"Versorgungsleitlinien Kreuzschmerz"

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Bei den meisten Patienten mit nicht-spezifischen Rückenschmerzen besteht eine komplexe Problematik. Risikofaktoren können aus sehr unterschiedlichen Quellen entstehen.
Ein anerkanntes Risiko ist langjährige und schwere körperliche Arbeit. Eine überwiegend sitzende Tätigkeit scheint dagegen kein nennenswertes Risiko für Rückenschmerzen darzustellen. Auch die arbeitsbezogenen psychosozialen Bedingungen können eine Ursache für Rückenschmerzen sein. Darunter versteht man zum Beispiel eine geringe Arbeitsplatzzufriedenheit, monotone Arbeiten oder Konflikte. Personen mit einem niedrigen Sozialstatus berichten häufiger von Rückenschmerzen als Personen mit einem hohen Status. Zudem zeigt sich, je länger die gesamte Krankengeschichte eines Rückenschmerz-Patienten dauert, umso eher ist mit einem weiter ungünstigen Verlauf zu rechnen. Chronische Rückenschmerzen, die länger als drei Monate anhalten, sind demzufolge immer „mehr als Schmerzen im Rücken“.

Für Diagnostik und Therapieplanung bei Rückenschmerzen kann das „Flaggenmodell“ hilfreich sein, das auf Begleitsymptome, Vorerkrankungen und psychosoziale Risikofaktoren aufmerksam macht. Eine Orientierung bei der Therapieplanung bietet die „Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz“, von der es auch eine Patientenversion gibt (www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de). Invasive Therapien, Injektionen sowie operative Verfahren werden zum Beispiel nicht empfohlen. Körperliche Inaktivität und Schonung sollten vermieden werden, die Betroffenen sollten zur aktiven Mitwirkung an der Behandlung motiviert werden.

Das GBE-Heft „Rückenschmerzen“ kann kostenlos bestellt werden (RKI, GBE, General-Pape-Str. 62, 12101 Berlin, E-Mail: [email protected], Fax: 030-18754-3513) und ist abrufbar unter RKI - Gesundheitsberichte der GBE und RKI - Startseite > Gesundheit A-Z > Rückenschmerzen.
Mehr als Schmerzen im Rücken - GBE-Heft
 
GBE-Heft "Rückenschmerzen"

Noch ein Hinweis in gleicher Sache:

Übersicht NVL Kreuzschmerz: Übersicht NVL Kreuzschmerz — Versorgungsleitlinien.de

In einem Artikel in der SZ von heute wird auf diese Versorgungsleitlinien Bezug genommen und beklagt, daß die Mehrheit der Ärzte sich nicht an sie halten sondern lieber zur Spritze oder zum Skalpell greifen.
Wie auch auf anderen Gebieten wird in punkto Kreuzschmerzen in Deutschland gerne und sehr häufig operiert, obwohl die Erfolgsaussichten nicht unbedingt klar sind und obwohl die Kosten für eine multimodale Therapie letztlich günstiger wären als für Operationen und Infiltrationen.

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Rund 400.000 Menschen bekamen 2011 stationär eine solche Injetkion - eine multimodale Therapie erhielten nur gut 40.000 Patienten. Offenbar haben die Arechnungsmöglichkeiten mehr Einfluß auf das Verhalten der Ärzte als die Leitlinie. "Es wird nicht gemacht, ws für den Patienten nachweislich am besten wäre sondern was bezahlt wird", sagt Arnold.
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SZ v. 16.4.14, Nr. 89, S. 16

Grüsse,
Oregano
 
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