Religionsfreiheit und EU bzw andere Staaten

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Eigentlich ist in Europa eine Diskriminierung bzw Ungleichbehandlung aufgrund Religiöser Ausrichtung verboten.
In der Praxis ist dies leider nicht so. Die Ungleichbehandlung richtet sich dabei erst noch gegen Christen:

EU: Christen – nein danke
Wenig Hoffnung für bedrohte Minderheiten im Irak. Beschämend: In der EU sind ausreisewillige Christen nicht willkommen.
Mitten in der Nacht ein Rascheln an der Haustüre, dann das Geräusch von Schritten, die sich schnell entfernen. Wieder ist ein Drohbrief bei einer christlichen Familie in Bagdad angekommen. Absender ist eine anonyme Gruppe ‘Einheit und Heiliger Krieg’. “Wir haben beschlossen, Sie vor die Wahl zu stellen”, steht unter der Einleitung ‘Im Namen Allahs, des Barmherzigen’: “Entweder Tod oder Gehorsam”. Die Forderungen sind detailliert: Zahlung einer ‘Schutzsteuer’, (wie Mohammed von Allah angeblich als Anweisung bekommen hat und im Koran niederschreib) unter anderem eine schriftlich bezeugte Abkehr von der Bibel, “die den Koran beschmutzt und entehrt” und anderes mehr.

Für Christen sind solche Drohungen meist der Auslöser zur Flucht, nachdem sie bereits vorher mit vielfältigen Benachteiligungen, Mangel an Schulen für ihre Kinder und der schlechten Gesundheitsversorgung zu kämpfen hatten. Vor allem junge Leute wollen das Land verlassen, sie sehen im Irak keine Zukunft mehr. “Unsere Kinder, die an der Universität von Mosul eingeschrieben sind, gelangen nur noch unter Lebensgefahr in diese Stadt”, berichtet uns der Stadtpräsident von Bartella, Jamal Dinha . “Die meisten Studenten trauen sich nicht mehr auf den Weg, einige sind ermordet worden.”

“Seit meiner Jugend habe ich im Land meiner Geburt unter Ausgrenzung und Beleidigung gelitten”, berichtet der Iraker Salem Gorgies im Gespräch mit CSI. “Die Muslime haben uns Christen immer verachtet, sie nannten uns ‘Verräter’, ‘Ungläubige’ und ‘Kreuzfahrer’. Dann haben sie uns beschuldigt, mit den Amerikanern gemeinsame Sache zu machen.” Nachdem er 2004 von Unbekannten angeschossen und schwer verletzt wurde, flüchtete er mit seiner Frau und seinem Kind in die Türkei. Bis heute hat der ausgebildete Landwirtschaftsingenieur keine Anstellung gefunden. An sein früheres Hobby, die Bienenzucht, darf er hier nicht einmal denken.

EU verleugnet Wurzeln
Noch im April 2008 hatte der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble angekündigt, irakischen Christen die Einreise nach Deutschland zu erleichtern. Im Juli 2008 musste er auf der EU-Innenministerkonferenz einen Rückzieher machen: Eine Privilegierung von bedrohten Menschen, nur weil sie Christen seien, sei nicht möglich. (Also gelten irgendwelche Gruppen als verfolgt, Christen hingegen nicht?) Thomas Schmid , Chefredakteur der deutschen Tageszeitung “Die Welt”, verurteilt den “beschämenden” Vorgang: “Wieder zeigt die EU, wie wenig sie mit der Tradition anfangen kann, in der sie wurzelt”. Und er erinnert daran, dass im Deutschland der 90er Jahre mehrere Hunderttausend bosnische Muslime Aufnahme fanden (was m.E völlig richtig war und jetzt eben genau so richtig wäre).

Wie schlimm das ganze ist zeigt Folgendes:
Auch im neuen Jahr gehen die Anschläge gegen die wenigen noch verbliebenen Kirchen im Irak weiter. Mit einer offensichtlich koordinierten Aktion wurden am 6. Januar 2008, einem Sonntag, gleich neun Kirchen und Klöster im Land gleichzeitig bombardiert: in Bagdad, Mosul und Kirkuk. Anfang November 2007 war CSI einer Einladung irakischer Christen nach Bagdad und in die nördliche Grenzregion zur Türkei gefolgt. Dr. John Eibner und Gunnar Wiebalck erlebten auf ihrer Reise durch das geplagte Land selber viel Bewahrung. Sie hörten vielfach erschütternde Zeugnisse von Verfolgung und Martyrium. 100 der am schlimmsten betroffenen Familien in der Hauptstadt Bagdad erhielten von CSI ein Lebensmittelpaket.

