Schilddrüse und Schwangerschaft

Eine der autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen - Morbus Basedow - verändert sich in einer Schwangerschaft:

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Vorwort Schilddrüsenkarzinome und -knoten sind 3–5 fach häufiger bei Frauen als bei Männern. Auch Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse treten sehr viel häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Diese epidemiologischen Unterschiede lassen vermuten, dass die weiblichen Sexualhormone und genetische Faktoren die Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen bei Frauen beeinflussen. Für diesen Zusammenhang spricht auch die Beziehung zwischen den verschiedenen Phasen der Reproduktionszeit: Pubertät – Schwangerschaft – Menopause und der Inzidenz von Schilddrüsenerkrankungen.

Das Berliner Schilddrüsengespräch 2003 hatte die Thematik:„Schilddrüse und Frau“. Neben den skizzierten pathophysiologischen Fragen haben namhafte Referenten den Zusammenhang zwischen Fertilität und Schilddrüsenfunktionsstörungen und die Behandlung von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse und der Struma in der Schwangerschaft erörtert.
Ein weiteres, gerade von Patientinnen viel diskutiertes Thema, war der mögliche Zusammenhang zwischen einer Gewichtszunahme und der Schilddrüsentherapie.
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Als Ursache dafür gelten eine genetischeDisposition, z.T. mit familiärer Häufung einzelner dieser Erkrankungen, ein direkter Einfluss von Östrogenen und teilweise Gestagenen auf die Pathophysiologie dieser Erkrankung oder ein relativer protektiver Effekt männlicher Hormone.
Sonderfall einer hormonellen Stimulation ist die Schwangerschaft, da während dieser Zeit sehr viel höhere Konzentrationen weiblicher Hormone als üblicherweise während des weiblichen Zyklus sezerniert werden.
Der Morbus Basedow und die Hashimoto-Thyreoiditis treten überwiegend bei Frauen auf. Ein Charakteristikum für Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse ist die Prädominanz bei Frauen. Übereinstimmend haben epidemiologische Studien gezeigt, dass in der Allgemeinbevölkerung die Prävalenz des weiblichen gegenüber dem männlichen Geschlecht etwa 5:1 zu 10:1 betrifft, mit der größten Inzidenz während der 2 Dekaden vor der Menopause [...].
Erklärt wird dieser Geschlechtsunterschied durch die unterschiedlichen Wirkungen von Sexualhormonen auf das Immunsystem. Während Östrogene die Immunreaktion verstärken, mitunter bis zur Induktion einer Autoimmunerkrankung beitragen, führt Testosteron zu einer Unterdrückung der Immunreaktion [...]). Dieser Effekt der Östrogene auf die Immunstimulation ist allerdings nur bei physiologischen Serumkonzentrationen nachweisbar, wohingegen in der Schwangerschaft und durch physiologische Östrogenspiegel ein gegenteiliger immunsuppressiver Effekt erreicht wird (...). Östrogene modulieren die Regulation zahlreicher Cytokine inkl. Interleukin 1, Interleukin 6 und des Tumornekrosefaktor (...). Andererseits sind auch die Östrogenrezeptoren selbst auf vielfältige Weise in die Signalübertragungund Regulation immunregulatorischer Stoffwechselwege involviert.Ferner haben Genanalysen ergeben, dass die weibliche Prädisposition füreinen M. Basedow assoziiert ist mit Kandidatgenen auf dem X-Chromo-som (..). Ob auch der Östrogenrezeptor ein solcher Kandidat-Lokus ist, ist bisher nicht geklärt.Während der Schwangerschaft kommt es im Allgemeinen zur Besserung von Autoimmunerkrankungen. Aus diesem Grund kann typischerweise bei einem M. Basedow am Ende des 2. oder spätestens im 3. Triminon der Schwangerschaft die thyreostatische Medikationganz abgesetzt werden (...). Ursache dafür ist die adaptative Immuntoleranz, im wesentlichen induziert durch Östrogene und Gestagene, in der Schwangerschaft, die es ermöglicht, dass das heranwachsende Kind quasi als semi-allogener Fremdkörper im Uterus heranwachsen kann(...). Entsprechend kommt es nach der Schwangerschaft sehr häufig zu einem Rezidiv des M. Basedow
K.-M. Derwahl Schilddrüse und Frau Überreicht mit freundlicher Empfehlung

Grüsse.
Uta
 
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