Karma - wie der Glaube daran unsere Lebenseinstellung beeinflusst

Hallo Hexe,

Vielen Dank für deine Antwort. Klar, dass es über diese Frage viele verschiedene Lehrmeinungen gibt, wenn man bedenkt wieviel z.B. im Christentum über die Unsterblichkeit der Seele gestritten wurde. Ob dein Ansatz die ursprünglich buddhistische Lehre ist, weiss ich nicht. Denke, eher nicht. Es klingt so nach einem Kompromiss aus zwei Anforderungen.

Hallo ratio,

Ich denke mein Ansatz ist so wie ich das bisher verstanden habe. :rolleyes:
Denkt man das weiter durch und schaut sich das an kommt man zu folgendem Punkt: aufgrund der ständigen Veränderungen und aufgrund der Tatsache dass es nichts Wahrnehmbares gibt welches nicht in Abhängigkeit existiert kann es so etwas wie eine autarke, immer gleiche und unveränderliche Seele nicht geben.
Wie man das dann mit dem eigenen Erleben und unserer Wahrnehmung von "ich und Welt" zusammenbringt liegt am momentanen Verständnis des Einzelnen.

Wenn es also klingt als wäre es ein Kompromiss aus zwei Anforderungen liegt das mit großer Wahrscheinlichkeit an meinem momentanen Verständnis. :)

Wenn du magst kannst du dir die Originaltexte durchlesen. Unter Tipitaka, der Palikanon, die Lehre des Theravada Buddhismus findest du die ursprünglichsten Texte des Buddha.
Ist aber ziemlich umfangreich.:rolleyes:

liebe Grüße
Hexe :hexe:
 
Hi,

die Sache mit dem Karma versuche ich ich mir auch zu Herzen zu nehmen, es gibt ja jetzt die schöne Fernsehserie "Mein Name ist Earl" :D!

Nee, aber im Ernst. Ich gebe mir Mühe mich daran zu orientieren und wenn z.B. mein Mann oder sonst jemand der mir wichtig ist, naja, etwas gehässig oder so ist ;) sage ich auch immer "denke an Dein Karma" :greis:. Ich glaube aber seit Earl versteht er etwas besser was ich meine :D!

Ich bin ansonsten in keiner Weise gläubig aber für mich ist das ganz einfach eine Sache von Ursache und Wirkung und daran glaube ich doch!


Liebe Grüße.

Heather

liebe Heather,

"Mein Name ist Earl", das kenne ich nicht. :confused:

So wie du denke ich auch oft wenn mir was nicht passt. :rolleyes: Das funktioniert nicht schlecht.

Mir hilft es auch darüber nachzudenken warum der Partner oder die Kinder oder....gerade so reagieren. Schmerzen, Liebeskummer, schlechten Tag auf der Arbeit oder in der Schule, Krach mit dem Boss... so vieles beeinflusst unser Verhalten. Dazu kommt noch die Erziehung, die Erfahrungen im Leben die gemacht wurden, das alles prägt uns.

Die meisten Menschen reagieren mit Zorn oder Ärger oder harten Worten wenn sie sich innerlich nicht wohl fühlen.
Und ich empfinde Worte von meinen Mitmenschen oft dann als verletzend und hart wenn ich selber gerade empfindlich und leicht verletzbar bin.

liebe Grüße
Hexe:hexe:
 
Hallo Hexe,

danke für Deine Worte.

Ich möchte Dir jetzt nur noch "Earl" erklären. Das ist eine neue Serie auf SAT 1 (oder RTL :idee:), naja, sagen wir Comedy aber mit ernstem Hintergrund, die Freitag abends um 23:30 Uhr zu sehen ist.

Es handelt sich um einen Hallodri dem durch ein Autounfall bewusst wird, dass er an seinem Karma arbeiten muss. So hat er sich eine List mit all seinen Schandtaten erstellt und versucht Punkt für Punkt wieder auszubügeln.

Ich finde die Serie echt klasse :klatschen!


Liebe Grüße.