15-faches Risiko für Christen
Christen im Irak stehen unter dem Generalverdacht, Verbündete der US-Besatzer zu sein. Viele von ihnen sind wirtschaftlich besser gestellt, was bei Erpressungen eine grössere Beute verspricht. Schliesslich provoziert ihre Weigerung, sich dem Islam zu unterwerfen, bei Islamisten Forderungen wie zu den Anfangszeiten des Islams: Entweder zahlen sie das sog. „Schutzgeld” (Dschizya) oder sie werden getötet. So sind seit dem Sturz von Saddam Hussein 40 Prozent aller irakischen Flüchtlinge Christen, obwohl sie nur noch eine Minderheit von weniger als vier Prozent der Einwohner darstellen. In den letzten vier Jahren ist die Hälfte der damals eine Million Menschen zählenden irakischen Christenheit geflüchtet. Laut Statistik trägt ein Christ im Irak ein 15-mal grösseres Risiko als ein Muslim, durch Terror zur Flucht gezwungen zu werden. Selbst unter dem Diktator Saddam Hussein war ihre Lage nach übereinstimmenden Aussagen besser als heute.

Schlachthaus für Menschen
Menschen, die sich von Berufs wegen zu Jesus bekennen, werden von den Angreifern dabei mit besonderer Grausamkeit verfolgt. In Bagdad trafen wir Pfarrer Bardelian Youssef. Maskierte hatten ihn am 12. Februar 2007 aus seinem Auto gezerrt und entführt. Gefesselt und mit einem über den Kopf gezogenen Sack wartete der Gefangene auf seine Hinrichtung. „Sie schnitten ihren Opfern den Kopf ab, unter ihnen auch einer schiitischen Frau, die schwanger war. Ich hörte ihr Flehen und ihre Schmerzensschreie. Ich betete, dass es schnell gehen möge, wenn ich an die Reihe käme.”
15 Tage lang musste der Pfarrer in dem Schlachthaus für Menschen ausharren. Doch dann geschah ein Wunder: „Ein neu hinzugekommener Anführer der Gruppe sagte den Folterknechten, er kenne mich, ich sei kein amerikanischer Spion. Sie luden mich in den Kofferraum eines Autos und liessen mich im asiatischen Bezirk von Bagdad frei.”

Die Christen im Irak sind zu Fremden im eigenen Land geworden. Besonders deutlich wurde dies im Nordirak an der Grenze zur Türkei. Noch vor 50 Jahren war das gebirgige Land ausschliesslich von Christen bewohnt. Jetzt werden hier systematisch kurdische Flüchtlinge aus der Türkei, Syrien und dem Iran angesiedelt. Saudi-Arabien stellt den muslimischen Kurden sofort nach ihrer Ankunft Moscheen hin. Die US-Regierung stampft ganze Städte für sie aus dem Boden – mit Schulen, Krankenhäusern, Strassen, Wasser- und Stromversorgung. Auf eine ähnliche Hilfestellung warten die einheimischen Christen vergeblich. „Stattdessen werden unsere Leute von den Kurden massakriert”, klagten Christen in der Stadt Dohuk. In einem der Bergdörfer treffen wir Amir Khamis , die Witwe von Akiqar Giwargis , und ihre drei kleinen Kinder. Ihr Mann war am 8. August 2006 von einem Kurden aus dem Nachbardorf ermordet worden. Alle Versuche, ein Gerichtsverfahren in Gang zu bringen, blieben erfolglos.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Beat,

ist der Beitrag von dir oder wen zitierst du?

liebe Grüße von Hexe
 
Das Teile dieses Vorgehens sogar Korankonform ist zeigt Folgendes aus dem gemässigt geltenden Ägypten:

