Frustrationen

  • Themenstarter Paula3
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Paula3

Ich poste in der Schilddrüsen-Rubrik, weil die Zitate - alle nur vom heutigen Tag - zufällig überwiegend aus SD-threads stammen. Aber das Thema als solches ist all-übergreifend.

#13 Ich fühle mich echt nach jedem arztbesuch nicht gut beraten, in foren erfährt man dinge die ärzte nichtmal ansprechen. was soll ich denn jetzt tun? zweiten …mediziner suchen?
#855 ich bin … es momentan sehr leid, alles selbst eintscheiden zu müssen, sich vorher anzulesen und dann zusammenzubasteln, … weil sich meine Ärzte und HPs damit nicht auskennen und auch eine andere Schiene fahren...bin einigermaßen genervt... Schnauze langsam voll...
#15 Termin war ernüchternd. … Ich musste mich wirklich durchsetzen, dass er überhaupt was macht.... Ich bin schon enttäuscht
#15 Ich finds unglaublich wie einem der Hausarzt dann sagt … das haben viele, …. null Hinweis auf … oder … .
Ich war gestern in der Bücherei, da stand auf dem Bestseller-Regal:

Dr. Frank Gebrauchsanweisung für Ihren Arzt, März 2014, ISBN- 3813505782
Klappentext: „Gute Medizin braucht selbstbewußte und informierte Patienten, die gemeinsam mit ihrem Arzt die richtigen Entscheidungen treffen.“

Ein Arzt, Gerhard Mall, Darmstadt, schreibt in den Rezensionen:
… Ich war überrascht, Positionen eines ärztlichen Kollegen zu hören, die meiner Einschätzung der medizinisch und ökonomisch aus dem Ruder laufenden Medizin weltweit und in Deutschland sehr nahe kommen. ….

Nach Frank sollte ein Patient u.a. die folgenden Fragen seinem Arzt stellen ...:
1) Welche Qualität haben die klinischen Studien, mit denen die Therapie-Empfehlung begründet wird?
2) Werden die Studienergebnisse in relativen oder absoluten Zahlen wiedergegeben? (Beispiel: wenn 1000 Patienten behandelt werden und durch die Behandlung nicht 5 von 1000, sondern 4 von 1000 Patienten in einem bestimmten Zeitraum sterben, ist der Nutzen in absoluten Zahlen ausgedrückt - wenig beeindruckend - 1 Todesfall pro 1000, bedeutet aber in relativen Zahlen - beeindruckend - eine Abnahme der Sterberate von -20%).
3) Wieviele Patienten müssen behandelt werden, damit bei einem Patienten die gewünschte Wirkung oder eine schwere Nebenwirkung eintritt? ....

Leider gibt es viele schlechte, fehlerhafte, bewußt oder unbewußt manipulierte Studien, die häufig im Auftrag einer Pharmafirma durchgeführt werden und völlig wertlos und sogar schädlich sind, weil sie Ärzte und Patienten in die Irre führen.

Gerade bei der Prävention von Herzkreislauferkrankungen und Vorsorgeuntersuchungen von Krebserkrankungen (Prostata und weibliche Brust) gibt es etablierte Empfehlungen, die trotz neuer Studienergebnisse nicht revidiert bzw. modifiziert werden, weil ....

Dazu Beispiele: Der frühere Direktor des Instituts für Biostatistik an der Universität Heidelberg, Herr Prof. Herbert Immich, hat sich die Originaldaten zur US-amerikanischen Framingham-Studie vorlegen lassen und konnte nachweisen, daß in dieser weltweit wichtigsten Langzeitstudie zu kardiovaskulären Erkrankungen und ihren Risikofaktoren Daten manipuliert wurden.Die manipulierten Statistiken begründen derzeit weltweit Übertherapien von Fettleibigkeit, hohen Blutfetten, Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Sie kosten viel Geld und machen die Betroffenen ohne Not zu gestressten Patienten.

Als weitere Beispiele ... möchte ich nennen Studienergebnisse zur Vorsorgeuntersuchung des Prostatakarzinoms (PSA-Screening) und zum Mammascreening. Der Nutzen ist offenbar in beiden Fälle viel geringer als zuvor gedacht, 1000 Patienten müssen gescreent werden, um 1 Todesfall zu verhindern, bei gleichzeitig massiven Nebenwirkungen durch Übertherapie und Überdiagnostik.