Heather
 
Hallo ratio,

Ich denke mein Ansatz ist so wie ich das bisher verstanden habe. :rolleyes:
Denkt man das weiter durch und schaut sich das an kommt man zu folgendem Punkt: aufgrund der ständigen Veränderungen und aufgrund der Tatsache dass es nichts Wahrnehmbares gibt welches nicht in Abhängigkeit existiert kann es so etwas wie eine autarke, immer gleiche und unveränderliche Seele nicht geben.
Wie man das dann mit dem eigenen Erleben und unserer Wahrnehmung von "ich und Welt" zusammenbringt liegt am momentanen Verständnis des Einzelnen.

Wenn es also klingt als wäre es ein Kompromiss aus zwei Anforderungen liegt das mit großer Wahrscheinlichkeit an meinem momentanen Verständnis. :)

Hallo Hexe,

Also ich würde das so sehen :) :cool: Buddha wollte mit der Definition einer in jeder Hinsicht veränderlichen Geistseele (also alles Sichtbare und Unsichtbare eines Menschen miteingeschlossen) ausschliessen, dass jemand meint, er könne sich an ein früheres Leben errinnern, bzw. wollte klarmachen, dass "Querverweise" dieser Art irreal sind. Als er dann merkte, dass dieser Lehransatz nicht einfach so akzeptiert wird, hat er nach der Denkweise des indischen Kastenwesens festgelegt, dass Menschen, welche die Lehre von der vollständigen Veränderlichkeit der Seele nicht annehmen können, auf einer tieferen Bewusstseinsstufe sich befinden. Die Vorstellung einer persönlichen Seele, welche in neue Körper reinkarniert wird, hat ja etwas moralisches, was irgendwie an die Lehre von Himmel und Hölle erinnert.

Man bedenke zudem den "platonischen Ansatz" (unsichtbar = unveränderlich, sichtbar = veränderlich). Dies scheint mir ein Grund zu sein, für Buddha und Platon eine gemeinsame babylonisch/zoroastrische Grundlage anzunehmen. :rolleyes:
 
Hallo ratio,

mir schwant, du möchtest tiefer gehen.....
:idee:

Als er dann merkte, dass dieser Lehransatz nicht einfach so akzeptiert wird, hat er nach der Denkweise des indischen Kastenwesens festgelegt, dass Menschen, welche die Lehre von der vollständigen Veränderlichkeit der Seele nicht annehmen können, auf einer tieferen Bewusstseinsstufe sich befinden.

Dies hört man auch oft in buddhistischen Kreisen, du könntest also durchaus recht haben damit.

Man sollte dabei aber dann auch bedenken dass auch unser jetziges Leben nichts anderes ist als eben nur diese ständige Veränderung. Und jede Veränderung hat Bedingungen, Ursachen. So wir wir morgen schon nicht mehr derselbe Mensch sind wie wir es heute sind, so geht es das ganze Leben. Nach achtzig Jahren Lebenszeit ist da nicht mehr viel Gemeinsames mit diesem Säugling der da einmal zur Welt gekommen ist. Auch der Körper ist schon zig mal komplett "ausgetauscht". Trotzdem ist sagen wir mit einer schönen Regelmäßigkeit "ich" dazu. :D
Dies alles basiert, laut Buddha, auf dem "Wollen". Wir wollen Glück, wir wollen kein Leid, wir wollen sehen, riechen, hören, fühlen, denken. Das treibt immer an, formt neu, lässt agieren, reagieren, umformen, neu gestalten..... und die Resultate nennt man Karma. :rolleyes:, das was wir erleben, und auch das was wir durch unser agieren neu umformen und gestalten.

Laut Buddha gibt es auch Wahrnehmungsebenen ohne Körper.

Daraus ergibt sich dass das Geistige nicht zwingend den Körper braucht, auch ohne ihn weiter "will" und schafft.
Der Körper scheint da mehr ein Werkzeug zu sein um die inneren Bedürftnisse nach Erleben zu erfüllen. Je weniger Bedüftnisse desto weniger "muss" erlebt werden.
Solange aber die Bedürftnisse nicht weniger werden, die Wünsche nicht, Buddha nennt das den "Durst", solange ist Da-sein. und ist der eine körper verbraucht wird der nächste gebildet.

Frei sein von jeglichem Wollen ist darum das Ziel und bedeutet laut Buddha das Nirvana.