Der Vater der beiden Teenager Mario und Andrew Medhat Ramsis konvertierte zum Islam. Nun will er seine christlichen Söhne ebenfalls zum Islam zwingen. Nach islamischem Recht gelten alle Kinder eines muslimischen Mannes automatisch als Muslime. Einer anderen Religion anzugehören ist „Glaubensverrat”, auf dem nach islamischen Recht die Todesstrafe steht.
Mario und Andrew Medhat Ramsis und ihre Mutter Kamelia sind Christen. Ihr Vater Medhat war es bei der Geburt der Kinder ebenfalls. Vor fünf Jahren liess er sich von Kamelia scheiden, heiratete eine Muslima und wurde selbst Muslim. Gemäss islamischem Recht (Scharia) müssen alle Kinder eines muslimischen Vaters ungeachtet aller sonstigen Umstände als Muslime aufgezogen werden. Gestützt darauf liess Medhat die Religionsbezeichnung in den Geburtsurkunden seiner Kinder Mario und Andrew von „Christ” auf „Muslim” abändern. Nun will der muslimisch gewordene Vater beide Söhne von ihrer christlichen Mutter trennen und das Sorgerecht seinem muslimischen Bruder übertragen.

Um Mario und Andrew zu islamisieren, will sie der Vater ausserdem zur Teilnahme am Koran-Unterricht zwingen. Die beiden Jugendlichen sind hervorragende Schüler am Gymnasium al-Horriya in Alexandria. Doch der Vater hofft, dass ihre Schulbildung abgebrochen wird, wenn sie sich nicht in ihren Islam-Kenntnissen prüfen lassen. Im Mai 2007 werden beiden Brüdern betreffende Prüfungsfragen vorgelegt. Sie weigern sich standhaft, diese zu beantworten. Stattdessen vermerken Mario und Andrew auf ihren Prüfungsbögen: “Ich bin Christ!” Die Schulleitung entscheidet sich dennoch für ihren Übertritt in die nächste Klasse. Der muslimische Vater legt darauf Ende August 2007 beim Verwaltungsgericht von Alexandria Rekurs gegen den Entscheid der Schulbehörden ein: Dieser wird daraufhin rückgängig gemacht. Im September 2007 kommt es zum Prozess über das Sorgerecht für die Jugendlichen. Noch heute ist dessen Ausgang völlig ungewiss. Einerseits kann sich der islamische Rechtsanwalt des Vaters, Mohammed al-Shistawi , auf islamisches Recht (Scharia) berufen, welches die ägyptische Verfassung in Artikel 2 als „Hauptquelle der Gesetzgebung” bezeichnet. Gemäss der Scharia sind Kinder eines muslimischen Vaters automatisch als Muslime zu erziehen. Anderseits kann sich Naguib Gabrail als christlicher Rechtsanwalt der Mutter auf Verfassungsartikel 46 berufen: Dieser sieht Religionsfreiheit vor. (Dank des nicht islamischen Teils der Verfassung, wegen der Ägypten wahrscheinlich auch gemässig gilt, haben die Kinder überhaupt eine Chanche dem Tod zu entkommen, wenn sie Christen bleiben wollen) Falls sich der islamische Anwalt gerichtlich durchsetzt, wäre die weitere Ausbildung der Jugendlichen, die Christen bleiben wollen, ernsthaft gefährdet. Noch schlimmer: Gemäss der Scharia würde ihnen als nicht-islamischen Kindern eines muslimischen Vaters – und somit als „Glaubensabgefallenen” – die Todesstrafe drohen. Zwar werden vom ägyptischen Staat selber keine Todesurteile mehr wegen „Glaubensabfalls” verhängt (weil die gesetzgebung eben auch etwas nicht islamisch beeinflusst ist). Doch aus Angst, von Islamisten ermordet zu werden, wären Mario und Andrew veranlasst, sich vor der Öffentlichkeit zu verstecken und eine Untergrundexistenz zu führen.
 
Hallo Hexe

Die Beiträge sind von im Text erwähnte CSI (Christian Solidaity International) zitiert, aber durch mich ergänzt worden.
Die Organisation ist dringend nötig, da Christen heutzutage diejenige grösste Gruppen ist, die nur aufgrund Ihrer Zugehörigkeit, dh wegen Ihres Glaubens, weltweit am stärksten benachteiligt, unterdrückt, verfolgt und umgebracht werden.
 
Hallo Beat,

ich danke Dir, dass Du auf solche Missstände aufmerksam machst: meiner Überzeugung nach haben alle Menschen Recht auf Schutz vor Verfolgung und Unrecht und ein Recht auf freie Religionsausübung!

