Sündenökonomie

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Meines Wissens findet sich dieser Begriff erstmals in folgendem Titel:
Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Klimas / München: C.H. Beck, 2007.

Hierzu seien folgende Rezensionen notiert:
Deutschlandradio Kultur - Kritik - Grönland war mal grün
Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwrmung

Wenig ist bekannt, daß mit dem, was hinter dem erst in jüngster Zeit geprägten Begriff "Sündenökonomie" steht, den Menschen über Jahrtausende hinweg ein schlechtes Gewissen eingeredet und damit von der frühesten Kindheit an ein falsches Gottesbild eingeprägt worden ist - und dies bis heute, wie nachstehend zu zeigen ist.

Kurz: Die Überzeugung, daß Gott die Menschen für ihre Sünden straft; und je mehr sie sündigen, desto schlimmer und härter wird diese Strafe (Krankheit, Krieg, Naturkatastrophen) ausfallen, bezeichnet man als "Sündenökonomie". Diese ist von der Babylonischen Mythologie über das Judentum schließlich vom Christentum aufgenommen worden und wird bemerkenswerterweise heute noch von Vertretern der römischen Kirche vertreten; zuletzt durch Weihbischof Hubert Laun, Salzburg, zum Thema: "Love-Parade - Sünde, und die Strafe Gottes":
KATH.NET - Katholischer Nachrichtendienst

Dabei ist diese Ideologie spätestens am 1. November 1755, 9.40 Uhr Ortszeit, ad absurdum geführt worden: Alle, die an diesem Allerheiligentag die Festtagsgottesdienste in den zahlreichen Kirchen der Stadt Lissabon aufgesucht haben, sind durch das Erdbeben mit nachfolgenden großflächigen Bränden der Stadt und schließlich mehreren bis zu 15 m hohen Tsunamiwellen umgekommen. Dagegen ist jenen, die sich zu diesem Zeitpunkt in der von den Mauren gegründeten Altstadt - dem Rotlichtviertel - aufgehalten haben, nichts passiert.
Quelle:
Gerhard Lauer und Thorsten Unger (Hrsg.): Das Erdbeben von Lissabon und der Katastrophendiskurs im 18. Jahrhundert / Göttingen: Wallstein, 2008.

Damit gibt es auch heute noch zu dem, was Weihbischof Hubert Laun kürzlich in diesem Zusammenhang gesagt hat, nur eine Antwort, nämlich jene, die Immanuel Kant am 30.09.1784 auf die Frage "Was ist Aufklärung?" gegeben hat. Da der erste Abschnitt dieses Textes meist verkürzt wiedergegeben wird, sei dieser nachstehend ungekürzt notiert:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!, ist also der Wahlspruch der Aufklärung."

Hierzu wünsche ich Euch allen guten Mut!

Gerold
 
Wenig ist bekannt, daß mit dem, was hinter dem erst in jüngster Zeit geprägten Begriff "Sündenökonomie" steht, den Menschen über Jahrtausende hinweg ein schlechtes Gewissen eingeredet und damit von der frühesten Kindheit an ein falsches Gottesbild eingeprägt worden ist - und dies bis heute, wie nachstehend zu zeigen ist.

Kurz: Die Überzeugung, daß Gott die Menschen für ihre Sünden straft; und je mehr sie sündigen, desto schlimmer und härter wird diese Strafe (Krankheit, Krieg, Naturkatastrophen) ausfallen, bezeichnet man als "Sündenökonomie". Gerold

interessantes Thema.....komisch, dass es eingeschlafen ist..:)
 
Seither bin ich dabei, zu diesem Thema für eine Fachzeitschrift einen umfangreicheren Aufsatz zu verfassen.

Alles Gute!

Gerold
 
Seither bin ich dabei, zu diesem Thema für eine Fachzeitschrift einen umfangreicheren Aufsatz zu verfassen.

Alles Gute!

Gerold

stellst Du Teile daraus hier rein..?..oder wird ein Buch draus.?
Über die Sünde denke ich auch, dass sie erst später in die Bibel gekommen ist und das Sünde etwas anderes ist als etwas Tun oder lassen, allein das Thema Sünde verändert den Bibeltext derart, dass ein ganz anderer Sinn dabei herauskommt, deshlab hab ich keine Ahnung wie es wirklich ist, nur so wie es allgemein in christlichen Gemeinden aussieht kanns ja nicht mehr lange weiter gehen, ist einfach zu Sinnlos..
 
stellst Du Teile daraus hier rein..?..oder wird ein Buch draus.?
Über die Sünde denke ich auch, dass sie erst später in die Bibel gekommen ist und das Sünde etwas anderes ist als etwas Tun oder lassen, allein das Thema Sünde verändert den Bibeltext derart, dass ein ganz anderer Sinn dabei herauskommt, deshlab hab ich keine Ahnung wie es wirklich ist, nur so wie es allgemein in christlichen Gemeinden aussieht kanns ja nicht mehr lange weiter gehen, ist einfach zu Sinnlos..


Sofern ein Verlag den Text meines Aufsatzes zur Veröffentlichung annimmt, hat dieser das Copyright, womit ich mich hüten werde, etwas von mir aus vorab in das Netz zu stellen.

Nun ein Wort zum Sündenbegriff, indem ich beim Gegenteil davon, den "guten Werken", ansetze. Die erste Auflage des Evangelischen Erwachsenenkatechismus notiert hierzu: "Die Rechtfertigung geschieht allein aus dem Glauben, der Glaube ist aber nie ohne die Taten der Liebe. Diese aber sind nicht Leistungen, die einer aus eigener Kraft vollbringt, sondern sie sind die Früchte des Glaubens und damit Geschenke Gottes. Gott schafft in uns, was er von uns erwartet."

Entsprechend gibt es nie Sünde für sich, auch geschieht niemals eine Sünde "einfach so"; vielmehr ist eine jede Sünde eine Konkretion von Gottlosigkeit. Ein jeder Mensch, der meint, ohne Gott mit der Welt fertigzuwerden, sich damit an die Stelle von Gott zu setzen, kann nicht anders als ständig zu sündigen, indem er den Nächsten, die ganze Natur, eben nicht als von Gott geschaffen annimmt, sondern sich anmaßt, deren Herr zu sein. Für diesen ist ein jeder Mensch eben weder Bruder noch Schwester im Herrn, sondern jeder ist Konkurrent, den man sich zu unterwerfen hat, gegebenenfalls zu vernichten hat; entsprechendes gilt für den Umgang mit der Natur. Dies wird auch aus folgenden Bibelstellen deutlich: 1. Joh 3,6-10; 5,18.

Schließlich gilt es, etwas zum letzten Satz zu sagen. Ich kenne genügend Pfarrerinnen und Pfarrer, die hierüber angemessen zu predigen wissen, bei denen ein jeder Gottesdienst aufbauend ist. Und für jedermann ist es offensichtlich: Es kommen wieder mehr Leute in den Gottesdienst, weil die Menschen wissen, daß ihnen dieses heilsstiftende Wort guttut. Es läßt sich kaum in Worte fassen, was für gute Gottesdienste wir immer wieder erleben dürfen.

Alles Gute!

Gerold
 
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