Innerhalb dieses Kreislaufes von immer wieder Werden und Vergehen gilt das Gesetz von Ursache und Wirkung. Wie für uns auf der Erde das Gesetz der Erdanziehung gilt.
Springe ich vom Hochaus tut mir das nicht gut. Das hat nichts mit gut und böse, nichts mit Strafe zu tun - ich habe lediglich dieses Gesetz nicht beachtet und muss dann darunter leiden.
Und dieses Gesetz für das Dasein ist, ganz kurz gesagt: was du säst wirst du ernten,oder was du in die Welt und in dich hineingibst wirst du (zurück)bekommen, was du tust fällt auf dich zurück usw.

Uff, entschuldige, da habe ich nun sehr weit ausgeholt. Ich finde schlecht die richtigen Worte bei solchen Unterhaltungen.:eek:).
Ich hoffe du kannst was damit anfangen.:rolleyes:


Man bedenke zudem den "platonischen Ansatz" (unsichtbar = unveränderlich, sichtbar = veränderlich). Dies scheint mir ein Grund zu sein, für Buddha und Platon eine gemeinsame babylonisch/zoroastrische Grundlage anzunehmen.

Den Satz versteh ich nicht ganz.:eek:)
welches wäre diese gemeinsame Grundlage?

herzliche Grüße
Hexe :hexe:
 
Hallo Hexe,

Betreffend deiner sehr spannenden Ausführung sind mir zwei Stellen aus meinem Buch von J. Villwock in den Sinn gekommen.

Eine scholastische Aristoteles-Kritik: der Geist als Wille

In Hinsicht auf die Frage, ob die Psychologie der Scholastik ohne weiteres mit der des Aristoteles zusammenfällt, bieten gerade die Schriften Wilhelms von Auvergne aufschlussreiches Material. Sie zeigen nämlich, dass Anknüpfungen an die aristotelische Tradition hier nicht notwendig Unfreiheit und Unselbständigkeit bedeuten muss, sondern durchaus auch Kritik einzuschliessen vermag. Zwar bringt Wilhelm den psychologischen Forschungen des Aristoteles Achtung entgegen, dennoch aber betrachtet er sie nur als eine höchst eingeschränkte und unvollständige Realisierung der ihm vorschwebenden Idee psychologischer Theoriebildung. Sien Haupteinwand gegen Aristoteles betrifft die unzureichende Berücksichtigung des voluntativen Elements im Begriff des Geistes. Nach Wilhelm bedarf es zur Erkundung der Natur der menschlichen Geistigkeit vor allem einer Theorie des Willens, weil (Zitat) "in seiner rechten Ausrichtung und Vollendung die Auszeichnung des menschlichen Lebens besteht."


Deine Entgegnung scheint mir aber auch etwas damit zu tun zu haben:

Zum Kern der neuplatonischen Lehre vom Gebet gehört die starke Betonung seines Denk- und Erkenntnischarakters. Denken und Erkennen sind im Grunde ihres Wesens Gebet. Im Gebet wird der Kontakt mit dem geistigen Sein Ereignis und von diesem Ereignis des schweigenden, überkategorialen Kontaktes her ist dann Wahrheit als die Unverborgenheit zu begreifen, die alles Reden und sinnliche Wahrnehmen in eine neue, höhere Dimension hebt.

Betreffend dem historischen Zusammenhang:

Babylon war das erste Weltreich, das von Indien bis Ägypten reichte und von einer tyrannischen Priesterkaste beherrscht wurde. Im Jahre 539 v. Chr. fiel Babylon gegen die Perser und der Zoroastrismus wurde die neue Weltreligion. Dies war eine Zeit der Religionsfreiheit, in der z.B. dem Volk Israel erlaubt wurde, aus der Gefangenschaft nach Palästina zurückzukehren. Buddha hatte seine "Erleuchtung" 528 v. Chr. und war sicher von diesen Veränderungen beeinflusst. Platon lebte einige Zeit später nicht wie Buddha am östlichen, sondern am westlichen Rand des persischen Reichs und war sicher auch vom Zoroastrismus beeinflusst.
 
Hallo ratio,

danke für deine Antwort.