Hier ein paar Auszüge aus der Menschenrechtserklärung von 1948:

Artikel 1
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Alle Menschen haben die gleichen Rechte!

Artikel 2
Verbot der Diskriminierung

1. Jeder Mensch hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeine Unterscheidung, wie etwa nach Rasse, Farbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer und sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, nach Eigentum, Geburt oder sonstigen Umständen.
.................................

Jeder Mensch hat ein Recht auf freie Religionsausübung!

Artikel 3
Recht auf Leben und Freiheit

Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Und zwar völlig unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Sprache, ethnischer und religiöser Zugehörigkeit, politischen und anderen Überzeugungen - und so weiter!
Artikel 13
Freizügigkeit und Auswanderungsfreiheit

1. Jeder Mensch hat das Recht auf Freizügigkeit und freie Wahl seines Wohnsitzes innerhalb eines Staates.
2. Jeder Mensch hat das Recht, jedes Land, einschliesslich seines eigenen, zu verlassen sowie in sein Land zurückzukehren.

Die europäischen Staaten umgehen dieses Recht mit schöner Regelmäßigkeit!

Artikel 14
Recht auf Asyl

1. Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgungen Asyl zu suchen und zu geniessen.
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 - Humanrights.ch
Mit dem Asylrecht nehmen es viele Staaten nicht so genau. In Deutschland zum Beispiel wurde das "Grundrecht auf Asyl" massiv ausgehöhlt und im sogenannten "Asylkompromiss" festgeschreiben! Asylkompromiss ? Wikipedia

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leon

sehe es auch so. Umso unverständlicher ist es, wenn einer speziellen Gruppe deren dieses Recht verweigert wird, ja sogar mit dem Tod bedroht wird, diese dann im Gegensatz zu anderen kein Asyl bekommen.

1. Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgungen Asyl zu suchen und zu geniessen
Wenn dieser Satz nicht auf diese Menschen zutrifft, dann trifft es auf neimand mehr zu.

Der Asylkompromiss hat damit auch gar nichts zu tun, selber kann ich sogar dahinter stehen.
 
Eigentlich ist in Europa eine Diskriminierung bzw Ungleichbehandlung aufgrund Religiöser Ausrichtung verboten.
In der Praxis ist dies leider nicht so. Die Ungleichbehandlung richtet sich dabei erst noch gegen Christen:

EU: Christen – nein danke
Wenig Hoffnung für bedrohte Minderheiten im Irak. Beschämend: In der EU sind ausreisewillige Christen nicht willkommen.

Hallo Beat
In der Tat ist es bedauerlich, dass Menschen aus dem Irak in Europa (inklusive Schweiz) kein Asyl erhalten, sofern sie nicht staatlich, sondern von religiösen Gruppen verfolgt werden.

Das liegt aber nicht und niemals daran, dass sie Christen sind, sondern daran, dass sie nicht von ihrem Staat verfolgt werden, sondern von religiösen Eiferern. Das Ergebnis wäre also das gleiche, wenn etwa Atheisten, Bahai oder Muslime aus einem "christlichen" Land um Asyl bitten würden, weil "Christen" sie bedrohen in dem Stile, wie Deine Gewährsleute aus dem Irak berichten.

Das Asylrecht ist beschränkt auf staatlich Verfolgte, was aus seiner Geschichte zu erklären ist: Es stammt im Kern aus einer Zeit, in der vor allem Staaten verfolgten, teilweise auch religiös motiviert. Die stark erhöhte Mobilität hat in den letzten Jahrzehnten Massen von wirtschaftlich motivierte Migranten nach Europa strömen lassen, die sich oft unter falschen Angaben auf dieses politische Asylrecht beriefen. Dies wiederum hat die Staaten zu Abwehrmassnahmen gedrängt, die nun allzuoft auch politischen Flüchtlingen entgegengehalten werden. Dies ist eine ungute Entwicklung, unter der die Erweiterung des Asylbegriffes uaf humanitäre Gründe kaum möglich ist. Dies ohnehin nicht unter den Bedingungen in der Schweiz, wo die fremdenfeindliche Rechte jede Änderung im Asylrecht ausschlachtet, um in Referenden zu punkten. Dass dabei eben mal auch "Glaubens"-Brüder unter die Räder kommen, ist halt Künstlerpech für diese Leute, die bei jeder Gelegenheit Nichtchristen knüppel zwischen die Beine werfen, wenn es um die Religionsausübung geht - siehe Minarettverbot, lieber Beat.

