Hilft "Abschreckung" gegen die Entwicklung einer Sucht?

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Angeregt durch eine Aussage in einem anderen Thread, würde ich gerne diese Frage hier zur Diskussion stellen.
Nicht selten werden an den Schulen (gerne in der siebten und achten Klasse) "Präventionsprojekte" abgehalten. Häufiger sind "abschreckende Beispiele", wie der Bericht eines clean gewordenen Heroin - Users, eines trockenen Alkoholikers oder auch Filme mit "abschreckenden" Inhalten, zentral bei solchen Veranstaltungen.

Was denkt Ihr, hilft "Abschreckung" wirklich, z.B. gegen Nikotin-, Alkohol- und Drogenmissbrauch oder -sucht?

Drogenprävention - Wikipedia

https://www.akp-mainz.de/pdf/newsletter_09_2004.pdf

www.step-hannover.de/data/step/onlineberatung.html

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leon!

ich habe nicht übersehen das du abschreckung unter anführungszeichen gesetzt hast.

Abschreckung scheint nur auf den ersten blick zu wirken. all zu schnell verblasst die angst, wird schwächer und schwächer, bis sie schließlich in vergessenheit gerät.

ich denke das schlüsselreize eine viel stärkere wirkung haben, und auch ein leben lang "aufbewahrt" werden, und deshalb auch viel wirkungsvoller sind.

reale erlebnisse und beobachtungen zur richtigen zeit (dem alter entsprechend) können solche schlüsselerlebnisse bewirken. viel eher als erzählungen, mahnungen (auch von betroffenen), werbespot´s und vieles andere mehr.

unser verstand ist schon ziemlich gut programmiert um gefahren zu erkennen und ihnen zu begegnen.
doch gibt es auf dem lebensweg so manche gefahren die man, insbesondere am anfang des weges, nicht so leicht erkennen kann.

sicher ist auch eine menge glück dabei, wenn man als junger mensch zur "richtigen" zeit die "richtigen" erlebnisse hat, und deshalb vielleicht ein leben lang für so manche "versuchungen" nicht empfänglich ist.
aber man sollte alles dafür tun, das ein heranwachsender die möglichkeit hat, die reale welt mit all ihren facetten kennenzulernen, und soweit möglich auch mit eigenen augen zu erleben. es gibt keine bessere schule als das leben selbst, und dazu gehören auch die schattenseiten unseres daseins.

ich selbst kann immer wieder nur den kopf schütteln, wenn ich sehe das erwachsene kindern die augen zuhalten oder sie von einem "unangenehmen" ereignis (unfall, betrunkene, lautstarke streiterei uvm.) fernhalten wollen, und sie so rasch wie möglich in "sicherheit" bringen.

ist doch unser gehirn auf lernen durch beobachtung trainiert, also kann ich dem gehirn keinen größeren schaden zufügen als ihm die wirklich wichtigen beobachtungen zu verwähren.


unterstützen und fördern wir unsere kinder mit offenen augen durch´s leben zu gehen und hindern wir sie nicht daran.



grüße
richter
 
Ich glaube nicht, daß diese Art der Abschreckung tatsächlich hilft. Vielleicht verstärkt es die Angst oder Abneigung gegen Drogen bei manchen Jugendlichen, die sich mit dem Thema schon auseinander gesetzt haben.
Bei denen, die sich durch Drogen aber gegen die "Gesellschaft" abgrenzen wollen und sich als etwas Besonderes fühlen wollen, wird diese Art der Abschreckung eher dazu führen, daß sie für Argumente überhaupt nicht mehr zugänglich sind.

Vielleicht sollte es Pflicht werden, daß Jugendliche im gefährdeten Alter auf der Toxikologie von Krankenhäusern ein Praktikum machen, um dort zu sehen, wie es zugeht?

Gruss,
Uta
 
Hallo zusammen

Was als "Abschreckung" gemeint ist, schreckt viele bestimmt ab, andere zieht es eher an.

Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die sich jeweils aktuell zeigende Suchtproblematik.

Vor vielen Jahren war Heroin DIE Droge. Als Beispiel dazu ist sicherlich vielen "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" bekannt. Buch und/oder Film haben bestimmt auf viele abschreckend gewirkt, andere fanden dieses Leben einfach "irgendwie cool".

Hier sieht man z.B. gut die unterschiedlichen Meinungen dazu:
Ist "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", Buch oder Film, wirklich zur Suchtprävention geeignet? - Yahoo! Clever
Und als Zitat daraus, die wohl wichtigste Aussage...
Das einzige Mittel zu verhindern, dass Kinder drogensüchtig werden, ist sie zu starken, selbstbewussten Menschen zu erziehen, die keiner Form von Gruppenzwang erliegen.
Liebe Grüsse
pita
 
Danke für diesen interessanten Thread, Leòn!
Es ist bestimmt nicht schlecht, wenn ein Exjunkie in der Schule auftaucht, und den Kindern aus seinem Leben erzählt.
Oft löst dies dann auch Gespräche zu Hause aus, da die Kinder, - so denn noch Kommunikation in der Familie stattfindet, davon erzählen werden.
Abschreckende Wirkung hat das meiner Meinung nach kaum, sehr viele Süchtige haben sich " sehenden Auges " in die Gefahr begeben.
Und ausserdem: Ist der Exjunkie nicht der lebende Beweis, dass man den Ausstieg schaffen kann?...
Liebe Grüsse, Sine
 
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