Ich lese sie noch einige Male durch und werde einige Wörter googeln......:D
es dauert also noch ein bisschen eh ich antworte. :idee:

(bin leider nicht so belesen:rolleyes:))

bis dann
lieben Gruß
Hexe :hexe:
 
hallo ratio,

hab gegoogelt....und bin nun (ein wenig) schlauer. :idee:

ratio hat geschrieben:
...Sein Haupteinwand gegen Aristoteles betrifft die unzureichende Berücksichtigung des voluntativen Elements im Begriff des Geistes. Nach Wilhelm bedarf es zur Erkundung der Natur der menschlichen Geistigkeit vor allem einer Theorie des Willens, weil (Zitat) "in seiner rechten Ausrichtung und Vollendung die Auszeichnung des menschlichen Lebens besteht."

das erscheint mir ein ganz wichtiger Punkt zu sein.
Bei vielen Diskussionen um Karma geht es darum zu sehen dass das was wir erleben unsere Ernte ist von dem was wir einst ausgesät haben. Kritiker sagen dann, oft durchaus zu recht, es würde uns dazu verleiten passiv unsere Situation hinzunehmen und einfach nur zu ertragen.
Wobei ich persönlich das geduldige Ertragen als durchaus positiv und nützlich zu schätzen gelernt habe.

Dabei wird aber oft die aktive Seite des Begriffes Karma vernachlässigt: durch unseren Willen und unsere Motivation bestimmen wir mit unseren heutigen und jetzigen Aktivitäten (sei es durch denken, reden oder handeln) unser späteres Erleben. Das heisst doch wir haben es mehr und mehr in der Hand, unser Leben. Das ist der meiner Meinung nach so erfreuliche Teil von Karma.
(um mal wieder am Thema zu bleiben:rolleyes:)

liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Dabei wird aber oft die aktive Seite des Begriffes Karma vernachlässigt: durch unseren Willen und unsere Motivation bestimmen wir mit unseren heutigen und jetzigen Aktivitäten (sei es durch denken, reden oder handeln) unser späteres Erleben. Das heisst doch wir haben es mehr und mehr in der Hand, unser Leben. Das ist der meiner Meinung nach so erfreuliche Teil von Karma.
(um mal wieder am Thema zu bleiben:rolleyes:)

Hallo Hexe,

Echt cool, wie du dich mit den Thema auseinandergesetzt hast und sogar wieder den Bogen zum Karma gefunden hast. :kiss:

Ich bin allerdings nicht so sicher, ob ich mit dir einverstanden bin. Wenn mein ganzes Verhalten, also meine Handlungen (knapp erträglich :D) und (oh schreck oh graus :schock:) vielleicht sogar meine Gedanken mein zukünftiges Erleben steuern, so ist das für mich eher eine Horrorvorstellung..................................Daher sagen indische und buddhistische Weise wohl auch, dass die endlosen Reinkarnationen ein endloser Schmerz seien..................................hmmmmm :idee:
 
Hallo Hexe,

Hab mir hier noch was überlegt zu diesem Thema. Ich für meinen Teil finde es nicht notwendig in Bezug auf das Karma den Willen als eigenständiges Element zu betonen. Unsere Gedanken und Träume reflektieren unsere Wahrnehmung und unser Erinnern, unsere Wahrnehmung bestimmt langfristig, was wir glauben und unser Glaube bestimmt, was wir tun. Denken, Wahrnehmen und Glauben wären nach dieser Theorie nur über die Handlung "karma-wirksam".
 
Hallo Hexe,

Hab mir hier noch was überlegt zu diesem Thema. Ich für meinen Teil finde es nicht notwendig in Bezug auf das Karma den Willen als eigenständiges Element zu betonen. Unsere Gedanken und Träume reflektieren unsere Wahrnehmung und unser Erinnern, unsere Wahrnehmung bestimmt langfristig, was wir glauben und unser Glaube bestimmt, was wir tun. Denken, Wahrnehmen und Glauben wären nach dieser Theorie nur über die Handlung "karma-wirksam".

Hallo ratio,

du hast völlig recht, den Willen da besonders hervorzuheben ist nicht notwendig.
Du hast die Kette: Wahrnehmung-Glaube (ich würde es eher Ansicht nennen, ist aber zweitrangig wie man es nennt)-Handlung wunderbar aufgezeigt, finde ich.:)
Es ist aber doch eher ein Kreis, finde ich, denn die Handlung erzeugt neue Wahrnehmung.