So bleiben mangels humanitärem Asylrecht all jene Verfolgten und Bedrohten vom Recht auf Asyl ausgeschlossen, die von religiösen Gruppen verfolgt werden, von Genitalverstümmelung bedroht werden, in Gebieten leben, in denen es gar keine staatlichen Strukturen gibt etc.
Ob das Christen oder Anhänger anderer Religionen oder Nichtreligiöse sind, ist dabei irrelevant. Weder die EU noch die Schweiz sind "christliche" Kampforganisationen, sie sind, trotz bedauerlicherweise mannigfaltiger Verklüngelung mit den Kirchen, im Kern säkular. Es gibt keinen Grund, "Christen" gegenüber anderen bedrohten und verfolgten Menschen zu bevorzugen. Eine Erweiterung des Asylrechts auf nichtstaatlich Verfolgte und Bedrohte, also ein Asylrecht aus humanitären Gründen, wäre zu begrüssen, eine Einschränkung auf Getaufte hingegen lehne ich auf das Schärfste ab. Wir Europäer würden uns durch eine solche religiös motivierte Ausschlussklausel für Nichtchristen auf die gleiche Ebene stellen, wie jene, die Menschen aus religiösen Gründen verfolgen.
Man könnte dem auch sagen "Passiv-Pogrom".
Das wollen liberal denkende Menschen nicht.

Puistola
 
Hallo Puistola,

na, da stimme ich dir zu. Die Menschenrechtserklärungen müssten dringend durch den Zusatz "und nichtstaatlicher Verfolgung" ergänzt werden. Das ist schon ewig und drei Tage überfällig!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Puistola

Das liegt aber nicht und niemals daran, dass sie Christen sind, sondern daran, dass sie nicht von ihrem Staat verfolgt werden, sondern von religiösen Eiferern.
Diese Behauptung ist schlicht falsch! Bei viele islamische Staaten ist eher mehr als weniger die Scharia Rechtsgrundlage. Ein kleines Beispiel daraus ist, dass jemand der vom Islam "abfällt", vogelfrei ist bzw ein todeswürdiges Verbrechen begonnen hat.
Es gibt kaum einen islamischen Staat, bei dem bekennende nicht islamische Gläubige durch staatliche Organe bzw die Gesetze zumindest stark benachteiligt wenn nicht sogar verfolgt werden.

Das Asylrecht ist beschränkt auf staatlich Verfolgte, was aus seiner Geschichte zu erklären ist:
Ich zitiere nochmals die rechtslage des genannten Falles: Nach islamischem Recht gelten alle Kinder eines muslimischen Mannes automatisch als Muslime. Einer anderen Religion anzugehören ist „Glaubensverrat”, auf dem nach islamischen Recht die Todesstrafe steht.
Und dazu folgendes Zitat: auf islamisches Recht (Scharia) berufen, welches die ägyptische Verfassung in Artikel 2 als „Hauptquelle der Gesetzgebung”
Es geht dazu überhaupt nicht um die Asylrechtsrevisionen bzw den sogenannten Asylkomprommis. Die Rechtslage ist eigentlichj vor wie nach der Revision diesbezüglich klar.
Nochmals das minarettverbot hat nichts damit zu tun, da Minarette bewiesenermassen wder im Koran irgendwo vorkommen, noch von Mohammed gefordert wurden, also nichts mit dem islamischen Glauben zu tun haben. Hingegen kann man geschichtlich den stellenwert des minarettes klar belegen. s ist ein Herrschaftssymbol, ein Eroberungssymbol.

Es gibt keinen Grund, "Christen" gegenüber anderen bedrohten und verfolgten Menschen zu bevorzugen.
Sorry, aber entweder hast Du den Artikel nicht gelesen, oder Du bist so voreingenommen, dass Du die Fakten gar nicht richtig erfassen konntest. Es geht nicht um eine Bevorzugung, sondern im gegenteil eben um eine Gleichberechtigung zB wie damals die verfolgten Muslime im jugoslawischen Konflikt, jetzt eben einige Christen in vergleichbaren Situationen sind.

