale Angst, verweigerte die Nahrung und stieg sogar aus dem Fenster.

Zuhause hatte sie starke Entzugserscheinungen mit Wahnvorstellungen, durch einen Kaliummangel kam sie in einen katatonen Zustand und mußte wieder ins Krankenhaus. Zum Glück auf eine andere Station. Sie wurde künstlich ernährt und auf Zyprexa 10 mg eingestellt. Laium- und Natriummangel wurden ausgeglichen und sie kam nach a. 2 Wochen wieder nach Hause.

Sie war teilweise ruhiger, hatte aber immer noch die Angstproblematik in der Nacht. Im Februar ging es nochmal ins Krankenhaus, um einen Shunt für die normale Dialyse (Blutwäsche ) legen zu lassen, hier wurde sie auf 15 mg Zyprexa eingestellt.

Dadurch dass sie nicht mehr jede Nacht dialyste, sondern nur 3 Mal in der Woche, wirkte das Zyprexa zu stark. Meine Mutter reagierte nicht auf Bitten, wenn sie nach der Tasse greifen wollte, griff sie nach den Shunttrainingsball und versuchte daraus zu trinken. Nach Absprache mit der Dialyse reduzierte ich auf 12,5 mg. Im April brach sich meine Mutter das Bein.

Momentan bekommt sie im Sommer 2,5 mg und im Winter 5 mg Zyprexa täglich. Das hat sich seit Sommer 2007 bewährt. Sie ist ansprechbar und hat wieder Lebensfreude. Übrigens meine Bitten mal etwas anderes als Zyprexa wurden jedes Mal abgewiesen.
 
Hallo Lara,

meine Fragen:

1. warum bekommt deine Mutter Dialysen?

2. wurde schon einmal wegen des Beinbruches auf Osteoporose untersucht und das Parathormon bestimmt?

3. wie lautet der Befund des CT's vom Kopf?

Meine Überlegung:

Bei Osteoporose ist das Parathormon erhöht. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel ein Calciummangel in Verbindung mit einem Vit D - Mangel vorliegt. Lange Zeit bleibt dies unentdeckt und kann schleichend zur Niereninsuffizienz und Osteoporose führen. Gleichzeitig kann das Nervensystem davon betroffen werden. Dr. Höck brachte einen Calciummangel mit Parathormonerhöhung mit psychotischen Zuständen ihrer Patienten in Verbindung . Da deiner Muttter kürzlich alle Zähne gezogen wurden, wurde der Knochenstoffwechsel stark angeregt. Dies kann zu einer Parathormonerhöhung führen und bei einem Calciummangel wie bereits erwähnt, psychotische Zustände auslösen.
Bei Alzheimer treten auch manchmal Psychosen auf.

Viele Grüße, Anne B.
 
Die längere Dunkelheit steigert gleich ihre Angstzustände. Habe tatsächlich im Forum Licht und Farbe interessante Infos gefunden u.a. Natürliches Sonnenlicht verhindert Depressionen und Angstzustände. Erstes wußte ich, das zweite nicht. Sie kommt kaum raus, darum werd ich es mal, mit dem Vollspektrum Tageslicht Lampen probieren.
 
Hallo Anne,

die eine Niere war nicht angelegt, die andere ist im Laufe der Zeit geschrumpft.

Das CT war unauffällig.

Parathormon gehört zu Nebenschilddrüse nicht? Sie hatte schon vor dem Herzinfarkt einen Nebenschilddrüsenüberfunktion und bekam 1 x Monat ein Vitamin D Präparat 20.000 i.E.. Seit sie die Dialyse nicht mehr zu Hause macht, bekommt sie es direkt auf auf der Dialysestation. Ich muss mal fragen, ob sie es dort auch wirklich nimmt oder ob sie es wegschmeißt.
 
Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Calciumwert. Weißt du, wie hoch der Calcium- und Parathormonwert in der letzten Untersuchung war? Vielleicht bekommst du das ja auch noch raus.

Viel Glück, Anne B.
 
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