Denken, Wahrnehmen und Glauben wären nach dieser Theorie nur über die Handlung "karma-wirksam".

Bei diesem Satz bin ich mir nicht sicher wie du das meinst.
Meinst du nur die Handlung sei Karma-wirksam, nicht die Gedanken?

Ich bin allerdings nicht so sicher, ob ich mit dir einverstanden bin. Wenn mein ganzes Verhalten, also meine Handlungen (knapp erträglich ) und (oh schreck oh graus ) vielleicht sogar meine Gedanken mein zukünftiges Erleben steuern, so ist das für mich eher eine Horrorvorstellung.................................

dazu MUSS ich unbeding was schreiben :D

Zu den Gedanken:
meine Gedanken steuern schon mein zukünftiges Erleben und Handeln. Denke ich immer wieder daran wie ich mich über meine Nachbarin geärgert habe weil sie......, dann wird mein Zorn und meine Abneigung gegen sie mit Sicherheit nicht kleiner. Dementsprechend werde ich mich bei unserem nächsten, oder vielleicht auch erst über-übernächsten Treffen dann verhalten. Dies nur als kleines Beispiel.

Zur Karma-Vorstellung:
Eigentlich ist das doch nur die konkret aufgezeigte Eigen- oder Selbstverantwortung von der man so gerne spricht, sich dabei aber nie so ganz klar macht wie das denn genau aussieht und sie sich auswirkt.

Mal angenommen es wäre so. Wäre es wirklich eine Horrorvorstellung? Keiner zwingt uns doch zu Handlungen die wir nicht wollen.
Nun gehe ich (mal wieder) von mir aus. ;) Wenn ich dieses Gesetz kenne und weiss dass es richtig ist (wenn es denn richtig ist), dann werde ich mich doch so verhalten wollen dass es mir gut geht, auch in Zukunft. Du hast oben geschrieben: der Glaube/die Ansicht bestimmt darüber was wir wollen und darum auch wie wir handeln. Dann kann es ja nur besser werden.

Und dafür:
Echt cool, wie du dich mit den Thema auseinandergesetzt hast und sogar wieder den Bogen zum Karma gefunden hast. :kiss:
sag ich von Herzen: danke schön! :)

ganz liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Hallo Hexe,

Hier noch ein paar Bemerkungen meinerseits:

Glaube scheint mir der umfassendere Begriff zu sein, als Wille oder Ansicht, da er das Unbewusste miteinschliesst. Der Wille ist immer bewusst. Wenn ein Mensch tut, was er will, tut er es bewusst. Ansicht wiederum meint m.E. eher Vernunft, Rationalität. (wobei mich dies irgendwie schon sehr an die Scholastik erinnert ;))

Betreffend des Kreises hab ich hier noch einen Text aus meinem schlauen Buch gefunden:

Wie das Denken des Geistes sich als Einheit von Entfaltung des Ursprungs und Rückkehr in den Ursprung vollzieht, wird durch Ausführung der Kreismetaphorik fassbar. Schliesslich wird an der Kreismetaphorik auch die Erhabenheit evident, die dem Geist als spezifische Qualität aus der für ihn charakteristischen Verschränkung von Grenze und Grenzenlosigkeit zuwächst. Wie der Kreis verhält sich der Geist nach aussen ab- und ausschliessend, während er nach innen hin jeder Einschränkung enthoben ist. Proklos stellt diese Form des Erhabenen als das Sphärische hin, durch das der Geist in seiner Selbstbezogenheit die Extreme bewältigt: "Sich mit sich selbst zusammenneigen und gänzlich sich selbst gleichsam ein gleichfarbener Teil sein und alle Mächte in sich in seine eigene Einheit zusammengeführt haben, dies ist das Sphärische im Geist." Die Unüberwindlichkeit des Geistes beruht darauf, dass er immer wieder sich in sich selbst mit sich selbst zusammenneigt: "Derart aber ist das Sphärische, zugleich Eines seiend und fähig, die Mannigfaltigkeit zu umfassen, was wahrhaft göttlich ist: nicht aus der Einheit herauszutreten und dabei doch alles Vielfältige zu beherrschen." :)