Zur nicht staatlichen Verfolgung:
Ich denke da sollte man differenziert urteilen. Von ganz wenigen Aussnahmen vieleicht abgesehenen, sollte in einem funktionierenden Rechtsstaat keine nicht staatlichen Verfolgung ein Asylgrund sein, da dies eben durch den Rechtsstaat sollte gelöst bzw eingedämmt werden können. Wenn der Rechtsstaat infolge kriegerischen oder anderen Ereignissen nicht mehr einigermassen funktioniert, ist das aber anders. Noch anders ist es, wenn ein Staat diese Menschen gar nicht schützen will oder kann, oder sogar die Verfolgung bewusst sei es offen oder verdeckt zulässt.
Gerade bei der Verfolgung in kriegerischen Ereignissen wurde eigentlich auch so reagiert (Jugoslawien bezüglich Moslem) und kann eben jetzt mit Irak bezüglich Christen verglichen werden
 
Lieber Beat

Die Lebensumstände der irakischen Christen sind sehr bedauerlich. Keine Gesellschaft sollte so mit ihren Minderheiten umgehen, wie Du das schilderst.
Auch CH und EU sollten von jeder Art der Diskriminerung absehen, weswegen der deutsche Inenminister nach Deiner Darstellung einen Rückzieher machen musste:
Beat schrieb:
Eine Privilegierung von bedrohten Menschen, nur weil sie Christen seien, sei nicht möglich.
Das ist korrekt so: Diese Leute bedürfen allenfalls des Schutzes, weil sie diskriminiert, bedroht und verfolgt sind. Dass sie Christen sind, darf an ihrer Rechtslage hier nichts ändern gegenüber anderen bedrohten Gruppen. Wieso sollte ein Gemeinwesen (EU, CH), das nicht religiös organisiert ist, eine bestimmten religiösen Gruppe privilegieren?

Deine Reaktion darauf war:
(Also gelten irgendwelche Gruppen als verfolgt, Christen hingegen nicht?)

Das ist falsch. Dein religiöser Eifer verstellt Dir einmal mehr den Blick: "Irgendwelche Gruppen" gelten bei vergleichbaren Bedingungen ebensoviel oder ebensowenig als verfolgt wie "Christen". Weder "irgendwelche Gruppen" noch "Christen" haben Anspruch auf ein Privileg bei der Gewährung von politischem Asyl und oder anderen - vorübergehenden - Bleiberechten (Kriegsflüchtlinge vom Balkan z.B.).

Die korrekte, nichtdiskriminierende Anwendung des Asylrechtes setze ich mal voraus (etwas anderes wäre ein Fall für die Gerichte).
Eine Erweiterung des Asylrechtes oder die Schaffung eines anderen Bleiberechtes für nichtstaatlich Verfolgte, an Leib und Leben Gefährdete und im Herkunftsland schwerst Diskriminierte wäre wohl wünschenswert.
Das kann aber bestimmt nicht so weit gehen, dass die gesamte nichtkonforme Bevölkerung irgendwelcher religiös beeinflusster Unrechtsstaaten nach Europa evakuiert werden kann.

Wie rasch diskriminiert wird, kann man bestens sehen an den Bestrebungen, gewisse religiöse Symbolenbauten zu verhindern oder eben nicht:
Es besteht ein weiter Konsens, dass Kirchtürme in der Schweiz gebaut werden dürfen. Dagegen wehren sich weder Atheisten noch religiöse Gruppen. In der Reformationsstadt Zürich steht mittlerweile sogar eine katholische Kathedrale. Gegen den Bau von Minaretten aber zieht die hiesige religiöse Rechte mit grossem Eifer alle Register. Wo die Beugung bestehenden Rechts nicht reicht, versucht man sogar unter Missachtung aller freiheitlichen Grundsätze, diskriminerende Ergänzungen in Verfassung und Baurecht unterzubringen.
Zur Rechtfertigung schwafelst Du dann davon, dass Minarette im Koran nicht erwähnt seien. Wenn also auf dieser Basis Minarette verboten weren sollen, müsste auf der gleichen Basis der Abriss aller Kirchtürme gefordert werden, weil die in der Bibel nicht erwähnt seien. Soweit ging nicht mal dieser bilderstürmerische Eiferer Huldrych Zwingli! (Jetzt komm bitte nicht mit dem Argument, im Irak würden Kirchen bombardiert: Gegenrecht zu Unrechtsstaaten brauchen wir nicht.)