Nach über 40jähriger Tätigkeit in der Medizin bin ich überzeugt, daß der Ansatz von Dr. Frank für die Kommunikation von Arzt und Patient der richtige ist. Der Patient traut sich, Fragen zu stellen, und der Arzt wird gezwungen, die "wissenschaftliche Datenlage" zu erklären (was bisher keine besondere Stärke der Ärzteschaft ist). Es gäbe auch durchaus positive ökonomische Folgen, man könnte wohl eine ganze Reihe von medizinischen Einrichtungen schließen, weil man bei kritischer Kenntnisnahme moderner Studienergebnisse einfach weniger Leute zu Patienten machen und behandeln müßte.

2013 Deutsches Ärzteblatt: Die Arzt-Patient-Beziehung: Sieben Tipps, wie Sie die Kommunikation mit den Patienten verbessern (22.07.2013)
Das Gespräch mit den Patienten gehört zu den Kernaufgaben des Arztes. Richtige Kommunikation ist erlernbar und der Schlüssel, um Vertrauen aufzubauen.
Die Ärztin, der Arzt muss sich darüber im Klaren sein, von welch existenzieller Bedeutung das Gespräch mit dem Arzt für den Patienten ist. Entscheidend ist die Perspektive des Patienten.
Darum muss er das Gespräch auf Augenhöhe führen, gut zuhören, Fragen stellen und sich in die Welt des Patienten versetzen.
Sorgen Sie für Verständlichkeit
Beteiligen Sie den Patienten an der Entscheidung
Deutsches Ärzteblatt: EU: Jede zehnte medizinische Behandlung für Patienten schädlich
Nach Angaben der Brüsseler EU-Kommission ist jede zehnte medizinische Behandlung in der Europäischen Union (EU) fehlerhaft. „In rund zehn Prozent der Fälle entsteht in der EU bei medizinischen Behandlungen Schaden.
Deutsches Ärzteblatt: Neue S3-Leitlinie soll Frherkennung entzndlicher Rckenschmerzen verbessern
12. August 2014
Viele Patienten mit entzündlichen Rückenschmerzen leiden oft jahrelang, ohne dass die richtige Diagnose gestellt wird.

Und so weiter, und so weiter

Was Ärzten am meisten fehlt, ist Z E I T

Deutsches Ärzteblatt: Baden-Wrttemberg: Warum rzte ins Ausland gehen
17. Juli 2014
Zwischen 2001 und 2011 haben rund 3.000 Ärzte Baden-Württemberg verlassen und sind ins Ausland gegangen, ... „Mehr Zeit für die Patienten zu haben, war einer der wichtigsten Gründe für ihre Abwanderung“, ... Es gehe dabei auch um Zeit zum Wissenserwerb und Zeit zum Nachdenken...

Und vor wenigen Tagen erst hat ein dt. Arzt, der in den USA arbeitet, auf die Fragen, die ihm gestellt wurden, folgendes gesagt:

Deutsches Ärzteblatt: Neue Serie: Deutsche Ärzte im Ausland Teil 4: USA
: Was ist am US-amerikanischen Gesundheitssystem schlechter als im deutschen System?
Niemann: Der hohe juristische Druck, also stets das Gefühl zu haben, dass ein Rechtsanwalt mit im Patientenzimmer sitzt und man jederzeit von jedermann für scheinbar belanglose Dinge verklagt werden kann.

: Und was ist am US-amerikanischen System besser?
Niemann: Der fast grenzenlos scheinende Einsatz modernster Technologie und Therapie – gerade chronische Kranke erhalten hierdurch immer wieder neue Therapieansatzmöglichkeiten.

: Unter welchen Umständen würden Sie nach Deutschland zurückkehren?
Niemann: Eine von zwei Möglichkeiten sind denkbar: Entweder man bietet mir die Möglichkeit an, das hiesige Weiterbildungsprogramm neu zu strukturieren und somit erhalten die deutschen Assistenzärzte eine bessere Weiterbildung oder man lässt in der Gesundheitspolitik die Ärzte einmal zu Wort kommen und das System in ihrem und damit dem Sinne der Patienten verbessern.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
.... Aber das Thema als solches ist all-übergreifend.

Hallo Paula3,

von mir ein Danke für die Erstellung dieses Themas.

Es macht so viel aus, wenn der Arzt mit dem Patienten im Dialog ist und sich Zeit nimmt für das Erfassen von Zusammenhängen.

Das sollte eigentlich der Normalfall sein, nur leider ...

Liebe Grüße
Rauke
 
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