Ich für meinen Teil würde hier noch anfügen, dass die innere Grenzenlosigkeit des Geistes eindeutig eine zeitliche Komponente hat, nämlich das Erinnern und Träumen. Die äussere Grenze des Geistes ist demnach auf ein Gegenüber ausgerichtet, mit dem es interagieren kann. Wenn die äusseren Grenzen zerfliessen, wird die Interaktion eingeschränkt, bzw. unmöglich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Hexe,

Hier noch ein paar Bemerkungen meinerseits:

Glaube scheint mir der umfassendere Begriff zu sein, als Wille oder Ansicht, da er das Unbewusste miteinschliesst. Der Wille ist immer bewusst. Wenn ein Mensch tut, was er will, tut er es bewusst. Ansicht wiederum meint m.E. eher Vernunft, Rationalität. (wobei mich dies irgendwie schon sehr an die Scholastik erinnert ;))

Betreffend des Kreises hab ich hier noch einen Text aus meinem schlauen Buch gefunden:

Wie das Denken des Geistes sich als Einheit von Entfaltung des Ursprungs und Rückkehr in den Ursprung vollzieht, wird durch Ausführung der Kreismetaphorik fassbar. Schliesslich wird an der Kreismetaphorik auch die Erhabenheit evident, die dem Geist als spezifische Qualität aus der für ihn charakteristischen Verschränkung von Grenze und Grenzenlosigkeit zuwächst. Wie der Kreis verhält sich der Geist nach aussen ab- und ausschliessend, während er nach innen hin jeder Einschränkung enthoben ist. Proklos stellt diese Form des Erhabenen als das Sphärische hin, durch das der Geist in seiner Selbstbezogenheit die Extreme bewältigt: "Sich mit sich selbst zusammenneigen und gänzlich sich selbst gleichsam ein gleichfarbener Teil sein und alle Mächte in sich in seine eigene Einheit zusammengeführt haben, dies ist das Sphärische im Geist." Die Unüberwindlichkeit des Geistes beruht darauf, dass er immer wieder sich in sich selbst mit sich selbst zusammenneigt: "Derart aber ist das Sphärische, zugleich Eines seiend und fähig, die Mannigfaltigkeit zu umfassen, was wahrhaft göttlich ist: nicht aus der Einheit herauszutreten und dabei doch alles Vielfältige zu beherrschen." :)

Ich für meinen Teil würde hier noch anfügen, dass die innere Grenzenlosigkeit des Geistes eindeutig eine zeitliche Komponente hat, nämlich das Erinnern und Träumen. Die äussere Grenze des Geistes ist demnach auf ein Gegenüber ausgerichtet, mit dem es interagieren kann. Wenn die äusseren Grenzen zerfliessen, wird die Interaktion eingeschränkt, bzw. unmöglich.

Hallo Ratio,

danke für deine Antwort.

Mit dem Zitat kann ich nicht so viel anfangen. Das kann aber durchaus daran liegen dass ich den Text (mal wieder) noch nicht richtig begriffen habe. :D

Der Wille ist immer bewusst. Wenn ein Mensch tut, was er will, tut er es bewusst.

Da bin ich anderer Ansicht. :rolleyes:
Warum tut jeder Mensch Dinge die er eigentlich nicht tun wollte (mit dem bewussten Willen)?
Was veranlasst uns dazu?

Ich kann es dir leider nicht mit Zitaten aus Büchern belegen, aber ich kann dir schreiben was ich bei mir selber bemerke:

Wenn es mich zu etwas "drängt", wenn ich "Lust verspüre" etwas zu tun oder wenn ich glaube etwas zu brauchen....
dann ist dieses Gefühl eher da als der bewusst gefasste Wille mir dasselbe auch zu verschaffen - wie auch immer.
Dieser bewusst gefasstet Wille kommt nach dem eigentlichen "haben-wollen", nach dem Gefühl dies oder das zu wollen.