Zurück zu den diskriminierten, ja sogar verfolgten Christen im Irak:
Es darf nicht sein, dass diesen Leute hier in CH, EU oder jedem anderen Rechtsstaat irgendwelche Rechte gewährt oder verweigert werden, bloss weil sie " getauft" sind. Sie haben die gleichen Rechte wie andere Gruppen Verfolgter. Über die Erweiterung dieser Rechte sollte dringend gesprochen werden, stattdessen bemühen sich die Rechten eifrig, die bestehenden Rechte einzuschränken.

Tja, Gleichheit ist ein hohes Ziel ...
Puistola
 
Hallo Puistola

Wieso sollte ein Gemeinwesen (EU, CH), das nicht religiös organisiert ist, eine bestimmten religiösen Gruppe privilegieren?
Natürlich, das habe ich auch nicht vertreten. Die Aussage des deutschen innenministers
Eine Privilegierung von bedrohten Menschen, nur weil sie Christen seien, sei nicht möglich. ist die falsche ablenkende Antwort auf eine gar nicht gestellte Forderung. Die Foredrung war, Christen gleich zu behandeln, konkret wie damals Moslems im Jugoslawienkonflikt Asyl erhielten, dies nun auch diesen Christen zu gewähren.
In diesem zusammenhang verstehe ich Deine Argumentation Das ist falsch. Dein religiöser Eifer verstellt Dir einmal mehr den Blick: "Irgendwelche Gruppen" gelten bei vergleichbaren Bedingungen ebensoviel oder ebensowenig als verfolgt wie "Christen". Weder "irgendwelche Gruppen" noch "Christen" haben Anspruch auf ein Privileg bei der Gewährung von politischem Asyl und oder anderen - vorübergehenden - Bleiberechten (Kriegsflüchtlinge vom Balkan z.B.). schlicht nicht, da Du soweit ich es einschätzen kannst, Sachen zurückweist, die ich gar nicht "gefordert" habe.
Nochmals in aller Deutlichkeit, ich fordere keine Privilegierung, sondern eben genau das Gegenteil!

Wie rasch diskriminiert wird, kann man bestens sehen an den Bestrebungen, gewisse religiöse Symbolenbauten zu verhindern oder eben nicht:
Es besteht ein weiter Konsens, dass Kirchtürme in der Schweiz gebaut werden dürfen. Dagegen wehren sich weder Atheisten noch religiöse Gruppen.

Oh doch, auch da gibt es einige die sich wehren, zB gegen die Glockentürme. Dabei ist zu beachten, das Kirchen zum kulturellen Erbe des Landes gehören, Minarette aber nicht.

Zur Rechtfertigung schwafelst Du dann davon, dass Minarette im Koran nicht erwähnt seien. Wenn also auf dieser Basis Minarette verboten weren sollen, müsste auf der gleichen Basis der Abriss aller Kirchtürme gefordert werden, weil die in der Bibel nicht erwähnt seien.
Du interpretuierst meine Aussagen nicht korrekt. Ich schrieb, dass das Minarett nichts mit Religionsfreiheit zu tun hat. Daselbe (weder mehr noch weniger) gilt auch für Kirchentürme. Ein Verbot vom Bau von Kirchentürmen hätte also nichts mit Diskriminierung des Christentums zu tun, wäre also aus religiöser sicht vertretbar. Das wäre korekt, mehr aber nicht. Deswegen wünschen sich Christen in islamischen Ländern auch nur das Recht, sich in Kirchen versammeln zu dürfen. Sie fordern keine Kirchentürme!! Wenn man also Moslems die Zusammenkunft und den Moscheebau zugesteht, ist die freie Religionsausübung gemäss Ihren Grundlagen (hier Koran, vorher Bibel) gegeben. Wir erlauben Ihnen all das, was umgekehrt Christen auch gerne hätten, sogar obwohl sie es im Gegensatz zu den moslems hier, dort nicht bekommen.
(Was das Minarett nebenbei historisch nachweisbar ist, habe ich ja mehrfach erwähnt.)

Es darf nicht sein, dass diesen Leute hier in CH, EU oder jedem anderen Rechtsstaat irgendwelche Rechte gewährt oder verweigert werden, bloss weil sie " getauft" sind. Sie haben die gleichen Rechte wie andere Gruppen Verfolgter.
Ja, im Grundsatz sind iwr uns ja einig.
 
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