Ich habe das in meinen vorherigen Beiträgen nicht unterschieden, danke dass du mir das noch mal ganz klar gemacht hast.
Ich schrieb also bisher nicht von dem bewussten Willen sondern von dem zuerst mal unbewussten Wollen, das unseren Willen erst auf den Plan ruft.
Wobei man hier ganz gut bemerken kann dass unser bewusster Wille, den viele für frei halten, so frei dann wohl doch nicht ist - eher ist er unwissentlich Handlanger für unser vielfältiges Wollen.
Das ist aber jetzt hoffnungslos off-topic, und soll auch nur als ganz kurze Erklärung dienen. :eek:)

ganz liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Hallo ratio,

du hast völlig recht, den Willen da besonders hervorzuheben ist nicht notwendig.
Du hast die Kette: Wahrnehmung-Glaube (ich würde es eher Ansicht nennen, ist aber zweitrangig wie man es nennt)-Handlung wunderbar aufgezeigt, finde ich.:)
Es ist aber doch eher ein Kreis, finde ich, denn die Handlung erzeugt neue Wahrnehmung.

Hallo Hexe,

Wegen dieser Aussage von dir und der Fragestellung nach der "Karmawirksamkeit" fand ich das Zitat über die Kreismetaphorik interessant. Ein Kreis lässt sich nach aussen immer weiter ausdehnen, ist aber nach aussen immer abgeschlossen, während er nach innen immer auf ein Zentrum zusteuert, dieses aber nie erreicht. In der antiken Philosophie wurde dieser Sachverhalt offenbar als Sinnbild für den menschlichen Geist verwendet, der nach innen grenzenlos, nach aussen begrenzt, aber sich potenziell endlos ausdehnend ist.

Der Vergleich mit der Interaktion (es gibt in diesem Sinne ja mehrere Kreise, da es mehrere Menschen gibt) besagt nun eigentlich, dass unser geistiges Verhalten immer dann karmawirksam wird, wenn es die Aussengrenze unseres Geistes überschreitet. Solange sich die Handlung innerhalb des Kreises abspielt, also z.B. träumen, errinnern etc. ist keine Karmawirksamkeit vorhanden. :idee: :kraft:
 
Hallo ratio,

danke für deine gute Erklärung, :kiss: jetzt habe ich das besser verstanden.

Wenn ein Kreis (Person) den anderen berührt, dort wo sie sich schneiden, dort kann nur Karma wirksam sein.
Innerhalb des eigenen Kreises nicht.
So?

Ich versteh Karma ein wenig anders.
Alles was wir tun hat Folgen. Je nachdem was wir erreichen möchten, wo wir hin wollen, dementsprechend sollten dann auch die Aktivitäten sein.
Aktivität ist auch denken, erinneren usw.

Sind wir innerhalb unseres eigenen Kreises aktiv, so werden die Folgen auch da bleiben - innerhalb des Kreises. Durch immer neues Erinnern an vergangene Kränkungen durch jemanden zum Beispiel, wird diese Kränkung erneut hochgeholt, durchgedacht, aufgewärmt und dabei wird die Kränkung fester und fester in unseren Geist eingeschrieben. Die Gefühle die dabei dann automatisch mit hochkommen, in diesem Fall wohl Wut und ABneigung, Zorn oder Hass, auch die werden fester. Wir gewöhnen uns daran und solche Gedanken kommen schneller und leichter hoch.....

Das wird so zum Beispiel in der buddhistischen "Metta-Meditation" gemacht, eben nur mit positiven Gefühlen. Man macht es sich zur Gewohnheit liebevoll an andere zu denken.....
Die Folgen sind ja absehbar - und auch das ist Karma. (so hab ich es jedenfalls gelernt und nach Jahren auch selber erlebt)

Karma ist auch das wozu wir uns machen.

Berühren wir allerdings die Kreise von anderen, dann gibt es sozusagen "doppeltes" Karma :D. Die Wirkung die unsere Aktivität auf den anderen hat und die, die für uns wirksam ist.

Ich persönlich finde ja nicht dass man alle Ebenen der Wirksamkeiten durchschauen kann. Allerdings gibt es ja einige Grundregeln im Denken und Verhalten an die man sich halten kann ohne sich dabei einen Knoten ins Hirn zu machen....:rolleyes:
Ganz liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Wenn ein Kreis (Person) den anderen berührt, dort wo sie sich schneiden, dort kann nur Karma wirksam sein.
Innerhalb des eigenen Kreises nicht.
So?

Ich versteh Karma ein wenig anders.
Alles was wir tun hat Folgen. Je nachdem was wir erreichen möchten, wo wir hin wollen, dementsprechend sollten dann auch die Aktivitäten sein.
Aktivität ist auch denken, erinneren usw.

Sind wir innerhalb unseres eigenen Kreises aktiv, so werden die Folgen auch da bleiben - innerhalb des Kreises. Durch immer neues Erinnern an vergangene Kränkungen durch jemanden zum Beispiel, wird diese Kränkung erneut hochgeholt, durchgedacht, aufgewärmt und dabei wird die Kränkung fester und fester in unseren Geist eingeschrieben. Die Gefühle die dabei dann automatisch mit hochkommen, in diesem Fall wohl Wut und ABneigung, Zorn oder Hass, auch die werden fester. Wir gewöhnen uns daran und solche Gedanken kommen schneller und leichter hoch.....

Hallo Hexe,

Ich versuche hier weiter zu präzisieren, wie ich das meinte: :)

Unsere Handlungen, Verhalten, Reden, Mimik etc. verlässt den Kreis. All dies sendet sozusagen eine Botschaft nach aussen, d.h. unser Inneres wird dadurch wahrnehmbar für andere und dies ist karmawirksam.

Auch betreffend deines Beispiels würde ich sagen, dass diese Gefühle nur durch die besagte "Karmawirksamkeit" sich in unseren Geist einschreiben.

Betreffend des Nirvanas liesse sich also sagen, dass wenn wir sämtliche Botschaften, welche den Kreis verlassen, abstellen könnten, wir dem Kreislauf entrinnen könnten. :rolleyes:
 
Hallo Hexe,

Ich versuche hier weiter zu präzisieren, wie ich das meinte: :)

Unsere Handlungen, Verhalten, Reden, Mimik etc. verlässt den Kreis. All dies sendet sozusagen eine Botschaft nach aussen, d.h. unser Inneres wird dadurch wahrnehmbar für andere und dies ist karmawirksam.

Auch betreffend deines Beispiels würde ich sagen, dass diese Gefühle nur durch die besagte "Karmawirksamkeit" sich in unseren Geist einschreiben.

Betreffend des Nirvanas liesse sich also sagen, dass wenn wir sämtliche Botschaften, welche den Kreis verlassen, abstellen könnten, wir dem Kreislauf entrinnen könnten. :rolleyes:

Hallo ratio,

für mich bitte immer gaaanz langsam und zum mitschreiben :D

Nirvana also für den der als Eremit in den Bergen lebt und keinerlei Kontakte pflegt?

Da wir wirklich niemals alle Botschaften nach "aussen" abstellen können wäre Nirvana niemals zu verwirklichen.

Karmawirksam wären nur die Akivitäten die von anderen wahrnehmbar sind?

Oder hab ich dich falsch verstanden?

Buddha hat laut Überlieferung nach seinem Erwachen (Nirvana) noch 45 Jahre gelehrt. Er hatte Kontakt zu den Menschen, redete mit ihnen, lebte unter ihnen...
Dann hätte er nach dieser Definition von Karma immer weiter Karma "erschaffen" und demnach auch weiterhin die Wirkungen davon erleben müssen. Er hätte also niemals den Kreislauf so durchbrechen können.

Lieber ratio,

ich befürchte dieser Thread ist nun (dank uns beiden;) ) wirklich off topic.
Wenn du möchtest kannst du einen neuen Thread eröffnen falls du weiterhin darüber diskutieren möchtest was Karma im Buddhismus genau bedeutet.
Ob ich dir darauf dann allerdings eine für dich befriedigende Antwort geben kann, da bin ich mir nicht so sicher. :rolleyes:

ganz liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Buddha hat laut Überlieferung nach seinem Erwachen (Nirvana) noch 45 Jahre gelehrt. Er hatte Kontakt zu den Menschen, redete mit ihnen, lebte unter ihnen...
Dann hätte er nach dieser Definition von Karma immer weiter Karma "erschaffen" und demnach auch weiterhin die Wirkungen davon erleben müssen. Er hätte also niemals den Kreislauf so durchbrechen können.

Hallo Hexe,

Echt? Das wusste ich nicht. Kann man im Buddhismus im Nirvana leben, wenn man noch hier auf der Erde lebt?

Nun ja, das Nirvana zu erreichen, kann ja nicht so leicht sein. :rolleyes:
 
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